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1.
Erscheinungsdatum:
26.08.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeugen
des
Zweiten
Weltkriegs
Überschrift:
Als vor 80 Jahren der Krieg begann: Zeitzeugen erinnern sich
„Was ich sah, war bestechend schön″
Zwischenüberschrift:
Alda Schlemm reiste 1939 aus Brasilien ins Deutsche Reich / Während des Zweiten Weltkriegs konnte sie jahrelang nicht zurück
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Mit
dem
deutschen
Überfall
auf
Polen
am
1.
September
1939
begann
der
Zweite
Weltkrieg.
80
Jahre
danach
leben
nur
noch
wenige
Menschen,
die
sich
an
ihn
erinnern.
Wir
geben
in
der
Woche
vor
dem
Stichtag
fünf
Zeitzeugen
das
Wort.
Ein
Soldat
und
ein
Jude,
ein
Hitler-
Fan,
ein
ausgebombtes
Kind
und
eine
Vertriebene
schildern
ihre
persönliche,
jeweils
bewegende
Geschichte
der
Jahre
1939
bis
1945.
Jede
davon
ist
einzigartig.
Alle
enthalten
Erlebnisse
von
ungeheurer
Wucht.
Und
doch
steht
jedes
einzelne
Gespräch
beispielhaft
dafür,
was
Millionen
andere
Menschen
ebenfalls
erlebt
haben,
und
dafür,
was
nie
vergessen
werden
darf.
Die
Lehren
aus
diesen
Lebensläufen
müssen
Leitschnur
für
ein
Handeln
als
deutsche
Nation
bleiben
–
auch
wenn
eines
Tages
niemand
mehr
persönlich
erzählen
kann,
was
er
erlebt
hat.
Unsere
Serie
der
Zeitzeugen-
Gespräche
beginnt
mit
Alda
Schlemm.
Sie
gehört
zu
einer
deutschen
Auswanderer-
Familie
in
Brasilien.
Was
sie
damals
in
ihrer
deutschen
Gemeinschaft
von
Hitler
hörte,
begeisterte
sie
derart,
dass
sie
freiwillig
ins
Reich
reiste.
Alda
blieb
acht
Jahre
lang,
arbeitete
unter
anderem
im
Lazarett.
Warum
tat
sie
das?
Um
den
Stand
der
Forschung
zum
Zweiten
Weltkrieg
geht
es
dann
am
Donnerstag
in
unserer
NOZ-
Agenda.
Ex-
Minister
Karl-
Theodor
zu
Guttenberg,
Historiker-
Vorsitzende
Eva
Schlotheuber
und
Beststeller-
Autorin
Hilke
Lorenz
(„
Kriegskinder″)
diskutieren
über
den
Krieg
und
seine
Folgen.
Chefredakteur
Ralf
Geisenhanslüke
fragt
unter
anderem
danach,
ob
totalitäres
Denken
wie
auch
Krieg
zu
führen
womöglich
langsam
wieder
in
Mode
geraten,
wenn
auch
für
vermeintlich
gute
Zwecke.
Die
Diskussion
wird
sich
auch
um
die
Frage
drehen,
in
welchem
Zustand
sich
die
internationale
Friedensordnung
heute
befindet
und
welchen
Bedrohungen
sie
ausgesetzt
ist,
und
welche
Folgen
der
Krieg
in
Gedächtnis
und
Psyche
der
Nachkommen
derer
hat,
die
in
den
Jahren
vor
und
nach
1945
Schreckliches
erleben
mussten.
Im
Zeichen
der
Versöhnung
sollte
eine
Gedenkveranstaltung
stehen,
bei
der
die
Präsidenten
Polens
und
Deutschlands
am
1.
September
gemeinsam
des
Beginns
des
Zweiten
Weltkriegs
gedenken,
doch
die
Frage
nach
finanziellen
Wiedergutmachungen
Deutschlands
für
den
Angriff
auf
Polen
und
die
Besetzung
des
Landes
ist
nach
den
Worten
des
polnischen
Ministerpräsidenten
Mateusz
Morawiecki
nicht
vom
Tisch.
Osnabrück
Am
1.
September
1939
begann
der
Zweite
Weltkrieg.
80
Jahre
später
leben
nur
noch
wenige
Menschen,
die
sich
an
ihn
erinnern
oder
damals
bereits
so
alt
waren,
dass
sie
sogar
eine
aktive
Rolle
innehatten.
Wir
geben
in
dieser
Woche
fünf
Zeitzeugen
das
Wort.
Alda
Schlemm
reiste
freiwillig
ins
Reich
und
blieb
acht
Jahre
lang.
Warum
tat
sie
das?
Adolf
Hitler
erfuhr
nicht
nur
im
Deutschen
Reich
breite
Zustimmung,
sondern
auch
unter
Deutschen
in
aller
Welt.
Noch
keine
19
Jahre
alt,
reiste
Schlemm
1939
deshalb
wie
viele
ihrer
deutschstämmigen
Jugendfreunde
aus
Brasilien
nach
Deutschland.
Sie
wollte
sehen,
wovon
alle
sprachen
und
wovon
in
ihrer
Auswanderergemeinschaft
so
viele
schwärmten
–
auch
sie.
Bevor
Schlemm
wieder
heimreisen
konnte,
begann
der
Zweite
Weltkrieg.
In
den
folgenden
acht
Jahren
erlebte
sie
mehr
als
andere
Menschen
in
einem
ganzen
Leben.
Fernab
ihrer
Familie
arbeitete
sie
in
Lazaretten,
heiratete
einen
Offizier
der
Organisation
Todt,
gebar
drei
Kinder,
irrte
über
Land,
wurde
in
Dresden
ausgebombt
und
schwer
verletzt.
Heute
lebt
Schlemm
wieder
in
Brasilien.
Im
Interview
mit
unserer
Redaktion
erzählt
die
99-
Jährige,
was
sie
damals
bewegte
und
warum
sie
Politik
im
Grunde
bis
heute
verachtet.
Frau
Schlemm,
Sie
sind
im
Mai
1939
freiwillig
und
freudig
nach
Deutschland
gereist.
Heute
wollen
manche
Deutsche
nicht
einmal
einen
Türkei-
Urlaub
mehr
machen,
da
dort
ein
autokratischer
Staatschef
regiert.
Was
trieb
Sie
damals
an?
Die
Propaganda
des
Dritten
Reiches
war
auch
zu
uns
nach
Brasilien
gedrungen.
Eine
Reihe
meiner
Freunde,
die
deutsche
Eltern
hatten,
fuhr
nach
Deutschland
und
ging
in
den
Arbeitsdienst
oder
freiwillig
zum
Militär.
Das
kam
für
mich
nicht
infrage.
Meine
Familie
stammte
aus
Deutschland,
hatte
aber
zugleich
auch
Wurzeln
in
Brasilien.
Zwei
meiner
Urgroßmütter
waren
dort
geboren.
Aber
ich
trotzte
meinen
Eltern
die
Reise
ab,
weil
ich
nach
Deutschland
wollte,
wenn
auch
nur
für
ein
paar
Monate.
Warum?
Was
ich
von
Hitler-
Deutschland
hörte
und
sah,
war
bestechend
schön.
Nur
mein
weitsichtigerer
Großvater
sprach
von
Kriegsgefahr.
Aber
ich
war
jung
und
wollte
etwas
erleben.
Ein
Krieg
schreckte
mich
nicht,
und
von
Politik
verstand
ich
nichts.
Wie
hatten
Sie
bis
dahin
Adolf
Hitler
und
die
Nazis
empfunden?
Empfunden
habe
ich
Hitler
und
den
Nationalsozialismus
gar
nicht.
Hitler
hatte
aus
dem
im
Ersten
Weltkrieg
besiegten
und
niedergedrückten
Deutschland
wieder
ein
respektiertes
Land
gemacht.
Dass
sich
die
Jugend
für
ihn
begeisterte,
ist
nur
natürlich.
Mit
Hitlerjugend
und
Bund
Deutscher
Mädchen
wurde
ihr
ja
viel
geboten.
Das
sprach
sich
bis
nach
Brasilien
herum,
gerade
bei
den
Deutschstämmigen.
Deshalb
gingen
doch
meine
Jugendfreunde
nach
Deutschland.
Den
abfälligen
Begriff
„
Nazis″
gab
es
damals
noch
nicht.
Wie
stellte
sich
damals
Ihre
Verbundenheit
mit
Deutschland
dar,
der
Heimat
Ihrer
Vorfahren?
Gab
es
in
Ihrer
von
Deutschen
geprägten
Heimatstadt
Curitiba
einen
deutschen
Nationalismus?
Es
gab
da
Reichsdeutsche,
einige
waren
Nationalsozialisten,
Parteimitglieder.
Das
wusste
ich,
ich
kannte
einige
persönlich,
Väter
von
Freunden,
für
mich
ganz
normale
Menschen.
Wir
wussten,
woher
unsere
Vorfahren
stammten:
aus
Dänemark,
der
Schweiz,
überwiegend
aus
Sachsen
und
Hannover.
Eltern
und
Großeltern
sprachen
Deutsch.
Es
gab,
solange
ich
denken
kann,
bei
uns
deutsche
Bücher.
Für
Kinder
die
Märchen
von
Bechstein
und
Grimm
oder
„
Max
und
Moritz″
von
Wilhelm
Busch.
In
der
Deutschen
Schule
kam
alles
Lehrmaterial
aus
Deutschland.
Eine
Stunde
am
Tag
lernten
wir
Portugiesisch,
alle
anderen
Fächer
unterrichteten
deutsche
Lehrer.
Aber
Curitiba
war
nicht
nur
deutsch
geprägt.
Es
gab
da
auch
Italiener
und
viele
Polen.
Wir
hatten
den
Deutschen
Sängerbund,
den
Teuto-
Brasilianischen
Turnverein
und
den
Deutschen
Handwerkerunterstützungsverein.
Aber
auch
Polen
und
Italiener
hatten
ihre
Vereine,
die
Schweizer
ihr
Schweizerheim.
Also
kein
Nationalismus,
sondern
nur
Patriotismus?
Schwer
zu
sagen.
Die
brasilianische
Nationalisierung
ab
1938
wurde
vor
allem
in
den
Südstaaten
São
Paulo,
Paraná,
Santa
Catarina
und
Rio
Grande
do
Sul
spürbar,
wo
man
Deutsch
sprach.
Das
war
plötzlich
gefährlich.
Deutsche
Vereine
mussten
ihre
Namen
und
Statuten
ändern.
Die
Schulen
wurden
„
umorganisiert″.
Der
Unterricht
fand
nun
in
der
Landesprache
statt,
nur
Englisch
wurde
noch
als
Fremdsprache
gelehrt.
Die
Deutsche
Überseeische
Bank
wurde
geschlossen.
Deutschstämmige
Angestellte
mit
brasilianischer
Staatsangehörigkeit
wurden
versetzt.
Darunter
war
auch
mein
Vater.
Er
galt
als
verdächtig.
Bei
einer
Hausdurchsuchung
wurden
unsere
deutschen
Bücher
beschlagnahmt.
Im
Süden
Brasiliens
gab
es
regelrechte
Deutschenverfolgungen.
Da
rückten
die
Deutschen
zusammen.
Ist
das
Nationalismus?
Dann
war
für
Sie
die
Benachteiligung
der
Deutschen
in
Ihrer
Heimat
auch
ein
Grund
für
Ihre
Solidarität
mit
Deutschland?
Passten
da
die
NS-
Bestrebungen
nach
einem
großdeutschen
Reich
nicht
bestens
hinein?
Wollten
Sie
das
damals
auch?
Nein,
viele
dieser
brasilianischen
Entwicklungen
wurden
mir
erst
1947
bekannt.
Von
Bestrebungen
nach
einem
großdeutschen
Reich
wusste
ich
damals
auch
nichts.
Der
Gedanke,
Solidarität
mit
Deutschland
zu
üben,
war
mir
in
den
Jahren
1938/
39
nicht
gekommen.
Mich
verband
mit
Deutschland
zunächst
mal
nur
die
Sprache,
es
gab
weder
ein
Zugehörigkeitsgefühl
noch
Solidarität.
Ich
war
im
Herzen
Brasilianerin
und
jung,
ich
tanzte
in
Sandalen
Samba
und
Frevo.
Welches
Ansehen
genoss
bei
Ihnen
und
Ihrem
Umfeld
damals
die
Demokratie?
Den
Begriff
kannte
ich
mit
18
Jahren
zwar,
aber
politisch
irgendwie
ausgerichtet
waren
wir
nicht.
Politik
war
uns
egal,
das
machten
doch
die
Männer
irgendwo
im
Palacio.
Und
noch
in
Deutschland
habe
ich
zwar
das
Kriegsgeschehen
miterlebt,
aber
die
politischen
Hintergründe
nicht
bedacht.
Das
Warum
und
Weshalb
und
Woher
war
mir
gleichgültig,
ich
habe
das
alles
nicht
hinterfragt.
Die
Nazis
machten
ja
kein
Hehl
daraus,
dass
sie
die
Arier
für
eine
überlegene
Rasse
hielten.
Wie
dachten
Sie
damals
darüber?
Von
Rassenreinheit
hörte
ich
erst
in
Deutschland.
Und
dass
ich
noch
Menschen
mit
einem
gelben
Stern
an
der
Kleidung
auf
der
Straße
sah,
fand
ich
beschämend.
Von
Konzentrationslagern
und
den
dortigen
Geschehen
erfuhr
ich
erst
nach
Kriegsende.
Gerade
durch
die
vielen
Einwanderer
hier
im
Land
habe
ich
viele
jüdische
Freunde.
Und
das
bleibt
auch
so.
Wann
und
wie
haben
Sie
erfahren,
dass
Sie
1939
nicht
nach
Brasilien
zurückdurften?
Als
am
1.
September
der
Krieg
ausbrach,
waren
meine
Schwester
und
ich
fröhlich
in
Deutschland
auf
Reisen.
Unsere
Rückreise
am
12.
Oktober
war
bereits
bezahlt,
aber
wir
konnten
sie
nicht
mehr
antreten.
Auch
eine
Ausreise
in
die
Schweiz
wurde
nicht
genehmigt.
Also
mussten
wir
uns
einrichten.
Meine
Schwester
machte
ihr
Abitur
und
ging
auf
die
Kunst-
und
Musikschule.
Ich
suchte
nach
einer
Arbeit.
Krankenpflege
als
Beruf
war
für
Ausländer
erlaubt,
und
so
landete
ich
in
einer
großen
Zahnklinik.
Später
kamen
Kurse
im
Roten
Kreuz
dazu.
Ich
tat
auch
Dienst
in
Lazaretten
als
Nachtwache.
Als
Teenager
im
fremden
Land
–
konnten
Sie
nirgendwo
unterschlüpfen?
Da
wir
selbst
keine
Familienbindung
hatten,
gab
es
für
uns
in
Deutschland
nur
Freunde
meiner
Eltern
in
Dortmund.
Dort
schlüpften
wir
im
ersten
Kriegswinter
unter.
Einen
Sohn
kannte
ich
aus
Curitiba.
Er
war
vor
uns
nach
Deutschland
zurückgekehrt
und
trug
schon
Uniform.
Und
dann?
Mein
Vater
telegrafierte,
dass
es
wegen
der
Bombengefahr
in
einem
Industriegebiet
wohl
besser
wäre,
in
eine
andere
Stadt
umzuziehen.
So
zogen
wir
ausgerechnet
nach
Dresden
um.
Dort
lernte
ich
meinen
ersten
Ehemann
kennen,
heiratete
und
bekam
bald
einen
Sohn.
In
den
Lazaretten
wurden
Sie
mit
der
Realität
des
Krieges
konfrontiert.
Mit
welchen
Folgen?
Schon
in
der
Zahnklinik
sah
ich
entsetzliche
Kriegsfolgen.
Aber
im
Lazarett
erlebte
ich
die
ganze
Härte
des
Krieges.
Vor
mir
wohlbehütetem
Mädchen
lag
da
plötzlich
ein
Mann
schwerstverletzt
und
flehte:
„
Lasst
mich
nicht
sterben,
ich
will
leben!
″
Doch
wir
wussten,
dass
wir
ihm
nur
bedingt
helfen
konnten.
Ich
lernte
auf
grausame
Weise,
was
Krieg
bedeutet.
Hitler
allein
daran
die
Schuld
geben
konnte
ich
aber
nicht.
Ich
fragte
mich
auch,
was
Nordamerika
und
Brasilien
überhaupt
auf
dem
europäischen
Kriegsschauplatz
zu
suchen
hatten.
Deutschland
hat
den
USA
den
Krieg
erklärt.
Meine
Sympathie
für
und
Zugehörigkeit
zu
Deutschland
war
nicht
parteigebunden.
Und
ich
wusste,
dass
die
feindlichen
Soldaten
das
gleiche
Leid
erlebten,
die
gleichen
Schmerzen
spürten.
Die
Luftangriffe
Mitte
Februar
1945
auf
Dresden
haben
Sie
miterlebt.
Der
Krieg
hatte
grausige
Formen
angenommen
und
ging
spürbar
dem
Ende
zu.
Wir
rechneten
mit
Angriffen
der
anrückenden
Russen.
Aber
dann
kam
stattdessen
der
alliierte
Luftangriff
am
13.
Februar.
Kurz
gefasst:
Durch
ein
Wunder
blieb
unser
Haus
stehen,
in
dessen
Keller
wir
saßen.
In
der
folgenden
Bombennacht
mussten
wir
in
einen
hinteren
Teil
des
Kellers,
der
vordere
erhielt
einen
Volltreffer.
Durch
einen
Mauerriss
retteten
wir
uns
in
ein
Feuermeer.
Auf
der
Flucht
Richtung
Elbufer
traf
mich
etwas
Brennendes
im
Gesicht.
Ich
sah
nichts
mehr.
Ich
wusste
immer,
dass
ich
einen
starken
Schutzengel
hatte.
Er
führte
uns
zu
einem
Arzt,
der
meine
Wunden
liebevoll
versorgte.
Doch
für
drei
Wochen
blieb
ich
blind.
Zu
Fuß
wanderten
wir
bei
Eis
und
Schnee
ohne
alle
Habe
rund
150
Kilometer
bis
nach
Bad
Elster,
wo
wir
bei
Freunden
das
Kriegsende
erlebten.
Ich
war
wieder
schwanger.
Erst
1947
verließen
Sie
Deutschland
und
auch
Ihren
Mann,
und
kehrten
mit
Ihren
inzwischen
drei
Kindern
nach
Brasilien
zurück.
Warum?
Ich
hatte
all
die
Zeit
in
Deutschland,
auch
vor
und
nach
meiner
Heirat,
nie
Zweifel
daran
gelassen,
dass
ich
nach
Kriegsende
nach
Hause
zurückkehren
würde.
Warum?
Weil
ich
nach
Brasilien
gehöre,
weil
es
meine
Heimat
ist,
bei
aller
Sympathie
für
Deutschland.
Was
sagen
Sie
heute
jungen
Menschen,
wenn
Sie
an
jene
Zeit
denken?
Zum
Beispiel
über
Demokratie
und
Rechtsstaat,
über
Pressefreiheit
und
Menschenrechte,
über
Verführung
durch
Propaganda
und
Populismus?
Demokratie,
Rechtsstaat,
Menschenrechte
–
alle
reden
davon.
Welches
Land
lebt
das
aber
wirklich?
Überall
gibt
es
Korruption,
überall
wird
gelogen.
Vor
einem
neuen
Krieg
hätte
ich
entsetzliche
Angst,
denn
er
würde
noch
viel
schlimmer
als
der
Zweite
Weltkrieg.
Ich
leiste
mir
die
Freiheit,
die
Nachrichten
nur
sehr
sparsam
zu
konsumieren.
Eine
Art
Vogel-
Strauß-
Politik,
gewiss.
Aber
damit
schlafe
ich
ruhiger.
Ich
versuche
es
noch
einmal:
Was
raten
Sie
heute
mit
Ihrer
Lebenserfahrung
jungen
Menschen?
Was
ich
Jugendlichen
rate?
Lebt
euer
Leben
bewusst,
erlebt
die
Tage
bewusst
und
aufgeschlossen.
Wichtiger
als
alle
politischen
Richtungen
ist
das
Menschliche,
das
Miteinander.
Gemeinsam
lachen
und
weinen,
das
verbindet.
Bildtexte:
Aus
Monaten
wurden
Jahre:
Bevor
Alda
Schlemm
in
ihre
Heimat
Brasilien
zurückkehren
konnte,
brach
der
Zweite
Weltkrieg
aus.
Sie
musste
bleiben,
arbeitete
in
Deutschland
zunächst
in
einer
Zahnklinik
und
später
in
Lazaretten.
Das
Bild
zeigt
sie
1941
in
Dresden
auf
dem
Weg
in
die
Klinik.
Lebt
seit
1947
wieder
in
Brasilien:
Alda
Schlemm
ist
heute
99
Jahre
alt.
Fotos:
Schlemm
Breite
Zustimmung
für
den
Nationalsozialismus?
Das
NS-
Regime
erfreute
sich
nach
1933
vor
allem
aufgrund
sozialpolitischer
Maßnahmen
und
außenpolitischer
Erfolge
wachsender
Zustimmung
in
der
deutschen
Bevölkerung.
Die
meisten
Menschen
in
Deutschland,
aber
auch
im
Ausland
konnten
oder
wollten
jedoch
angesichts
der
Erfolge
Hitlers
dessen
wahre
Absichten
nicht
erkennen.
In
den
ersten
Jahren
der
NS-
Diktatur
waren
auch
die
bürgerlichen
Eliten
mit
vielem
einverstanden,
was
die
neue
Führung
politisch
vorgab.
Opposition
entwickelte
sich
spät.
„
Es
brauchte
noch
einmal
Zeit,
bis
Militärs,
Beamte,
Diplomaten
sich
entschlossen,
den
Sturz
des
Diktators
und
eine
neue
Staatsordnung
zu
planen″,
schreibt
der
Historiker
und
frühere
Leiter
des
Zentrums
für
Antisemitismusforschung
in
Berlin,
Wolfgang
Benz.
Waren
sie
blind
für
die
Gefahren,
die
von
den
Nazis
ausgingen?
„
Gehorsam
zu
verweigern
gehörte
nicht
zur
Tradition
und
Erziehung
der
meisten
Deutschen″,
lautet
die
Einschätzung
des
Historikers.
Quellen:
Deutsches
historisches
Museum
Autor:
Burkhard Ewert, Thomas Niemeyer, dpa