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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Operation am offenen Herzen
Zwischenüberschrift:
Riesenkran hebt Stahltreppe durch Dach der Hirsch-Apotheke
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück Am Nikolaiort richteten sich die Blicke vieler Passanten am Mittwochvormittag gen Himmel. Der Grund: Ein Schwerlastkran hievte vier tonnenschwere Treppenelemente durch das Dach eines historischen Gebäudes für die Architektin eine Operation am offenen Herzen″.

Viele Osnabrücker kennen das klassizistische, sandsteinfarbene Gebäude an der Ecke Nikolaiort/ Herrenteichsstraße als kleines Wahrzeichen der Stadt. Im Erdgeschoss befinden sich Osnabrücks älteste Apotheke und ein Bekleidungsgeschäft sowie einige Arztpraxen in den darüberliegenden Geschossen. Vor rund zwei Jahren kam Hauseigentümer Rudolf Meyer erstmals die Idee, das bislang als Lagerfläche genutzte Dachgeschoss auszubauen ein ambitioniertes Vorhaben, wie sich später herausstellen sollte.

Da Projekte wie dieses nicht ohne fachkundige Hilfe auskommen, suchte Meyer den Kontakt zu Afra Creutz vom Osnabrücker Architekturbüro Plan Concept. Sofort war klar: Das Vorhaben wird aufwendig in erster Linie wegen des Brandschutzes und denkmalschutzrechtlicher Belange. Wir haben etwa eineinhalb Jahre für die Planung benötigt″, sagte Creutz, während sich ihr Blick am Mittwochmorgen auf den rund 100 Tonnen schweren Kran richtete, der sich zwischen Schäffer und der Hirsch-Apotheke aufgestellt hatte.

Wegen Brandschutzauflagen musste das alte Holztreppenhaus entfernt und durch ein stählernes ersetzt werden. Den Planern blieb keine andere Möglichkeit, als das Dach zu öffnen und die jeweils rund eine Tonne schweren Treppen-Aufgänge von oben abzuseilen und zu installieren.Blindes Vertrauen

Eine Aufgabe für das Osnabrücker Stahlbauunternehmen Höfelmeyer, die es in sich hatte: Weil zu beiden Seiten nur zwei bis drei Zentimeter Spiel im Treppenhaus waren, war alleine das Herunterlassen der Treppenelemente eine komplizierte Angelegenheit. Zentimeter um Zentimeter gaben die Bauexperten per Funk Anweisungen an den Kranführer, der blind seine Maschine bedienen musste und exakt den Befehlen seiner Kollegen folgte.

Das ist quasi eine Operation am offenen Herzen″, sagte Architektin Creutz, die das Geschehen später vom Dachgeschoss aus verfolgte. Zweimal musste die Aktion verschoben werden. Zunächst funkten unvorhergesehen Ereignisse auf der Baustelle dazwischen, später machte das regnerische und teils stürmische Wetter den beteiligten Firmen einen Strich durch die Rechnung. Am Mittwoch waren die Bedingungen jedoch deutlich besser.

Inmitten der geschäftigen Aufregung auf der Baustelle stand ein entspannter Bauherr Rudolf Meyer. Schlaflose Nächte habe er in den vergangenen Monaten nicht gehabt. Jedoch sei hier und da der Gedanke aufgekommen, ob der Aufwand für den Ausbau nicht zu groß gerate. Aber das haben Sie doch bei jedem Bauprojekt in einem Altbau″, sagte Meyer.Faktor Brandschutz

Neben Brand- und Denkmalschutz machte den Planern um Architektin Creutz noch ein anderer Aspekt Mühe. In den Arztpraxen ging während der Baumaßnahmen der Betrieb natürlich weiter. Schwere Stemm- und Bohrarbeiten wurden daher generell erst ab 11 Uhr vorgenommen. Soweit es ging, wurden sensible Untersuchungen vor allem in der kardiologischen Praxis am frühen Vormittag absolviert. Das war viel Abstimmungsarbeit″, betonte Creutz. Die Installation der Treppen sei jedoch ein großer Meilenstein.Am Jahresende fertig

Gegen Ende des Jahres soll das Bauvorhaben am Nikolaiort abgeschlossen sein. Zum Nachbarhaus an der Herrenteichsstraße wird demnächst noch eine Wand durchgebrochen. Danach kann sich die kardiologische Praxis um rund 200 Quadratmeter vergrößern.

Ein Stockwerk darüber entstehen im dann ausgebauten Dachgeschoss weitere Praxisräume für einen Hals-Nasen-Ohrenarzt. Hierfür wurde das Nachbargebäude in der Herrenteichsstraße um ein Geschoss erhöht.

Bildtexte:
Zentimeter für Zentimeter wurden die Treppenelemente vom Kranführer durch das Dach ins Gebäude gelassen.
Für Architektin Afra Creutz kam das Vorhaben einer Operation am offenen Herzen″ gleich.
Ein Schwerlastkran hievte die Elemente nacheinander in die Höhe und dann durch das Dach.
Fotos:
Jörn Martens

Älteste Apotheke Osnabrücks

Die Hirsch-Apotheke in der Großen Straße 46/ 47 ist Osnabrücks älteste Apotheke. Sie gibt es bereits seit dem Jahr 1545 wenn auch nicht im gleichen Gebäude. Die Apotheke wird von Familie Meyer seit 1732 und heute in der siebten Generation betrieben. Das Gebäude hingegen wurde 1797/ 98 nach dem architektonischen Vorbild der Bischöflichen Kanzlei errichtet. Es zählt zu den wenigen klassizistischen Gebäuden, die in Osnabrück den Bombenkrieg zumindest teilweise mit ihrer Fassade überdauert haben.
Autor:
Sebastian Philipp


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