User Online: 2 |
Timeout: 05:33Uhr ⟳ |
Ihre Anmerkungen
|
NUSO-Archiv
|
Info
|
Auswahl
|
Ende
|
A
A
A
Mobil →
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Themen ▾
Baumschutz (112)
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (360)
Die Arbeit der Stadtgaertner seit 1891 (975)
Die Hase und ihre Nebengewaesser (3007)
Gartenprojekte (22)
Klimageschichte (seit 1874) (162)
Konflikte um Kleingarten (25)
Konversionsflaechen (245)
Kooperation Baikal-Osnabrueck (25)
Umweltbildungszentrum(UBZ)1997-2018 (108)
Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrueck (324)
Suche ▾
Einfache Suche
Erweiterte Suche
Listen ▾
Orte in Osnabrück
Themen zu Umwelt und Nachhaltigkeit
AkteurInnen
Bildung
Auswahllisten für wichtige Themen (im Aufbau)
Erscheinungsdatum (Index)
Ergebnis
Merkliste ▾
Merkliste zeigen
Merkliste löschen
Datensätze des Ergebnis
Suche:
Auswahl zeigen
Treffer:
1
Sortierungen:
Datum vorwärts
Datum rückwärts
1.
Erscheinungsdatum:
27.07.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Vor
100
Jahren
Überschrift:
Landrat verspricht Kirschen und Erdbeeren
Zwischenüberschrift:
Juli 1919: Hunger-Demo, Wallfahrt nach Telgte, Spott für „ehrlose Weiber″ in Köln
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Selbst
im
Hochsommer
1919,
während
die
Erntewagen
rollen
und
zumindest
die
Selbstversorger
genug
Gemüse
und
Obst
auf
die
Teller
bekommen,
nehmen
Versorgungsfragen
den
breitesten
Raum
in
den
Lokalspalten
der
Zeitungen
ein.
Die
Zwangsbewirtschaftung
wichtiger
Nahrungsmittel
wie
Brot,
Fleisch
und
Fett
über
Lebensmittelmarken
hält
auch
im
neunten
Monat
nach
dem
Ende
der
Kampfhandlungen
des
Ersten
Weltkriegs
an.
Am
7.
Juli
bewegt
sich
ein
Demonstrationszug
von
einigen
Hundert
Personen
aus
Georgsmarienhütte
durch
die
Straßen
der
Stadt.
Sein
Ziel
ist
das
Landratsamt
in
der
Hakenstraße
8.
Hier
trägt
man
lautstarke
Klagen
über
die
ungenügende
Versorgung
und
die
ungerechte
Verteilung
von
Lebensmitteln
vor.
Es
geht
um
Kartoffeln,
Mehl,
Fleisch
und
Milch,
aber
auch
um
Nährmittel
wie
Graupen
und
Nudeln.
Und
um
die
Qualität
des
Brotes,
das
kaum
genießbar
sei.
Der
Leiter
der
Kreiswirtschaftsstelle,
Kaufmann
Wolf,
verspricht,
sich
insbesondere
für
eine
bessere
Milchversorgung
einzusetzen.
So
solle
die
Gemeinde
Ohrbeck
veranlasst
werden,
zukünftig
wieder
Milch
nach
Georgsmarienhütte
zu
liefern.
Weiter
wird
Aufklärung
verlangt
über
den
Verbleib
von
sechs
Sack
Mehl.
Eine
sofort
vorgenommene
Revision
der
Bücher
ergibt,
dass
alles
Mehl
bis
auf
vier
Pfund
ordnungsgemäß
verteilt
worden
ist.
Landrat
Freiherr
Ostman
von
der
Leye
verspricht,
die
Hüttengemeinde
zukünftig
auch
besser
mit
Kirschen
und
Erdbeeren
zu
angemessenen
Preisen
versorgen
zu
lassen.
Man
verhandelt
etwa
zwei
Stunden,
anfangs
mit
einer
Deputation
der
verbitterten
Protestierer
im
Gebäude,
dann
vor
dem
Gebäude
in
großer
Runde
von
der
Außentreppe
herab.
„
Obschon
die
Verhandlungen
zum
Teil
einen
sehr
erregten
Verlauf
nahmen,
ist
es
zu
irgendwelchen
Ausschreitungen
nicht
gekommen″,
schreibt
die
„
Osnabrücker
Volkszeitung
(OVZ)
″.
Von
den
Wochenmarkt-
Tagen
wird
regelmäßig
ein
Lagebericht
abgedruckt.
Vom
9.
Juli
heißt
es
etwa,
dass
50
Zentner
Obst
und
Gemüse
angeliefert
worden
sind,
die
in
Kleinmengen
von
ein
oder
zwei
Pfund
zu
festgesetzten
Höchstpreisen
abgegeben
werden.
Damit
das
so
bleibt,
sind
Patrouillen
auf
den
Zufahrtsstraßen
zur
Stadt
eingesetzt.
Sie
sollen
verhindern,
dass
„
Schleichhändler
und
Wucherer″
die
Waren
schon
unterwegs
aufkaufen.
„
Sammelt
Lindenblüten!
″,
ruft
die
„
OVZ″
auf.
Die
Blüten
werden
für
die
Krankenhäuser
gebraucht.
Lindenblütentee
sei
ein
vorzügliches
Mittel
gegen
Husten
und
Erkältung.
Man
kann
die
Blüten
schier
verwenden
oder
auch
als
Zusatz
zum
„
deutschen
Tee″,
der
zu
dieser
Jahreszeit
aus
Brombeer-
,
Himbeer-
und
Erdbeerblättern
besteht.
Am
12.
Juli
findet
die
Fußwallfahrt
nach
Telgte
statt.
Nach
Frühmessen
in
St.
Johann
und
St.
Joseph
um
halb
2
Uhr
morgens
beginnt
der
Marsch
um
3
Uhr
ab
Johannisfriedhof.
Der
Führer
des
Pilgerzugs
weist
auf
die
Bischöflichen
Bestimmungen
hin.
Ihnen
zufolge
ist
es
Radfahrern
nicht
gestattet,
die
Prozession
zu
begleiten.
Privatfuhrwerke
der
Pilger
dürfen
nur
hinter
den
vom
Führer
zugelassenen
Wagen
der
Prozession
folgen.
Die
Witterung
am
Samstag
ist
günstig.
„
Der
Hochwürdigste
Herr
Bischof
hat
sich
unterwegs
den
Wallfahrern
angeschlossen″,
meldet
die
dem
Katholizismus
nahestehende
„
OVZ″.
Bischof
Berning
hält
auch
die
Pilgermesse
in
Telgte
am
Sonntag
um
6
Uhr
in
der
Früh.
Der
Rückmarsch
ist
von
„
ein
paar
gehörigen
Regenschauern″
begleitet.
Kurz
vor
20
Uhr
trifft
die
Pilgerschar
vor
Oesede
ein,
wo
sie
von
Schulkindern
und
der
Oeseder
Geistlichkeit
mit
Fahnen
in
Empfang
genommen
und
zum
Abschluss-
Segen
begleitet
wird.
Ein
Leserbriefschreiber
regt
sich
über
die
neuen
Briefmarken
auf,
die
die
Reichspost
am
1.
Juli
in
Würdigung
der
Weimarer
Nationalversammlung
herausgebracht
hat.
Die
Marke
zu
25
Pfennig
zeige
einen
nackten
Jüngling
als
Steinträger
„
in
unmöglicher
Haltung
–
Steinträger
tragen
die
Steine
auf
einem
Brett
auf
der
Schulter
und
nicht
auf
dem
Kopfe
–,
dem
überflüssigerweise
eine
Maurerkelle
vom
Brette
rutscht,
was
sonst
nicht
vorkommt,
denn
Steinträger
mauern
nicht″.
Und
die
Zahl
25,
die
der
Anzahl
der
Steine
auf
dem
Brett
wohl
entsprechen
solle,
sei
eine
Täuschung:
„
Der
Jüngling
klappt
schon
unter
den
6
Steinen
auf
dem
Brett
zusammen.″
Fast
ein
wenig
schadenfroh
schreibt
die
„
OVZ″
unter
der
Überschrift
„
Recht
so!
″
von
„
29
ehrlosen
Weibern″,
die
in
„
Cöln″
von
der
Sittenpolizei
aus
einer
Wirtschaft
herausgeholt
wurden,
„
wo
sie
mit
englischen
Mannschaften
kneipten.
Im
Zuge
wurden
sie
durch
die
Stadt
geführt
und
von
der
Bevölkerung
mit
nicht
gerade
schmeichelhaften
Kosenamen
belegt″.
Heute
oft
Thema
Nummer
eins,
sind
„
Fußball-
Wettspiele″
vor
hundert
Jahren
noch
etwas
Neuartiges.
Entsprechend
hölzern
klingt
der
Spielbericht
von
der
Begegnung
des
Osnabrücker
Vereins
für
Rasenspiele
1906
mit
F.-
C.
Lloyd
Bremen
in
der
„
OVZ″:
„
Es
entwickelte
sich
sogleich
ein
sehr
schnelles
Spiel.
Beide
Tore
kamen
wiederholt
in
Gefahr.
Die
Verteidigungen
entledigten
sich
jedoch
ihrer
schwierigen
Aufgabe
mit
vielem
Geschick,
sodaß
die
erste
halbe
Stunde
ergebnislos
verlief.
Der
Druck
der
Osnabrücker
Mannschaft
wurde
nun
aber
im
weiteren
Spiel
immer
stärker,
welches
dann
durch
ein
Tor
zum
Ausdruck
kam.
[…]
Nach
Halbzeit
das
gleiche
offene
und
vornehme
Spiel.
Nachdem
jede
der
Parteien
noch
ein
Tor
für
sich
erringen
konnte,
hatten
die
Osnabrücker
beim
Schlußzeichen
einen
knappen
aber
einwandfreien
Sieg
über
ihre
Bremer
Gäste
davon
getragen.″
Der
Eisenbahnverkehr
ist
von
geordneten
Vorkriegsverhältnissen
weiterhin
entfernt.
Die
Züge
sind
regelmäßig
überfüllt.
Über
„
Hamsterfahrten
ins
Sauerland″
heißt
es
in
der
„
OVZ″:
„
Wenn
80
Prozent
Reisender
in
der
dritten
Wagenklasse
nur
Karten
vierter
Klasse
gelöst
hatten,
so
ist
das
wohl
zu
verstehen,
denn
im
Gedränge
wurde
beim
Einsteigen
nicht
lange
nach
der
Wagenklasse
gesehen,
sondern
man
stieg
ein,
wo
eben
noch
ein
Plätzchen
frei
war.
Ja,
einzelne
Reisende
oder
besser
Hamsterer
hatten
sich
mit
ihren
sieben
Sachen
sogar
im
Bremserhäuschen
untergebracht.″
Die
Schaffner
sind
nun
gehalten,
Strafzettel
über
sechs
Mark
auszustellen,
wenn
sie
Reisende
antreffen,
die
höhere
Klassen
fahren,
als
sie
gelöst
haben.
Der
„
Sünder″
muss
unterschreiben,
„
das
Belegblatt
behält
der
Schaffner″.
Auf
einer
bestimmten
Strecke
seien
innerhalb
weniger
Tage
1200
Mark
an
Strafgeldern
zusammengekommen.
Großer
Kassenraub
in
der
Klosterkaserne:
Zwischen
2
und
3
Uhr
nachts
drangen
sechs
bis
acht
maskierte
Militärpersonen
in
die
Klosterwache
ein,
überwältigten
mit
vorgestreckten
Revolvern
die
Wachmannschaften
mit
den
Worten:
„
Hier
Spartakus,
Hände
hoch!
″
Den
Mannschaften
wurden
die
Waffen
abgenommen
und
sie
eingesperrt.
Die
Räuber
entkamen
mit
drei
Kompagniekassen
mit
zusammen
40
000
Mark,
die
für
die
aktuelle
Löhnung
bestimmt
waren.
Die
„
OVZ″
schreibt
mit
viel
zwischen
den
Zeilen
zu
lsender
Empörung:
„
Sie
müssen
indessen
mit
den
örtlichen
Verhältnissen
genau
vertraut
gewesen
sein,
vor
allem
auch
gewußt
haben,
daß
die
Löhnungsgelder
bereits
am
Vorabend
in
der
Klosterwache
waren,
während
es
sonst
üblich
ist,
die
Gelder
am
Auszahlungstage
selbst
nach
dort
zu
bringen.
Hoffentlich
gelingt
es
bald,
die
Spitzbuben
mit
ihrem
Raub
zu
fassen.″
Bildtexte:
Zum
Landratsamt
in
der
Hakenstraße
8
zogen
am
7.
Juli
1919
mehrere
Hundert
Demonstranten
aus
Georgsmarienhütte,
um
auf
die
ungenügende
Versorgung
mit
Kartoffeln,
Mehl,
Fleisch
und
Milch
aufmerksam
zu
machen.
Der
Landrat
hatte
ab
1919
seinen
Sitz
in
diesem
ehemaligen
Adelshof
von
Nehem
zu
Sondermühlen.
Das
Foto
eines
unbekannten
Fotografen
entstammt
Sprattes
Bildarchiv
Alt-
Osnabrück,
Band
II,
Verlag
Wenner
1996.
Das
Bildmotiv
auf
den
im
Juli
1919
verausgabten
Briefmarken
zur
Würdigung
der
Weimarer
Nationalversammlung
gefiel
nicht
allen
Zeitungslesern.
Repro:
Joachim
Dierks
Autor:
Joachim Dierks