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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Wer rettet die Remarque-Villa?
Zwischenüberschrift:
Ziel: Als Erinnerungsstätte erhalten – Preis: 4,5 Millionen Euro
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
OSNABRÜCK. Die Casa Monte Tabor″, das Haus Erich Maria Remarques am Lago Maggiore im Tessin, steht wieder einmal zum Verkauf. 5, 8 Millionen Schweizer Franken (4, 5 Millionen Euro), ein astronomischer Preis, werden genannt für ein Haus, das allerdings wirklich in den Sternen″ liegt. Aber zum ersten Mal seit dem Tod der Remarque-Witwe Paulette Goddard vor jetzt 21 Jahren scheint es eine realistische Chance zum Erhalt der Villa als Erinnerungsort und Begegnungsstätte zu geben.

Tilman Westphalen, der Ehrenvorsitzende der Osnabrücker Remarque-Gesellschaft, träumt schon lange von einer öffentlich zugänglichen Erinnerungsstätte in der Remarque-Villa in Porto Ronco. Auch wenn die verwunschene Casa Monte Tabor″ zwischenzeitlich immermal wieder zum Objekt derImmobilienspekulation wurde. Die Tessiner Behörden retteten sie kurzfristig vor dem Abriss und sicherten jetzt sogar ein Vorkaufsrecht bis Ende 2011. Aber die jetzigen Eigentümer haben angekündigt, wir wollen nich timmer bleiben″, und das Haus zum Verkauf gestellt.
Rückblende: Erich Maria Remarque kaufte die Villaüber dem See im ahr 1931. Die Honorare des Bestsellers Im Westen nichts Neues″ machten es möglich. Und als die Nazis diesen Antikriegsroman als literarischen Verrat an den Soldaten des Weltkriegs″ schmähten, wurde die Casa Monte Tabor für ihn (und übrigens auch für viele andere verfolgte und vertriebene Schriftsteller und Künstler) zu einem Fluchtpunkt oder zur Zwischenstation auf dem Weg ins Exil. Erich Maria Remarque hat hier bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gelebt, dann nach den Jahren der Kriegs- und Nachkriegszeit wieder von 1948 bis zu seinem Tode im Jahr 1970. Hier hat er seine späten Romane geschrieben, hier hat der lange Zeit Ruhelose („ Noch keinvernünftiges Gefühl von zu Hause. Vielleicht nie″, notierte er 1935 dunkel in Ronco ineinem neuen Tagebuch) aber auch mit dem Hollywood-Star Paulette Goddard einspätes Glück gefunden.
Diese Stationen eines Schriftsteller-Lebens im wildbewegten 20. Jahrhundert zeichnet nun ein Dokumentarfilm des Schweizer Regisseurs Victor Tognola nach: Erich Maria Remarque, Paulette Goddard, Marlene Dietrich″ lautet der Titel des Films, der jetzt in der Schweizer Botschaft in Berlin erstmals in Deutschland aufgeführt wurde. Westphalen, der übrigens in der Dokumentation ebenso zu Wort kommt wie Thomas Schneider, der Leiter des Osnabrücker Remarque-Archivs, hat den Film dort gesehen. In über 60 Minuten und mit kontrastreichen Schnitten fügt er die Stationen der Remarque-Biografie mit den politischen Ereignissen zusammen, zeichnet ein Bild des erfolgreichen Schriftstellers wie des ruhelosen Lebemannes.
Marlene Dietrich erscheint hier, Greta Garbo, Natasha Paley und viele andere Stars und Sternchen; die den Weg des Königs von Hollywood″ kreuzten. 1951 begegnete er schließlich Paulette Goddard, der früheren Ehefrau Charlie Chaplins. Sie wurde die Frau seines Lebens. Die Goddard wiederum, heißt es dann später, sei auf ihre Art unaufhaltsam″ gewesen und sehr egozentrisch. Aber sie war Balsam auf seine Psyche″, sagt Tilman Westphalen zu der Beziehung zu der strahlenden Hollywood-Schönheit mit den eisblauen Augen.
Erstmals verbindet sich mit diesem Film, der wohlmöglich einmal im Kultursender Arte ausgestrahlt wird, zugleich auch ein kulturpolitisches und touristisches Interesse an der Remarque-Villa: Unter den Berliner Premierengästen waren nicht nur der Botschafter Tim Guldimann und der Tessiner Regierungsrat Gabriele Gendotti, sondern auch Vertreter der Tourismusorganisationen aus dem Tessin und der Bürgermeister der Gemeinde Ronco. Die Casa Monte Tabor könnte ein Kulturzentrum werden und das Erbe der kritischen Intellektuellen im Tessin von denen es viele gab und noch gibt, Exilschriftsteller wie Gegenwartsautoren wachhalten, so die Leitidee dieser Rettungsaktion.
Dazu soll in der Schweiz wie in Deutschland um Sympathie und Unterstützung für das Projekt geworben werden. Auch die Bundesrepublik Deutschland hat sich in anderen Fällen bereits an der Rettung deutschen Kulturgutes im Ausland beteiligt″, so verweist Lioba Meyer in diesem Zusammenhang auf das Beispiel der Feuchtwanger-Villa in Santa Monica in Kalifornien.Die Osnabrücker Remarque-Gesellschaft hat nun ihrerseits ebenfalls eine Initiative zur Rettung der Remarque-Villa gestartet und sucht Sponsoren für das hohe Ziel. Das Haus dürfe nicht verloren gehen, sondern solle die friedenspolitische Botschaft des militanten Pazifisten″ Remarque lebendig halten.

Bildtexte:
Sponsoren gesucht: Die Remarque-Villa am Lago Maggiore steht für 4, 5 Millionen Euro zum Verkauf.
Ehrung am See: Eine Delegation aus Osnabrück überreichte Remarque in dessen Villa 1964 die Mösermedaille.
Hollywood-Schönheit mit eisblauen Augen: Remarque und seine Frau Paulette Goddard 1959 in New York.
Fotos:
Archiv, E.Harms
Autor:
Frank Henrichvark


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