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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Grün gegen Grün
Zwischenüberschrift:
Osnabrücker Klimaallianz kritisiert „Verhinderungspolitik″ des Umweltforums Osnabrücker Land
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück Die Osnabrücker Klimaallianz übt harsche Kritik am Umweltforum Osnabrücker Land. Vielleicht entschuldigt sich das Umweltforum eines Tages dafür, dass es die Energiewende als Voraussetzung zum Klimaschutz in der Vergangenheit so lange und so wirksam behindert hat″, sagt Klaus Kuhnke von der Klimaallianz, weil das Umweltforum den Ausbau der Windenergie behindere. Dabei ist das Umweltforum eine Mitgliedsorganisation der Klimaallianz.

Der ehemalige Professor für Erneuerbare Energien an der Hochschule Osnabrück wirft dem Umweltforum vor, dass es erfolgreich an der Behinderung oder sogar Verhinderung des weiteren Ausbaus der Windenergie″ arbeite. Das Umweltforum Osnabrücker Land versteht sich als Dachverband der Natur- und Umweltverbände in Osnabrück Stadt und Land und beschreibt sich selbst auf der eigenen Homepage: Ziel unseres Verbandes ist es, mit einer Stimme für die Belange von Natur und Umwelt einzutreten, ohne dass die Einzelmitglieder ihre eigene Identität aufgeben.″ So vertritt es beispielsweise auch die Interessen des Naturschutzbundes (Nabu) und anderer Verbände in der Region. Das Umweltforum Osnabrücker Land selbst ist Mitglied in der Osnabrücker Klimaallianz. Kuhnke zeigt sich nun überzeugt, dass das Umweltforum seine tatsächlichen Aktivitäten auf die Behinderung größerer Projekte wie etwa von Windkraftanlagen konzentriert, um sehr einseitig Vögel und Fledermäuse zu schützen.

Der ehemalige Professor an der Fakultät Ingenieurwissenschaften und Informatik betont: Erneuerbare Energien sind der Schlüssel zu Klimaschutz und Energiewende.″ Das dürfe auch die Windenergie für sich in Anspruch nehmen. Ungeachtet dessen werde sie aber vom Umweltforum am weiteren Ausbau massiv behindert″. Mit dem Ziel, Vögel und Fledermäuse zu schützen, arbeite es unermüdlich und mit großem Erfolg an der Behinderung neuer Windkraftanlagen″. Mit Akribie und Ausdauer habe es immer wieder Mängel und Verfahrensfehler bei den Genehmigungsbehörden gesucht und gefunden und so mit allen Mitteln des Rechtsstaates der Windkraft Knüppel zwischen die Beine geworfen″. Eine Erfolgsbilanz″ sei bei der Mitgliederversammlung des Umweltforums nicht ohne Stolz vorgetragen worden. Dies habe dazu geführt, dass Behörden ängstlich und übervorsichtig geworden seien und bei der Ausweisung neuer Windenergiegebiete lieber nichts täten und neue Anlagen am liebsten gar nicht genehmigten oder nur unter hohen Auflagen. Die Folge ist laut Kuhnke, dass an Standorten für neue Windkraftanlagen potenzielle Betreibergemeinschaften durch Auflagen so eingeschränkt werden, dass sie von ihrem Vorhaben ablassen.

Kuhnke sieht in dem zweiten Vorsitzenden des Umweltforums Osnabrücker Land, Matthias Schreiber, den Protagonisten der Windanlagen-Behinderung″. Schreiber sorgt sich darum, dass Windkraftanlagen Vögel und Fledermäuse erschlagen. Kuhnke fordert, dass man sich in einer Weise entgegenkommt, dass Klimaschutz durch erneuerbare Energien möglich wird und der Schutz von Vögeln und Fledermäusen dabei nicht zu kurz kommt. Der Professor im Ruhestand resümiert: Dann müssten Klimaschutz und Naturschutz nicht mehr so sinnlos gegeneinander arbeiten. Dieses Ziel wurde aber durch die Verhinderungspolitik des Umweltforums bisher gründlich verfehlt.″

Schreiber kontert als zweiter Vorsitzender des Umweltforums, dass der Dachverband von Umweltorganisationen sich dem Gedanken verpflichtet fühle, den Ausbau erneuerbarer Energien zu ermöglichen. Der Schutz streng geschützter Vogel- und Fledermausarten dürfe dabei aber nicht zu kurz kommen. Nach eigenen Angaben ist dadurch kein Windpark verhindert worden, es seien lediglich zusätzliche Auflagen zur Abschaltung der Anlagen in Zeiten durchgesetzt worden, in denen für Fledermäuse und Vogelarten hohe Risiken bestehen, mitunter auch zusätzliche Kompensationsmaßnahmen. Es gehe darum, gesetzliche Vorgaben einzuhalten. Die dadurch bedingten wirtschaftlichen Einbußen der Investoren bleiben laut Schreiber im einstelligen Prozentbereich. Von einer Verhinderungspolitik könne also keine Rede sein.

Vielmehr werde eine Kompromisslinie gesucht und ein Mittelweg beschritten, der Landschaftsschützern und Artenschützern viel größere Zumutungen aufbürdet: Die gehen bei diesem Ansatz nämlich ganz oder zu deutlich größeren Anteilen leer aus, im Gegensatz zur Windkraft.″ Das Umweltforum habe sich in der Klimaallianz bislang immer als Vermittler verschiedener Interessen verstanden. Nun warnt Schreiber: Wenn Professor Kuhnke den Schwerpunkt hin zu einem Windkraft-Absolutismus verschieben möchte, manövriert er das Klimabündnis ins Abseits und riskiert dessen Spaltung.″

Bildtexte:
Klimaschutz gegen Naturschutz: Wie gefährlich sind Windräder für Vögel?
Matthias Schreiber
Klaus Kuhnke
Fotos:
imago images/ Jochen Tack, David Ebener, Bärbel Recker-Preuin

Kommentar
Miteinander statt gegeneinander

Unter einer Allianz versteht man eigentlich ein Bündnis, das partnerschaftlich zusammenarbeitet. Wenn ein Vertreter der Osnabrücker Klimaallianz nun von einer Verhinderungspolitik des Umweltforums spricht und eine Mitgliedsorganisation dieser Allianz″ somit öffentlich so harsch kritisiert, dann sollte sich das Bündnis ernsthaft überlegen, ob eine Zusammenarbeit unter diesen Bedingungen noch sinnvoll ist.

Wenn die Klimaallianz nicht auf den Dachverband der Osnabrücker Umweltverbände verzichten möchte, dann sollte sie einen Krisengipfel einberufen und das Verhältnis klären. So kann der Zusammenschluss von Organisationen aus Umweltschutz, Entwicklungspolitik, Kirchen, Energiepolitik und der Arbeit für soziale Gerechtigkeit wohl nicht mehr glaubwürdig als Allianz auftreten.

Klar ist, dass die Windenergie eine der zentralen Säulen der künftigen Energieversorgung ist. Ohne diese Energiequelle wird die Energiewende nicht gelingen, und die Klimaziele werden verfehlt. Bis zum kommenden Jahr sollen im Landkreis aber bereits 200 Windenergieanlagen ans Netz gehen, sodass der Kreis die Ausbaugeschwindigkeit der Windkraft voll im Zielpfad des Projekts Masterplan 100 Prozent Klimaschutz″ sieht.

Die Klimaallianz sollte künftig miteinander statt gegeneinander arbeiten. Gemeinsam sollten sie den Windkraftausbau unterstützen, dabei aber auch gemeinsam auf gute Planung achten, denn diese kann das Risiko minimieren, dass Vögel mit Windrädern kollidieren.

j.fays@ noz.de
Autor:
Jean-Charles Fays


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