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1.
Erscheinungsdatum:
02.08.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Hol mir mal ′ne Flasche Bier ...
Zwischenüberschrift:
Als Bier noch als Heilmittel gegen die „Branntweinpest″ gesehen wurde
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück/
Münster
Bier
war
und
ist
ein
beliebtes
Getränk.
2017
wurden
in
Nordrhein-
Westfalen
17,
1
Millionen
Hektoliter
Bier
konsumiert,
nur
in
Bayern
wurde
in
dem
Jahr
mehr
getrunken.
Deutlich
abgeschlagen
folgen
die
Niedersachsen.
Zum
Internationalen
Tag
des
Bieres
am
2.
August
sind
die
Volkskundler
Landschaftsverband
Westfalen-
Lippe
(LWL)
zur
Verkostung
historischer
Quellen
tief
in
die
Bierkeller
und
Archive
hinabgestiegen.
Was
sie
gefunden
haben,
betrifft
auch
das
Osnabrücker
Land
–
zumindest
historisch.
Denn
historisch,
sprachlich
und
kulturell
gehört
das
Osnabrücker
Land
zum
Kulturraum
Westfalen.
Wo
wurde
der
Westfälische
Friede
geschlossen?
Richtig,
in
Münster.
Und
in
Osnabrück.
Und
von
1807
bis
1813
gehörte
das
Hochstift
beziehungsweise
Fürstbistum
Osnabrück
zum
kurzlebigen
Königreich
Westphalen,
entstanden
unter
Napoleons
Gnaden
und
regiert
von
dessen
jüngstem
Bruder
Jérôme
Bonaparte.
Erst
mit
dem
Wiener
Kongress
kam
das
Osnabrücker
Land
zum
Königreich
Hannover,
das
wiederum
durch
mangelnde
politische
Weitsichtigkeit
seines
ohnehin
blinden
Königs
Georg
–
der,
nachdem
die
Georgsmarienhütte
benannt
wurde
–
1866
von
Preußen
zunächst
besetzt
und
dann
annektiert
wurde.
Georg
hatte
sich
im
Konflikt
zwischen
Preußen
und
Österreich
schlicht,
aber
konsequent
auf
der
falschen
Seite
positioniert.
Das
ist
alles
lange
her,
heute
gehört
das
Osnabrücker
Land
zum
1946
entstandenen
Niedersachsen,
dessen
Ministerpräsident
und
späterem
Bundeskanzler
Gerhard
Schröder
der
auch
für
viele
Westfalen
und
Niedersachsen
programmtische
Satz
„
Hol
mir
mal
′
ne
Flasche
Bier″
zugeschrieben
wird.
Schließlich
blickt
Bier
auf
eine
lange
Tradition
zurück:
Im
Atlas
des
niederländischen
Geografen
und
Kartografen
Gerhardus
Mercator
aus
dem
16.
Jahrhundert
wird
Bier
für
Westfalen
als
„
der
Tranck
des
gemeinen
Volkes″,
Wein
hingegen
als
das
Getränk
der
vornehmen
Gesellschaft
bezeichnet.
Dort
heißt
es
auch,
die
Bierqualität
sei
je
nach
Hersteller
sehr
unterschiedlich.
„
Bierbrauen
war
bis
ins
20.
Jahrhundert
hinein
Haus-
und
damit
Frauenarbeit.
Bier
wurde
in
fast
jedem
Haushalt
hergestellt″,
erklärt
Kathrin
Schulte
von
der
Volkskundlichen
Kommission
des
LWL.
„
Dass
die
einzelnen
Brauerinnen
qualitativ
sehr
unterschiedliches
Bier
brauten,
lag
vermutlich
daran,
dass
es
in
den
Haushalten
jeweils
eigene
Rezepte
und
Herstellungstechniken
gab,
die
von
der
Mutter
an
die
Tochter
weitergegeben
wurden.
Eine
einheitliche
Qualität
anzustreben
wäre
den
Hausfrauen
damals
gar
nicht
in
den
Sinn
gekommen.″
Vom
richtigen
Zeitpunkt
Was
für
die
Herstellung
eines
guten
Bieres
erforderlich
war,
darüber
gingen
die
Ansichten
auseinander.
Ein
Gewährsmann
der
Volkskundlichen
Kommission
aus
Senden
wies
in
den
1960er-
Jahren
beispielsweise
darauf
hin,
dass
es
überaus
wichtig
sei,
einen
geeigneten
Zeitpunkt
für
das
Brauen
zu
wählen.
Als
Eselsbrücke
gibt
er
an,
dass
sich
alle
Monate,
in
deren
Monatsnamen
ein
„
r″
vorkomme,
gut
eigneten.
Andernfalls
„
hält
sich
das
Bier
nicht,
im
März
und
April
ist
die
richtige
Zeit
zum
Brauen″.
Noch
bis
weit
ins
20.
Jahrhundert
bekamen
die
Landarbeiter
das
selbst
gebraute
Bier,
dessen
Alkoholgehalt
vermutlich
unter
demjenigen
heutiger
Biersorten
lag,
als
Durstlöscher
während
der
Ernte
auf
den
Feldern.
Doch
nicht
nur
auf
dem
Feld,
sondern
auch
auf
dem
Bau
schmeckte
der
kühle
Gestensaft:
So
berichtet
die
Besitzerin
einer
Doppelhaushälfte
in
Münster
über
die
Dachdecker,
die
1959
das
Dach
ihres
Hauses
erneuerten,
dass
sie
nach
getaner
Arbeit
Bier
und
Zigaretten
von
der
Hausherrin
bekommen
hätten.
Den
Nachbarn,
die
es
versäumt
hatten,
die
Handwerker
mit
Bier
zu
entlohnen,
brachten
diese
eine
mit
folgendem
Spruch
versehene
Dachpfanne:
„
Hier
steht
der
Bau
in
seiner
Pracht,
die
Dachdecker
haben
ihn
rot
gemacht.
Als
alter
Brauch
und
Sitte
haben
wir
eine
Bitte:
Bier.″
Biertrinken
auf
dem
Bau?
Heute
steht
das
für
Arbeitsunfälle
und
Alkoholismus.
Dabei
wurde
Bier
gerade
in
Hinblick
auf
eine
Suchterkrankung
zeitweise
sogar
als
„
Rettung″
angesehen:
Zu
Beginn
des
19.
Jahrhunderts
hatte
sich
das
Trinkverhalten
in
breiten
Bevölkerungsschichten
drastisch
verändert.
Der
Konsum
von
stärkeren
Alkoholika
wie
Schnaps
fand
Einzug
in
die
Ernährungsgewohnheiten
der
Bevölkerung
–
mit
zahlreichen
negativen
Begleiterscheinungen.
Um
der
„
Branntweinpest″
Einhalt
zu
gebieten,
sah
sich
wie
andernorts
auch
die
Preußische
Regierung
in
Berlin
zum
Handeln
gezwungen.
„
Sie
strebte
die
Verbesserung
der
Bierversorgung
an,
um
den
Schnaps
zu
verdrängen″,
berichtet
Kathrin
Schulte.Billiger
Schnaps
Zu
diesem
Zweck
befragte
man
zunächst
die
Bürgermeister,
wie
es
sich
mit
der
Qualität
des
Bieres
in
ihrer
Stadt
verhalte.
Auf
die
offizielle
Anfrage
der
preußischen
Regierung
1836
antwortete
der
Oberbürgermeister
Münsters,
Joseph
von
Münstermann,
dass
–
zumindest
in
Münster
–
die
Qualität
des
Bieres
durchaus
zufriedenstellend
sei.
Der
übermäßige
Konsum
von
Branntwein
–
so
der
Befund
–
sei
eher
auf
die
geringen
Preise
für
Schnaps
und
die
vergleichsweise
hohen
für
Bier
zurückzuführen.
Aber
nichts
ist
so
gut,
dass
es
nicht
noch
verbessert
werden
könnte:
So
brachte
der
Detmolder
„
Canzleirath″
J.
C.
Althof
von
einer
Reise
nach
Bayern
1837
die
Begeisterung
für
das
dortige
Brauhandwerk
mit
und
versuchte,
dies
auch
in
Westfalen
zu
etablieren.
Was
ihm
auch
gelang:
In
vielen
Orten
braute
man
nun
statt
des
obergärigen
Bieres
mit
untergäriger
Hefe
–
beispielsweise
in
der
„
Bair.
Bier-
Brauerei″
von
A.
Rolinck
in
Burgsteinfurt.
Letztlich
hat
der
Oberbürgermeister
von
Münster
die
Situation
aber
wohl
richtig
eingeschätzt:
Auch
durch
eine
Qualitätsverbesserung
des
Bieres
war
der
kostengünstige
Branntwein
nur
schwer
zu
verdrängen.
Deutlich
wird
das
angesichts
der
Aufzeichnungen
über
eine
Hochzeitsfeier
im
Jahr
1951
in
Catenhorn
bei
Rheine
im
Kreis
Steinfurt:
Die
rund
300
Gäste
konsumierten
an
zwei
Tagen
„
10
Liter
Likör,
125
Liter
Schnaps,
670
Liter
Bier
–
Rolinck,
Burgsteinfurt,
100
Flaschen
Wein″.
Bliebe
die
Frage,
warum
der
2.
August
der
Internationale
Tag
des
Bieres
ist.
Der
Tag
des
„
Deutschen
Bieres″
ist
eigentlich
der
23.
April.
Denn
vor
gut
500
Jahren,
am
23.
April
1516,
wurde
das
Reinheitsgebot
proklamiert.
Seit
1994
nutzt
der
Deutsche
Brauerbund
das
Datum
für
sein
Grundanliegen:
den
Menschen
das
Bier
nahezubringen.
Denn
der
Pro-
Kopf-
Konsum
an
Bier
ist
in
Deutschland
seit
den
1980er-
Jahren
insgesamt
rückläufig:
Lag
er
1980
noch
bei
knapp
146
Litern,
sind
es
derzeit
laut
Deutschem
Brauer-
Bund
noch
102
Liter
–
einschließlich
alkoholfreier
Sorten.
Immerhin:
Im
europäischen
Vergleich
wird
nur
in
Tschechien
und
Österreich
pro
Kopf
mehr
Bier
getrunken.
Der
„
Internationale
Tag
des
Bieres″
wurde
dagegen
2007
von
Jesse
Avshalomov,
Evan
Hamilton,
Aaron
Araki,
Richard
Hernandez,
Tyler
Burton
und
Ryland
Hale
in
den
USA
ins
Leben
gerufen.
Jeweils
am
ersten
Freitag
im
August
soll
weltweit
das
Getränk
Bier
gefeiert
und
natürlich
getrunken
werden.
Inzwischen
haben
auch
andere
die
Idee
für
sich
entdeckt
und
dankbar
adaptiert.
Zum
Beispiel
vom
Westfälisch-
Lippischen
Landschaftsverband...
Bildtexte:
Dass
Bier
ein
beliebtes
und
gesellschaftlich
akzeptiertes
Getränk
ist,
zeigt
diese
Atelierfotografie
aus
Tecklenburg,
die
um
1900
entstanden
ist.
Auf
Baustellen
wurde,
wie
hier
1925
in
Dortmund,
gern
die
eine
oder
andere
Flasche
Bier
geleert...
Fotos:
LWL-
Volkskundearchiv
Autor:
wie, pm