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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Wie ein Fahrrad ohne Kette
Zwischenüberschrift:
Leserbriefe
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Zum Artikel Inklusion macht immer mehr Lehrer krank Lehrergewerkschaft GEW Osnabrück schlägt wegen mangelnder Förderschullehrer Alarm″ (Ausgabe vom 14. September).

Zuerst einmal ist es gut, dass die entstandenen großen Schwierigkeiten bei der Umsetzung des inklusiven Gedankens im Bildungssystem immer mehr durch öffentliche Stellungnahmen und Berichte in den Fokus der Allgemeinheit rücken. Die Betroffenen fanden bis dato viel zu wenig Gehör und wurden mit den stetig wachsenden Anforderungen überwiegend alleingelassen. Entsprechend kam es zu Überforderungen, Frustrationen und Resignationen bis hin zum persönlichen Rückzug.

Während sich dieser Prozess jetzt zum Teil im neu erfassten Krankenstand der Lehrer widerspiegelt, wurden und werden bis heute die einhergehenden Symptome der Schüler und Eltern einfach ignoriert. Und anstatt eine bedarfsgerechte Fachkräfte-, Raum- und Materialausstattung zur Verfügung zu stellen, wurden alle Beteiligten in die schnelle Umsetzung hereingepresst.

Parallel entwickelte sich ein immer differenzierteres Diagnostik- und Therapiespektrum mit einem erhöhten Einsatz von Medikationen wie zum Beispiel Ritalin und Antidepressiva.

Diese Entwicklung wirkt sich jetzt bereits spürbar aus. Neben zunehmenden Krankheitsausfällen kommt es durch den Fachkräftemangel und die daraus resultierende Unterversorgung zu weiteren Belastungen, die wiederum eine sinkende Akzeptanz- und Toleranzgrenze zur Folge haben.

Solange weiterhin versucht wird, Inklusion im Rahmen von Lobbyarbeit unter dem Motto , Nur wer am lautesten schreit, bekommt etwas′ durchzusetzen, wird sich nichts ändern und noch vieles verschlimmern.

Wann werden die einzelnen Interessenvertreter und Entscheidungsträger endlich verstehen, dass Inklusion nur durch eine behutsame Vorgehensweise unter Berücksichtigung der verschiedenen Bedarfe gelingen kann? Denn alle Beteiligten und an erster Stelle die Förderbedürftigen selbst benötigen Zeit, um sich an die vielfältigen Veränderungen anpassen zu können. Zeitmangel und unstrukturierte Umsetzungen haben bereits zu hohen Drucksituationen vieler Beteiligter geführt. Die hierdurch entstehende Regression trägt zur Veränderung der Gesellschaft bei und wirkt sich nachhaltig negativ auf das soziale Verständnis, den Arbeitsmarkt und die Kosten im Rahmen der solidarischen Gemeinschaft aus.

Um dieser bereits eingesetzten Negativspirale entgegenzuwirken, benötigt es neben einer offenen Kommunikationsstruktur eine gute Ausstattung aller Schulen mit genügend Fachkräften und Raum, sowie die Akzeptanz, dass die Umsetzung von Inklusion nur durch den Erhalt der Förderschulen gelingen kann.″

Anja Dowidat
Osnabrück

Inklusion find ich gut! Wirklich! Wenn ich einen Förderschüler fragen würde, wie ich ein kaputtes Fahrrad reparieren sollte, dann würde er sich das Rad erst einmal genau anschauen. Reifen sind aufgepumpt, alle Schrauben sind fest, aber dann stellt er schnell fest, dass die Kette fehlt! Da kann man treten wie man will, man kommt nicht vom Fleck.

Die Inklusion bewirkt wirklich viele positive Entwicklungen bei Förderschülern. Sie sind in der sozialen Gemeinschaft aufgenommen, ohne das Stigma des Ausgesonderten zu erleben. Sie erfahren Unterstützung durch ihre Mitschüler und können ihre Stärken zum Ausdruck bringen.

Aber unter den jetzigen Bedingungen im Schulsystem kommen sie nicht vom Fleck. Die Kette fehlt. Sie leiden besonders unter der mangelhaften Förderung, da die Stunden für die Förderschullehrer radikal heruntergeschraubt wurden.

Die Lehrer/- innen der Grundschule und der weiterführenden Schulen können diese Herausforderung nicht aus eigener Kraft stemmen, dafür sind sie nicht hinreichend ausgebildet.

Ich frage mich, ob den Förderschülern dadurch nicht auch ein Stück weit das Recht auf Bildung genommen wird. Sie wurden aus ihrem sicheren System der Förderschulen herausgenommen und leiden unter den mangelhaften Bedingungen im Regelschulsystem.

Sie brauchen die volle ihnen versprochene Förderung, um weiterhin die Möglichkeit der Chancengleichheit in Anspruch zu nehmen. Also: Kette geben! [...]″

Uwe Engelmann
Bramsche
Autor:
Anja Dowidat, Uwe Engelmann


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