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1.
Erscheinungsdatum:
28.08.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
Zeppelinhalle oder Gotteshaus?
Zwischenüberschrift:
Heilig-Kreuz-Kirche: Als 1932 ein architektonischer Kracher in den Schinkel gepflanzt wurde
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Es
war
ein
architektonischer
Kracher,
den
der
Kölner
Kirchenbaumeister
Dominikus
Böhm
1932
da
mitten
in
den
Schinkel
gepflanzt
hatte.
Viele
erkannten
in
der
Kreuzkirche
im
Eck
von
Schützen-
und
Wesereschstraße
eher
eine
„
Luftschiffhalle″
denn
eine
Kirche.
Es
fehlte
ja
zunächst
auch
der
Kirchturm.
Wäre
da
nicht
die
übergroße
Rosette
in
der
Ostfassade,
hätte
man
das
Kirchenschiff
von
seinem
Äußeren
her
tatsächlich
für
eine
Zeppelin-
Garage
halten
können.
Dieser
Eindruck
kam
schon
in
der
Bauphase
auf,
als
zunächst
nur
das
Stahlskelett
stand.
Es
war
von
der
Humboldt-
Deutz-
Motoren-
AG
erstellt
worden,
die
sich
auf
derartige
technische
Konstruktionen
verstand.
Im
zweiten
Arbeitsgang
verkleidete
man
das
Eisengerippe
mit
roten
Klinkersteinen.
Die
erinnerten
wiederum
an
Fabrikarchitektur,
die
gut
in
den
Industrie-
Vorort
Schinkel
passte.
Professor
Böhm
hatte
sich
sehr
bewusst
vom
Kirchenbaustil
der
Zeit
abgewandt.
Von
neuromanischen,
neugotischen
oder
neubarocken
Formen
hielt
er
nichts.
Sicherlich
könne
der
Baumeister
des
20.
Jahrhunderts
mit
den
ihm
zur
Verfügung
stehenden
Mitteln
die
tiefen
Portale
und
gewaltigen
Pfeiler
der
Romantik
oder
die
Netzgewölbe
der
Gotik
mühelos
nachahmen.
Aber
das
wäre
in
seinen
Augen
nicht
wahrhaftig,
die
schwere
alte
Form
würde
zur
theatralischen
Attrappe.
Einfache,
strenge
Linien,
klare,
geschlossene
Baukörper,
vor
allem
aber
große
Flächen
wurden
zu
Böhms
Wahrzeichen.
Die
Stahl-
Konstruktion
der
Heilig-
Kreuz-
Kirche
ermöglichte
eine
pfeilerfreie
Halle
von
28
Meter
Spannweite
und
46
Meter
Länge.
Der
basilikaartige
Raum
zeichnet
sich
durch
klare
Linien,
lange
Mauerfluchten
und
nur
wenige,
kreisförmige
Fensteröffnungen
weit
oben
in
Deckennähe
aus.
Besondere
Akzente
erreichte
Böhm
durch
geschickte
Wahl
des
Lichteinfalls
in
den
rechteckigen
Kubus.Streit
um
Standort
Der
Wunsch
nach
einer
eigenen
Kirche
trieb
die
Schinkeler
Katholiken
schon
vor
1900
um.
Ihre
Anzahl
war
dank
der
Industrieansiedlungen
stark
gewachsen.
Sie
waren
es
leid,
immer
den
weiten
Weg
in
die
Innenstadt
zum
Dom
zurücklegen
zu
müssen.
1895
begann
ein
Sammelverein,
Mittel
für
eine
Kapelle
neben
der
Marienschule
in
Schinkel-
Ost
zu
sammeln.
Um
den
Standort
wurde
gestritten,
denn
der
Siedlungsschwerpunkt
hatte
sich
zunehmend
nach
Schinkel-
West
verlagert.
Man
einigte
sich
auf
den
Kompromiss,
dass
der
östliche
Schinkel
eine
Marienkapelle
bekam
(die
sich
später
zur
Rosenkranzkirche
auswachsen
sollte)
,
die
Schinkeler
Hauptkirche
aber
weiter
im
Westen
an
Schützenstraße
und
Wesereschstraße
zu
bauen
sei.
Zunächst
fehlte
das
Geld
für
eine
richtige
Kirche.
In
einem
ersten
Schritt
wurde
1913
die
„
Notkirche″
fertig
und
im
Juni
1914
das
Pfarrhaus.
An
deren
Stelle,
Schützenstraße
85
und
87,
stehen
heute
Tagespflege,
Kita
und
Gemeindebüro.
Die
Domgemeinde
gestattete
die
Abpfarrung
der
Gemeinde
„
Osnabrück-
Schinkel
zum
Heiligen
Kreuz″
zum
1.
April
1914.
Das
war
zugleich
der
Tag,
an
dem
aus
der
selbstständigen
Landgemeinde
Schinkel
ein
Stadtteil
Osnabrücks
wurde.
Zum
ersten
Pfarrer
wurde
Domvikar
Theodor
Biedendieck
bestimmt.
Der
vier
Monate
später
hereinbrechende
Erste
Weltkrieg
ließ
die
Gedanken
an
den
Bau
der
Kreuzkirche
in
den
Hintergrund
treten.
Der
Sammelverein
war
aber
nicht
untätig
und
trug
fleißig
Geld
für
den
Bau
zusammen.
Zum
großen
Unglück
vernichtete
die
Inflation
von
1923
das
Startkapital
fast
vollständig.
Die
Gemeinde
ließ
sich
nicht
entmutigen.
Als
sie
1928
in
der
neuen
Währung
100
000
Rentenmark
zusammen-
hatte,
beschloss
der
Kirchenvorstand
den
Bau.
Drei
Osnabrücker,
ein
Magdeburger
und
zwei
Kölner
Architekten
wurden
aufgefordert,
Entwürfe
einzureichen.
Die
Entscheidung
fiel
einstimmig
zugunsten
des
Entwurfs
von
Dominikus
Böhm.
Im
Mai
1932
begann
der
Bau,
am
22.
Oktober
1933
weihte
Bischof
Berning
die
fertiggestellte
Kirche.
Da
es
noch
keinen
Turm
gab,
wurden
1937
zwei
Glocken
aus
dem
Bestand
der
Domgemeinde
in
einer
provisorischen
Glockenkammer
zu
ebener
Erde
aufgehängt.
Eine
von
ihnen
entstand
um
1300
und
gilt
als
wahrscheinlich
älteste
erhaltene
Glocke
im
Bistum.
Die
andere,
die
„
Regina″
von
1485,
ist
kunsthistorisch
wohl
noch
wertvoller,
da
der
berühmte
holländische
Meister
Gerrit
van
Wou
sie
goss.
Die
Beschädigungen
im
Bombenkrieg
hielten
sich
in
Grenzen.
Schlimmer
war
der
Wirbelsturm
am
14.
November
1940,
der
das
Satteldach
anhob
und
auf
benachbarte
Wohnhäuser
warf.
Erst
zu
Weihnachten
1952
war
die
Kirche
wieder
vollständig
nutzbar.
Aber
noch
war
sie
unvollendet,
noch
fehlte
der
Turm
aus
Böhms
Entwurf,
der
die
Kirche
weithin
als
Gotteshaus
erkennbar
machen
würde,
aber
bislang
wegen
Geldmangels
nicht
ausgeführt
werden
konnte.
Im
Mai
1964
herrschte
Aufbruchstimmung.
Kaufmann
Heinrich
Simon
rief
eine
„
Turmbau-
Arbeitsgemeinschaft″
ins
Leben.
Seine
Idee:
Alle
erwachsenen
Gemeindemitglieder
sollten
100
DM
spenden,
notfalls
ein
Darlehen
dafür
aufnehmen.Lotterie
mit
VW-
Käfern
2500
silberfarbige
Anstecknadeln
wurden
in
der
Kirche
auf
einer
samtbezogenen
Pinnwand
aufgereiht.
Jeder
100-
DM-
Spender
erhielt
eine
Nadel.
So
war
für
jeden
Kirchgänger
„
wie
auf
einem
Barometer″
ablesbar,
wie
der
finanzielle
Druck
langsam
abnahm.
Aber
es
blieb
ein
großer
Rest.
Deshalb
entschied
der
Kirchenvorstand
im
Februar
1965,
alle
Osnabrücker
um
Hilfe
zu
bitten
und
auf
dem
Neumarkt
eine
Turmbaulotterie
zu
veranstalten.
Als
Hauptpreis
winkten
sechs
VW-
Käfer
„
Export″.
Der
erste
Glückliche
war
ein
Rentner
aus
der
DDR,
der
in
Osnabrück
zu
Besuch
weilte.
Bei
einem
Einsatz
von
einer
DM
für
das
Los
konnte
er
nun
mit
einem
VW-
„
Export″
nach
Hause
fahren.
Im
August
1965
begann
der
Turmbau
mit
dem
Abriss
der
alten
Glockenkammer.
Der
Turm
wurde
auf
einer
Grundfläche
von
acht
mal
acht
Metern
aus
Beton
errichtet
und
dann
mit
rotem
Klinker
verblendet.
Im
Juni
1966
waren
die
beiden
Glocken
hochgezogen,
im
Frühjahr
1967
der
Turm
insgesamt
fertig.
Ein
Hauptwerk
Dominikus
Böhms,
des
vielleicht
bedeutendsten
Kirchenbaumeisters
des
20.
Jahrhunderts,
war
vollendet.
Und
das
nicht
zuletzt
dank
der
Opferbereitschaft
der
Gemeindeglieder,
die
in
großer
Zahl
Arbeiter
und
„
kleine
Beamte″
waren,
wie
der
damalige
Generalvikar
lobend
herausstellte.
Böhm
selbst
hat
die
Vollendung
nicht
erlebt,
er
starb
1955.
Joseph
Kardinal
Frings
sagte
in
einem
Nachruf:
„
Er
war
der
bahnbrechende
Meister,
der
die
kirchliche
Baukunst
aus
den
Fesseln
des
Historismus
löste
und
gemäß
dem
neuen
Material
und
gemäß
den
neu
gewonnenen
liturgischen
Einsichten
baute.″
Bildtext:
1932
im
Rohbau
zeigt
die
Kirche
das
noch
unverkleidete
Stahlskelett.
Manche
Kritiker
vermissten
die
typischen
Attribute
einer
Kirche
und
spöttelten
von
der
"
Zeppelin-
Halle"
.
Der
Blick
geht
von
der
Kreuzstraße
nach
Osten,
im
Hintergrund
rexhts
der
Paulus-
Kirchturm.
Der
35
Meter
hohe
Turm
vervollständigt
seit
1966
das
Bild
der
Kirche.
Sechs
VW-
Käfer
waren
die
Hauptgewinne
in
der
Turmbau-
Lotterie,
mit
der
1965
die
Rest-
Finanzierung
des
Kirchturms
gelingen
sollte.
Theodor
Biedendieck
war
Heilig-
Kreuz-
Pfarrer
von
1914
bis
1939.
Das
Foto
aus
dem
Archiv
der
Heilig-
Kreuz-
Gemeinde
zeigt
ihn
1937
bei
der
Glockenweihe.
Foto:
Archiv
Reinhold
Hütter,
Archiv
der
Heilig-
Kreuz-
Gemeinde,
J.
Dierks
Autor:
Joachim Dierks