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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Preissystem der Bäder in der Kritik
 
Schwimmvereine bangen um ihre Existenz
Zwischenüberschrift:
Neues Preissystem in Stadtwerke-Bädern führt zu Beitragserhöhungen / Mitglieder treten aus
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück Ein deutlich verändertes Eintrittspreis-System haben die Stadtwerke Osnabrück bereits vor den Sommerferien vorgelegt. Nun schlagen die Wellen hoch. Was der Aufsichtsrat der Stadtwerke da abgesegnet hat, so klagen die Schwimmvereine, bedrohe in letzter Konsequenz ihre Existenz.

Die Stadtwerke verlangen nun für eine Bahn 18, 40 Euro pro Stunde. Bisher zahlten die Vereine pro Bahn 15, 40 Euro pro Quartal. Zusätzlich wurde für die Aktiven ein ermäßigter Eintritt von 1, 30 Euro für einen Jugendlichen oder 1, 95 Euro für einen Erwachsenen berechnet. Diese Einzelbeiträge für die Aktiven entfallen im neuen Preissystem.

Für den SC Osnabrück 04, so Vorsitzender Nils Wehmeyer, bedeutet der Systemwechsel einen Anstieg der Kosten auf mehr als das Neunfache.

Osnabrück Vor den Sommerferien haben die Stadtwerke Osnabrück den Schwimmvereinen ein deutlich verändertes Eintrittspreis-System vorgelegt. Was der Aufsichtsrat der Stadtwerke da abgesegnet hat, so klagen die Schwimmvereine, bedrohe in letzter Konsequenz ihre Existenz. Bisher zahlten die Vereine pro Bahn 15, 40 Euro pro Quartal. Zusätzlich wurde für die Aktiven ein ermäßigter Eintritt von 1, 30 Euro für einen Jugendlichen oder 1, 95 Euro für einen Erwachsenen berechnet. Diese Einzelbeiträge für die Aktiven entfallen zwar im neuen Preissystem. Dafür fordern die Stadtwerke nun für eine Bahn 18, 40 Euro pro Stunde. Für den SC Osnabrück 04, so Vorsitzender Nils Wehmeyer, bedeutet der Systemwechsel einen Anstieg der Kosten auf mehr als das Neunfache. Das mache Beitragserhöhungen erforderlich, die durch den eingesparten persönlichen Eintritt nicht kompensiert würden.

Die ersten Reaktionen, nachdem der Vorstand nach den Sommerferien wegen der Beitragserhöhung zu einer außerordentlichen Hauptversammlung eingeladen hatte: Austritte. Vor allem die älteren Wenigschwimmer″, die ihren im Vergleich zum Jugendbeitrag schon vorher höheren Beitrag als eine Art Förderung der Jugendarbeit betrachtet hatten, ziehen nicht mehr mit. Denn vom Wegfall des Einzeleintritts profitieren sie bei einem Badbesuch pro Woche kaum. Dafür tragen sie jedoch die Hauptlast der Beitragserhöhung. Der Beitrag für erwachsene Einzelmitglieder war in der Versammlung von 11 auf 25 Euro, für Rentner und Kinder von 7 auf 13 Euro erhöht worden.

Wehmeier zitiert aus dem Kündigungsschreiben einer Familie: Da wir beide beruflich sowie mit Kleinkind sehr eingebunden sind und wir bereits in der Vergangenheit so gut wie kein Training wahrnehmen konnten, ist der Mitgliedschaftstarif für uns nicht mehr tragbar.″ Die Absender machten von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch, nachdem ihnen der SC die neuen Beiträge mitgeteilt hatte.

Wehmeier räumt ein, dass das neue Preissystem die Vereine unterschiedlich hart trifft. Vereine mit leistungsorientierten und häufig trainierenden Aktiven profitierten davon, dass die Einzeleintritte entfielen. Gerade die Vereine aber, die Breitensport und Schwimmanfänger-Ausbildung anbieten, haben von diesem Teil des neuen Preissystems wenig. Entsprechend unterschiedlich seien auch die Reaktionen der Schwimmvereine bei einer Krisensitzung kurz nach den Sommerferien im August ausgefallen: von einer gewissen Zuversicht, das Problem regeln zu können, bis zur nackten Existenzsangst. Auch mit der Übergangslösung werden wir das Jahresende finanziell nicht erreichen und müssen den Schwimmsport einstellen″, zitiert Wehmeier eine Reaktion von Sportskollegen.

Sein Verein zum Beispiel wird die beschlossene Beitragserhöhung erst zum Jahreswechsel inkraft setzen können. Ein Problem, das aufgrund ihrer Satzungen auch andere Clubs haben. Trotz einer von den Stadtwerken angebotenen Übergangslösung bis Ende September werde der SC Osnabrück deshalb seine Rücklagen anzapfen müssen.

Grundsätzlich seien sich die Schwimmvereine, die ebenfalls betroffene DLRG und die Triathleten darüber im Klaren, dass sie bisher sehr günstig in die Bäder gekommen seien, findet Wehmeier. Verglichen mit anderen Städten, Oldenburg zum Beispiel, seien die Vereine nach der alten Regelung gut weggekommen. Andererseits förderten Städte wie Oldenburg aber die Vereinsschwimmer viel stärker. Da erhalten die Vereine 75 bis 90 Prozent der Bäderkosten von den Städten rückvergütet.″

In dieser Richtung wollen die Vereine nun die Lokal-Politik kontaktieren. In der kommenden Sitzung des Schul- und Sportausschusses steht zwar nicht ihr Problem auf der Tagesordnung, aber eines, das direkt damit zusammenhängt: Immer häufiger können Kinder nicht schwimmen. Für viele Eltern seien die Kurse plus Eintrittskosten zu teuer. Jedes Kind in Osnabrück sollte schwimmen können″, fordert die FDP-Ratsfraktion. Die SPD will zunächst die Ausgangslage analysieren. In einem zweiten Schritt soll in dem Konzept dargestellt werden, wie die Anzahl der Schwimmkurse erhöht werden kann, um möglichst vielen Kindern in Osnabrück die Möglichkeit zu bieten, so früh wie möglich das Schwimmen zu erlernen.″

Für die kleinen unter den Osnabrücker Schwimmvereinen könnte es dann vielleicht schon zu spät sein. Der Redaktion liegt der Brief einer Mutter vor: Wenn wir erst Eintrittspreise für Kleinkinder aufrufen, dass wir nur noch im Landkreis schwimmen gehen, und dann auch noch die Preise für Vereine so erhöhen, dass nur noch Kinder von Gutverdienern schwimmen lernen können, erreichen wir das Ziel, dass Kinder schwimmen lernen sollen, bestimmt nicht.″

Bildtexte:
Junge Aktive des SCO 04 im Nettebad.
Nikolausschwimmen im Nettebad des SCO 04
Fotos/ Archiv:
Hermann Pentermann

Kommentar
Vereinen helfen

Seit Jahresbeginn diskutieren die Osnabrücker Sportpolitiker darüber, wie es gelingt, dass möglichst alle Jungen und Mädchen in der Stadt schwimmen können. Sicher nicht damit, dass man den Vereinen, die Schwimmkurse anbieten, plötzlich Kosten aufdrückt, die sie in die Knie zwingen. Die Vereine haben über Jahrzehnte ein Kurssystem aufgebaut, das eine wichtige Säule in der Schwimm-Grundschulung in der Stadt bildet.

Wenn es nicht anders geht, dass die Stadtwerke ihre Preisstruktur so verändern, dass gerade diese Vereine in Bedrängnis geraten, dann muss die Stadt in die Tasche greifen. Sonst ist die Forderung nach maximaler Schwimmqualifikation der jungen Osnabrücker nur heiße Luft. Der Vorschlag der Vereine, die Mehrkosten durch ein Zuschusssystem aufzufangen oder deutlich zu mindern, geht in die richtige Richtung. Die Politik sollte mit ihrer Entscheidung nicht abwarten, bis die mit ehrenamtlichem Engagement existierenden Strukturen ausgetrocknet sind.

m.schwager@ noz.de
Autor:
Michael Schwager


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