User Online: 1 |
Timeout: 11:38Uhr ⟳ |
Ihre Anmerkungen
|
NUSO-Archiv
|
Info
|
Auswahl
|
Ende
|
A
A
A
Mobil →
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Themen ▾
Baumschutz (112)
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (360)
Die Arbeit der Stadtgaertner seit 1891 (975)
Die Hase und ihre Nebengewaesser (3007)
Gartenprojekte (22)
Klimageschichte (seit 1874) (162)
Konflikte um Kleingarten (25)
Konversionsflaechen (245)
Kooperation Baikal-Osnabrueck (25)
Umweltbildungszentrum(UBZ)1997-2018 (108)
Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrueck (324)
Suche ▾
Einfache Suche
Erweiterte Suche
Listen ▾
Orte in Osnabrück
Themen zu Umwelt und Nachhaltigkeit
AkteurInnen
Bildung
Auswahllisten für wichtige Themen (im Aufbau)
Erscheinungsdatum (Index)
Ergebnis
Merkliste ▾
Merkliste zeigen
Merkliste löschen
Datensätze des Ergebnis
Suche:
Auswahl zeigen
Treffer:
1
Sortierungen:
Datum vorwärts
Datum rückwärts
1.
Erscheinungsdatum:
31.08.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeuge
den
Zweiten
Weltkriegs
Überschrift:
Den Arm verloren – aber nicht den Optimismus
Zwischenüberschrift:
Hermann Hagemeyer (97) aus Georgsmarienhütte wurde als Fallschirmjäger im Krieg schwer verwundet
Artikel:
Originaltext:
Georgsmarienhütte
Als
vor
80
Jahren
der
Zweite
Weltkrieg
ausbrach,
war
Hermann
Hagemeyer
aus
Georgsmarienhütte
fast
18
Jahre
alt.
Er
hatte
zu
der
Zeit
eine
klare
Vorstellung
von
seiner
persönlichen
Zukunft:
Er
wollte
Bauer
werden.
Dieser
Traum
zerbrach
fünf
Jahre
später
an
der
Front
in
Italien.
Das
Foto
eines
Onkels,
der
nach
Amerika
ausgewandert
war,
hatte
ihn
Ende
der
30er-
Jahre
beeindruckt.
Es
zeigte
den
Mann,
wie
er
einen
mit
acht
Pferden
bespannten
Pflug
führte.
Das
wollte
Hermann
Hagemeyer
auch
einmal
machen.
An
den
Tag,
an
dem
diese
Zukunftspläne
über
den
Haufen
geworfen
wurden,
erinnert
er
sich
auch
genau:
Es
war
der
2.
Oktober
1944,
als
er
bei
Lucca
seinen
linken
Arm
verlor.
Für
Hermann
Hagemeyer
lief
das
Leben
nach
dem
Kriegsbeginn
am
1.
September
1939
zunächst
relativ
friedlich
weiter.
Er
wurde
am
1.
Dezember
1939
18
Jahre
alt.
Am
1.
Oktober
1940,
deutsche
Soldaten
standen
da
im
Westen
schon
am
Atlantik,
rückte
er
zum
Reichsarbeitsdienst
ein.
Danach
arbeitete
er
ein
paar
Wochen
bei
Möbel
Wiemann
im
Maschinenraum.
Im
Mai
1941
begann
für
den
Bauernsohn
die
Ausbildung
zum
Funker
und
Fahrer
bei
einer
Luftwaffeneinheit
in
Münster-
Loddenheide.
Wenige
Tage
später
begann
das
„
Unternehmen
Merkur″,
in
dem
die
Wehrmacht
in
einer
verlustreichen
Luftlandeoperation
Kreta
eroberte.
Bei
dieser
Schlacht
verloren
fast
2000
deutsche
Soldaten
und
etwa
doppelt
so
viele
Briten,
Australier,
Neuseeländer
und
Griechen
ihr
Leben.
Griechische
Partisanen
und
Zivilisten
leisteten
Widerstand,
töteten
deutsche
Soldaten.
Die
deutschen
Truppen
nahmen
blutig
Rache,
brachten
Hunderte
Kreter
um,
brannten
Dörfer
nieder,
nahmen
Geiseln.
Hagemeyer
kam
erst
viel
später
nach
seiner
Ausbildung
per
Schiff
auf
die
Insel.
Von
Kriegsverbrechen
hörte
er
dort
nichts
mehr.
Auch
eine
feindselige
Haltung
gegenüber
der
deutschen
Besatzung
spürte
er
nicht.
Im
Gegenteil,
in
seiner
Erinnerung
dominiert
das
Positive.
Er
erzählt,
wie
er
zusammen
mit
seinen
Kameraden
den
Einheimischen
geholfen
habe,
mit
Metallteilen
ihre
hölzernen
Pflüge
zu
verbessern:
„
Die
Leute
waren
freundlich
zu
uns.″
Auch
Jahrzehnte
später,
als
er
als
Tourist
auf
die
Mittelmeerinsel
zurückkehrte,
habe
er
dort
keine
Vorbehalte
gegenüber
den
Deutschen
im
Krieg
gespürt.
Auf
Kreta
wurde
Hagemeyer
direkt
zum
Radarbeobachter
ausgebildet
und
entdeckte
dabei
einmal
einen
britischen
Fliegerverband
im
Anflug
auf
Kreta.
Durch
die
frühe
Entdeckung
konnte
der
Angriff
abgewehrt
werden,
was
dem
jungen
Soldaten
eine
Auszeichnung
einbrachte:
„
Dadurch
hatte
ich
ein
Plus
bei
meinen
Vorgesetzten.″
Als
die
Alliierten
im
Juli
1943
auf
Sizilien
gelandet
waren
und
begannen,
Italien
von
Süden
her
aufzurollen,
wurden
Teile
der
Besatzungstruppen
auf
Kreta
auf
dem
Stiefel
gebraucht,
nicht
als
Radar-
Spezialisten,
sondern
mit
dem
Gewehr
in
der
Hand.
Hagemeyer
musste
sich
entscheiden
und
erinnert
sich:
„
Da
waren
drei
Tische
aufgebaut.
An
einem
konnte
man
sich
zur
Waffen-
SS
melden,
am
nächsten
zu
den
Fallschirmjägern.
Am
dritten
zur
einfachen
Infanterie.″
Die
SS
kam
für
ihn
nicht
infrage.
Einfacher
Infanterist
wollte
er
auch
nicht
werden.
„
Fallschirmjäger,
das
war
irgendwie
eine
höhere
Klasse″,
erklärt
er
sich
heute
seine
Begeisterung
für
die
Elitetruppe,
die
damals
zur
Luftwaffe
gehörte.
„
Sport
und
Laufen,
das
war
das
Wichtigste″,
erinnert
sich
Hagemeyer
an
die
Ausbildung
in
Kragujevac
im
heutigen
Serbien
.
Auch
hier
hatte
Monate
vorher
ein
Massaker
stattgefunden.
Als
Vergeltung
für
einen
Partisanenangriff
waren
im
Oktober
1941
über
2300
Bewohner
erschossen
worden,
darunter
300
Schüler
mit
ihren
18
Lehrern.
Die
angehenden
Fallschirmjäger
erfuhren
davon
nichts.
Stattdessen
sahen
sie
sich
mit
strengen
Ausbildern
konfrontiert.
Nachdenken,
Zögern,
das
gab′s
auch
bei
der
Sprungausbildung
nicht,
erzählt
Hagemeyer.
Unten
stand
ein
Unteroffizier
mit
der
Stoppuhr
und
kontrollierte
die
Abstände,
in
denen
die
Männer
aus
der
Maschine
sprangen.
Wer
etwas
zu
lange
überlegte,
wer
nicht
sofort
dem
Vordermann
hinterhersprang,
konnte
sich
anschließend
zur
Infanterie
abmelden.
Seinen
Vordermann
überkam
beim
ersten
Sprung
plötzlich
Angst
vor
der
Tiefe,
und
er
krallte
sich
in
der
Tür
fest:
„
Der
wurde
mit
Tritten
auf
die
Hände
aus
der
Maschine
geschmissen.″
Fünfmal
sprang
Hagemeyer
aus
einer
JU
52,
zweimal
aus
einer
HE
111,
ohne
zu
zögern.
Alles
in
der
Ausbildung,
in
einem
Kampfeinsatz
musste
er
nie
spring
en.
Der
Ernstfall
trat
für
Hagemeyer
nach
der
Fallschirmjägerausbildung
im
Spätsommer
1944
in
Italien
ein.
Nördlich
von
Florenz
zog
sich
die
so
genannte
Gothen-
Linie
vom
Mittelmeer
über
den
Apennin
bis
zur
Adria.
An
diesem
tief
gestaffelten
Stellungssystem
sollte
den
alliierten
Truppen
der
Weg
nach
Bologna
und
in
die
Po-
Ebene
versperrt
werden.
Hier
kämpfte
Hagemeyers
Einheit.
Am
2.
Oktober
saß
er
mit
einem
Kameraden
in
vorderster
Linie
in
einem
Schützenloch,
als
abends
für
ihn
die
Hölle
losbrach.
Aus
dem
Tal
geriet
die
Stellung,
eine
Kette
von
Schützenlöchern
im
Abstand
von
10
bis
20
Metern,
unter
Beschuss
der
Amerikaner.
„
Ich
konnte
die
Abschüsse
der
Granatwerfer
beobachten,
das
Blitzen.″
Und
wenig
später
krachten
die
Einschläge
in
die
Stellung.
Das
benachbarte
Loch,
vielleicht
15
Meter
entfernt,
erhielt
einen
Volltreffer.
„
Ich
sah,
wie
die
beiden
Männer
durch
die
Luft
flogen″,
erinnert
sich
der
Georgsmarienhütter
noch
heute.
Er
wollte
zu
ihnen,
um
zu
sehen,
ob
er
ihnen
helfen
könnte,
und
spürte
plötzlich
einen
Schlag
im
linken
Arm.
Ein
Granatsplitter
hatte
ihn
getroffen.
Er
blutete
und
konnte
nur
noch
den
kleinen
Finger
bewegen.
Mit
zwei
Kameraden
schleppte
er
sich
die
ganze
Nacht
über
zum
Hauptverbandsplatz.
Der
linke
Arm
war
notdürftig
verbunden.
Einer
der
beiden
Verwundeten,
die
sich
mit
ihm
durch
den
Wald
nach
hinten
absetzten,
war
irgendwann
verschwunden.
Die
ersten
Ärzte,
die
Hagemeyer
hinter
der
Front
untersuchten,
entschieden:
Der
Arm
muss
ab.
Viel
ist
ihm
von
diesen
Tagen
nicht
in
Erinnerung
geblieben.
Nur,
dass
er
erst
gedacht
habe,
„
wäre
doch
besser
gewesen,
du
hättest
ein
Bein
verloren″.
Aber
als
er
merkte,
dass
viele
Beinamputierte
starben,
verscheuchte
er
diesen
Gedanken
rasch.
Und
er
war
erleichtert,
als
er
aus
dem
Zugfenster
das
Bahnhofsschild
„
Mantua″
sah
und
wusste,
dass
er
auf
dem
Weg
nach
Norden
den
Po
überquert
hatte.
Im
Lazarett
in
Brünn
im
heutigen
Tschechien
erholte
er
sich
rasch.
Mit
einem
anderen
Verwundeten,
der
den
rechten
Arm
verloren
hatte,
bildete
er
ein
Team:
Beide
trugen
sie
die
Körbe
für
die
Wäscherei.
Eines
Tages
besuchten
ihn
seine
zwei
Schwestern.
Acht
Tage
blieben
sie
in
Brünn,
besuchten
das
Kino
und
schauten
sich
einen
Film
an.
Worum
es
ging?
Marika
Rökk
spielte
jedenfalls
mit.
Eine
der
beiden
Schwestern
arbeitete
beim
Wehrbezirkskommando
in
Osnabrück.
Sie
bekam
es
hin,
dass
Hermann
Hagemeyer
zur
Genesung
ins
Lazerett
im
Kloster
in
Haste
verlegt
wurde.
Hier
endete
für
ihn
schließlich
auch
der
Krieg.
In
Rothenfelde
meldete
er
sich
bei
den
Engländern.
Und
weil
die
auf
Fallschirmjäger
nicht
gut
zu
sprechen
waren,
behauptete
er
einfach,
keine
Papiere
mehr
zu
haben.
Damit
war
das
Kapitel
Krieg
im
Oktober
1945
für
ihn
beendet
–
ohne
in
Gefangenschaft
geraten
zu
sein.
Weil
er
sich
vor
seiner
Einberufung
nach
Ansicht
des
„
alten
Wiemann″
in
der
Möbelfabrik
bewährt
hatte,
bekam
er
auch
mit
einem
Arm
eine
Stelle
als
Magazinverwalter.
1950
heiratete
er
seine
Frau
Hildegard,
die
Familie
bekam
zwei
Töchter.
Ob
er
mal
Wut
verspürt
habe
auf
Hitler,
die
Nazis?
Auf
Menschen,
die
letztlich
verantwortlich
dafür
waren,
dass
er
seinen
Arm
verloren
hat,
seinen
Wunschberuf
nicht
ergreifen
konnte,
sein
Leben
ganz
anders
verlaufen
ist,
als
ursprünglich
erträumt.
„
Nein,
das
war
halt
damals
so″,
damit
war
für
Hagemeyer
das
Thema
Vergangenheit
erledigt.
Er
blickte
nach
vorne.
Man
kommt
auch
mit
einem
Arm
durchs
Leben.
Schuhe
mit
Klettverschluss
kamen
für
ihn
nie
infrage,
erzählt
seine
Tochter,
auch
wenn
es
mit
einer
Hand
eine
ziemliche
Fummelei
ist,
eine
Schleife
zu
binden.
Und
dass
von
den
vier
Ehepaaren,
mit
denen
er
und
seine
Frau
alle
zwei
Wochen
Karten
gespielt
haben,
heute
nur
noch
eine
Mitspielerin
übrig
geblieben
ist,
ist
für
Hagemeyer
kein
Grund,
Trübsal
zu
blasen.
„
Besser
zu
zweit
Karten
spielen
als
gar
nicht.″
Bildtexte:
Hagemeyers
Ausbildungsgruppe
in
Kragujevac
(Hagemeyer
hintere
Reihe
5.
mit
Helm)
.
Hermann
Hagemeyer
in
Uniform.
Hagemeyer
(97)
in
Georgsmarienhütte.
Fotos:
Sammlung
Hagemeyer,
M.
Schwager
Autor:
Michael Schwager