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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Geschäft „flieht″ nach 173 Jahren aus der City
Zwischenüberschrift:
Klavierhaus Rohlfing zieht nach Haste um
Artikel:
Kleinbild
 
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Originaltext:
Osnabrück Vor 229 Jahren wurde Rohlfing in Quakenbrück gegründet. Seit 1846 sitzt das Unternehmen in Osnabrück, wo es mit Fabrik, Ladenlokal und Werkstatt die City mitprägte. Doch diese Zeit ist jetzt vorbei: Deutschlands ältestes Klavierhaus wechselt den Standort notgedrungen. Parkplatznot, Probleme beim Lieferverkehr und die ewige Baustelle Neumarkt machten Rohlfing das Überleben in der Innenstadt schwer. Inhaber Wilfried Tammen selbst spricht von einer Flucht″.

Bereits am Samstag wurde das Geschäft am Neuen Graben 17 für immer geschlossen. Am Montag rollte dann der Umzugslaster an, um im Laufe der Woche reihenweise teure und empfindliche Tasteninstrumente sowie jede Menge weiteres Inventar an den nördlichen Stadtrand zu schaffen. Im ehemaligen Möbelladen Manor House″ an der Bramscher Straße 251 soll der Verkauf anschließend weitergehen. Die Klavierbau-Meisterwerkstatt, zuletzt in der engen Schepelerstraße untergebracht, befindet sich bereits seit Anfang August am neuen Platz.

Klaviere und Flügel zu transportieren ist für uns eigentlich kein Problem″, stellte Tammen zu Beginn der Verladearbeiten fest, aber 67 Stück auf einmal sind wirklich nicht alltäglich.″ Gut 20 Tonnen wiege die wertvolle Fracht. Und da sind die vielen Hundert Saiten- und Schlaginstrumente, die ebenfalls sorgsam verpackt, verladen und weggebracht werden müssen, noch gar nicht mitgerechnet von Noten, Kabeln und Zubehör ganz zu schweigen.

Ist erst einmal alles drüben, wartet schon der nächste Kraftakt auf das Team: 16 300 Saiten müssen neu gestimmt werden, allein 14 700 davon bei Klavieren und Flügeln. Pro Instrument rechnet Profi Tammen mit zwei Stunden Arbeit. Aber erst wenn jede Saite wieder perfekt klingt, können Kunden sich ein objektives Bild vom Klang des Instruments machen.″

Zur Neueröffnung an diesem Samstag gibt Rohlfing für alle Besucher ein Fest. Von 9.30 bis 16 Uhr stehen Musik und Kleinkunst auf dem Programm. Kunden sollen zudem von Sonderangeboten profitieren.

Bildtext:
Flucht vor dem Neumarkt-Chaos: Das Klavierhaus Rohlfing zieht an den Osnabrücker Stadtrand und eröffnet im ehemaligen Manor House an der Bramscher Straße neu.
Schwere Fracht: Rohlfing-Mitarbeiter hieven einen Flügel aus dem ehemaligen Verkaufsraum am Neuen Graben.
Im ehemaligen Möbelgeschäft Manor House″ an der Bramscher Straße eröffnet Rohlfing am Samstag neu.
Fotos:
Jörn Martens

Die Firma Rohlfing von 1790 bis heute

Auf bald 230 Jahren Firmengeschichte könnte man schier endlos herumklimpern. Die Kurzfassung geht so: Ostfriesischer Orgelbauer gründet 1790 in Quakenbrück, Heimat seiner Ehefrau, eine Instrumentenwerkstatt. Tochter heiratet Geselle namens Johann Christian Rohlfing. Enkel Anton Heinrich Rohlfing zieht mit der Firma 1846 nach Osnabrück und beteiligt seine Brüder Friedrich und Hermann. Seit 1865 firmierend als Gebrüder Rohlfing″, erlangen ihre Orgeln und Klaviere Weltruf.

Ende des 19. Jahrhunderts bauen sie eine Fabrik an der Großen Straße. Das Unternehmen blüht, wird vererbt, doch Erster Weltkrieg und Weltwirtschaftskrise setzen ihm zu. Abspaltung der Orgelsparte in den 1920er-Jahren, parallel zur Klavierherstellung Aufbau eines Musikhandels. Ende des Zweiten Weltkriegs liegt der Betrieb in Trümmern.

Zusammen mit seinem Vater baut ihn Hermann Albert Friedrich Rohlfing neu auf. Rohlfing-Klaviere werden danach in Osnabrück allerdings nicht mehr gefertigt sie kommen heute aus China.

Stattdessen liegt das Gewicht in den Nachkriegsjahren auf Wartung und Reparatur, auf dem Handel mit Instrumenten sowie zunehmend auch auf dem Verkauf von Schallplatten und Rundfunkgeräten. So steigt Rohlfing rasch wieder zum ersten Musikhaus am Platze″ auf, wie es in einer Firmenchronik von 1990 heißt, das Schallplattenlager soll sogar eines der größten in Norddeutschland″ gewesen sein. Zeiten in Dur. Doch die folgenden, vielleicht bedeutsamsten Einschnitte in der Jahrhunderte währenden Firmengeschichte können sie nicht verhindern.

Denn es ist die Zeit, in der aufkommende Selbstbedienungsmärkte im Bereich der Unterhaltungselektronik traditionellen Einzelhändlern die Kunden abjagen.

Ab Mitte der 1980er-Jahre kann und will sich Rohlfing der wachsenden Konkurrenz nicht länger stellen. Die Firma trennt sich von Brauner Ware (Unterhaltungselektronik), entlässt viele Dutzend Mitarbeiter, siedelt über an den Neuen Graben 17. Um sich dort unter dem Namen Rohlfing Musikland″ auf das Geschäft mit Klavieren und anderen Musikinstrumenten zu besinnen. Auch die Klavierwerkstatt bleibt erhalten. Seit 1992 in der Schepelerstraße, ist sie bis heute das wichtigste Standbein.
Autor:
Sebastian Stricker


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