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1.
Erscheinungsdatum:
20.09.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Der herzensgute Mann, den sie „Monster″ nannten
Zwischenüberschrift:
Familie und Freunde erinnern sich an Peter Hamel / Couragierter Türsteher wurde vor 25 Jahren getötet
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Vor
25
Jahren
entfachte
der
gewaltsame
Tod
Peter
Hamels
eine
Debatte
über
Zivilcourage
in
Osnabrück.
Doch
wer
war
der
groß
gewachsene
Türsteher,
der
zum
Opfer
eines
Schlägers
wurde?
Freunde
und
Verwandte
erinnern
sich
an
einen
Mann,
den
sie
liebevoll
„
Monster″
nannten.
Wenn
Bernhard
Piskol
früher
mit
seinem
Freund
Peter
Hamel
durch
die
Große
Straße
lief,
musste
er
eine
halbe
Stunde
mehr
einplanen.
„
Den
kannte
jeder.″
Keine
zehn
Meter
brachte
der
groß
gewachsene
Osnabrücker
hinter
sich,
ohne
dass
ihn
jemand
grüßte
oder
kurz
am
Ärmel
festhielt.
Wer
den
Hünen,
den
stadtbekannten
Türsteher,
nicht
direkt
an
seiner
Statur
erkannte,
dem
half
ein
weiteres
Markenzeichen
auf
die
Sprünge:
seine
Schirmmütze.
Die
habe
er
immer
getragen,
erinnern
sich
Freunde.
Peter
Hamel
hatte
viele
Freunde
–
auch
wenn
er
nur
wenige
richtig
nah
an
sich
heran
ließ.
Piskol
war
einer
dieser
engen
Freunde.
Sie
arbeiteten
gemeinsam
am
Band
der
Kartonage-
Fabrik
Kawell
in
Osnabrück.
Das
Werk
ist
mittlerweile
geschlossen.
Aber
das
Leben
Peter
Hamels
hatte
es
noch
überdauert.
Hamel
wurde
vor
25
Jahren
erschlagen.
Er
starb,
weil
er
nicht
zusah,
als
ein
Schläger
auf
zwei
homosexuelle
Männer
losging.
Sein
couragiertes
Einschreiten
bezahlte
Hamel
mit
dem
Leben.
Hinterrücks
zog
ihm
der
Gewalttäter
eine
Bierflasche
über
den
Kopf
und
trat
auf
ihn
ein.
„
Das
ist
typisch
Peter,
dass
er
die
beiden
Männer
verteidigt
hat.
Er
hat
immer
zu
den
Schwächeren
gehalten″,
sagt
Willi
Hamel.
Der
81-
Jährige
ist
Peters
Patenonkel.
Nachdem
unsere
Redaktion
vor
einer
Woche
über
den
25
Jahre
zurückliegenden
Totschlag
berichtet
hatte,
meldete
er
sich.
Zum
ersten
Mal
spricht
er
mit
den
Medien
über
den
gewaltsamen
Tod
seines
Neffen
–
auch,
weil
er
zwei
Fehler
des
ersten
Berichts
richtigstellen
will:
„
Peter
war
ein
waschechter
Osnabrücker
Junge″,
sagt
Willi
Hamel,
kein
„
gebürtiger
Engländer″.
Geboren
1958
in
der
Osnabrücker
Frauenklinik
am
Lieneschweg,
getauft
in
der
Herz-
Jesu-
Kirche.
Hamel
sei
der
deutsche
Nachname
der
Mutter
und
ihrer
Familie
gewesen.
Seinen
Vater
habe
Peter
nie
kennengelernt.
Ob
es
ein
Engländer
war,
wie
viele
vermuteten,
wisse
nicht
einmal
die
engste
Familie,
berichtet
Willi
Hamel.
Zudem
sei
seine
Schwester,
also
Peters
Mutter,
zum
Zeitpunkt
des
Prozesses
gegen
den
Totschläger
ihres
Sohnes
bereits
seit
mehreren
Jahren
tot
gewesen.
Sie
sei
1990
gestorben,
stellt
Willi
Hamel
klar.
Dem
Mann,
der
Peter
Hamel
1994
zu
Tode
getreten
hatte,
wurde
1995
der
Prozess
gemacht.
Die
Erinnerung
des
Rechtsanwalts
Klaus
Rüther,
im
Prozess
die
Mutter
als
Nebenklägerin
vertreten
zu
haben,
müsse
in
diesem
Punkt
also
falsch
gewesen
sein.
Weil
sämtliche
Prozessakten
bis
auf
das
Urteil
inzwischen
vernichtet
sind,
lässt
sich
die
Frage,
wen
er
stattdessen
vertreten
hat,
nicht
mehr
klären.
Die
angebliche
Vermutung,
die
Rüther
in
seiner
Erinnerung
seiner
Mandatin
zuschrieb,
dass
Peter
Hamel
selbst
schwul
gewesen
sein
könnte,
sei
ebenfalls
falsch,
betont
der
Onkel.
Peter
Hamel
wuchs
bei
seiner
Großmutter
auf.
„
Wir
haben
dafür
gesorgt,
dass
es
ihm
an
nichts
fehlte″,
blickt
Willi
Hamel
zurück.
Als
Erwachsener
habe
sein
Neffe
sein
eigenes
Ding
gemacht,
viel
gearbeitet
und
am
Wochenende
in
der
Musikszene
gejobbt.
Man
habe
sich
zwei-
bis
dreimal
im
Jahr
bei
Familienfeiern
gesehen.
„
Für
Peter
musste
man
eine
Torte
extra
einplanen.
Essen
konnte
der.″
Was
Peter
Hamel
in
seiner
Kindheit
an
Aufmerksamkeiten
und
Geschenken
aus
der
Verwandtschaft
bekommen
hatte,
habe
er
später
in
Arbeitskraft
zurückgezahlt.
Einem
Onkel
vertäfelte
er
beim
Hausbau
40
Quadratmeter
Decke
mit
Holz
–
ohne
Leiter,
so
groß
war
er.
Auf
Peters
Wort
habe
man
sich
verlassen
können,
zuverlässig
sei
er
gewesen.
Das
sieht
Carlo
Korte
genauso,
Konzertveranstalter
im
Hyde
Park,
der
Hamel
als
Türsteher,
Ordner
und
Bühnenbauer
engagierte.
Zu
Beginn
sei
Hamel
noch
als
Gast
in
den
Hyde
Park
gekommen,
aber
allein
wegen
seiner
Größe
sei
er
prädestiniert
für
die
Bühnen-
und
Türjobs
gewesen.
„
Das
war
ja
ein
herzensguter
Typ,
aber
er
sah
Furcht
einflößend
aus″,
sagt
Korte.
„
Monster″
nannten
sie
ihn
in
der
Nachtszene.
Das
sei
aber
ein
liebevoller
Spitzname
gewesen,
sagt
Conny
Overbeck,
damals
bis
heute
Inhaberin
des
Hyde
Parks.
„
Weil
wir
ja
wussten,
dass
er
ein
ganz
harmloser,
herzensguter
Mensch
war.″
Die
Discobesucher
aber
wussten
das
nicht.
Einmal
habe
„
Monster″
ein
paar
Halbstarke
kontrolliert,
die
herumwitzelten,
sie
hätten
Waffen
dabei.
„
Ab,
alle
Mann
fünf
Minuten
in
die
Ecke
stellen,
wenn
ihr
so
einen
Scheiß
erzählt!
″,
habe
er
die
Gruppe
aufgefordert,
erinnert
sich
Overbeck.
Und
aus
Respekt
hätten
die
Jungs
das
glatt
gemacht.
Im
„
Ekkes″
ging
die
Party
am
Wochenende
regelmäßig
erst
los,
wenn
sie
in
anderen
Clubs
schon
fast
vorbei
war.
„
Bei
uns
brauchte
man
vor
24
Uhr
gar
nicht
aufzulaufen″,
sagt
Ekkehard
Gram,
damals
Betreiber
der
Disco
im
Stadthallen-
Keller.
Auch
er
warb
Hamel
als
Türsteher
an.
„
Peter
war
Mann
der
ersten
Stunde
bei
uns.
Körperlich
eine
Erscheinung,
das
war
schon
beeindruckend,
aber
kein
Schläger,
das
Gegenteil,
eine
Seele
von
Mensch.
Wenn
er
überhaupt
mal
eingreifen
musste,
hat
er
die
Leute
einfach
rausgetragen.″
In
Berlin
gibt
es
einen
legendären
Türsteher,
Sven
Marquardt,
der
vor
dem
ebenso
legendären
Technoclub
„
Berghain″
über
Rein
oder
Raus
entscheidet.
Ein
Mann
mit
tätowiertem
und
gepierctem
Gesicht,
der
eine
solch
natürliche
Autorität
ausstrahlt,
dass
er
sein
massiges
Körpergewicht
kaum
einsetzen
muss.
Dem
kommt
niemand
doof.
Vor
25
Jahren
sei
Peter
Hamel
so
etwas
wie
der
Sven
Marquardt
von
Osnabrück
gewesen,
findet
Werner
Borgmann,
Inhaber
der
Musikkneipe
Vitischanze.
Auch
er
beschäftigte
Hamel
am
Einlass.
„
Ich
war
vollkommen
geschockt,
als
ich
von
seinem
Tod
erfuhr.
Wer
soll
den
denn
erschlagen?
″
Der
Täter
hatte
Hamel
hinterrücks
eine
Bierflasche
auf
den
Kopf
getrümmert
und
danach
auf
den
am
Boden
Liegenden
eingetreten.
Der
Zwei-
Meter-
Türsteher
hatte
keine
Chance.
Zu
sieben
Jahren
Haft
wurde
der
Totschläger
schließlich
verurteilt.
25
Jahre
nach
seinem
gewaltsamen
Tod
gibt
es
viele
Menschen,
die
Peter
Hamel
nicht
vergessen
können.
„
Jedes
Mal,
wenn
ich
am
Raiffeisenplatz
vorbeikomme,
denke
ich
an
ihn″,
sagt
Frank
Eilermann.
Er
arbeitete
im
letzten
Jahr
gemeinsam
mit
Hamel
in
der
Vitischanze.
Weihnachten
1993
hätten
sie
mit
der
gesamten
Belegschaft
gefeiert.
Das
weiß
auch
Sandra
Werner
noch.
Die
heutige
„
Büdchen″-
Betreiberin
war
damals
studentische
Aushilfe
in
der
Kneipe.
„
Für
alle
Mädels
hatte
er
ein
Geschenk
besorgt,
aber
nicht
für
alle
das
gleiche,
sondern
unterschiedliche.
So
ein
Mensch
war
das.″
In
der
Nacht,
in
der
Peter
Hamel
angegriffen
wurde,
feierte
Sandra
Werner
ihren
Geburtstag.
Ihren
Türsteherfreund
hatte
sie
eingeladen.
„
Wäre
er
mal
gekommen″,
grübelt
sie
noch
heute.
„
Monster″
sei
zurückhaltend
bei
Feiern
gewesen,
erinnern
sich
viele
Freunde.
Er
habe
nie
viel
getrunken,
nie
über
die
Stränge
geschlagen.
Dass
er
mal
verheiratet
gewesen
war,
wussten
nicht
viele.
„
Die
Ehe
hat
nicht
lange
gehalten″,
erzählt
Bernhard
Piskol.
Er
sei
damals
Trauzeuge
gewesen.
Aus
der
gemeinsamen
Wohnung
am
Nonnenpfad
zog
Hamel
aus
und
ins
Iduna-
Hochhaus
ein.
Den
Umzug
bewältigte
er
zu
Fuß,
erinnern
sich
Freunde.
Möbelstück
um
Möbelstück
schleppte
er
auf
dem
Rücken
über
den
Ring
ins
Gebäude.
Ohnehin
sei
Hamel
natürlich
ein
gefragter
Umzugshelfer
gewesen.
„
Mein
Schlafsofa
hat
er
allein
getragen″,
erzählt
Sandra
Werner.
Wenn
er
tagsüber
nicht
am
Band
und
abends
nicht
am
Einlass
stand,
sei
„
Monster″
gerne
über
Flohmärkte
flaniert,
erzählt
sein
Freund
Bernhard
Piskol.
Eine
Zeit
lang
habe
er
Karate
gemacht,
außerdem
habe
er
sein
Auto
geliebt.
„
Das
war
sein
Heiligtum.″
Es
handelte
sich
um
einen
Kleinwagen,
in
dem
er
den
Sitz
nach
ganz
hinten
schieben
musste,
damit
er
überhaupt
hineinpasste.
Auf
der
Rückbank
konnte
dann
keiner
mehr
sitzen.
Einmal
sei
ihnen
der
Wagen
bei
einer
Fahrt
liegen
geblieben,
erinnert
sich
Piskol.
Kurzerhand
habe
„
der
Lange″
ihn
den
ganzen
Weg
nach
Hause
geschoben.
Mit
seiner
Arbeit
verdiente
Peter
Hamel
genug,
um
auszukommen,
aber
nie
mehr
als
das
Nötigste.
Um
die
Beerdigung
zu
bezahlen,
organisierten
seine
Freunde
ein
Benefizkonzert
in
der
Vitischanze
und
verzichteten
auf
die
Gage.
Eine
Freundin
pflegte
das
Grab
20
Jahre
lang.
In
ihren
Erinnerungen
lebt
Peter
Hamel
weiter.
Bildtexte:
Eines
der
wenigen
Porträtfotos
von
Peter
Hamel.
Er
ließ
sich
nicht
gerne
ablichten.
So
kannte
man
ihn:
Peter
Hamel
am
Einlass
des
Hyde
Parks,
einen
Kopf
größer
als
die
meisten
der
Discogäste.
Fotos:
Bernhard
Piskol,
Conny
Overbeck
Repro:
Meike
Baars
Hamel-
Straße?
Der
Bund
Osnabrücker
Bürger
(BOB)
hat
vorgeschlagen,
eine
Straße
nach
Peter
Hamel
zu
benennen.
Ein
entsprechender
Antrag
soll
einer
in
dieser
Woche
verbreiteten
Pressemitteilung
zufolge
in
der
nächsten
Ratssitzung
eingebracht
werden.
Hamel
sei
„
ein
Vorbild
an
Integration,
Mut
und
sozialem
Engagement,
welches
beispielhaft
für
alle
Osnabrücker
gelten
sollte″,
heißt
es
darin
zur
Begründung.
Er
sei
gestorben,
„
weil
er
sich
in
couragierter
Weise
für
Humanität
und
den
Schutz
von
Minderheiten
eingesetzt
hat″.
Autor:
Maike Baars