User Online: 3 |
Timeout: 14:16Uhr ⟳ |
Ihre Anmerkungen
|
NUSO-Archiv
|
Info
|
Auswahl
|
Ende
|
A
A
A
Mobil →
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Themen ▾
Baumschutz (112)
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (360)
Die Arbeit der Stadtgaertner seit 1891 (975)
Die Hase und ihre Nebengewaesser (3007)
Gartenprojekte (22)
Klimageschichte (seit 1874) (162)
Konflikte um Kleingarten (25)
Konversionsflaechen (245)
Kooperation Baikal-Osnabrueck (25)
Umweltbildungszentrum(UBZ)1997-2018 (108)
Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrueck (324)
Suche ▾
Einfache Suche
Erweiterte Suche
Listen ▾
Orte in Osnabrück
Themen zu Umwelt und Nachhaltigkeit
AkteurInnen
Bildung
Auswahllisten für wichtige Themen (im Aufbau)
Erscheinungsdatum (Index)
Ergebnis
Merkliste ▾
Merkliste zeigen
Merkliste löschen
Datensätze des Ergebnis
Suche:
Auswahl zeigen
Treffer:
1
Sortierungen:
Datum vorwärts
Datum rückwärts
1.
Erscheinungsdatum:
22.10.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Eine Million Eschen sterben im Landkreis
Zwischenüberschrift:
Wie ein aus Asien eingeschleppter Pilz eine der wichtigsten Laubbaumarten in unseren Wäldern bedroht
Artikel:
Originaltext:
Bad
Rothenfelde
Erst
sterben
Fichten
durch
den
Borkenkäfer,
dann
Buchen
durch
die
Trockenheit,
nun
fallen
immer
mehr
Eschen
einem
Pilz
zum
Opfer,
der
sich
rasend
schnell
ausbreitet.
Der
für
unsere
Region
zuständige
Forstamtsleiter
Reinhard
Ferchland
geht
davon
aus,
dass
durch
das
sogenannte
Falsche
Weiße
Stängelbecherchen
rund
1
Million
Eschen
jeglichen
Alters
im
Osnabrücker
Land
absterben.
Ein
Förster
erläutert,
wie
unsere
Region
von
der
Epidemie
betroffen
ist.
Wie
breitet
sich
der
Pilz
aus?
Revierförster
Wolfgang
Meyer
hat
in
seiner
1400
Hektar
großen
Försterei
Nolle
im
Wiehengebirge
südlich
von
Bad
Essen
und
im
Teutoburger
Wald
zwischen
Hilter,
Dissen
und
Melle
viel
Arbeit
mit
dem
eingeschleppten
Pilz.
Die
Krankheit
stammt
aus
Asien
und
hat
sich
Studien
zufolge
über
die
Luft
verbreitet.
Die
Pilzsporen
infizieren
die
Blätter,
von
wo
aus
der
Erreger
in
den
Stamm
und
in
die
Äste
vordringt,
was
zum
Absterben
der
Triebe
führt.
Daher
ist
auch
vom
Eschentriebsterben
die
Rede.
Markantes
Zeichen
sind
durch
die
abgestorbenen
Triebe
lichte
Baumkronen,
wie
sie
Meyer
besonders
im
Bad
Rothenfelder
Forstort
Wellengarten
vorfindet.
Jüngere
Eschen
haben
sich
teilweise
orange
verfärbt,
weil
die
Rinde
bereits
abgestorben
ist.
Besonders
gefährlich
sind
ältere
befallene
Eschen.
Absterbende
Bäume
in
der
Nähe
der
Wanderwege
müssen
gefällt
werden.
Der
Revierförster
erläutert,
dass
der
Pilz
auch
die
Wurzeln
faulen
lässt,
die
Bäume
dadurch
nicht
mehr
standsicher
sind
und
Waldbesucher
sowie
Straßenverkehr
gefährden.
Meyer
erklärt:
„
Stark
befallene
Eschen
müssen
gefällt
werden,
weil
ein
Zurückschneiden
der
abgestorbenen
Äste
sinnlos
ist.″
Können
Eschen
sich
wehren?
Gesunde
Eschen
lässt
der
Revierförster
in
seiner
Försterei
mit
einem
blauen
Punkt
markieren,
um
eine
eventuelle
Widerstandsfähigtkeit
gegenüber
dem
Pilz
in
den
nächsten
Jahren
zu
verfolgen.
Zurzeit
forschen
Forstwissenschaftler
daran,
ältere,
resistente
einheimische
Eschen
zu
ermitteln.
Von
diesen
Bäumen
erntet
man
gesunde
Zweige
und
setzt
diese
auf
junge
Eschenpflanzen
auf.
In
Mecklenburg-
Vorpommern
etwa
gibt
es
Meyer
zufolge
bereits
eine
Versuchsfläche
mit
rund
700
Eschen,
die
so
auf
ihre
Resistenz
gegenüber
dem
Pilz
untersucht
werden.
Wenn
sich
dieser
Versuch
bewährt,
können
aus
dem
Samen
gesunde
Eschen
für
die
Zukunft
nachgezogen
werden.
Meyer
lässt
die
Eschen
zumeist
dann
fällen,
wenn
70
Prozent
der
Baumkrone
abgestorben
sind.
Man
dürfe
zudem
nicht
zu
lange
warten,
weil
die
eigentlich
wertholzhaltigen
Eschen
sonst
nur
noch
als
Brennholz
verkauft
werden
können.
Schließlich
werde
die
durch
den
Pilz
geschwächte
Esche
verstärkt
vom
Eschenbastkäfer
befallen,
der
sich
als
Larve
von
der
Baumrinde
ernährt
und
diese
zum
Absterben
bringt.
Ein
weiteres
Problem
sei
die
sich
rasch
entwickelnde
Wurzelfäule,
die
die
Standfestigkeit
stark
beeinträchtige.
In
der
Revierförsterei
Nolle
begann
die
Ausbreitung
des
Pilzes
2012
mit
vereinzelt
absterbenden,
jungen
Eschenbäumen,
die
ein
bis
zwei
Meter
groß
waren.
Der
Befall
durch
das
Falsche
Weiße
Stängelbecherchen
löste
das
Eschentriebsterben
aus
und
breitete
sich
in
den
vergangenen
sechs
Jahren
in
der
Revierförsterei
und
in
der
gesamten
Region
massiv
aus.
Meyer
weiß:
„
Inzwischen
sind
40-
jährige
mittelalte
Eschenbestände,
aber
auch
über
80-
jährige
Eschen-
Altbestände
stark
erkrankt
und
drohen
abzusterben.″
Wie
sollten
Förster
und
Waldbesitzer
reagieren?
Künftig
sollen
abgestorbene
Eschen
durch
Laubholz
wie
etwa
Buchen,
Eichen,
Bergahorn
oder
Erlen
ersetzt
werden.
Wo
noch
Buchen
stehen,
hofft
Meyer
auf
eine
Verjüngung
durch
herabfallende
Bucheckern.
Auch
natürlicher
Anflug
von
Ahorn-
oder
Erlensamen
könne
die
Waldlücken
auffüllen.
Wenn
sich
aber
keine
Naturverjüngung
einstellt,
„
müssen
in
den
nächsten
Jahren
Tausende
junge
Laubbäume
gepflanzt
werden″,
wie
der
Revierförster
erläutert.
„
Im
Landeswald
werden
geeignete
Laubholzpflanzen
gepflanzt,
wobei
die
Landesforsten
die
Kosten
selbst
tragen.
Der
private
Waldeigentümer
wird
dabei
durch
öffentliche
Förderungen
von
naturnaher
Laubholzpflanzung
mit
bis
zu
70
Prozent
unterstützt.″
30
Prozent
der
Kosten
müssten
die
Waldeigentümer
selbst
aufbringen,
um
einen
naturnahen
Wald
der
Zukunft
aufzubauen.
Meyers
Revierförsterei
Nolle
gehört
zum
Staatswald.
Wie
groß
ist
die
Dimension
des
Problems?
Inzwischen
sind
allein
in
dieser
Försterei
nach
Einschätzung
des
Revierförsters
schon
mehr
als
100
000
Eschen
aller
Altersstufen
betroffen,
im
gesamten
Landkreis
etwa
zehnmal
so
viele,
wie
er
glaubt.
Zurzeit
werde
empfohlen,
keine
Eschen
mehr
zu
pflanzen,
weil
diese
mit
großer
Wahrscheinlichkeit
alle
absterben.
Gegen
die
Sporenverbreitung
des
invasiven
2
bis
7
Millimeter
großen
Schlauchpilzes,
der
milliardenfach
an
den
abgefallenen
Eschenblättern
sitzt,
gibt
es
Experten
zufolge
aktuell
keine
Bekämpfungsmöglichkeiten.
Meyer
prognostiziert:
„
Aufgrund
der
negativen
Erfahrungen
in
betroffenen
Forstrevieren
ist
zu
befürchten,
dass
90
bis
98
Prozent
der
Eschen
in
den
nächsten
20
Jahren
absterben
werden.″
Das
Eschentriebsterben
stelle
somit
das
stärkste
Absterben
einer
wichtigen
und
weit
verbreiteten
heimischen
Laubbaumart
in
den
letzten
100
Jahren
dar.
Er
hofft
jedoch,
dass
sich
bei
zwei
bis
zehn
Prozent
der
betroffenen
Eschen
doch
noch
Resistenzen
herausbilden.
Bildtexte:
An
den
kahlen
Baumkronen
zu
erkennen:
Diese
Eschen
sind
von
einem
Pilz
befallen
und
nicht
mehr
zu
retten.
Förster
Wolfgang
Meyer
macht
deutlich,
dass
besonders
viele
Jungbäume
von
dem
Pilz
befallen
sind.
Fotos:
Jörn
Martens
Kommentar
Mammutaufgabe
unterschätzt
Nach
Zehntausenden
von
Fichten
und
Tausenden
von
Buchen
sterben
nun
auch
noch
1
Million
Eschen.
Damit
haben
die
Waldschäden
eine
noch
deutlich
größere
Dimension,
doch
die
Politik
unterschätzt
das
Ausmaß
immer
noch.
Da
der
Holzpreis
für
die
Fichte
in
einem
Jahr
um
mehr
als
die
Hälfte
eingebrochen
ist,
decken
die
Erlöse
teilweise
nicht
einmal
die
Kosten,
um
das
Holz
aus
dem
Wald
zu
schaffen.
Unter
diesen
Bedingungen
fehlen
bei
vielen
Waldbesitzern
die
Mittel,
um
in
die
Aufforstung
widerstandsfähiger
Laubmischwälder
zu
investieren.
Deshalb
reicht
es
nicht
aus,
wenn
private
Waldbesitzer
durch
öffentliche
Förderungen
von
Bund
und
Land
mit
bis
zu
70
Prozent
bei
der
Pflanzung
von
Mischwäldern
unterstützt
werden.
Selbst
wenn
sie
nur
30
Prozent
der
Kosten
tragen
müssen,
sind
viele
damit
immer
noch
überfordert.
Erst
recht,
wenn
nun
auch
noch
Eschen
in
einer
in
diesem
Ausmaß
nicht
bekannten
Dimension
betroffen
sind.
Wenn
Förster
vom
stärksten
Absterben
einer
wichtigen,
weit
verbreiteten
heimischen
Laubbaumart
in
den
vergangenen
100
Jahren
sprechen,
dann
muss
die
Politik
mit
einem
adäquaten
Aufforstungsprogramm
reagieren.
Die
vom
Bund
beschlossenen
550
Millionen
Euro
für
den
Wald,
die
nicht
nur
für
die
Aufforstung
vorgesehen
sind,
werden
dieser
Mammutaufgabe
–
angesichts
der
bundesweiten
Dimension
des
Problems
–
nicht
gerecht.
Unsere
grüne
Lunge
muss
uns
mehr
wert
sein.
Da
der
klimagerechte
Waldumbau
eine
gesamtgesellschaftliche
Aufgabe
ist,
müssen
die
privaten
Waldbesitzer
finanziell
noch
stärker
unterstützt
werden,
denn
die
Wiederaufforstung
muss
noch
deutlich
schneller
voranschreiten.
j.fays@
noz.de
Autor:
Jean-Charles Fays