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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
48 Millionen Euro für das Kreishaus?
 
Kostenexplosion bei Kreishaus-Sanierung
Zwischenüberschrift:
2017 sprach der Kreis noch von 14 Millionen Euro, nun ist von rund 48 Millionen Euro die Rede
Artikel:
Kleinbild
 
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Originaltext:
Osnabrück Völlig überraschend werden die Kosten für die Sanierung des Kreishauses auf einmal auf rund 48 Millionen Euro geschätzt. Noch 2017 sprach der damalige Erste Kreisrat von einem Gesamtvolumen der Sanierung von 14 Millionen Euro.

Osnabrück Noch Anfang 2017 sprach der damalige Erste Kreisrat bei der Sanierung des Osnabrücker Kreishauses von einer Investition mit einem Gesamtvolumen von 14 Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren. Nun überrascht die Kreisverwaltung mit einer Vorlage für einen festgestellten Sanierungsbedarf des Kreishauses in Höhe von rund 48 Millionen Euro. Wie die Kreisverwaltung zu dieser Kostenschätzung kommt.

Wie der Kreis das Gesamtvolumen der Sanierung noch 2017 beschrieb: Im Januar 2017 hatte der damalige Erste Kreisrat Stefan Muhle im Gespräch mit unserer Redaktion erläutert, dass in den Gesamtkosten der Sanierung von 14 Millionen Euro sogar die Kosten für den Umbau der Ickerbachschule enthalten seien, in die Teile der Verwaltung während des Umbaus umziehen sollten. Zu diesem Umzug kam es jedoch aufgrund der Errichtung von Containern für rund 100 Verwaltungsangestellte in der Nähe des Kreishauses nicht. Muhle hatte bei einem Ortstermin mit unserer Redaktion im Kreishaus ausgeführt, dass das 1981 erbaute Kreishaus grundlegend saniert werden müsse, um den aktuellen Brandschutzbestimmungen gerecht zu werden. Sämtliche Flure und Büros müssten brandschutztechnisch ertüchtigt und die Materialien ausgetauscht werden vom Erdgeschoss bis zur vierten Etage.
Zu den Treppenhäusern müssten wegen neuer Auflagen Feuer- und Rauchschutztüren eingezogen werden. Außerdem bedürfe es punktuell neuer Brand- und Feuerschutzwände, und es müssten schadstoffbelastete Deckenplatten in den Fluren ausgetauscht werden. Zudem seien neue Bodenbeläge vorgesehen, und die Fassadendämmung müsse an Bereichen, an denen ein Brand überschlagen könnte, durch eine nicht brennbare Dämmung ausgetauscht werden. Dass die komplette Sanierung des Kreishauses in einer Kostenschätzung im Jahr 2019 einmal mit rund 48 Millionen Euro zu Buche schlagen würde, wusste Muhle seinerzeit noch nicht.

Wie kam es zu der Kostenexplosion? Warum kam es also zu diesen horrenden Kosten? In der Vorlage, die am Montag um 15 Uhr im Finanzausschuss im kleinen Sitzungssaal des Kreishauses beraten wird, heißt es, dass die Gesamtmaßnahme wegen der Größenordnung und der Komplexität des Gesamtprojektes der Sanierung im laufenden Betrieb durch einen Generalplaner begleitet wird und die Firma Assmann Anfang 2019 die Planung des Projektes aufgenommen habe. Der Generalplaner sei nach der Freiräumung eines Flügels des Kreishauses im März 2019 mit ausführlichen Untersuchungen der Bausubstanz des Gebäudes beauftragt worden. Das Ergebnis beschreibt die Kreisverwaltung in der Vorlage so: Neben den bekannten Sanierungsbedarfen aus den Bereichen Brandschutz- und Bauschadstoff haben sich weitere zwingend zu sanierende Bedarfe ergeben.″

Welche Kosten könnten noch hinzukommen? Bei den geschätzten Gesamtkosten von 47, 7 Millionen Euro von 2019 (Baubeginn geplant im Dezember 2020) bis zum Jahr 2025 soll es aber noch eine Kostenschwankungsbreite″ von bis zu 25 Prozent geben, sodass sich die Gesamtkosten der Sanierung im schlimmsten Fall demnach noch auf 59, 6 Millionen Euro erhöhen könnten.

Wie teuer wäre ein Neubau? In der Vorlage für den Finanzausschuss heißt es zudem, dass die Kosten sich bei einer Kernsanierung, die zusätzlich die Entkernung bis auf den Rohbau erfordert, auf 72 Millionen Euro erhöhen würden. Darüber hinaus spricht der Landkreis davon, dass ein Neubau 108 Millionen Euro kosten würde, sodass eine Sanierung die wirtschaftlich sinnvollste Lösung″ sei.

Bis wann soll das aktuelle Sanierungskonzept nun beschlossen werden? Der Kreistag soll einen entsprechenden Beschluss in der Sitzung am 30. September fassen. Unter dem Punkt Terminplanung gibt es einen Hinweis, der auch wie eine Mahnung an die Kreistagsmitglieder verstanden werden kann: Das weitere Vorgehen ist für die folgenden Jahre eng geplant. Jede Verschiebung der Beschlussfassung bedingt eine Verschiebung des Gesamtzeitplanes.″ Der Generalplaner will die Sanierungsmaßnahme bis voraussichtlich April 2025 vollenden. Er weist jedoch darauf hin, dass auf Grundlage der Baukostensteigerung der vergangenen zwei Jahre jede Verschiebung zu zusätzlichen Kosten in Höhe von monatlich rund 160 000 Euro führen werde.

Warum waren die Gesamtkosten der Sanierung nicht schon 2016 bekannt? Doch warum sind diese Gesamtkosten erst jetzt bekannt? Warum hatte der Landkreis nicht schon 2016 davon berichtet? Wie kommt es zu der enormen Differenz zu den Anfang 2017 vom damaligen Ersten Kreisrat Stefan Muhle genannten 14 Millionen Euro? Auf Nachfrage unserer Redaktion antwortete der Sprecher des Landkreises, Henning Müller-Detert: Die 2016 vom Kreistag freigegebenen Mittel umfassten zunächst ausschließlich die Maßnahmenkataloge Brandschutz, Bauschadstoff und einen kleineren Bestandteil vom Maßnahmenkatalog Modernisierung, also nur einzelne Bestandteile des aktuellen Gesamtkonzeptes.″
Jetzt könne dem Kreistag erstmals ein umfassendes und wirtschaftlich sinnvolles Gesamtkonzept vorgeschlagen werden. Er räumt dabei ein: Die einzelnen Positionen sind in Summe von 47, 7 Millionen Euro zwar hoch. Darin sind dann auch noch Baustellengemeinkosten, Baunebenkosten, Unvorhergesehenes im Rahmen der Sanierung und die jährliche Baukostensteigerung berücksichtigt.″ Die Ausführung in jeweils wenigen gemeinsamen Bauabschnitten sei insgesamt jedoch sehr wirtschaftlich″. Es werde der neueste Stand der IT- und Haustechnik eingeführt″.

Wie teuer ist der Kreishaus-Anbau mit 118 Büroräumen? Unabhängig von der Sanierung des Kreishauses soll bis Ende 2019 ein Kreishaus-Anbau mit 118 Büroräumen realisiert werden. Die Kosten dafür waren vom Landkreis im Jahr 2017 noch auf 13 Millionen Euro veranschlagt worden.

Bildtext:
Das Osnabrücker Kreishaus muss laut Kreisverwaltung für rund 48 Millionen Euro saniert werden. Teuer ist nach Angaben des beauftragten Generalplaners vor allem die Sanierung der Elektro-, Heizungs- und Lüftungstechnik sowie der Rückbau asbesthaltiger Brandschutzplatten.
Foto:
Michael Gründel

Kommentar
Viele Fragen bleiben offen

Eine Investition von 48 Millionen Euro, die sogar noch bis auf knapp 60 Millionen Euro ansteigen kann, muss von der Politik intensiv geprüft werden. Eine gewissenhafte Prüfung kann unmöglich binnen weniger Wochen bis zum Kreistag Ende September erfolgen.

Noch 2017 war von einem Gesamtvolumen der Sanierung von 14 Millionen Euro die Rede. Wenn sich bei der Untersuchung der Bausubstanz neben den damals beschriebenen Sanierungsbedarfen beim Brandschutz und bei den Bauschadstoffen nun weitere zwingend zu sanierende Bedarfe ergeben″, dann muss darauf natürlich reagiert werden.

Geprüft werden muss aber, ob dieser Umfang nötig ist. Dafür sind noch deutlich mehr Hintergründe und Details erforderlich. Darüber hinaus muss geklärt werden, warum der Generalplaner wegen der nun beschriebenen Komplexität des Gesamtprojektes der Sanierung nicht schon 2016 mit der Untersuchung der Bausubstanz beauftragt wurde und warum dadurch erst jetzt die ganze Dimension der Sanierung bekannt wird. j.fays@ noz.de

Sanierungskosten: 48 Millionen Euro

So beziffert der Kreis die Sanierungskosten: Brandschutz (Brandwände etc.): 4 Millionen Euro

Bauschadstoffe (Rückbau asbesthaltiger Brandschutzplatten etc.): 5, 9 Millionen Euro

Energetische Sanierung (Austausch der Verglasung etc.): 5, 9 Millionen Euro Technische Gebäudeausrüstung (neue Elektro-, Heizungs- und Lüftungstechnik): 7, 7 Millionen Euro

Modernisierung (Bodenbeläge etc.): 1, 7 Millionen Euro

Baustellengemeinkosten: 500 000 Euro

Baunebenkosten: 7, 7 Millionen Euro

Unvorhergesehenes″: 3, 3 Millionen Euro

Preissteigerung (10 Prozent für 2 Jahre): 3, 3 Millionen Euro

Mehrwertsteuer: 7, 6 Millionen Euro
Autor:
Jean-Charles Fays


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