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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Das wahre Problem ist das Bevölkerungswachstum
Zwischenüberschrift:
Leserbriefe
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Zu Klimawandel und Klimakabinett, u. a. zum Artikel Der Preis für den Klimaschutz″ und dem Kommentar Es geht ums Ganze″ von Uwe Westdörp (Ausgabe vom 16. September).

Sehr viel Platz wird in den Medien dem Thema Klimawandel eingeräumt, und in erster Linie dem CO2-Ausstoß. Erstaunlich ist, wie dabei eigentlich um die wahren Probleme herumgeredet wird: den übermäßigen Verbrauch an Ressourcen der Erde einerseits, das ebenso problematische wie letztendlich gefährliche Wachstum der Weltbevölkerung. Jetzt schon werden praktisch die Erdressourcen in knapp einem halben Jahr verbraucht. Davon , verbraten′ die reichen Länder allein die Hälfte.

Bei allen schönen Sprüchen in Bezug auf die Armut der sogenannten Dritten Welt, der Notwendigkeit, für mehr Gerechtigkeit zu sorgen, stellt sich in meinen Augen eine berechtigte Frage, auch an die im Rahmen der Bewegung , Fridays for Future′ demonstrierende Jugend. Es lässt sich leicht demonstrieren (vielerorts mit der Dose Cola oder dem Energydrink, dem Coffee to go oder dem Karton Burger sowie dem Smartphone in der Hand oder der Tasche), wenn die dabei verteufelten Eltern dies erst finanzieren. Wie wäre es denn, wenn man hier erstmals den schönen Worten echte Taten folgen ließe und zuerst für eine gerechte Teilung der Ressourcen das Nötige tun würde? Zuerst müssten die reichen Länder ihren Verbrauch an Ressourcen und somit auch ihren Wohlstand halbieren.

Wer unter den Bewohnern der reichen Länder wäre bereit, auf die Hälfte dessen zu verzichten, was er hat? Wer unter diesen Jugendlichen wäre bereit, von heute auf morgen auf das Smartphone zu verzichten und damit auf das Internet und Social Media? Wer verzichtet auf die Cola-Dose und den Burger? Wer verzichtet auf das Auto, das von den Eltern gespendet wird? Und zu bedenken ist auch folgender Aspekt: Wenn die reichen Länder auf den Zugriff auf die Hälfte der Ressourcen verzichten, bedeutet dies auch weniger Arbeitsplätze, weniger Geld, weniger Mittel für die Infrastruktur und vieles mehr. Es bedeutet unter anderem auch weniger Nahrungsmittel.

Also, wer ist als Erster bereit, diese Opfer zu erbringen? Es würde auch nicht reichen. Um die Ressourcen der Erde zu strecken, damit pro Jahr nur das verbraucht wird, was die Erde zur Verfügung stellt, müsste danach die ganze Welt noch einmal den Verbrauch an Ressourcen halbieren. Dies bedeutet zwangsläufig weltweit ein Leben am Rande der Armut. Und sogar dies wird nicht genügen, wenn das Bevölkerungswachstum nicht nur gestoppt, sondern in ein Schrumpfen umgewandelt wird. Schon jetzt ist die Erde mit 7, 7 Milliarden Menschen überfordert.

Bei gleichbleibendem Wachstum (dies ist optimistisch angesichts der Wachstumszahlen in der sogenannten Dritten Welt, besonders in Afrika und Lateinamerika) wird es 2030 schon neun Milliarden Menschen geben und Ende des Jahrhunderts über 24 Milliarden Menschen. […] Also bitte das Augenmerk mehr auf das wahre Problem, nämlich das Bevölkerungswachstum, richten. Der CO2-Ausstoß lässt viel leichter regeln.″

Jacques Cucchi
Lingen

„, Die Menschheitsaufgabe unserer Zeit′, , größte Bewährungsprobe′, , Jahrhundertaufgabe′ an großen Worten fehlt es derzeit nicht in der Berliner Klimapolitik. Am 20. September muss das Klimakabinett Ergebnisse präsentieren. Mittlerweile haben die Koalitionsparteien ihre Klimaprogramme vorgelegt. Mit Strukturwandel, wie er von Klimawissenschaftlern seit Jahren gefordert wird, hat dieses Sammelsurium von wenig ambitionierten Maßnahmen leider überhaupt nichts zu tun. Viele kleine Einzelmaßnahmen stehen zur Diskussion und sollen bis Freitag abgestimmt sein.

Als außenstehender Beobachter kann man zu dem Schluss kommen, dass hier eine Horde von Einzelkämpfern ums Überleben ihrer Lobbyisten ringt. Nur niemandem etwas zumuten! Bloß niemanden bevormunden und schon gar keine Verbote aussprechen. Aber ohne eine geänderte Steuerpolitik, ohne Ordnungsrecht und ohne ein paar Verbote wird es nicht gehen. Wie Herr Westdörp in seinem Kommentar schreibt: , Nur große Optimisten glauben, dass die geplanten Maßnahmen […] ausreichen werden.′ Andreas Scheuer und der Verkehrssektor stehen schon jetzt besonders in der Kritik. Steuergelder mehr scheint unserem Verkehrsminister nicht eingefallen zu sein. Geld für die Bahn, Geld für die Anschaffung von E-Autos, Gelder für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, Gelder als Innovationsförderung und so fort Steuergelder wohlgemerkt!

In der freien Wirtschaft wäre jeder Manager mit solch einem Konzept kurzfristig arbeitslos. Wie wäre es mit der Subventionsstreichung für den Diesel, immerhin sechs Milliarden Euro jährlich? Davon könnte man den öffentlichen Nahverkehr bundesweit fast komplett kostenfrei anbieten. Spannend wird es noch bei der CO2-Bepreisung. Hier liegen zwei Modelle auf dem Tisch: CO2-Steuer oder der Handel mit Emissionszertifikaten. Das Ziel beider Arten der CO2-Bepreisung ist gleich, Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas sollen teurer werden, um Menschen zum Einsparen von Treibhausgasen zu bringen. Die CDU setzt ausschließlich auf den Handel mit Emissionsrechten, die SPD setzt auf eine CO2-Steuer, ist hier aber bereits auf dem Rückzug. Und das, obwohl die CO2-Steuer gegenüber dem Handel mit Zertifikaten kurzfristig Wirkung entfalten würde. Klimafreundliches Verhalten muss mehr belohnt und klimaschädliches teurer werden. CO2 muss einen Preis bekommen! In einem Punkt sind sich die Koalitionspartner wohl schon einig. Trotz der historisch niedrigen Zinsen will die Regierung keine neuen Schulden machen. Die schwarze Null soll um jeden Preis gehalten werden. Das ist keine schwarze, sondern eine doppelte Null!

Anke Vonhoff-Rickelt
Hasbergen

Bildtext:
Um die Ressourcen der Erde zu strecken, damit pro Jahr nur das verbraucht wird, was die Erde zur Verfügung stellt, müsste danach die ganze Welt noch einmal den Verbrauch an Ressourcen halbieren, meint unser Leser.
Foto:
dpa/ Markus Scholz
Autor:
Jacques Cucchi, Anke Vonhoff-Rickelt


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