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1.
Erscheinungsdatum:
10.08.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Ein schwarz-rotes Arbeiter-Duo
Zwischenüberschrift:
Die Osnabrücker Otto Vesper und August Josef Hagemann gehören zu den Vätern der Weimarer Reichsverfassung
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Das
Grundgesetz
von
1949
ist
nicht
das
erste
republikanische
Verfassungswerk
der
deutschen
Geschichte.
Errungenschaften
wie
das
Recht
auf
körperliche
Unversehrtheit,
Gleichheit
vor
dem
Gesetz,
freie
Wahlen,
Oppositions-
,
Meinungs-
,
Rede-
,
Presse-
und
Versammlungsfreiheit
finden
sich
bereits
30
Jahre
zuvor
in
der
Weimarer
Verfassung.
Am
31.
Juli
1919
wird
der
Verfassungstext
beschlossen.
Morgen
vor
100
Jahren
dann,
am
11.
August,
wird
das
Dokument
feierlich
durch
das
Reichskabinett
unterzeichnet.
Inmitten
der
423
frei
gewählten
Abgeordneten
der
Nationalversammlung
im
dicht
gedrängten
Weimarer
Nationaltheater
sitzen
auch
zwei,
die
den
Weg
dorthin
aus
Osnabrück
angetreten
haben:
der
Sozialdemokrat
Otto
Vesper
und
der
Zentrumspolitiker
August
Josef
Hagemann.
Es
sind
Zeiten
großer
Umbrüche
und
Veränderungen.
Das
Völkerschlachten
des
Ersten
Weltkrieges
ist
erst
seit
dem
Waffenstillstand
von
Compiègne
am
11.
November
1918
offiziell
beendet.
Kaiser
und
adelige
Landesherren
haben
mit
Schimpf
und
Schande
abgedankt.
Millionen
von
Soldaten
haben
das
sinnlose
Sterben
für
Kaiser,
Vaterland
und
Rüstungsindustrie
endgültig
satt
und
kehren
zurück.
Allein
in
Deutschland
haben
mehr
als
zwei
Millionen
Männer
an
der
Front
ihr
Leben
verloren,
unter
ihnen
2200
Söhne
und
Familienväter
aus
Osnabrück.
Die
Sozialdemokratie
ist
aufgrund
der
Zerwürfnisse
zur
Kriegsfrage
seit
1917
in
Mehrheits-
SPD
(MSPD)
und
Unabhängige
SPD
(USPD)
gespalten.
Die
provisorische
Regierung
bildet
der
seit
Jahresende
allein
von
der
MSPD
gestellte
Rat
der
Volksbeauftragten.
Allerorten
werden
in
Fabriken
und
Betrieben
Arbeiter-
und
Soldatenräte
gewählt.
Deren
Mehrheit
spricht
sich
allerdings
vor
allem
auf
Drängen
der
MSPD-
Parteispitze
um
den
künftigen
Präsidenten
Friedrich
Ebert
gegen
tief
greifende
Änderungen
von
Wirtschaft
und
Institutionen
aus.
Stattdessen
wird
die
schnellstmögliche
Einberufung
einer
verfassunggebenden
Nationalversammlung
beschlossen.
Alle
Arbeiter-
und
Soldatenräte
verlieren
danach
schrittweise
ihre
Rechte.
Der
Wahlgang
für
die
in
Weimar
tagende
Nationalversammlung
findet
am
19.
Januar
1919
statt.
In
ihrer
gemeinsamen
Heimatstadt
haben
sich
Vesper
wie
Hagemann
als
Aktivposten
des
demokratischen
Aufbaus
bewährt.
Bereits
einen
Tag
vor
den
revolutionären
Ereignissen
in
Berlin,
am
8.
November
1918,
hatte
sich
in
Osnabrück
unter
Führung
des
Mehrheitssozialdemokraten
und
Ratsmitglieds
Otto
Vesper
(1875–1923)
ein
Arbeiter-
und
Soldatenrat
(ASR)
gebildet.
Seine
Mitglieder
kümmern
sich
vor
allem
um
die
akuten
Versorgungsprobleme
und
helfen
der
unverändert
belassenen
Verwaltung
dabei,
die
akute
Not
zu
lindern
und
heimkehrende
Soldaten
zu
integrieren.
Bereits
eine
Woche
nach
seiner
Konstituierung
wird
der
ASR,
der
im
Schloss
amtiert,
um
Mitglieder
bürgerlicher
Parteien
erweitert,
insbesondere
durch
August
Josef
Hagemann
(1875–1950)
von
der
katholischen
Zentrumspartei.
Während
in
vielen
anderen
Orten
des
Reiches
revolutionäres
Geschehen
die
Schlagzeilen
bestimmt,
bleibt
es
in
Osnabrück
eher
ruhig.
Am
19.
Januar
1919
sind
die
Wahlen
zur
verfassunggebenden
Nationalversammlung
angesetzt.
Auch
in
Osnabrück
kommt
es
zu
einem
lebendigen
demokratischen
Wahlkampf.
An
dessen
Ende
wird
der
stolze
Rekordwert
einer
90-
prozentigen
Wahlbeteiligung
erreicht.
Vespers
MSPD
erringt
rund
42
Prozent,
Hagemanns
Zentrum
22
Prozent,
die
linksliberale
Demokratische
Partei
12,
4
Prozent
und
die
rechtsliberale
Volkspartei
knapp
19
Prozent.
Die
besonders
in
Industriezentren
starke
USPD
erhält
ganze
1,
1
Prozent.
Die
kaisertreuen
Deutschnationalen
werden
mit
weniger
als
1
Prozent
„
abgewatscht″.
Die
beiden
Osnabrücker,
die
danach
aktiv
daran
mitwirken,
eine
republikanische
Verfassung
zu
formulieren,
bilden
trotz
ihrer
weltanschaulichen
Unterschiede
so
etwas
wie
ein
schwarz-
rotes
Duo.
Beide
sind
bereits
seit
vielen
Jahren
engagierte
Gewerkschafter
und
Arbeitersekretäre,
denen
insbesondere
die
Rechte
der
werktätigen
Bevölkerung
und
sozial
Benachteiligte
am
Herzen
liegen.
Gewählt
worden
sind
beide
auf
den
Wahllisten
ihrer
Parteien
für
den
Wahlkreis
15,
der
das
große
Gebiet
um
Osnabrück,
Oldenburg
und
Aurich
umfasst.
Otto
Vesper
ist
um
die
Jahrhundertwende
als
Wandergeselle
des
Tapeziererhandwerks
aus
Berlin
nach
Osnabrück
gekommen.
Schon
seit
1902
hat
er
hier
als
Arbeitersekretär
der
Freien
Gewerkschaften
gewirkt.
Zwischen
1907
und
1910
amtiert
er
als
Zentralvorsitzender
des
gewerkschaftlichen
Tapeziererverbandes
in
Berlin,
um
anschließend
erneut
die
Tätigkeit
eines
Arbeitersekretärs
in
Osnabrück
zu
versehen.
Seit
1912
schreibt
Vesper
als
leitender
Redakteur
täglich
in
der
SPD-
nahen
„
Osnabrücker
Abendpost″.
Bereits
seit
1913
fungiert
er
als
Stadtratsmitglied
im
damaligen
Bürgervorsteherkollegium
und
ist
seit
Herbst
1918
auch
Mitglied
des
„
regierenden″
Magistrats.
Ab
September
1919
wird
Vesper
dem
neu
errichteten
Arbeitsamt
der
Stadt
Osnabrück
vorstehen,
das
er
bis
zu
seinem
frühen
Tod
im
Jahre
1923
leitet.
Der
andere
Osnabrücker
Verfassungsvater,
August
Josef
Hagemann,
ist
Sohn
eines
Heuermanns.
In
Hopsten
hat
er
das
Schlosserhandwerk
erlernt
und
als
Wandergeselle
in
Düsseldorf,
Bonn,
Köln,
Boppard
und
Mainz
gearbeitet.
1900
ist
er
als
Schlosser
zur
Eisenbahnwerkstätte
Osnabrück
gekommen.
Ab
1923
wird
er
es
bei
der
Bezirksregierung
bis
zum
Regierungsrat
bringen,
ehe
ihn
die
Nazis
1933
ohne
Pensionsanspruch
entlassen.
Hagemann
ist
bereits
seit
1909
Stadtratsmitglied.
1921
bis
1922
wird
er
auch
dem
Reichstag
angehören,
von
1920
bis
1933
besonders
viele
Jahre
dem
Preußischen
Landtag.
Nach
1945
wird
er
den
von
zahlreichen
Zentrums-
Mitgliedern
vollzogenen
Beitritt
zur
CDU
entschieden
ablehnen.
Bis
zu
seinem
Tode
gehört
er
stattdessen
zu
den
wichtigsten
Mitgliedern
der
neu
gegründeten
Zentrumspartei.
Zurück
ins
Jahr
1919:
Die
Weimarer
Nationalversammlung,
deren
Sitz
im
September
in
die
Reichshauptstadt
Berlin
verlegt
wird,
ist
zugleich
ein
funktionierendes
Parlament.
Es
wählt
den
Präsidenten
und
Regierungsvertreter,
beschließt
Gesetze
und
kann
der
neuen
Reichsregierung
aus
MSPD,
Zentrum
und
Demokraten
Weisungen
erteilen.
Am
leidenschaftlichsten
debattiert
der
Plenarsaal
über
den
Versailler
Friedensvertrag.
Beide
Osnabrücker
Abgeordneten
stimmen
diesem
mit
der
Mehrheit
notgedrungen
zu,
weil
sie
unbedingt
eine
Fortsetzung
des
Krieges
oder
gar
eine
Invasion
durch
die
Siegermächte
vermeiden
wollen.
Rege
Debatten
darum
bestimmen
auch
in
Osnabrück
so
manche
Versammlung
mit
den
beiden
Volksvertretern.
Vesper
und
Hagemann
verharren
auch
sonst
keineswegs
teilnahmslos
auf
ihren
Sitzen,
sondern
beteiligen
sich
engagiert
an
Ausschussdebatten,
ebenso
an
der
Formulierung
von
Verfassungs-
und
Gesetzestexten.
Folgt
man
den
Protokollen,
ergreift
Vesper
am
30.
September
1919
das
Wort.
Er
möchte
in
Form
einer
Anfrage
einen
üblen
Vorwurf
gegenüber
dem
Osnabrücker
ASR
widerlegen.
Letzterer
habe
angeblich
bei
der
örtlichen
Reichsbank
„
unter
Zwang″
widerrechtlich
155
000
Mark
abgehoben.
Da
die
Frage
unbeantwortet
bleibt,
wiederholt
Vesper
sie
in
der
Sitzung
am
14.
Oktober
und
bekommt
hierbei
zur
Antwort,
dass
es
weder
„
Zwang″
noch
eine
direkte
Zahlung
an
den
ASR
gegeben
habe.
Vielmehr
sei
eine
durch
den
ASR
vermittelte
Lohnzahlung
an
die
örtliche
Militärkasse
erfolgt,
wobei
es
sich
offenkundig
allein
um
ausstehenden
Sold
für
Soldaten
handelte.
Der
ASR
steht
danach
wieder
im
guten
Licht
da.
Von
Hagemann
sind
in
den
Sitzungsprotokollen
sogar
längere
Redebeiträge
dokumentiert.
Am
29.
April
1920
spricht
er
ausführlich
über
die
Schaffung
von
neuen
Siedlungen
im
Rahmen
des
Heimstättengesetzes
und
spricht
sich
dabei
engagiert
für
soziale
Enteignungen
wie
auch
massiv
gegen
private
Bodenspekulation
aus.
Zur
Geschichte
der
Weimarer
Republik
gehört
von
1921
bis
1932
der
Verfassungstag,
der
landauf,
landab
am
11.
August
als
Nationalfeiertag
begangen
wird.
Kurioserweise
wird
dieser
zwar
Nationalfeiertag,
jedoch
kein
reichsweiter
gesetzlicher
Feiertag,
was
auch
an
einer
dazu
fehlenden
Reichstagsmehrheit
liegt.
Es
ist
den
einzelnen
Ländern
überlassen,
ob
sie
den
Tag
zu
einem
gesetzlichen
Feiertag
erheben.
In
der
Republik
Baden
und
im
Volksstaat
Hessen
kommt
der
Feiertagsstatus
zustande,
woanders
nicht.
Die
Sozialdemokratie,
insbesondere
ihr
nahestehender
Wehrverband
„
Reichsbanner″,
gestalten
diesen
Feiertag
dennoch
auch
in
Osnabrück
sehr
maßgeblich
aus.
Und
was
wird
aus
dem
vor
100
Jahren
feierlich
verkündeten
Verfassungswerk?
Die
Nationalsozialisten
zerschlagen
ab
dem
30.
Januar
1933
alle
darin
verbrieften
grundlegenden
demokratischen
Rechte.
Rassegesetze,
Demokratenverfolgungen
und
das
Führerprinzip
ersetzen
Grund-
und
Menschenrechte.
Das
„
Tausendjährige
Reich″
liquidiert
damit
bis
zum
Kriegsende
alle
demokratischen
Bestimmungen,
die
auf
den
Verfassungstagen
am
11.
August
bis
dahin
stets
feierlich
von
Demokraten
gewürdigt
worden
sind.
Zur
Person:
Heiko
Schulze
ist
Autor
stadtgeschichtlicher
Sachbücher
und
Romane
sowie
Mitarbeiter
im
Fachbereich
Kultur
der
Stadt
Osnabrück.
Von
1992
bis
2013
war
er
Geschäftsführer
der
Osnabrücker
SPD-
Ratsfraktion.
Bildtexte;
Der
Plenarsaal
im
Deutschen
Nationaltheater
Weimar.
Das
Bild
des
Weimarer
Fotograf
Louis
Held
entstand
bei
einem
dort
im
Juni
1919
stattfindenden
SPD-
Parteitag,
an
dem
neben
Otto
Vesper
auch
der
Osnabrücker
Sozialdemokrat
Karl
Westphälinger
als
Delegierter
teilnahm.
Otto
Vesper
August
Josef
Hagemann
Foto:
Stadtmuseum
Weimar
Autor:
Heiko Schulze