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1.
Erscheinungsdatum:
14.09.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Bulgaren in Osnabrück ausgebeutet
Mietwucher und Sozialmissbrauch
Zwischenüberschrift:
Wie Betrügerbanden ahnungslose Bulgaren nach Osnabrück locken und ausbeuten
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Die
Debatte
um
das
bulgarische
Viertel
im
Osnabrücker
Stadtteil
Schinkel
wird
durch
den
Bericht
eines
Polizeihauptkommissars
weiter
befeuert.
Ralf
Seiger,
Mitglied
der
Ermittlungsgruppe
„
Sofia″,
beschreibt
in
einem
Beitrag
für
die
Zeitschrift
„
Der
Kriminalist″,
wie
„
türkische
Gruppierungen″
die
systematische
Einwanderung
von
Bulgaren
in
die
deutschen
Arbeits-
und
Sozialsysteme
als
„
lukratives
Geschäftsmodell″
entdeckt
und
angewendet
haben.
Seiger
kommt
zu
dem
Ergebnis,
dass
die
Migranten
aus
Bulgarien
unter
falschen
Versprechungen
nach
Osnabrück
gelockt
und
Opfer
von
Straftätern
geworden
sind.
Die
Banden
schöpften
Sozialleistungen
ab
und
kassierten
überhöhte
Mieten
für
kaputte
Wohnungen.
Osnabrück
Viele
der
im
Schinkel
lebenden
Bulgaren
sind
unter
falschen
Versprechungen
nach
Deutschland
gelockt
worden
und
Opfer
von
Straftaten
geworden.
Sie
werden
ausgebeutet
und
leben
in
heruntergekommenen
Wohnungen,
für
die
der
Staat
überteuerte
Mieten
zahlt.
Und
im
Hintergrund
stopfen
sich
dubiose
Banden
die
Taschen
voll.
Das
ist
das
Ergebnis
umfangreicher
Ermittlungen
der
Polizei
Osnabrück.
Profiteure
dieser
organisierten
Kriminalität
sind
„
türkische
Gruppierungen″,
die
daraus
ein
„
lukratives
Geschäftsmodell″
entwickelt
haben,
wie
Polizeihauptkommissar
Ralf
Seiger
von
der
Polizeiinspektion
Osnabrück
in
einem
Beitrag
für
die
Gewerkschaftszeitschrift
„
Der
Kriminalist″
schreibt.
Seiger
gibt
darin
einen
tiefen
Einblick
in
die
Arbeit
der
Ermittlungsgruppe
„
Sofia″,
die
2016
nach
Hinweisen
des
Jobcenters
mit
Nachforschungen
begann.
Das
Jobcenter
hatte
die
Vermutung
geäußert,
dass
dubiose
Unternehmen
in
Zusammenarbeit
mit
einem
bulgarischen
Selbsthilfeverein
migrationswillige
Bulgaren
nach
Osnabrück
lockten,
um
die
Sozialsysteme
auszunutzen.
Tefefone
abgehört
Die
Ermittlungen
–
zu
denen
2017
auch
das
Abhören
von
sechs
Telefonanschlüssen
gehörte
–
konnten
diesen
Verdacht
am
Ende
nicht
beweisen.
Die
Polizei
fand
aber
klare
Hinweise
auf
Schwarzarbeit,
Verstöße
gegen
das
Mindestlohngesetz
und
Mietwucher.
Polizeihauptkommissar
Seiger
kommt
zu
dem
Schluss:
„
Die
bulgarische
Bevölkerungsgruppe
neigt
offensichtlich
nicht
in
höherem
Maße
zu
Straftaten
als
Mitbürger,
die
bereits
seit
langer
Zeit
in
Deutschland
ansässig
sind.″
Es
bestehe
vielmehr
der
begründete
Verdacht,
dass
die
Migranten
ihrerseits
Opfer
von
Straften
werden.
Mit
Youtube-
Videos
wird
Menschen
in
Bulgarien
die
Auswanderung
nach
Deutschland
schmackhaft
gemacht.
Anfällig
für
die
Lockangebote
ist
vor
allem
eine
türkisch
sprechende
Minderheit
in
Bulgarien,
die
in
ihrem
Heimatland
Ausgrenzung
und
Diskriminierung
erlebt.
Türkische
Gruppierungen
hätten
mit
der
Anwerbung
dieser
Menschen
ein
„
lukratives
Geschäftsmodell″
entwickelt,
schreibt
Seiger
in
seinem
Beitrag.
Die
Masche
mit
den
Sozialleistungen:
Die
Hintermänner
betreiben
Firmen
in
Deutschland
–
vor
allem
im
Baugewerbe
oder
in
der
Zustellbranche.
Die
Migranten
werden
dort
in
Minijobs
angestellt.
Durch
das
Beschäftigungsverhältnis
erhalten
die
Migranten
Anspruch
auf
Sozialleistungen,
die
am
Ende
in
die
Taschen
der
Hintermänner
fließen.
Bei
der
Überprüfung
von
Kleinunternehmen
im
Baugewerbe
stieß
die
Ermittlungsgruppe
„
oftmals″,
wie
es
im
Bericht
heißt,
auf
bulgarische
Strohmänner
als
Geschäftsführer.
Die
Chefs
waren
für
die
Behörden
grundsätzlich
nicht
greifbar.
In
mehreren
Fällen
stellten
die
Beamten
fest,
dass
Firmen
an
jenem
Tag
gegründet
wurde,
an
dem
der
angebliche
Geschäftsführer
erstmals
nach
Deutschland
einreiste.
In
einigen
Fällen
hätten
Migranten
Arbeitsverträge
von
Firmen
vorgelegt,
die
gar
nicht
existierten.
Die
Masche
mit
der
Miete
:
Besonders
einträglich
war
und
ist
das
Mietgeschäft
für
die
Banden.
Bei
den
von
Bulgaren
bewohnten
Häusern
im
Schinkel
handelt
es
sich
meist
um
Schrottimmobilien.
Etwa
30
Häuser
haben
die
Behörden
in
den
Blick
genommen.
Die
Unwissenheit
der
Betroffenen
und
die
Probleme
ausländischer
Mieter,
Wohnungen
in
Osnabrück
zu
finden,
nutzten
die
Hauseigentümer
aus,
um
die
„
Mieteinnahmen
zu
maximieren″,
heißt
es
in
dem
Bericht.
Weil
das
Jobcenter
die
Kosten
der
Unterkunft
übernehmen
muss,
fühlen
sich
die
Mieter
auch
nicht
betrogen.
In
einigen
Fällen
lag
die
Miete
zweieinhalbfach
über
dem
Mietpreisspiegel,
wie
Anträge
auf
Mietzuschuss
zeigten.
In
einem
Fall
waren
in
einem
Haus
mit
ursprünglich
sechs
Wohnungen
„
durch
ungenehmigte
Umbauten″
13
Wohnungen
geschaffen
worden.
Im
Treppenhaus
stand
ein
Herd,
den
sich
die
Mieter
zum
Kochen
teilten.
Die
Toilette
befand
sich
im
Keller
und
wurde
auch
von
Gästen
eines
Imbisses
im
Erdgeschoss
genutzt.
Dass
in
diesen
Unterkünften
sämtliche
Brandschutzvorschriften
ausgehebelt
waren,
überrascht
nicht.
Ralf
Seiger
warnt
in
seinem
Bericht
vor
einer
weiteren
Verelendung
einzelner
Viertel,
denn
der
Staat
beschleunige
mit
den
überhöhten
Mietzuschüssen
diesen
Prozess.
Solange
das
Jobcenter
zahlt,
ist
es
es
den
Vermietern
egal,
wie
das
Haus
aussieht.
Investiert
wird
nicht,
Kosten
werden
minimiert.
Und
die
Bewohner
erdulden
die
katastrophalen
Umstände,
weil
sie
sich
nicht
zu
wehren
wissen.
Die
Masche
mit
Krediten:
Die
Hintermänner
können
sich
durch
eine
Besonderheit
des
bulgarischen
Namensrechts
leicht
den
Ermittlungen
entziehen.
In
Bulgarien
ist
es
möglich,
Vor-
und
Nachnamen
ohne
große
Umstände
zu
ändern.
Wer
in
Deutschland
erwischt
wird,
reist
aus,
ändert
in
Bulgarien
seinen
Namen
und
reist
mit
neuer
Identität
wieder
ein.
Die
Polizei
hat
nur
die
Chance,
Täter
mithilfe
der
Personalnummer
zu
identifizieren,
die
unveränderlich
ist.
Das
Namensrecht
macht
auch
den
Kreditbetrug
leicht.
Die
Ermittlungen
ergaben,
dass
Banken
oft
gefälschte
Gehaltsbescheinigungen
und
Kontoauszüge
vorgelegt
wurden,
um
ein
Darlehen
zu
bekommen.
Das
Geld
investierten
die
Kreditnehmer
mit
Vorliebe
in
große
Autos.
Die
ersten
beiden
Raten
wurden
noch
bezahlt
–
dann
verschwanden
Kreditnehmer
und
Auto
und
blieben
für
die
Gläubiger
unauffindbar.
Der
Verfolgungsdruck
und
die
Achtsamkeit
der
Behörden
haben
offenbar
Folgen.
Im
November
2018
meldete
das
Jobcenter
einen
deutlichen
Rückgang
bei
den
Neuanträgen
auf
Sozialleistungen
aus
dem
Kreis
bulgarischer
Migranten.
Eine
Verdrängung
in
den
Landkreis
hat
es
nicht
gegeben,
wie
die
Polizei
sagt.
Inzwischen
trifft
sich
vierteljährlich
in
Osnabrück
eine
Arbeitsgruppe
aus
Vertretern
der
Polizei,
der
Meldebehörde,
des
Ausländeramtes,
Jugendamtes,
Bauamtes,
Jobcenters,
Finanzamtes
und
der
Finanzkontrolle
Schwarzarbeit.
Die
Ämter
tauschen
Informationen
aus
und
nehmen
Häuser
in
den
Blick,
die
Anlass
zu
Sorge
geben.
Ergäben
sich
Hinweise
auf
Verwahrlosung,
erfolge
eine
behördliche
Kontrolle,
schreibt
Seiger
in
seinem
Bericht.
Täter
bestraft
Einige
Drahtzieher
wurden
nach
Polizeiangaben
inzwischen
überführt
und
wegen
Sozialbetruges
oder
Steuerhinterziehung
verurteilt.
Ein
Unternehmer
erhielt
einen
Strafbefehl
über
4200
Euro,
weil
er
zwei
fingierte
Arbeitsverträge
ausgestellt
hatte.
Ein
Bulgare
ist
als
Strohmann
mehrerer
Baufirmen
ermittelt
worden,
aber
auf
der
Flucht.
Ein
Geschäftsmann
wurde
nach
einem
Türkeiurlaub
auf
dem
Flughafen
festgenommen,
weil
er
seinen
Mitarbeitern
Lohn
vorenthalten
und
Sozialversicherungsbeiträge
in
Höhe
von
100
000
Euro
nicht
gezahlt
haben
soll.
Gegen
eine
Hauseigentümerin
ermittelt
zurzeit
die
Steuerfahndung,
weil
sie
die
Mieteinkünfte
aus
drei
Mehrfamilienhäusern
seit
dem
Kauf
2011
nicht
versteuert
hat.
Bildtext:
Miese
Wohnungen,
überhöhte
Mieten:
Betrügerische
Gruppen
haben
mit
der
Einwanderung
aus
Bulgarien
ein
„
lukratives
Geschäftsmodell″
entwickelt.
Foto:
nn
Kommentar
Die
Politik
abgehängt
Es
hat
etwas
gedauert,
bis
es
den
Behörden
aufging,
wie
die
Dinge
im
bulgarischen
Viertel
funktionieren,
wer
Täter
und
wer
Opfer
ist.
Dann
haben
die
Ämter
aber
richtig
und
zügig
reagiert.
Jobcenter,
Polizei,
Jugendamt,
Ausländerbehörde,
Bauamt,
Steuerfahndung
bringen
ihre
Daten
ein
und
stimmen
ihr
Vorgehen
ab.
Es
fehlt
aber
was:
Die
Politik
und
die
Öffentlichkeit
wurden
nicht
mitgenommen.
So
macht
es
den
Eindruck,
dass
die
Politik
der
tatsächlichen
Entwicklung
hinterherläuft.
In
den
Ausschüssen
und
im
Rat
wird
über
Probleme
diskutiert,
die
die
zuständigen
Behörden
längst
auf
ihre
Aufgabenliste
gesetzt
haben.
Es
wird
politisch
über
Begrifflichkeiten
und
Integrationsstrategien
gestritten,
während
die
Justiz
schon
Strafen
verhängt
und
das
Bauamt
Wohnungen
räumen
lässt.
Die
Frage
muss
erlaubt
sein,
warum
die
Polizei
in
einer
internen
Zeitschrift
ausführlich
über
die
Ermittlungsgruppe
„
Sofia″
berichtet,
es
aber
offenbar
nicht
für
nötig
hält,
den
Ratsmitgliedern
diese
Informationen
zu
geben.
Die
Kommunikation
zwischen
Politik
und
den
Ämtern
muss
besser
werden.
Schließlich
ist
es
die
Politik,
die
über
soziale
Stadtsanierung
und
Geldvergabe
entscheidet.
w.hinrichs@
noz.de
Autor:
Wilfried Hinrichs