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1.
Erscheinungsdatum:
22.08.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
„Wir leben nebeneinander her″
SPD warnt vor „ziellosem Aktionismus″ und Verunglimpfungen
Zwischenüberschrift:
Wie sich das Problem-Dreieck im Schinkel im vergangenen Jahr entwickelt hat
Auch DGB wendet sich gegen Pauschalurteile: Das Problem ist nicht bulgarisch oder rumänisch
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Ratten-
und
Müllprobleme,
prekäre
Wohnverhältnisse
und
Männergruppen,
die
auf
der
Straße
herumlungern:
Es
ist
ein
knappes
Jahr
her,
dass
im
Bürgerforum
Schinkel
Befürchtungen
laut
wurden,
das
Dreieck
Buersche,
Venloer
und
Schinkelstraße
könnte
sich
zu
einer
No-
go-
Area
entwickeln.
Wie
sieht
es
heute
dort
aus?
Wir
halten
Ausschau
nach
Müll
und
leeren
Bierdosen
–
stattdessen
fallen
uns
drei
Blumenbeete
ins
Auge.
Rosen
und
Stiefmütterchen
blühen
dort,
beschützend
umrandet
von
kleinen
Zäunen
aus
Stäben,
Fäden
und
Flatterband.
Das
habe
die
Nachbarin
gemacht,
sagt
ein
älterer
Herr,
ein
Deutscher
mit
polnischen
Wurzeln.
Damit
die
Blumen,
die
der
Osnabrücker
Servicebetrieb
(OSB)
gepflanzt
hat,
von
den
vielen
parkenden
Autos
nicht
kaputt
gefahren
werden.
Der
Herr
sitzt
in
der
Mittagszeit
draußen,
trinkt
eine
Dose
Bier
und
blickt
in
Richtung
Venloer
Straße.
„
Hier
ist
mehr
oder
weniger
alles
bulgarisch″,
sagt
er.
Seit
1999
lebt
er
in
einem
Mehrfamilienhaus,
dessen
Fassade
mit
krummen
Drähten
provisorisch
vor
dem
weiteren
Abbröckeln
bewahrt
wird.
Früher
waren
seine
Nachbarn
Portugiesen,
Türken
und
Deutsche.
„
Die
sind
alle
weg
in
bessere
Wohnungen″,
sagt
er.
Jetzt
leben
dort
die
Bulgaren.
„
Ich
komme
gut
mit
denen
aus.″
Es
sind
viele
Männer
auf
der
Straße
zu
sehen,
die
die
Presse
aus
der
Ferne
skeptisch
beäugen,
aber
auch
Frauen
mit
kleinen
Kindern.
Vor
einem
Haus
stehen
ein
altes
Sofa
und
weitere
Stühle.
Kein
Sperrmüll,
erfahren
wir,
sondern
Sitzgelegenheiten.
„
Unsere
Landsmänner
haben
die
Gewohnheit,
draußen
zu
sitzen
und
auch
mal
ein
Bier
zu
trinken″,
wirbt
Nezhdet
Halilov
um
Verständnis.
Der
Deutsche
mit
bulgarischen
Wurzeln
betreibt
einen
Lebensmittelladen
und
Kiosk
an
der
Ecke
zur
Venloer
Straße.
„
Wir
leben
in
Frieden.″
Vor
seinem
Laden
sorgt
Halilov
selbst
für
Ordnung
und
räumt
seit
etwa
einem
halben
Jahr
systematisch
den
Müll
weg,
kümmert
sich
um
ein
Blumenbeet
mit
rosa
Röschen.
Und
was
ist
mit
den
Menschen
in
der
direkten
Nachbarschaft,
die
nach
allem,
was
man
so
hört,
in
prekären
Verhältnissen
leben?
Die
kenne
er
nicht,
sagt
er.
Zurück
auf
der
Straße,
sprechen
wir
einen
Mann
um
die
50
an.
Er
spreche
kein
Deutsch,
signalisiert
er
und
winkt
einen
anderen
heran,
einen
jungen
Mann.
Er
fühle
sich
hier
wohl,
sagt
der.
Warum
er
nach
Deutschland
gekommen
sei?
„
In
Bulgarien
weniger
Arbeit″,
sagt
der
junge
Mann.
Er
selbst
habe
einen
Vollzeitjob
als
Zeitungsausträger.
Damit
zählt
er
nicht
zu
den
32,
5
Prozent
bulgarischen
Staatsbürgern
in
Osnabrück,
die
Sozialleistungen
beziehen,
wie
die
Stadtverwaltung
aktuell
auf
eine
Anfrage
der
Osnabrücker
CDU-
Fraktion
antwortete.
2016
lag
die
Quote
der
Sozialleistungsbezieher
noch
bei
mehr
als
50
Prozent;
inzwischen
haben
die
Behörden
ein
wacheres
Auge
darauf,
ob
Leistungen
wie
Sozialhilfe
und
Wohngeld
zu
Recht
bezogen
oder
zu
Unrecht
erschlichen
werden.
Die
Stadt
will
zudem
versuchen,
an
die
bulgarischen
Familien
heranzukommen,
um
sie
zu
integrieren,
wie
Sozialdezernentin
Katharina
Pötter
unserer
Redaktion
sagte.
Bislang
hat
sich
in
Sachen
Integration
nichts
Spürbares
getan.
„
Wir
haben
hier
keinen
Streit,
wir
leben
aber
nebeneinander
her″,
berichtet
Christoph
Twent,
der
in
der
Venloer
Straße
aufgewachsen
ist
und
dort
mit
seiner
Frau
eine
Autowerkstatt
betreibt.
Ihre
bulgarischen
Nachbarn
sprechen
kein
Deutsch
–
wie
sollen
sie
sich
da
verständigen?
Einmal
habe
es
einen
Rundgang
mit
dem
OSB
gegeben.
Trotz
Dolmetschers
habe
von
bulgarischer
Seite
nur
die
Frau
des
Lebensmittelhändlers
daran
teilgenommen.Gefühl
der
Ohnmacht
„
Es
ist
schwierig″,
sagt
Christoph
Twent.
Er
und
seine
Frau
hegen
keinen
offenen
Groll
gegen
ihre
bulgarischen
Nachbarn,
auch
wenn
sie
davon
genervt
sind,
dass
sie
Tag
für
Tag
stundenlang
grillen
und
der
Dunst
in
ihren
Garten
zieht.
Davon,
dass
die
bulgarischen
Geschäfte
jeden
Tag
fast
rund
um
die
Uhr
geöffnet
seien
und
auch
am
Sonntag
dort
ein
Verkehr
herrsche
wie
samstags
in
der
Großen
Straße.
Dass
Christoph
Twent
jeden
Morgen
mit
der
Zange
auf
die
Straße
geht,
um
Müll
aufzulesen.
Dass
Ratten
von
herumliegenden
Lebensmittelresten
angezogen
werden.
Das
Ehepaar
fühlt
sich
ohnmächtig.
Susanne
Twent
berichtet
von
Häusern
an
der
Buerschen
Straße,
die
nach
ihrer
Beobachtung
„
heillos
überfüllt″
sind.
„
Es
sind
unheimlich
viele
Kinder
im
Haus″,
so
Twent.
„
Wir
wollen
doch,
dass
es
den
Leuten
da
auch
gut
geht.″
Die
Polizeipräsenz
habe
sich
zwar
erhöht,
aber
nur
„
von
nichts
auf
ein
bisschen″.
Und
was
sagt
Carsten
Friderici
vom
Bürgerverein
Schinkel
ein
Jahr,
nachdem
er
im
Bürgerforum
die
Befürchtung
geäußert
hatte,
die
Ecke
könnte
sich
zu
einer
No-
go-
Area
entwickeln?
„
Wir
haben
Ansätze
einer
Verbesserung,
zumindest
äußerlich″,
so
Friderici.
An
zwei,
drei
Gebäuden
sei
die
Fassade
erneuert
worden.
Den
Begriff
„
No-
go-
Area″
würde
er
nicht
noch
mal
verwenden,
sagt
er,
lässt
aber
keinen
Zweifel
daran,
dass
dort
„
problematische
Umstände″
herrschen.
„
Inwiefern
sich
etwas
an
den
Strukturen
geändert
hat,
dass
Leute
aus
Bulgarien
hergelockt
werden
unter
großen
Versprechungen,
wissen
wir
nicht.″
Er
habe
die
Vermutung,
dass
in
den
Häusern
auch
Frauen
leben,
die
zur
Prostitution
gezwungen
werden.
Für
die
Bürger
wiederum
sei
nicht
erkennbar,
dass
die
Behörden
gegen
die
Hintermänner
vorgingen
–
und
das
sorge
für
Unmut.
„
Ordnungsamt
und
Polizei
haben
die
Pflicht,
die
Täterstrukturen
in
dem
Quartier
aufzudecken,
und
für
die
Opfer
brauchen
wir
Hilfe.″
Anwohnerin
Susanne
Twent
setzt
zumindest
leise
Hoffnungen
auf
das
Stadtteilbüro,
das
seit
Anfang
Juli
in
der
Tannenburgstraße
ansässig
ist
–
als
Herz
des
Förderprogramms
„
Soziale
Stadt″,
das
für
bauliche
und
soziale
Verbesserungen
im
Stadtteil
Schinkel
sorgen
soll.
Twent
wünscht
sich
einen
Runden
Tisch,
um
mit
den
bulgarischen
Nachbarn
ins
Gespräch
zu
kommen.
Doch
dafür
braucht
sie
Hilfe.
„
Das
können
wir
alleine
nicht
organisieren,
weil
das
sprachlich
nicht
geht.″
Bildtexte:
Ein
umsorgtes
Blumenbeet
und
Sessel,
die
kein
Sperrmüll
sind,
sondern
Sitzgelegenheiten:
Eine
No-
go-
Area
sieht
anders
aus.
Doch
hinter
den
Fassaden
herrschen
nach
wie
vor
problematische
Zustände.
Das
ist
kein
Sperrmüll,
sondern
eine
Sitzgelegenheit
für
die
Menschen,
die
im
Problemviertel
leben.
Fotos:
Gert
Westdörp
Osnabrück
„
Während
die
Grünen
in
ihrer
,
Alle-
dürfen-
rein-
Mentalität′
die
Probleme
mit
den
Bulgaren
im
Schinkel
verniedlichen
und
schönreden,
macht
die
CDU
das
genaue
Gegenteil
und
versucht
sich
in
klassischer
Law-
and-
Order-
Politik″,
lassen
sich
SPD-
Fraktionschef
Frank
Henning
und
Andreas
Reinisch-
Klaß,
sozialpolitischer
Sprecher,
in
einer
Pressemitteilung
zum
Problem-
Dreieck
im
Schinkel
zitieren.
Die
CDU
erwecke
„
bewusst
fälschlicherweise
den
Anschein,
als
könne
sie
die
Dinge
regeln″,
sagt
Henning
mit
Blick
auf
deren
Forderungen
nach
mehr
Polizeipräsenz
im
Schinkel.
Der
Personalschlüssel
sei
Ländersache
und
kommunal
gar
nicht
zu
beeinflussen.
„
Die
Spitze
der
CDU-
Überlegungen
war
dann
die
pauschale
Verunglimpfung
der
ganzen
Bevölkerungsgruppe
der
Bulgaren
durch
den
CDU-
Fraktionsvorsitzenden
Fritz
Brickwedde,
der
behauptet
hatte,
Bulgaren
würden
nur
Sozialleistungen
beziehen
und
nicht
arbeiten
wollen″,
so
Reinisch-
Klaß.
Es
brauche
stattdessen
„
sachgerechte,
pragmatische
und
lösungsorientierte
Politik,
wie
die
SPD-
Fraktion
sie
schon
seit
Monaten
betreibt″.
Konkret
fordert
die
SPD
von
der
Stadt,
die
Pflicht
der
Hauseigentümer
zur
Gehwegreinigung
durchzusetzen,
notfalls
mittels
Bußgeld,
den
verstärkten
Einsatz
von
Sozialarbeit,
Aufklärung
über
Mülltrennung
und
Müllentsorgung
mittels
Handzettel
auf
Bulgarisch
sowie
routinemäßige
Reinigungen.
Von
der
Osnabrücker
Polizei
fordert
die
SPD
die
Verlegung
der
Polizeistation
in
den
südlichen
Teil
des
Schinkels,
den
Einsatz
von
„
bürgernahen
Beamten″
sowie
regelmäßige
Streifen
von
Polizei
und
Ordnungsamt.
Die
DGB-
Stadtverbandsvorsitzende
Nicole
Verlage
warnt
derweil
davor,
bei
der
bulgarischen
Gruppe
von
einer
Parallelgesellschaft
zu
sprechen.
„
Das
Problem
ist
nicht
bulgarisch
oder
rumänisch,
das
Problem
sind
diejenigen,
die
sich
am
Elend
anderer
bereichern,
es
kriminell
oder
politisch
ausnutzen″,
so
Verlage.
Sie
dankt
Kollegen
mit
bulgarischen
und
rumänischen
Wurzeln,
die
dabei
helfen
würden,
„
dass
sich
Menschen
in
dieser
Stadt
zurechtfinden″,
und
bekräftigt
die
Forderung
des
DGB
nach
einer
mobilen
Beratungsstelle
für
Arbeitskräfte
aus
dem
Ausland.
Autor:
Sandra Dorn