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1.
Erscheinungsdatum:
16.10.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
Das wäre geklärt
Zwischenüberschrift:
Osnabrücks Hauptklärwerk in Eversburg ist seit 1912 am Netz
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Man
muss
einen
Blick
in
die
Vergangenheit
werfen,
um
würdigen
zu
können,
welch
einen
Segen
für
die
Menschheit
der
Bau
der
ersten
Kläranlagen
mitsamt
der
zuliefernden
Kanalisation
bedeutete.
Osnabrücks
Hauptklärwerk
in
Eversburg
erlebte
seine
Grundsteinlegung
im
Jahr
1912.
Die
Jahrzehnte
zuvor
waren
von
ständigem
Ringen
um
bessere
hygienische
Verhältnisse
gekennzeichnet
gewesen.
Im
Zuge
der
Industrialisierung
wuchs
die
Bevölkerung
im
19.
Jahrhundert
rasant,
die
Ver-
und
Entsorgungsinfrastruktur
wuchs
aber
nicht
mit.
Trinkwasser
wurde
aus
Brunnen
geschöpft,
die
oft
dicht
an
Aborten
lagen.
Abwässer
suchten
sich
ihren
Weg
in
den
Gossen
längs
der
Straßen
und
wurden
in
offene
Gerinne
geleitet,
die
ungeklärt
in
die
Hase
entwässerten.
Eine
Müllabfuhr
gab
es
nicht.
Unrat
wurde
häufig
zusammen
mit
den
Fäkalien
von
Mensch
und
Tier
sowie
Schlachtabfällen
und
betrieblichen
Abwässern
jeder
Art
und
Konsistenz
in
die
Gräben
gegeben.
Abort-
Gruben
mussten
von
Zeit
zu
Zeit
entleert
werden,
was
eine
wenig
begehrte
Tätigkeit
darstellte.
Tagelöhner,
die
diese
Arbeit
verrichteten
und
die
eingesammelten
Fäkalien
in
sogenannten
Ahlewagen
an
Bauernhöfe
außerhalb
der
Stadt
lieferten,
bewegten
sich
am
unteren
Ende
der
sozialen
Skala.
Da
schien
es
praktischer,
die
„
Abtritte″
direkt
über
den
Gräben
anzulegen.
Die
Wasserspülung
funktionierte
jedoch
häufig
nicht,
weil
die
Gräben
zu
wenig
oder
gar
falsches
Gefälle
hatten.
Zudem
wurden
sie
nicht
gereinigt,
sodass
der
Abfluss-
Querschnitt
immer
weiter
abnahm.
Bei
Starkregen
kam
es
zu
Stauungen.
Erdgeschoss-
und
Kellerwohnungen
liefen
mit
stinkender
Brühe
voll.
Von
der
„
guten
alten
Zeit″
sollte
man
gerade
in
dieser
Hinsicht
also
besser
nicht
reden.Miquels
„
Sielordnung″
Spätestens
mit
dem
Ausbruch
der
Cholera
1859
wurde
klar,
dass
es
so
nicht
weitergeht,
dass
die
natürliche
Spülung
der
Gräben
durch
Regenfälle
nicht
ausreicht
und
dass
die
Selbstreinigungskraft
der
Hase
gefährdet
ist.
Der
Bau
unterirdischer
Kanäle
begann.
1866
führte
Bürgermeister
Johannes
Miquel
eine
sogenannte
„
Sielordnung″
ein,
die
die
Kosten
des
Kanalbaus
auf
die
anzuschließenden
Hausbesitzer
verteilte.
Auf
der
gefestigten
finanziellen
Basis
machte
der
Kanalbau
rasche
Fortschritte.
Zunächst
war
noch
strittig,
ob
die
Kanäle
nur
Flüssigkeiten
aller
Art
aufnehmen
sollten
oder
auch
die
Feststoffe
aus
den
Aborten.
Stadtbaurat
Hackländer
plädierte
dafür,
es
beim
alten
System
der
gesonderten
Abfuhr
der
Fäkalstoffe
aus
den
Abortgruben
zu
belassen,
zumal
bei
der
periodischen
Leerung
der
Gruben
auch
wertvoller
Dünger
anfalle.
Es
kam
aber
anders.
Man
entschied,
einen
zentralen
Hauptsammelkanal
für
sämtliche
Abwässer
einschließlich
der
Fäkalstoffe
anzulegen,
der
weit
unterhalb
der
Stadt
in
die
Hase
entwässerte
mit
der
Möglichkeit,
dort
durch
vorgelagerte
Rieselfelder
eine
gewisse
Klärung
zu
erreichen.
Um
1902
war
dieser
Hauptsammler
fertig.
Er
verlief
unter
der
Stüve-
und
der
Pagenstecherstraße
parallel
zur
Hase
bis
hinter
das
Betriebsgelände
der
alten
Quirll′schen
Papiermühle
(später
Kämmerer)
.
Dort
gelangten
die
Abwässer
zunächst
noch
ungeklärt
in
den
Fluss.
Der
schon
1898
beabsichtigte
Bau
einer
mechanischen
Kläranlage
verzögerte
sich.
Erst
das
Jahr
1912
ist
als
Gründungsdatum
des
Klärwerks
Eversburg
anzusehen,
denn
in
dem
Jahr
nahm
die
Stadt
eine
Siebtrommelanlage
zur
mechanischen
Zurückhaltung
grober
Stoffe
in
Betrieb.
1935
folgten
eine
Rechenanlage
und
erste
Klärbecken,
in
denen
sich
Schmutzstoffe
durch
Schwerkraft
absetzten.
1938
kam
eine
biologische
Reinigungsstufe
hinzu.
Weitere
Meilensteine:
1955
eine
zweistufige
Belebtschlammanlage,
1968
weitere
biologische
Stufen,
Ausgleichsbecken
und
der
erste
Faulturm
(das
„
Eversburger
Ei″)
,
1993/
94
erfolgte
eine
Grundsanierung
mit
Erneuerung
der
biologischen
Reinigungsstufen
und
der
Nachklärung,
Abdeckung
der
Becken
und
Rinnen
zwecks
Vermeidung
von
Geruchsbelästigungen,
1998/
99
folgten
ein
zweiter
Faulbehälter
und
die
Anlage
von
drei
„
naturnahen″
Nachklärteichen
nördlich
der
Brückenstraße.
Das
heute
20
Hektar
Grundfläche
umfassende
Klärwerk
Eversburg
hat
seit
seiner
Entstehung
1912
alle
typischen
Entwicklungsstufen
der
Klärwerkstechnik
in
Deutschland
mitgemacht.
Es
ist
bis
heute
eine
Dauerbaustelle,
da
ständig
neue
biologisch-
technische
Erkenntnisse
und
Umweltanforderungen
zu
berücksichtigen
sind.Langer
Rechtsstreit
Die
Stadt
hat
allerdings
nicht
immer
eine
glückliche
Hand
bei
der
Vergabe
gehabt.
Der
Auftrag
zur
Grundsanierung
1993/
94
zog
eine
Klage
eines
unterlegenen
Bieters
nach
sich.
Nach
jahrelangem
Rechtsstreit
bis
zum
Bundesgerichtshof
musste
die
Stadt
wegen
entgangenen
Gewinns
schließlich
Schadenersatz
in
Millionenhöhe
leisten.
Die
Entschädigungszahlung
2003
hat
der
klagenden
Firma
allerdings
nicht
mehr
viel
genützt,
da
sie
schon
2001
in
Konkurs
gefallen
war.
Bis
2001
gehörten
Klärwerk
und
Kanalisation
organisatorisch
zum
Tiefbauamt
der
Stadt.
Danach
übernahmen
die
Stadtwerke
den
gesamten
Bereich,
zu
dem
auch
das
zweite
städtische
Klärwerk
in
Hellern
gehört.
Das
nimmt
die
Abwässer
aus
Hellern,
Sutthausen
und
Hasbergen
auf,
bevor
es
sie
geklärt
in
die
Düte
abgibt.
Der
Durchsatz
beträgt
etwa
ein
Zehntel
der
Menge,
die
in
Eversburg
verarbeitet
wird.
Die
Stadtwerke
und
ihr
Tochterunternehmen
SWO
Netz
GmbH
sind
damit
zu
den
„
Herren
der
Unterwelt″
Osnabrücks
geworden.
Mehr
als
1100
Kilometer
an
Kanälen,
338
Pumpstationen
und
90
Regenrückhaltebecken
gehören
zu
ihrem
Revier.
Tag
für
Tag
werden
49
000
Kubikmeter
Abwässer
so
gründlich
geklärt,
dass
sie
am
Ende
des
Prozesses
bedenkenlos
an
Hase
und
Düte
abgegeben
werden
können.
Die
nächste
Großinvestition
für
das
Klärwerk
Eversburg
kündigt
sich
bereits
an.
Ab
2029
darf
der
anfallende
Klärschlamm
nicht
mehr
als
Dung
für
landwirtschaftliche
Flächen
abgegeben
werden.
Bis
dahin
muss
eine
Verbrennung
eingerichtet
sein.
Kostenpunkt:
24
Millionen
Euro.
Bildtexte:
Baustelle
Klärwerk
1957:
Ein
neues
Hauptbelebungsbecken
und
Nachklärbecken
entstehen.
Oben
waagerecht
verläuft
der
Stichkanal.
In
der
unteren
Bildhälfte
ist
die
noch
junge
Siedlung
Wippchenmoor
zu
erkennen.
„
Klärwerk″
auf
Rädern:
Bevor
die
Kläranlage
Eversburg
den
Betrieb
aufnahm,
wurden
Abortgruben
per
Hand
geleert.
Tagelöhner
brachten
die
Fäkalstoffe
in
„
Ahl-
Tönnken″
mit
dem
Ahlewagen
in
die
umliegende
Landwirtschaft.
Das
Foto
von
Rudolf
Lichtenberg
(hier
ein
Ausschnitt)
stammt
aus
dem
Archiv
des
Museums
Industriekultur.
Das
Klärwerk
heute:
Zwei
Faultürme,
die
aus
der
Ferne
an
„
Ei
und
Salzstreuer″
erinnern,
sind
die
Arbeitsplätze
unzähliger
Bakterien.
Diese
sorgen
für
das
„
Ausfaulen″
der
eingeleiteten
Schlämme.
Die
Kläranlage
Eversburg
in
jungen
Jahren:
1935
sind
die
ersten
Vorklärbecken
und
eine
Rechenanlage
in
Betrieb
gegangen.
Großbaustelle
im
Januar
1994:
Für
mehr
als
50
Millionen
DM
entstehen
in
Eversburg
damals
unter
anderem
neue
Nachklärbecken
(in
der
Bildmitte
in
Rundform)
und
Belebungsbecken
(dahinter)
.
Den
Ausbaustand
des
Klärwerks
im
Jahr
1972
zeigt
dieses
Luftbild
aus
dem
Archiv
des
Eversburger
Bürgervereins:
Der
erste
Faulturm
der
Anlage
ist
bereits
errichtet
worden,
die
Brückenstraße
ist
gerade
im
Entstehen.
Fotos:
Archiv
Bürgerverein
Eversburg,
Archiv
Stadtwerke
Osnabrück/
Oliver
Pracht,
Archiv
Stadtwerke
Osnabrück,
Archiv/
Michael
Hehmann
Autor:
Joachim Dierks