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1.
Erscheinungsdatum:
15.10.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Das Heger Tor ist 120 Millionen Jahre alt
Zwischenüberschrift:
Beim „Tag der Steine″ führt der Geologe Patrick Chellouche mitten in der Stadt durch die Erdgeschichte
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Rathaus,
Stadtwaage
und
Dom
sind
240
Millionen
Jahre
alt.
Natürlich
nicht
als
Bauwerke,
sondern
im
Hinblick
auf
die
Steine,
aus
denen
sie
errichtet
wurden.
Den
Altersrekord
hält
allerdings
ausgerechnet
ein
modernes
Gebäude:
die
City-
Toilette
am
Domhof.
Die
vorgehängten
Naturstein-
Platten
der
Bedürfnisanstalt
bringen
es
auf
stolze
2,
5
Milliarden
Jahre.
Es
handelt
sich
um
polierte
Granit-
Elemente
der
Sorte
Juparana
India,
Herkunftsland
Indien.
Die
sind
freilich
nicht
typisch
für
die
Osnabrücker
Altstadt,
sondern
Modeartikel
aus
dem
Katalog
des
Baustoffhandels,
erläutert
Patrick
Chellouche.
Der
ist
promovierter
Geowissenschaftler
und
leitet
seit
einem
Jahr
die
paläontologische
Abteilung
des
Naturkundemuseums
am
Schölerberg.
Zum
deutschlandweit
ausgerufenen
„
Tag
der
Steine″
hat
er
zu
einer
werksteinkundlichen
Exkursion
durch
die
Innenstadt
eingeladen.
Es
ist
eine
Premiere
für
Osnabrück.
Elf
Mitgänger
finden
sich
ein.
Für
Chellouche
eine
durchaus
erfreuliche
Resonanz,
handele
es
sich
doch,
objektiv
betrachtet,
um
ein
„
etwas
spezielles″
Angebot.
Das
Netzwerk
„
Steine
in
der
Stadt″
möchte
mit
dem
jährlich
begangenen
„
Tag
der
Steine″
Verständnis
für
und
Freude
an
Naturwerksteinen
in
unserer
städtischen
Umgebung
wecken.
Und
das
nicht
nur
bei
Fachleuten
wie
Geowissenschaftlern,
Steinmetzen
oder
Architekten,
sondern
in
einer
möglichst
breiten
Öffentlichkeit.
„
Erdgeschichte
kann
man
nicht
nur
im
Museum
oder
auf
Ausgrabungen
erleben″,
sagt
Patrick
Chellouche.
Viel
näher
liege
es
doch,
ganz
bequem
auf
einem
Stadtbummel
die
Steine
in
ihrer
alltäglichen
Nutzung
zu
betrachten,
ohne
extra
in
Steinbrüchen
herumkraxeln
zu
müssen.
Denn
unsere
Städte
seien
nicht
nur
ein
Denkmal
für
die
Bautätigkeit
des
Menschen
durch
die
Jahrhunderte.
Sie
lassen
viele
Millionen
Jahre
tiefer
in
die
Vergangenheit
blicken
–
wenn
man
so
wie
Chellouche
die
Sichtflächen
der
Naturwerksteine
zu
deuten
weiß.
Beispiel
Heger
Tor
–
oder
Waterloo-
Tor,
wie
es
eigentlich
heißt.
Es
erinnert
seit
gut
200
Jahren
an
den
Osnabrücker
Beitrag
zum
Sieg
über
Napoleons
Truppen
bei
Waterloo.
Die
Quadersteine
des
Torbogens
bringen
es
auf
120
bis
140
Millionen
Jahre.
Sie
stammen
aus
dem
Teutoburger
Wald,
vielleicht
aus
dem
damals
viel
genutzten
Benno-
Steinbruch
am
Dörenberg.
Man
kann
sie
gut
bearbeiten.
Daher
sind
sie
wie
geschaffen
für
die
sogenannten
Dimensionssteine,
die
die
Lasten
des
Torbogens
sauber
abtragen
können.
Die
glatten
Oberflächen
lassen
hier
und
da
Spuren
von
Meerestieren
erkennen,
etwa
Kriechgänge
von
Würmern,
wie
sie
jeder
Wattwanderer
schon
einmal
gesehen
hat
–
ein
Indiz
dafür,
dass
der
Osning-
Sandstein
„
marinen″
Ursprungs
ist.
Im
Erdzeitalter
des
Jura,
das
uns
spätestens
seit
dem
Kinohit
„
Jurassic
Park″
zumindest
dem
Namen
nach
geläufig
ist,
war
unser
Landstrich
von
einem
lagunenartigen
Flachmeer
bedeckt,
an
dessen
Stränden
sich
die
Dinosaurier
tummelten.
Aber
eben
auch
Muscheln,
Tintenfische
und
Krebse.
Deren
kalkhaltige
Überreste
verewigten
sich
in
den
Sediment-
Ablagerungen.
Und
man
erkennt
die
typischen
Riffelungen,
wie
sie
Wind
und
Wasser
im
Sand
hinterlassen.
Patrick
Chellouche
weist
auf
das
unbearbeitete,
geradezu
schroffe
Gestein
hin,
das
sich
links
und
rechts
an
die
glatten
Formsteine
des
Torbogens
anschließt.
Es
hat
einen
nur
kurzen
Weg
hinter
sich,
kommt
nämlich
aus
den
Steinbrüchen
des
Westerbergs.
Dieser
Wellenkalk-
Bruchstein
ist
etwa
240
Millionen
Jahre
alt
und
lässt
sich
kaum
bearbeiten.
Er
wurde
zum
schnellen
Hochziehen
von
Mauerwerk
ohne
ästhetische
Anforderungen
eingesetzt,
wie
bei
den
mittelalterlichen
Stadtbefestigungen.
Am
Rathaus
lassen
sich
drei
Steinsorten
aus
verschiedenen
Zeitaltern
entdecken.
Der
Sockel
des
Treppenaufgangs
weist
den
hier
etwas
rötlichen
Dörenberger
Sandstein
auf,
während
das
grünlich
schimmernde
Hauptmauerwerk
aus
Meller
Schilfsandstein
besteht.
Die
erst
im
19.
Jahrhundert
ergänzten
Kaiserstatuen
sind
hingegen
aus
Baumberger
Sandstein,
der
sich
gut
figürlich
bearbeiten
lässt.
Und
so
geht
es
weiter
durch
die
City,
mit
Stationen
unter
anderem
an
Stadtwaage
und
Marienkirche,
am
Löwenpudel-
Denkmal,
am
Dom
und
an
der
Ursulaschule.
Die
Herkünfte
der
Gesteine
aus
der
Region
lassen
erkennen,
dass
das
Heranschaffen
beschwerlich
und
teuer
war,
zumal
die
Hase
zu
keinen
Zeiten
als
Transportweg
taugte.
Diese
Beschränkungen
sind
in
der
jüngsten
Neuzeit
entfallen,
wie
Chellouche
etwa
anhand
des
China-
Pflasters
in
der
Großen
Straße
aufzeigt.
Auch
die
modernisierten
Fassaden
mancher
Geschäftshäuser
bieten
Abwechslung:
Das
„
Ristorante
Italiano″
in
der
Theaterpassage
glänzt
mit
Treuchtlinger
Marmor,
Juwelier
Kolkmeyer
mit
Granatglimmerschiefer
(möglicherweise
aus
dem
Ötztal)
,
das
Nordsee-
Fischgeschäft
mit
Ibbenbürener
Sandstein.
Krönender
Abschluss
ist
der
Haarmannsbrunnen.
Wer
bei
diesem
Denkmal,
das
dem
Grubenarbeiter
im
Piesberg
gewidmet
ist,
Piesberger
Karbonquarzit
erwartet,
der
irrt.
Die
Nachbildung
der
Grubenwände
besteht
aus
Durilit,
einem
aus
Steinmehl
und
Zement
hergestellten
Kunststein.
Bildtext:
Das
Material,
aus
dem
das
Heger
Tor
und
die
alten
Stadtmauern
errichtet
wurden,
kommt
aus
der
Region
Osnabrück
–
und
die
war
früher
von
einem
Meer
bedeckt,
was
man
angesichts
der
Oberflächen
der
Steine
deutlich
erkennt.
Fotos:
Gert
Westdörp
Autor:
Joachim Dierks