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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Eulen nach Osnabrück gebracht
 
Der Vogel der Weisheit kehrt zurück
Zwischenüberschrift:
23 Brutpaare in diesem Jahr: Noch nie wurden in Osnabrück so viele Steinkäuze gezählt
Artikel:
Kleinbild
 
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Originaltext:
Osnabrück Er trägt zwar keine Eulen nach Athen, aber um den Eulenbestand in Osnabrück hat er sich nachhaltig verdient gemacht: Friedhelm Scheel, ehrenamtlicher Vogelschützer aus Westerkappeln, hat mit seinem Engagement bewirkt, dass sich immer mehr Steinkäuze im Stadtgebiet niederlassen. In diesem Jahr wurden 23 Brutpaare gezählt, mehr als je zuvor. Seit 15 Jahren sorgt Scheel mit seiner AG Naturschutzjugend Tecklenburger Land dafür, dass an passender Stelle am Stadtrand Niströhren aufgehängt werden. Aber die Käuze ließen sich Zeit mit der Besiedelung der ihnen angebotenen Wohnungen. Wer den Naturschützer begleitet, erfährt nicht nur, warum es der Steinkauz in der Kulturlandschaft von heute so schwer hat und wie es in einer Niströhre zugeht. Nichts für empfindliche Nasen.

Osnabrück Eigenwillig ist er zwar, aber mit der Nähe des Menschen kommt er zurecht: Der Steinkauz, im alten Griechenland als Vogel der Weisheit verehrt, hat Osnabrück als Revier akzeptiert. Aber wohl nur, weil Friedhelm Scheel seine Niströhren so einladend im Stadtgebiet verteilt hat.

In Osnabrück haben sich in diesem Jahr 23 Brutpaare niedergelassen und ihren Nachwuchs aufgezogen. Das ist eine kleine Sensation, denn um die Jahrtausendwende waren nicht mal eine Handvoll Pärchen gesichtet worden. 2003 soll es nur in einem Nest am Kalkhügel Nachwuchs gegeben haben. Das war der Augenblick, als Friedhelm Scheel auf den Plan trat.

Mit dem Fahrrad erkundete der ehrenamtliche Koordinator der AG Naturschutzjugend Tecklenburger Land ANTL geeignete Nistplätze am Stadtrand und sprach die Besitzer von Bauernhöfen, Kotten und Pferdeställen an. 25 Niströhren stellte ihm die Stadt zur Verfügung, 25 kamen vom Naturschutzbund Nabu dazu. Die brachte er zusammen mit einem Zivildienstleistenden in geeigneten Bäumen an, am liebsten in Streuobstwiesen, auf denen regelmäßig Schafe oder Pferde grasen. Flotte Läufer, kurzes Gras

Steinkäuze bevorzugen kurzes Gras, wenn sie sich auf die Jagd nach Regenwürmern, Laufkäfern oder Mäusen machen. Im Gegensatz zu anderen Greifvögeln laufen und hüpfen die flotten Eulen ihrer Beute hinterher. Und zwar so schnell, dass eine Maus ihren schnellen Schritten nicht gewachsen ist. Scheel weiß, was Käuze mögen, aber die eigenwilligen Vögel ließen sich Zeit.

Erst ganz allmählich nahmen sie die Niströhren an, die ihnen der Naturschützer aus Westerkappeln so einladend in den Baumkronen befestigt hatte. Das erste Brutpaar ließ sich 2004 in Hellern blicken. Damals drückte Frank Bludau vom Umweltamt der Stadt Osnabrück seine Hoffnung aus, dass sich innerhalb von fünf Jahren 20 Steinkauz-Pärchen im Stadtgebiet niederlassen würden.

Das war, wie sich später herausstellte, zwar etwas zu voreilig, aber da hatte die Erfolgsgeschichte schon ihren Anfang genommen. Stück für Stück eroberten sich die Käuze ihr neues Revier, das sich ringförmig um die Stadt zieht. 2018 zählte Scheel 15 bewohnte Niströhren, 2019 waren es auf einmal 23. Für den ehrenamtlichen Vogelschützer ist das der Durchbruch ein später Triumph und ein Signal, dass 15 Jahre Arbeit nicht vergebens waren. Eulen mögen Obstwiesen

Dass so viele Brutpaare wie noch nie gezählt wurden, freut auch Kathrin Schneider vom Fachbereich Umwelt und Klimaschutz der Stadt Osnabrück. Wir haben gute Chancen, dass der Bestand konstant bleibt″, sagt die amtliche Naturschützerin und konstatiert, dass der Steinkauz auf Dauer nur bleiben wird, wenn er einen sicheren Lebensraum vorfindet. Friedhelm Scheel, der von der Stadt Fahrtkosten und Material erstattet bekommt, sieht das genau so.

Steinkäuze brauchen vor allem extensiv bewirtschaftetes Grünland in einer abwechslungsreichen Landschaft, zu der idealerweise Obstwiesen und Kopfweiden gehören, aber auch blanke Erdböden, Zaunpfähle und Holzstapel, Geröll und knorrige Bäume. In denen finden die Eulen nämlich natürliche Höhlen, in denen sie brüten können. Weil solche Baumhöhlen fast überall aus der Kulturlandschaft verschwunden sind, müssen künstliche Nistplätze her, und die lassen sich aus Holzlatten und Teerpappe herstellen. Es müffelt in der Röhre

Im Gegensatz zu anderen Vögeln schaffen Steinkäuze kein Nistmaterial herbei, deshalb füllt Scheel die Röhren vor dem Erstbezug mit gehäckseltem Laub. Zieht ein Brutpärchen ein, dann füllen sich die verbliebenen Hohlräume schon sehr bald mit Kot und Gewölle. Das sind die unverdaulichen Nahrungsreste wie Knochen und Federn, die von den Eulenvögeln ausgewürgt werden.

Dass in diesem aus hygienischer Sicht etwas fragwürdigen Milieu die Brut heranwächst, stört Friedhelm Scheel nicht. So sei die Natur nun mal, sagt er dann, aber seine Jugendlichen warnt er vor, damit sie von dem strengen Geruch nicht in Ohnmacht fallen. Doch die Begeisterung kennt keine Grenzen, wenn die Nestlinge aus der Röhre gucken, ihre ersten Fall- und Flugversuche unternehmen und ungelenk auf dem Boden herumhüpfen.

Zwei bis drei Jungvögel wachsen in so einem von Menschenhand geschaffenen Nest auf, manchmal ist es nur einer, gelegentlich sind es fünf. 70 Prozent überleben das erste Jahr nicht″, berichtet der Naturschützer, denn bei ihren ersten Flug- und Laufversuchen wird ihnen ein Stacheldraht, der Autoverkehr, ein Steinmarder oder eine Katze leicht zum Verhängnis. Und wer das alles überstanden hat, wird spätestens im August von den eigenen Eltern verjagt, um sich selbst eine Bleibe zu suchen.

Im nächsten Frühjahr schlägt dann die Stunde von Friedhelm Scheel. 53 Niströhren am Stadtrand stehen bereit. 30 davon sind auf jeden Fall noch frei.

Bildtexte:
Er blickt zwar misstrauisch, aber er lässt sich auf die Nähe zum Menschen ein: Der Steinkauz ist in Osnabrück wieder häufiger anzutreffen.
Und jetzt nur noch fliegen lernen! So sieht es aus, wenn die Nestlinge sich schon mal auf die Rampe wagen (alle Fotos aus dem Archiv).
Anfassen? Das macht den kleinen Eulen nichts aus, ihren Eltern übrigens auch nicht.
Fotos:
Stefan Wöhrmann, Rolf Hammerschmidt, Elvira Parton
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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