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1.
Erscheinungsdatum:
21.08.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Gegen Leistungsbetrug durch Bulgaren
Gegen die Parallelgesellschaft
Zwischenüberschrift:
Wie Osnabrück mit der bulgarischen Bevölkerung und dem Verdacht des Sozialleistungsbetrugs umgeht
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Rund
2200
Bulgaren
leben
in
Osnabrück
–
ein
Drittel
von
ihnen
bezieht
Sozialleistungen.
Das
geht
aus
einer
Antwort
der
Stadtverwaltung
auf
eine
Anfrage
der
CDU-
Fraktion
hervor.
2016
waren
noch
mehr
als
die
Hälfte
der
hier
lebenden
Bulgaren
Leistungsbezieher.
Die
Stadt
verstärkt
derzeit
ihre
Bemühungen,
gegen
Leistungsbetrug
vorzugehen.
Dabei
geht
es
aber
um
mehr
als
nur
ums
Geld.
Osnabrücks
neue
Sozialdezernentin
Katharina
Pötter
kündigt
an,
dass
die
Stadt
mehr
versuchen
will,
um
diejenigen,
die
abgeschottet
leben,
zu
integrieren.
Und
der
stellvertretende
Fraktionschef
Günter
Sandfort
betont
in
einer
Pressemitteilung:
„
Wir
müssen
die
Sicherheitsbedenken
der
Osnabrücker
weiter
sehr
ernst
nehmen
und
Recht
und
Ordnung
vor
allem
im
Schinkel
und
der
Dodesheide
garantieren.″
Osnabrück
Das
Thema
polarisiert.
So
sehr,
dass
die
Osnabrücker
Grünen
vorigen
Monat
CDU-
Fraktionschef
Fritz
Brickwedde
des
Rassismus
bezichtigten,
als
der
sagte,
in
großer
Mehrheit
würden
Bulgaren
in
der
Stadt
nicht
arbeiten,
sondern
nur
Sozialleistungen
empfangen.
Seit
einem
knappen
Jahr
steht
die
bulgarische
Gemeinschaft
im
öffentlichen
Fokus,
die
im
Stadtteil
Schinkel
hinter
der
Bahnbrücke
im
Dreieck
Buersche
Straße
und
Venloer
Straße
lebt.
Im
Bürgerforum
Schinkel
war
seinerzeit
die
Rede
von
einem
Angstraum
und
einer
von
Männern
beherrschten
No-
Go-
Area.
Es
geht
um
die
Sicherheit
vor
Ort,
um
Ratten-
und
Müllprobleme,
um
Sozialleistungsmissbrauch
und
um
mangelnde
Integration.
Die
Osnabrücker
CDU-
Fraktion
wollte
jetzt
von
der
Stadt
wissen,
wie
viele
Bulgaren
nicht
aufgrund
eines
versicherungspflichtigen
Arbeitsverhältnisses
in
Osnabrück
leben,
sondern
aufgrund
von
Sozialleistungen.
Und
das
ist
die
Antwort:
Bei
den
Menschen
mit
bulgarischem
Pass
lag
die
Quote
der
Leistungsbezieher
im
März
2019
bei
32,
5
Prozent.
460
erwerbsfähige
Bulgaren
zwischen
15
und
67
Jahren
bezogen
Grundsicherung,
hinzu
kamen
252
nicht
erwerbsfähige,
das
sind
überwiegend
Kinder.
Etwa
3,
6
Millionen
Euro
Sozialleistungen
flossen
voriges
Jahr
an
Bulgaren
in
Osnabrück.
Die
Zahlen
sind
allerdings
bereits
gesunken.
2016
lagen
die
Sozialausgaben
für
Menschen
mit
bulgarischem
Pass
noch
bei
4,
6
Millionen
Euro,
damals
bezog
mehr
als
die
Hälfte
der
im
Dezember
gemeldeten
Bulgaren
(1999)
Hartz
IV,
nämlich
1189.
2019
werden
es
voraussichtlich
nur
noch
2,
6
Millionen
Euro
sein.
Freizügigkeit
seit
2014
Der
Zuzug
begann
2014.
Seitdem
gilt
die
volle
EU-
Arbeitnehmerfreizügigkeit
für
Rumänen
und
Bulgaren.
Das
heißt:
Sie
dürfen
ohne
Weiteres
in
Deutschland
arbeiten.
Wer
dann
einen
Arbeitnehmerstatus
hat
–
dafür
reicht
ein
Minijob
auf
450-
Euro-
Basis
oder
noch
geringfügiger
–,
hat
nach
drei
Monaten
für
sich
und
seine
Familie
Anspruch
auf
ergänzende
Leistungen
der
Grundsicherung
(Hartz
IV)
.
Und
wer
fünf
Jahre
hier
gelebt
hat,
hat
uneingeschränkten
Anspruch,
auch
ohne
Minijob.
Das
Gegenteil
nachzuweisen
ist
für
die
Behörden
fast
unmöglich.
Seit
2014
stellte
das
Jobcenter
„
immer
wieder
,
Ungereimtheiten′
in
den
vorgelegten
Unterlagen
insbesondere
bei
Miet-
und
Arbeitsverträgen
fest″,
schreibt
die
Stadt
in
ihrer
Antwort
an
die
CDU.
Jobcenter,
Zoll,
Polizei
und
Stadt
haben
eine
Ermittlungsgruppe
gebildet,
es
fanden
vereinzelt
Hausdurchsuchungen
statt.
„
Missbrauch
müssen
wir
verhindern″,
betont
Osnabrücks
Sozialdezernentin
Katharina
Pötter.
Gleichzeitig
müssten
die
Zuwanderer
qualifiziert
werden,
damit
sie
hier
Arbeit
finden.
Das
Osnabrücker
Jobcenter
bilde
derzeit
ein
Team,
das
sich
konkret
mit
allen
Leistungsbeziehern
aus
EU-
Staaten
befasst.
Perspektivisch
soll
es
mit
einem
Büro
vor
Ort
im
Schinkel
vertreten
sein.
Bei
den
hier
lebenden
Bulgaren
handelt
es
sich
laut
Pötter
überwiegend
um
eine
türkischsprachige
Gruppe,
die
auch
in
ihrer
Heimat
eine
Minderheit
sei.
Die
Behörden
tun
sich
schwer
damit,
die
Vermieter
oder
„
Vermittler″
auszumachen,
die
Angehörige
dieser
Minderheit
nach
Osnabrück
in
prekäre
Wohn-
und
Arbeitsverhältnisse
locken.
Aber:
„
Wir
stellen
deutlich
fest,
dass
unser
genaues
Hinsehen
eine
gewisse
Unruhe
in
diese
Vermittlerszene
gebracht
hat″,
sagt
Katharina
Pötter.
Doch
ihr
gehe
es
nicht
nur
darum,
die
Daumenschrauben
anzuziehen.
„
Wir
wollen
die
Menschen
in
unsere
Gesellschaft
integrieren
und
müssen
dafür
Sorge
tragen,
dass
nur
diejenigen
kommen,
die
sich
hier
integrieren
wollen″,
sagt
Pötter.
Manche
lebten
unter
katastrophalen
Wohnbedingungen,
sagt
die
Sozialdezernentin.
„
Das
sind
Opfer.″
Familien
erreichen
Bei
denen,
die
kaum
Kontakte
nach
außen
haben,
überlege
die
Stadt
nun,
wie
sie
niedrigschwellig
an
die
Familien
herankomme,
zum
Beispiel
durch
eine
Hausaufgabenbetreuung
für
die
Kinder
–
übrigens
nicht
nur
bulgarischer
Herkunft,
sondern
offen
für
alle
EU-
Bürger.
„
Wir
sind
in
Gesprächen
mit
verschiedenen
Trägern″,
so
Pötter.
In
einer
Pressemitteilung
spricht
auch
die
CDU-
Fraktion
davon,
dass
sich
unter
den
Bulgaren
„
Täter
und
Opfer
zugleich″
befänden.
„
Es
ist
wichtig,
dass
wir
den
Menschen
Hilfeleistungen
bieten,
die
sie
wirklich
benötigen.
Das
gilt
vor
allem
für
die
Kinder″,
wird
der
stellvertretende
Fraktionschef
Günter
Sandfort
zitiert
und
kündigt
einen
Antrag
für
die
nächste
Ratssitzung
an.
Seine
Fraktion
fordert
außerdem,
dass
die
EU
die
Regeln
der
Freizügkeit
überarbeitet,
dass
Drahtzieher
und
Hintermänner
gezielt
verfolgt
werden,
dass
die
Stadt
gezielt
auf
die
Bewohner
zugeht
und
die
Ordnungsbehörden
„
Schrottimmobilien″
regelmäßig
kontrollieren.
Die
Grünen-
Fraktion
hat
sich
derweil
in
einer
eigenen
Mitteilung
kritisch
zur
CDU-
Anfrage
geäußert.
„
Ein
Generalverdacht
des
Sozialmissbrauchs
durch
eine
ganze
Bevölkerungsgruppe
erweist
sich
als
haltlos″,
sagen
Fraktionschef
Volker
Bajus
und
die
Vorsitzende
des
Sozialausschusses,
Anke
Jacobsen.
„
Die
pauschale
Abwertung
von
Menschen
hilft
nicht
weiter.″
Die
Grünen
loben
vielmehr
die
bisherigen
Bemühungen
von
Jobcenter
und
Ordnungsbehörden.
„
Es
ist
und
war
richtig,
die
erheblichen
Integrationsprobleme
deutlich
zu
benennen
und
aktiv
anzugehen.″
Bildtext:
Im
Problem-
Dreieck
an
der
Buerschen
Straße
leben
überwiegend
bulgarische
Staatsbürger.
Foto:
Gert
Westdörp
Kommentar
Von
Tätern
und
Opfern
Oft
ist
ein
Perspektivwechsel
hilfreich:
Anstatt
zu
sagen,
dass
ein
Drittel
der
Bulgaren
in
Osnabrück
Sozialleistungen
bezieht,
kann
man
es
auch
andersherum
betrachten:
Zwei
Drittel
der
Bulgaren
in
Osnabrück
liegen
dem
Staat
nicht
auf
der
Tasche,
sondern
die
Familien
zahlen
in
die
Sozialsysteme
ein.
Die
Grünen
haben
daher
schon
recht
mit
ihrer
Kritik
daran,
dass
hier
eine
Bevölkerungsgruppe
unter
Generalverdacht
gestellt
wird.
Und
auch
die
CDU
hat
recht
mit
ihrer
Forderung
nach
mehr
Kontrollen
der
Wohnbedingungen
und
mehr
Hilfsangeboten
für
die
Bewohner.
Die
Behörden
müssen
restriktiver
vorgehen
–
und
zwar
gegen
die
Hintermänner
und
nicht
primär
gegen
die
Menschen,
die
oft
unter
falschen
Versprechungen
nach
Deutschland
gelockt
wurden
und
sich
hier
in
prekären
Wohn-
und
Abhängigkeitsverhältnissen
wiederfinden.
Dass
Menschen
aus
EU-
Drittstaaten
nach
Deutschland
kommen,
weil
sie
sich
hier
ein
besseres
Leben
erhoffen,
ist
absolut
nachvollziehbar.
Die
Stadt
hat
allerdings
zugelassen,
dass
sich
in
Ecken
wie
dem
Problem-
Dreieck
im
Schinkel
Parallelgesellschaften
gebildet
haben,
deren
Bewohner
abgeschottet
unter
sich
leben.
Nachbarn
berichten
von
heillos
überbelegten
Wohnhäusern
–
und
haben
den
Eindruck,
dass
die
Behörden
ebenso
hilflos
zusehen
wie
sie
selbst.
Das
muss
sich
ändern.
s.dorn@
noz.de
Autor:
Sandra Dorn