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1.
Erscheinungsdatum:
18.10.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Das versteckte Paradies am Westerberg
Zwischenüberschrift:
Drei Frauen und ein Mann berichten über ihre Arbeit im Botanischen Garten der Universität
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Es
ist
eine
blühende
Oase
mitten
in
der
Stadt,
ein
Geheimtipp
für
Erholungssuchende
nur
einen
kleinen
–
wenn
auch
steilen
–
Spaziergang
vom
Heger
Tor
entfernt,
eine
Stätte
der
Umweltbildung,
der
Forschung
und
der
Erhaltung
bedrohter
Arten,
außerdem
eine
Bühne
für
Kultur
und
Kunst:
All
das
bietet
der
Botanische
Garten
am
Osnabrücker
Westerberg.
Drei
Frauen
und
ein
Mann
erzählen
über
ihre
Arbeit,
die
dazu
beiträgt,
dass
es
unweit
der
Osnabrücker
Innenstadt
einen
solchen
Ort
der
Ruhe
und
Schönheit
gibt.
Thomas
Ahr
hat
den
wohl
exotischsten
Arbeitsplatz
Osnabrücks,
umgeben
von
Gewächsen
des
Amazonasregenwalds
wie
Vanille,
Kakao
oder
Mangroven,
die
Luft
erfüllt
vom
Singen
der
Kubanischen
Pfeiffrösche,
von
tropischer
Hitze
und
extrem
hoher
Feuchtigkeit.
„
Hier
muss
man
schon
schwitzen
können″,
sagt
der
Gärtner
des
Tropenhauses,
der
die
Pflanzen
dort
seit
19
Jahren
hegt
und
pflegt.
In
dem
21
Meter
hohen
Glasgebäude,
das
mit
einer
Wendeltreppe
bis
in
die
Wipfelregionen
begehbar
ist,
findet
man
die
Pflanzenwelt
der
Neotropis,
der
tropischen
Zone
Südamerikas.
In
der
Natur
werden
die
Bäume
allerdings
bis
zu
60
Meter
hoch.
Daher
macht
der
Rückschnitt
einen
großen
Teil
der
gärtnerischen
Arbeiten
aus.
1,
80
Meter
im
Jahr
wachsen
zum
Beispiel
Balsa-
Hölzer,
und
viele
der
Schling-
und
Kletterpflanzen
sind
zwei
Monate
nach
dem
Rückschnitt
wieder
oben.
Da
kann
ein
Baum
auch
mal
umbrechen,
schildert
Ahr.
In
diesem
Sommer
war
auch
das
Gießen
ganz
wichtig,
vor
allem
bei
den
Pflanzen,
die
in
der
warmen
Jahreszeit
in
Kübeln
unter
freiem
Himmel
stehen.
Aber
die
hohe
Sonneneinstrahlung
tat
den
Tropenpflanzen
durchaus
gut,
vieles
blüht
und
fruchtet
üppig.
Thomas
Ahr
betreut
neben
den
Schauhäusern
auch
die
Anzuchthäuser
und
ist
auch
gefragt,
wenn
es
um
den
regen
Pflanzenaustausch
mit
anderen
botanischen
Gärten
geht.
An
seinem
Job
liebt
er
die
Aufgabenvielfalt.
„
Hier
kann
ich
mein
Gärtnerherz
ausleben,
ich
habe
mit
einzigartigen
Individuen
zu
tun.″
Zum
Beispiel
mit
Aristolochia
arborea,
einem
Strauch,
der
mit
einer
spannenden
Taktik
Insekten
zur
Bestäubung
in
seine
Blüten
lockt:
Die
sehen
im
Inneren
wie
ein
Pilz
aus.
Diese
Mimikry
macht
die
Pflanze
für
Sabine
Zachgo
zu
einem
Highlight
im
Regenwaldhaus.
Die
Universitätsprofessorin
leitet
den
Botanischen
Garten
der
Universität
Osnabrück
seit
2007.
Begeistert
erzählt
sie
von
den
Anfängen
des
Gartens,
der
1984
im
ehemaligen
Steinbruch
am
Westerberg
entstanden
ist,
aus
dem
bis
1955
der
Baustoff
für
viele
der
gelben
Osnabrücker
Stadthäuser
stammt.
„
35
000
Kubikmeter
Mutterboden
sind
dafür
aufgebracht
worden″,
erzählt
Zachgo.
Jetzt
findet
man
sich
hier
in
Umgebungen
wie
die
sommergrünen
Laubwälder
Chinas
versetzt,
spaziert
unter
hohen
Bäumen,
an
einem
in
der
Sonne
blitzenden
Wasserlauf
oder
zwischen
Alpenvegetation
und
genießt
Blätter-
statt
Verkehrsrauschen.
Die
hohen
Wände
des
Steinbruchs
geben
dem
Garten
nicht
nur
ein
besonderes
Ambiente
und
einen
natürlichen
Lärmschutz,
sie
bieten
auch
eine
große
Vielfalt
unterschiedlicher
Standorte
für
die
8000
hier
kultivierten
Pflanzenarten.
2011
wurde
der
zweite,
innenstadtnähere
Steinbruch
angeschlossen,
allerdings
mit
einem
anderen
Konzept.
Hier
soll
die
Natur
sich
möglichst
ungestört
entfalten
können.
Dass
der
Botanische
Garten
für
die
Osnabrücker
ein
schöner
Ausflugsort
ist,
ist
eher
Nebensache.
„
Biodiversität
erforschen,
erhalten,
vermitteln″
–
das
sind
die
drei
Ziele
des
Universitätsstandortes.
Zur
Biodiversität,
also
der
Artenvielfalt,
gehört
das
WIPs-
Projekt.
Hier
geht
es
darum,
sich
in
Zusammenarbeit
mit
weiteren
botanischen
Gärten
um
gefährdete
Wildpflanzen
zu
kümmern.
Osnabrück
übernimmt
dabei
den
nordwestlichen
Teil
Deutschlands.
92
Arten
stehen
auf
der
Liste,
die
Biologin
Silvia
Oevermann
im
Blick
hat.
Im
Sommer
fahren
sie
und
ihr
Kollege
Dr.
Peter
Borgmann
wöchentlich
auf
Exkursion,
überprüfen,
wie
es
an
den
Standorten
der
Arten
aussieht,
ob
zum
Beispiel
eine
frühere
Orchideenwiese
inzwischen
Grünland
ist
oder
Moore
vertrocknet
sind,
sammeln
Saatgut,
das
dann
eingefroren
wird.
Auch
Erhaltungskulturen
werden
angelegt,
oder
Wiederansiedlungen
finden
statt,
um
dem
starken
Artenrückgang
zu
begegnen.
So
wurde
im
Raum
Cuxhaven
und
Cloppenburg
Arnika
montana
wiederangesiedelt.
Interessant
an
dieser
alten
Heilpflanze,
so
Sabine
Zachgo,
ist,
dass
die
Inhaltsstoffe
zunehmen,
je
höher
der
Standort
der
Pflanze
liegt.
Sie
selbst
hat
erst
vor
Kurzem
die
nördlichste
Population
der
Art
auf
Sylt
besucht,
die
dort
an
die
salzige
Meerluft
angepasst
ist.
Silvia
Oevermann
hatte
ihr
Studium
eher
aus
Liebhaberei
angefangen,
denn
die
Job-
Aussichten
für
Biologen
waren
und
sind
nicht
gut,
ihre
damalige
Arbeitsstelle
als
PTA
aber
war
sicher.
Dass
sich
dann
vor
13
Jahren
eine
Stelle
im
Botanischen
Garten
ergeben
könnte,
hätte
sie
nie
für
möglich
gehalten.
„
Es
ist
mein
Traumjob.
Draußen
sein,
dann
wieder
am
Computer
arbeiten,
mit
gefährdeten
Pflanzen
zu
arbeiten,
das
ist
für
mich
ein
sehr
hohes
Privileg.″
Zu
ihren
Aufgaben
gehört
auch
ein
Projekt,
das
mit
einer
Autobahnbaustelle
im
Tecklenburger
Land
zu
tun
hat.
Während
der
Bauphase
wäre
eine
Orchideenwiese
an
der
A
1
zerstört
worden.
Die
Knabenkräuter
wurden
entnommen
und
wachsen
nun
im
Botanischen
Garten
weiter,
bis
sie
nach
dem
Bau
wieder
eingepflanzt
werden
können.
Das
Beet,
das
einen
Teil
der
WIPs-
Pflanzen
zeigt,
findet
man
vor
dem
roten
Bohnenkamp-
Haus,
ganz
in
der
Nähe
eines
umzäunten
Areals
mit
dem
sperrigen
Namen
„
Agro-
Biodiversitätsfläche″.
In
diesem
ebenfalls
von
der
Bohnenkamp-
Stiftung
geförderten
Beet
kann
man
anschaulich
sehen,
wie
sich
Nutzpflanzen
durch
10
000
Jahre
Zuchtauswahl
verändert
haben.
Der
wilde
Kohl,
der
heute
noch
auf
Helgoland
vorkommt,
steht
neben
alten
und
neuen
Kulturkohlarten
wie
Grünkohl
oder
Brokkoli,
dessen
Blüte
verzögert
ist.
Sabine
Zachgo,
deren
Schwerpunkt
Entwicklungsgenetik
ist,
erklärt,
durch
welche
Mutationen
diese
Kulturarten
zustande
kamen:
Beim
Rotkohl
und
Weißkohl
zum
Beispiel
ist
die
Hauptachse,
der
Stamm
sozusagen,
gestaucht.
Neben
den
Kohlarten
wachsen
die
Fabaceaen,
die
Hülsenfrüchtler,
zu
denen
Bohnen,
Erbsen,
Linsen
gehören.
Sie
sind
für
die
Forschung
besonders
interessant,
weil
sie
als
Eiweißalternative
zur
Fleischernährung
infrage
kommen
und
auch
auf
sandigen,
armen
Böden
wachsen.
„
Die
Lupine
kommt
dabei
ganz
ohne
Düngung
aus,
und
ihr
Eiweiß
ist
sehr
faserig,
in
der
Konsistenz
wie
Hähnchenfleisch″,
erläutert
Sabine
Zachgo.
Auf
den
Namen
„
Bohnenkamp″
stößt
man
oft
im
Botanischen
Garten.
Der
kürzlich
verstorbenen
Unternehmerin
Gisela
Bohnenkamp
lag
die
Arbeit
dort
sehr
am
Herzen,
sodass
die
von
ihr
2008
ins
Leben
gerufene
Stiftung
viele
Projekte
dort
fördert,
unter
anderem
das
Bohnenkamp-
Haus,
in
dem
Veranstaltungen
stattfinden
und
das
Raum
für
Umweltpädagogik
bietet.
Für
reges
kulturelles
Leben
im
Botanischen
Garten
sorgt
dabei
unter
anderem
Maria-
Theresia
Sliwka.
Die
Rechtsanwältin
und
frühere
Ratsfrau
steht
dem
Freundeskreis
des
Botanischen
Gartens
vor,
der
seit
1986
unter
dem
Motto
„
Botanik
-
Bildung
–
Kultur″
den
Botanischen
Garten
finanziell
und
mit
ehrenamtlicher
Arbeit
unterstützt.
Er
führt
Projekte
durch
wie
das
herbstliche
Kürbisfest,
das
an
diesem
Sonntag
auf
dem
Programm
steht,
oder
auch
den
Pflanzentauschmarkt
im
Frühjahr,
initiiert
Konzerte
wie
2018
das
Classic-
Open-
Air
und
setzt
Großprojekte
in
Gang,
so
aktuell
die
komplette
Neugestaltung
des
Eingangsbereiches,
die
durch
Spenden
vor
allem
der
Bohnenkamp-
Stiftung
möglich
war.
Auch
die
Grüne
Schule
wird
gefördert,
die
Führungen
für
jedes
Alter
anbietet,
angefangen
vom
Kindergartenkind.
„
Gerade
für
die
Stadtkinder
ist
der
Botanische
Garten
wichtig,
um
so
früh
wie
möglich
an
die
Natur
herangeführt
zu
werden″,
findet
Sliwka.
Der
Freundeskreis
legt
auch
selbst
mit
Hand
an
bei
der
herbstlichen
Aufräumaktion
im
naturnahen
Steinbruch.
Damit
dort
nicht
alles
zuwächst,
ist
es
nötig,
einmal
im
Jahr
stark
wuchernde
Pflanzen
zu
entfernen.
„
Es
macht
viel
Freude,
im
Freundeskreis
mitzuarbeiten.
Wir
können
aber
gerne
noch
mehr
Unterstützung
gebrauchen,
neue
Leute
und
neue
Impulse
sind
herzlich
willkommen″,
betont
Sliwka.
So
könne
man
den
Botanischen
Garten
hinter
den
Kulissen
kennenlernen
und
Kontakt
zu
gleichgesinnten
Pflanzenfreunden
bekommen
–
oder
auch
einfach
nur
mit
dem
Mitgliedsbeitrag
eine
gute
Sache
fördern.
Der
Botanische
Garten
hat
also
für
die
verschiedensten
Zielgruppen
viel
zu
bieten
–
und
ist
dennoch
keineswegs
überlaufen,
sondern
zählt
in
Osnabrück
immer
noch
zu
den
Geheimtipps
–
als
kleines,
etwas
verstecktes
Paradies
ganz
nah
an
der
City.
Bildtexte:
„
Hier
muss
man
schon
schwitzen
können″:
Tropenhausgärtner
Thomas
Ahr
an
seinem
Arbeitsplatz.
Orchideenwiese
an
der
Autobahn
gerettet:
Gartenchefin
Sabine
Zachgo
(rechts)
und
die
Biologin
Silvia
Oevermann.
Maria-
Theresia
Sliwka
engagiert
sich
ehrenamtlich.
Hinten
das
Bohnenkamp-
Haus,
vorne
ein
Beet
für
gefährdete
Wildpflanzen
aus
dem
WIPs-
Projekt.
Der
vermeintliche
Pilz
lockt
Insekten
an,
die
Aristolochia
arborea
dann
bestäuben.
Fotos:
Philipp
Hülsmann
Autor:
Anke Herbers-Gehrs