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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Gewässer in Niedersachsen stark belastet
Zwischenüberschrift:
Stickstoff-Grenzwert soll sinken
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Hannover Angesichts einer anhaltend schlechten Qualität niedersächsischer Flüsse und Seen fordern Behörden weniger Nährstoffeinträge. Eine landesweite Nährstoffmodellierung, die der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) bei einem Gewässerforum am Montag vorstellen will, stellt konkrete Forderungen: Nach Informationen unserer Redaktion fordert der NLWKN eine jährliche Reduktion des Stickstoffeintrags um bis zu 37 000 Tonnen in die Oberflächengewässer. Beim Phosphor rechnen die Experten mit einem Reduktionsziel von 1400 Tonnen pro Jahr.

Damit überträgt der Landesbetrieb den Stickstoff-Grenzwert für die Küstengewässer von 2, 8 Milligramm pro Liter ins Binnenland, erklärte NLWKN-Direktorin Anne Rickmeyer. Grund sei, dass die Stickstoffeinträge zu großen Teilen aus dem Binnenland in die Küstengewässer gelangten.

Landwirtschaft im Fokus

Für die Einträge sind demnach vor allem die Landwirtschaft, industrielle Direkteinleiter und kommunale Kläranlagen verantwortlich. Mithilfe eines auf 100 mal 100 Meter heruntergebrochenen Rastermodells will der NLWKN künftig lokale Handlungsschwerpunkte festlegen.

Die Forscher haben zuletzt zahlreiche Rückstände künstlicher Substanzen in Niedersachsens Gewässern nachgewiesen, viele davon erstmals. Unter anderem wurden Spuren von Arzneimitteln, Industrie- und Haushaltschemikalien oder Pflanzenschutzmitteln gefunden. So wiesen zwei Drittel der 25 Messstellen Rückstände von Antibiotika auf. Auch andere Stoffe wie Quecksilber wurden demnach in niedrigen Konzentrationen nahezu flächendeckend gefunden.

Laut Umweltministerium ist der ökologische Zustand der niedersächsischen Oberflächengewässer besorgniserregend. Nur ein Bruchteil der Flüsse und Seen erfüllt demnach die Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie.

Lies sieht Handlungsdruck

Umweltminister Olaf Lies (SPD) warnt vor dramatischen Folgen. Bei der ökologischen Qualität der Gewässer in Niedersachsen haben wir von den 100 Prozent, die wir 2027 erreichen müssen, erst zwei Prozent erreicht″, sagte er unserer Redaktion. Der Handlungsdruck sei mitunter noch größer als bei der Nitratbelastung des Grundwassers. Wegen zu hoher Nitratwerte unter der Erde drängt die EU Deutschland derzeit zur Verschärfung der Düngeregeln.

Große Seen wie der Dümmer seien hoch belastet, viele Gewässer in der Vergangenheit begradigt oder einbetoniert worden, klagte Lies. Er warnte davor, das Problem zu verschleppen. Wir haben einen enormen Handlungsbedarf, wo wir auch heute noch handeln können″, sagte der Minister. Sollte man aber erst einmal abwarten, wird der große Hammer fallen″.

Kommentar
Nicht beirren lassen

Als hätte es noch einer weiteren Statistik bedurft, um den Ernst der Lage zu belegen: Die Erhebung des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz attestiert den Flüssen und Seen hierzulande eine anhaltend schlechte Qualität. In erster Linie geht es um Stickstoff und Phosphor.

Nun werden Landwirte argumentieren, dass auch Kläranlagen und andere Verursacher das Wasser verunreinigen. Auch über Grenzwerte mag gestritten werden.

An der grundsätzlichen Erkenntnis können diese Einwände aber nichts ändern: Flüsse, Seen und Grundwasser sind übermäßig belastet, gerade in Niedersachsen und gerade durch die Landwirtschaft. Die EU-Kommission kann Deutschland mit seinen halbherzigen Versuchen, das zu ändern, schon lange nicht mehr überzeugen.

Von den massenhaften Protesten von Landwirten, die in der kommenden Woche zu erwarten sind, sollte sich die Politik nicht beirren lassen. Dem gegenüber stehen die übrigen Wähler, die irgendwann fragen werden, warum es zunehmend Probleme mit dem Trinkwasser gibt.

Ohne rote Gebiete und Sanktionen wird es nicht gehen. Dabei sollte die Gesellschaft aber auch die Landwirte nicht alleinlassen. Ansonsten droht eine Entwicklung hin zu immer größeren Betrieben und die wollen am Ende auch die wenigsten. s.witte@ noz.de
Autor:
Klaus Wieschemeyer, Stefanie Witte


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