User Online: 1 |
Timeout: 22:18Uhr ⟳ |
Ihre Anmerkungen
|
NUSO-Archiv
|
Info
|
Auswahl
|
Ende
|
A
A
A
Mobil →
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Themen ▾
Baumschutz (112)
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (360)
Die Arbeit der Stadtgaertner seit 1891 (975)
Die Hase und ihre Nebengewaesser (3007)
Gartenprojekte (22)
Klimageschichte (seit 1874) (162)
Konflikte um Kleingarten (25)
Konversionsflaechen (245)
Kooperation Baikal-Osnabrueck (25)
Umweltbildungszentrum(UBZ)1997-2018 (108)
Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrueck (324)
Suche ▾
Einfache Suche
Erweiterte Suche
Listen ▾
Orte in Osnabrück
Themen zu Umwelt und Nachhaltigkeit
AkteurInnen
Bildung
Auswahllisten für wichtige Themen (im Aufbau)
Erscheinungsdatum (Index)
Ergebnis
Merkliste ▾
Merkliste zeigen
Merkliste löschen
Datensätze des Ergebnis
Suche:
Auswahl zeigen
Treffer:
1
Sortierungen:
Datum vorwärts
Datum rückwärts
1.
Erscheinungsdatum:
20.05.2011
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
„Du wirst überleben und erzählen″
Zwischenüberschrift:
Erna de Vries und Sally Perel erinnern und mahnen
Artikel:
Originaltext:
OSNABRÜCK.
So
still
ist
es
selten
im
Klassenraum.
Wenn
Erna
de
Vries
und
Sally
Perel
–
wie
derzeit
–
Schulen
in
Osnabrück
und
Umgebung
besuchen,
wundern
sich
Lehrer,
wie
gebannt
ihre
Schüler
zuhören.
Was
die
Gäste
zu
erzählen
haben,
verschlägt
vielen
den
Atem.
Sie
haben
den
Nazi-
Terror
überlebt.
Jetzt
trafen
sich
die
beiden
Zeitzeugen
zu
einem
Gespräch
in
der
Volkshochschule
mit
Direktor
Carl-
Heinrich
Bösling
und
Gedenkstättenleiter
Michael
Gander.
Erna
de
Vries
hieß
mit
Nachnamen
in
den
1930er-
Jahren
noch
Korn.
Als
Mädchen
erlebte
sie,
dass
die
Nationalsozialisten
die
Juden
diskriminierten,
also
auch
sie
und
ihre
verwitwete
Mutter.
Sie
verloren
ihren
Lebensunterhalt
und
mussten
zuschauen,
wie
ihre
Wohnung
in
Kaiserslautern
verwüstet
wurde.
1943
verschleppten
Nationalsozialisten
sie
ins
Konzentrationslager
Auschwitz
und
ermordeten
die
Mutter.
Kurz
vor
Ende
des
Krieges
befreiten
amerikanische
Soldaten
Juden
auf
einem
Todesmarsch
aus
dem
Konzentrationslager
Ravensbrück
–
unter
ihnen
befand
sich
Erna
de
Vries.
„
Meine
Mutter
sagte
zu
mir:
Du
wirst
überleben
und
erzählen,
was
man
mit
uns
gemacht
hat.″
Es
sollte
noch
Jahrzehnte
dauern.
1998
ludeine
Schule
sie
erstmals
ein.
Seitdem
ist
sie
als
Zeitzeugin
unterwegs.
Die
Prophezeiung
ihrer
Mutter
ist
zu
ihrer
Aufgabe
geworden.
Auch
wenn
Erna
de
Vries
nach
ihren
Besuchen
in
Schulen
wieder
zu
Hause
ist,
erfährt
sie
oft
noch
von
der
Nachwir-
kung
ihres
Berichts:
„
Ganze
Schulklassen
schreiben
mir.″
Sally
Perel,
ebenfalls
Jude,
überlebte
auf
eine
abenteuerliche
Weise.
Nachdem
Nationalsozialisten
das
Schuhgeschäft
der
Familie
in
Peine
zerstört
hatten,
zog
die
Familie
nach
Polen.
Als
die
Wehrmacht
ihn
während
des
Krieges
gefangen
nahm,
gab
sich
Sally
–
eigentliche
Salomon
–
Perel
als
Volksdeutscher
aus.
Er
wurde
Soldat
und
kam
später
in
eine
Schule
der
Hitlerjugend.
Nach
dem
Krieg
zog
er
nach
Israel
und
schrieb
vier
Jahrzehnte
später
das
Buch
„
Ich
war
Hitlerjunge
Salomon″,
das
1990
verfilmt
wurde.
Zweimal
im
Jahr
ist
Sally
Perel
in
Deutschland
zu
Gast
in
Schulen.
Osnabrück
kennt
er
aus
seiner
Kindheit,
als
er
seinen
Vater
auf
Geschäftsreisen
hierher
begleitete.
„
Darum
hat
diese
Stadt
für
mich
eine
besondere
Bedeutung.″
Und
er
erlebte
im
Deutschland
der
1930er-
Jahre
„
ein
eindoktrinierte
und
militarisierte
Jugend.
Die
Einberufung
galt
als
glücklicher
Tag.″
Auch
wenn
er
sagt,
dass
sich
die
gegenwärtige
Jugend
„
um
180
Grad
gedreht″
hat,
will
der
alte
Herr
an
seiner
Arbeit
als
Zeitzeuge
festhalten.
Die
sieht
er
als
Mission.
„
Ich
fühle
mich
manchmal
wie
ein
Wächter
vor
dem
Tor.″
„
Es
kommen
manchmal
Schüler
und
bitten
um
Verzeihung.
Doch
dann
sage
ich:
Ihr
seid
nicht
schuldig
–
nur
verantwortlich
für
die
Zukunft.″
Sally
Perel
erinnert
sich
an
einen
denkwürdigen
Besuch
in
einer
Heidelberger
Schule,
wo
eine
Gruppe
„
Heil
Hitler″
rief.
„
Die
anderen
Schüler
wollten,
dass
sie
rausgehen,
aber
ich
wollte,
dass
sie
bleiben
und
zuhören.
Am
Ende
haben
sie
sich
Bücher
von
mir
signieren
lassen.″
Erna
de
Vries
und
Sally
Perel
wissen:
„
Die
erste
Nachkriegsgeneration
hat
geschwiegen.″
Heute
hören
Schüler,
was
in
der
Generation
ihrer
Groß-
und
Urgroßeltern
geschehen
ist,
und
zwar,
wie
Volkshochschuldirektor
Carl-
Heinrich
Bösling
beobachtet
hat,
„
oft
anders,
als
die
Geschichten
in
den
Familien
weitergegeben
wurden″.
Denn
manches
sei
mit
dem
Versuch
der
Rechtfertigung
verzerrt
worden.
So
sieht
es
auch
Michael
Gander,
Leiter
der
Gedenkstätte
Augustaschacht:
„
Vieles
wurde
in
den
Familien
gar
nicht
angesprochen.″
Umso
wichtiger
seien
die
Berichte
von
Zeitzeugen.
Bösling
und
Gander
wissen
die
besondere
Wirkung
persönlicher
Schilderungen
zuschätzen.
Doch
fragen
sich
Carl-
Heinrich
Bösling
und
Michael
Gander
auch,
wie
es
um
die
„
Zukunft
der
Erinnerung
an
die
Zeit
und
die
Verbrechen
des
Nationalsozialismus″
bestellt
sein
wird.
In
den
vergangenen
Jahrzehnten
zählten
sie
Besuche
von
Zeitzeugen
vor
rund
40
000
Schülernin
der
Region
Osnabrück.
Doch
je
betagter
sie
sind,
desto
weniger
werden
es
künftig
sein.
Erna
de
Vries
ist
87,
Sally
Perel
86
Jahre
alt.
Ihr
Leben
ist
zwar
dokumentiert,
doch
kann
das
die
persönliche
Begegnung
ersetzen?
Die
Antwort
bleibt
offen.
Doch
die
beiden
anwesenden
Zeitzeugen
zeigen
sich
unermüdlich.
Sally
Perel
sagt
es
so:
„
Ich
komme
wieder
–
solange
mich
meine
Schuhe
tragen.″
Bildtext:
Wenn
sie
erzählen,
hören
alle
zu.
Dieses
Mal
waren
die
Zeitzeugen
Sally
Perel
und
Erna
de
Vriesauch
in
der
Volkshochschule
zu
Gast,
um
sich
mit
Direktor
Carl-
Heinrich
Bösling
(links)
und
Michael
Gander
(rechts)
zu
unterhalten.
Foto:
Egmont
Seiler
Autor:
Jann Weber