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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Hotel an der Johannisstraße gibt auf
 
Hotelier hat endgültig die Nase voll
 
Angelaschüler protestieren gegen Stillstand in der Johannisstraße
Zwischenüberschrift:
Hotel Meyer glaubt nicht an einen baldigen Wandel in der Johannisstraße und sattelt um
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück Das Ende eines weiteren Traditionsunternehmens an der Johannisstraße heizt die Debatte über die Zukunft des Neumarkt-Quartiers weiter an. Hotelier Stephan Meyer hat in einem Brief angekündigt, den Betrieb seines Hotels zum Jahresende einzustellen. Er zieht damit die Konsequenzen aus den katastrophalen Bedingungen in der Johannisstraße und dem zunehmenden Wettbewerb im Hotelgewerbe in Osnabrück. Unter den derzeitigen Umständen in der Straße könne er weder seinem eigenen Anspruch noch dem seiner Gäste gerecht werden. Vielen Dank an alle Osnabrücker und an die vielen auswärtigen Gäste, die unserem Hause freundschaftlich verbunden sind″, schreibt Meyer. Vom Sofortprogramm, das die Politik angekündigt hat, erwartet der Unternehmer keine Besserung.

Osnabrück Ende des Jahres ist Schluss: Stephan Meyer wird sein kleines Hotel an der Johannisstraße schließen, weil er das katastrophale Erscheinungsbild seinen Gästen und sich selbst nicht mehr zumuten will. Ich gebe nicht auf, ich verändere mich″, sagt der 59-Jährige.

In Meyers Seele, so scheint es, kämpfen Resignation und Aufbruchstimmung miteinander. Der Hotelier hat den Glauben verloren, dass die Johannisstraße in absehbarer Zeit ein einigermaßen akzeptables Erscheinungsbild″ erreichen kann, wie er in einem Brief an unsere Redaktion schreibt. Aber: Wir bleiben der Johannisstraße erhalten, wechseln nur das Gewand.″

Seit 85 Jahren beherbergt das Familienunternehmen Gäste in dem Haus an der Ecke Johannisstraße/ Neumarkt. Mit seinen nur 14 Zimmern besetzt es eine Nische in der Osnabrücker Hotellandschaft. Viele Stammgäste kehren bei Meyer ein, die die familiäre Atmosphäre und Nähe zur City und zur Universität schätzen. Doch immer Gäste fragten sich, was mit der Johannisstraße geschehe, berichtet Meyer. Die wohlwollenden Gäste hätten es so ausgedrückt: Das ist nicht die vornehmste Straße in Osnabrück.″Trinkgelage und Bettelei

Ich schäme mich dafür″, sagt Meyer. Lange habe er den Gästen gegenüber die Politik verteidigt, doch jetzt gerate er schwer in Erklärungsnotstand″. Seine Hoffnung ruhte auf der Annahme, dass der Bau des Einkaufszentrums dem Quartier ein besseres Gesicht und neuen Schub geben würde. Diese Hoffnung habe sich mit der Absage durch den Centerentwickler zerschlagen, so Meyer. Vor der Johannisstraße liege jetzt eine weitere sehr lange Leidenszeit″.

Tägliche Trinkgelage, lagernde Personen, Wildpinkeln, aggressives Betteln, offener Drogenhandel. Die ständigen Baustellen seit den Neunzigerjahren, Baugruben, geflicktes Pflaster, Lärm und Dreck, das sind unsere Begleiter und werden es auch noch eine längere Zeit lang bleiben″, so Meyer. Eine alternative Nutzung mit einem Mischkonzept aus Leben, Wohnen, Arbeiten sowie einer zukunftsfähigen Bibliothek sei eine schöne Idee, die aber, wenn überhaupt, meine Enkel irgendwann einmal erleben dürften″.

Geplant war, dass in diesem Frühsommer die Bauarbeiten zur Neugestaltung der Johannisstraße und des Neumarktes beginnen. Der Baubeginn ist auf unbestimmte Zeit verschoben, weil überraschend Probleme mit dem Beton aufgetreten sind, der dort verbaut werden sollte. Nach dem Aus für das Einkaufszentrum ist darüber hinaus unklar, wie es mit den Schrottimmobilien weitergeht. Der Deutschland-Chef von Centerentwickler Unibail.Rodamco Westfield hatte in der vergangenen Woche geunkt, es könnten noch zehn Jahre Stillstand folgen.Sofortprogramm

Die Grünen im Stadtrat haben in der Sitzung Anfang September ein Zehn-Punkte-Sofortprogramm für die Johannisstraße gefordert. Es solle nach Zwischennutzungen für die leer stehenden Gebäude gesucht und ein Quartiersmanager eingestellt werden. Kulturveranstaltungen sollen das Viertel beleben, Stadtmöbel, Außengastronomie und Grünflächen die Aufenthaltsqualität verbessern, die Straßenreinigung intensiviert werden bis es zu einer endgültigen Lösung kommt. Der Auftrag liegt nun bei der Verwaltung, ein Hilfsprogramm zu entwickeln.

Stephan Meyer glaubt nicht, dass ein solches Programm umgesetzt wird. Von der Politik habe es schon zu viele leere Versprechungen gegenüber den Gewerbetreibenden″ gegeben.

In dieser Woche wird die notdürftig geflickte Johannisstraße erneut zur Baustelle. Die Stadtwerke lassen provisorische Bussteige betonieren, damit die Busse nach den Herbstferien wieder durch die Johannisstraße rollen können. FDP-Ratsherr Oliver Hasskamp hält das für eine falsche Entscheidung. Alle Ratsfraktionen sehen mittlerweile dringenden Handlungsbedarf bei der vorderen Johannisstraße, dann wäre es nur sinnvoll und richtig, den Busverkehr aus dem Bereich herauszunehmen″, teilte Hasskamp am Wochenende mit. Die neue Möblierung, Außengastronomie, Veranstaltungen und Straßenfeste, die das Zehn-Punkte-Programm bringen soll, seien zwischen den minütlich fahrenden Bussen kaum zu realisieren. Das ist doch Volksverdummung″, so Hasskamp wörtlich.

Die aktuelle Umleitung der Busse zeige, dass es funktioniere, den Bereich busfrei zu halten. Eine Steigerung der Aufenthaltsqualität und ein hochwertigeres Geschäftsangebot werden nur ohne Busse funktionieren″, so der FDP-Ratsherr. Vielen Ratsmitgliedern fehlten bei diesem Thema Mut und Weitsicht″.Studenten-WG

Stephan Meyer wird am 22. Dezember den letzten Gast verabschieden und das Haus dann anders bewirtschaften. Einen Teil nutzt schon heute das EMIL-Projekt, an dem auch seine Tochter Zina ehrenamtlich mitwirkt. Das von der Bohnenkamp-Stiftung geförderte Patenschaftsprojekt führt Kinder aus sozial benachteiligten Familien mit Paten zusammen, die mit den Kindern etwas unternehmen und sie individuell fördern.

Einen weiteren Teil des Hotels will Meyer an studentische Wohngemeinschaften vermieten, ein anderer soll fürs Co-Living genutzt werden. Co-Living-Konzepte richten sich vor allem an Berufstätige, die unter einem Dach zusammen leben und arbeiten. Groß umbauen muss Meyer dafür nicht: Nur ein paar Handgriffe″ seien nötig, sagt er.

Bildtext:
Stephan Meyer schießt sein Hotel, weil er seinen Gästen die Trostlosigkeit der Johannisstraße nicht mehr erklären kann.
Fotos:
Graf, Gert Westdörp

Kommentar
Die Stadt ist in der Pflicht

Studenten der Betriebswirtschaftslehre werden eines Tages am Beispiel des Hotels Meyer studieren können, wie äußere Umstände ein solides Familienunternehmen in die Knie zwingen können.

Dass die explosionsartige Vermehrung der Hotelbettenzahl in Osnabrück kleine Betriebe in Bedrängnis bringen würde, war absehbar. Das Hotel Meyer wäre künftig umringt von drei neuen Systemhotels am Neumarkt und im alten Leffers-Haus. Und dann auch noch diese katastrophalen Umstände in der Johannisstraße, die Gäste abschrecken und Gewerbetreibende zur Verzweiflung bringen.

Die jüngste Entwickung zeigt: Das Neumarkt-Quartier gehört auf der politischen Prioritätenliste auf Platz 1 da mögen Theatersanierung oder Stadionausbau noch so dringlich erscheinen. Die Stadt hat vor allem in der Johannisstraße etwas gutzumachen.

w.hinrichs@ noz.de

Osnabrück Ist die Pest nach Osnabrück zurückgekehrt? Mit einer aufsehenerregenden Performance kommentierten 22 Schülerinnen und Schüler der Angelaschule am Freitag, was sie von der Nicht-Entwicklung am Neumarkt und in der Johannisstraße halten. Die Geschichten, die wir uns erzählen, stimmen nicht mehr″: Das ist der Titel der Kunstaktion, die von der Osnabrücker Künstlerin Renate Hansen für die Musik- und Kunstschule entwickelt wurde. Den Satz sprachen die Schüler an verschiedenen Stellen am Neumarkt und in der Johannisstraße. Er stand auch auf den Flyern, die an Passanten verteilt wurde. Die reagierten unterschiedlich auf die Aktion, bei der die Schüler mit Pestmasken durch die Straßen liefen. Manche Betrachter schauten sie ängstlich an, andere lachten sie an, manche ignorierten sie, eine Frau filmte die Gruppe, und zwei Polizisten fragten neugierig, was denn los sei. Der Neumarkt ist eine Geschichte, die nicht mehr stimmt″, sagte Renate Hansen. Was treibe die Menschen an, an ein Einkaufszentrum und an ein Höher, schneller, weiter″ zu glauben, aus welcher Haltung werde so etwas geplant?, fragte sie. Antworten gab sie jedoch nicht. Die Kunst gibt keine Antworten, sie stellt Fragen.″ Jelka Denter und Henning Monska wurden da konkreter. Der Jetzt-Zustand sei verwirrend und nicht schön, sagten die Zwölftklässler. Das Areal sei als niederes Viertel″ in der Stadt bekannt, wo sich düstere Gestalten″ aufhielten, legte er nach. Der 17-Jährige und seine gleichaltrige Klassenkameradin hätten sich gewünscht, dass dort etwas Neues entstehe, gleichgültig, ob Einkaufszentrum, Wohnungen oder Bäume. Der Gang bis zur Johanniskirche wurde teilweise zum Spießrutenlauf für die Schüler. Die Schüler berichteten von Beleidigungen und Unmutsäußerungen. Ein Mann wünschte sie ins Straflager″, eine Frau meinte, sie sollten lieber beten als protestieren. Die Angelaschüler vermuteten, ihre Performance sei mit der Klima-Demo Fridays for Future″ verwechselt worden, und berichteten, es habe auch Zuspruch gegeben. Die 16-jährige Bilha Landwehr zog das Fazit: Es hat Spaß gemacht, die Leute zu verwirren.″
Foto:
S. Hehmann
Autor:
Wilfried Hinrichs, tw


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