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1.
Erscheinungsdatum:
20.07.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Fehlerkette beim Bau des Rosenplatzes
Wie lange bleibt die Johannisstraße so kaputt?
Große graue Betonplatten für den Neumarkt?
Zwischenüberschrift:
Stadt fängt bei Beton-Frage wieder von vorne an
Gesucht wird der optimale Belag: Hart genug für die Busse, schön genug zum Bummeln
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Es
gibt
nicht
eine
Ursache
für
das
Bröckeln
des
Betons
auf
dem
Osnabrücker
Rosenplatz,
sondern
eine
Kette
von
Fehlern,
die
bei
der
Planung
und
Bauausführung
gemacht
wurden.
Das
ist
das
vorläufige
Ergebnis
der
Untersuchungen
durch
städtische
Experten
und
eines
Baustoffprüflabors,
wie
die
Stadt
auf
Anfrage
unserer
Redaktion
mitteilte.
Es
werde
geprüft,
ob
Firmen
dafür
in
Regress
genommen
werden
könnten.
Die
Risse
im
Beton
des
Rosenplatzes
haben
schwerwiegende
Konsequenzen
für
den
Umbau
des
Neumarktes
und
der
Johannisstraße,
wo
eine
vergleichbare
Betondecke
geplant
ist.
Für
die
Geschäftsleute
an
der
Johannisstraße
bedeutet
das,
dass
sie
wahrscheinlich
noch
bis
weit
ins
nächste
Jahr
hinein
mit
dem
schlechten,
provisorischen
Zustand
der
Straße
leben
müssen.
Osnabrück
Es
wirkt
wie
blanke
Ironie:
Eingangs
der
Johannisstraße
hängt
ein
Transparent,
das
für
die
„
einzigartige
Fußgängerzone
von
Osnabrück″
wirbt
und
zum
Erleben
„
ihrer
gesamten
Vielfalt″
einlädt.
Vielfältig
ist
zurzeit
vor
allem
das
provisorische
Straßenpflaster.
Es
ist
möglich,
dass
sich
mindestens
ein
Jahr
nichts
an
diesem
trostlosen
Zustand
ändert.
Die
Johannisstraße
ist
so
oft
wie
kaum
eine
andere
Straße
in
Osnabrück
in
den
vergangenen
Jahrzehnten
unter
die
Baggerschaufel
geraten.
Fünfmal
–
1988,
1994,
1997,
2001
und
2003
–
musste
das
Pflaster
erneuert
oder
ausgetauscht
werden,
weil
der
Busverkehr
tiefe
Spurrillen
ins
Pflaster
gedrückt
hatte.
Es
folgte
2013
der
Tunnelabriss
am
Neumarkt,
im
vergangenen
Jahr
begannen
die
Stadtwerke
mit
der
Erneuerung
der
Kanalisation.
Die
neuen
Kanäle
liegen
im
Boden,
die
Straßenoberfläche
ist
nun
notdürftig
geflickt.
Schon
im
Mai
sollte
nach
der
ursprünglichen
Planung
mit
dem
Bau
der
neuen
Straße
begonnen
werden.
Der
Termin
hat
sich
auf
August
verschoben
–
aber
nach
dem
Ärger
mit
dem
Beton,
der
auf
der
Johannisstraße
und
dem
Neumarkt
verlegt
werden
soll
(Bericht
unten)
,
zeichnet
sich
ab,
dass
die
Johannisstraße
bis
Mitte
2020
im
Wartestand
verharren
wird.Beton-
Prüfung
Das
weitere
Vorgehen
hängt
von
der
Frage
ab:
Ist
die
geplante
Betondecke
den
Belastungen
des
Busverkehrs
gewachsen,
oder
droht
ihr
ein
vorzeitiger
Verfall
wie
jener,
die
2012
auf
dem
Rosenplatz
verlegt
worden
ist?
Im
Juni
hat
die
Stadt
zwölf
Bohrkerne
aus
den
beschädigten
Abschnitten
des
Rosenplatzes
gezogen.
Fachleute
aus
der
Verwaltung
und
eines
Baustoffprüflabors
haben
die
Betonproben
inzwischen
analysiert.
Das
Ergebnis
beschreibt
Stadtsprecher
Gerhard
Meyering
schriftlich
so:
„
Es
ist
augenscheinlich,
dass
neben
Ausführungs-
und
Materialfehlern
sicher
auch
Planungs-
beziehungsweise
Konstruktionsfehler
ursächlich
für
das
vorgefundene
Schadensbild
sind.″
Mit
anderen
Worten:
Alle
haben
offenbar
Fehler
gemacht
–
die
Planer
genauso
wie
die
bauausführenden
Firmen.
Die
Frage,
ob
heute
–
nach
Ablauf
der
Gewährleistungsfrist
–
die
verantwortlichen
Ingenieurbüros
und
Baufirmen
für
die
Schäden
in
Regress
genommen
werden
können,
werde
derzeit
mithilfe
eines
Fachanwaltes
geprüft,
so
Meyering
weiter.
Die
Experten
gehen
beim
Rosenplatz-
Beton
nun
ins
Detail.
Sie
müssen
klären,
wer
welche
Fehler
gemacht
hat
und
wie
diese
Pannen
am
Neumarkt
zu
vermeiden
sind.
Daraus
ergibt
sich
ein
ungefährer
Zeitplan,
der
den
Gewerbetreibenden
in
der
Johannisstraße
den
nächsten
Schock
versetzen
dürfte:
1.
Schritt:
Die
Fachleute
müssen
jetzt
nach
der
Rosenplatz-
Analyse
einen
Vorschlag
für
den
Straßenbelag
auf
Neumarkt
und
Johannisstraße
erarbeiten
und
mit
den
Architekten
abstimmen,
die
den
neuen
Neumarkt
entworfen
haben.
Das
wird
ein
paar
Wochen
dauern.
Mindestens.
2.
Schritt:
Der
Vorschlag
der
Verwaltung
muss
dem
Rat
zur
Entscheidung
vorgelegt
werden.
Der
Rat
tagt
das
nächste
Mal
am
3.
September.
Unklar
ist:
Ist
der
Rat
dann
schon
zu
einer
schnellen
Entscheidung
in
der
Lage
oder
brauchen
die
Fraktionen
noch
Zeit
zur
Meinungsbildung?
3.
Schritt:
Stimmt
der
Rat
zu,
muss
eine
neue,
europaweite
Ausschreibung
auf
den
Weg
gebracht
werden.
Die
Ausschreibung
selbst
dürfte
vier
Monate
dauern.
Wir
sind
dann,
im
optimalen
Fall,
bereits
im
ersten
Quartal
2020.
4.
Schritt:
Theoretisch
könnten
die
Bauarbeiten
nach
der
Vergabe
im
ersten
Quartal
des
kommenden
Jahres
beginnen,
doch
ein
Baubeginn
im
Winter
ist
eher
unwahrscheinlich.
Mutmaßlicher
Start
der
Johannisstraßen-
Erneuerung
daher:
Frühjahr/
Sommer
2020.Ein
wenig
Kosmetik
Claas
Beckord,
Teamleiter
Strategische
Stadtentwicklung
und
Koordinator
der
Neumarkt-
Baustellen,
schließt
nicht
aus,
dass
die
Johannisstraße
in
der
Zwischenphase
provisorisch
asphaltiert
wird.
Es
gehe
nicht
nur
um
den
optischen
Eindruck,
„
wir
müssen
auch
aus
Sicherheitsgründen
was
machen″,
sagte
Beckord
unserer
Redaktion.
Wie
hoch
sind
die
Kosten
eines
Schutzasphalts,
wie
lange
soll
er
halten,
wie
belastbar
muss
er
sein?
Fragen,
die
aktuell
keiner
beantworten
kann.
Und
solange
es
darauf
keine
Antworten
gibt,
bleibt
die
Johannisstraße,
wie
sie
jetzt
ist:
ein
Flickenteppich
und
eine
in
der
Tat
„
einzigartige
Fußgängerzone″.
Bildtexte:
Der
Straßenbelag
der
Johannisstraße
ist
nach
Abschluss
der
Kanalarbeiten
ein
Flickenteppich.
Bis
zum
endgültigen
Ausbau
soll
möglicherweise
eine
provisorische
Asphaltschicht
aufgebracht
werden.
Aber
auch
das
ist
ungewiss
–
wie
so
vieles
im
Moment.
Ein
Banner
wirbt
für
eine
„
einzigartige
Fußgängerzone″.
Angesichts
des
Zustandes
der
Johannisstraße
wirkt
das
fast
ironisch.
Fotos:
Michael
Gründel
Osnabrück
Beton
oder
nicht
Beton?
Das
ist
für
die
Experten
beim
Blick
auf
den
Neumarkt
keine
Frage:
Nur
Beton
hält
dem
Druck
der
Busse
stand.
Warum
das
Desaster
auf
dem
Rosenplatz
das
Vertrauen
der
Fachleute
in
diesen
Baustoff
nicht
erschüttert.
Auf
dem
Neumarkt
und
der
Johannisstraße
ist
eine
grau
gestreifte
Betondecke
geplant.
Die
vorgesehene
Bauweise
entspricht
exakt
jener,
die
2012
beim
Rosenplatz
angewendet
wurde.
Der
Rosenplatz-
Beton
zeigt
allerdings
Risse.
Untersuchungen
haben
ergeben,
dass
offenbar
in
der
ganzen
Kette
von
der
Planung
bis
zum
Bau
Fehler
gemacht
worden
sind,
die
den
roten
Beton
jetzt
brüchig
werden
lassen.
Die
Fachplanung
beim
Rosenplatz
lag
in
den
Händen
des
Schweizer
Bauingenieurs
Rolf
Werner.
Die
Stadt
Osnabrück
hat
ihn
über
die
Probleme
mit
dem
Rosenplatz-
Beton
informiert,
aber
bislang
nicht
um
eine
Begutachtung
gebeten.
„
Ich
stehe
zur
Verfügung″,
sagte
Werner
unserer
Redaktion.
Aus
der
Ferne
könne
er
nicht
beurteilen,
was
in
Osnabrück
schiefgelaufen
ist.
In
der
Schweiz
gebe
es
mit
dem
Betonbauverfahren,
das
auf
Brücken
und
Plätzen
zum
Einsatz
komme,
keine
Probleme.
Der
Schweizer
sagt,
nur
Beton
werde
die
Last
der
Busse
auf
dem
Neumarkt
und
der
Johannisstraße
über
einen
langen
Zeitraum
von
30
bis
40
Jahren
ertragen.
„
Das
Problem
ist,
dass
die
Busse
sehr
langsam
fahren
und
dadurch
sehr
spurtreu
sind″,
sagt
Werner.
So
entstehen
auf
Pflaster-
oder
Asphaltdecken
nach
und
nach
tiefe
Spurrillen.
Die
Johannisstraße
musste
deshalb
schon
mehrfach
erneuert
werden.Zwei
Schichten
Das
Konzept
beim
Rosenplatz
zielte
darauf
ab,
den
früher
„
vorherrschenden
Charakter
eines
Straßenraums
mit
seitlichen
Randflächen
zu
überwinden
und
stattdessen
den
Eindruck
einer
durchgehenden
Platzoberfläche
zu
erzeugen″.
So
beschrieb
es
Werner
2013
in
einer
Fachzeitschrift.
Der
Beton
erhielt
ein
rotes
Farbmuster,
das
Fahrbahn
und
Umgebung
verbindet.
Aus
gestalterischen
Gründen
wählten
die
Planer
schmale,
lange
Platten
(5
Meter
mal
1,
65
Meter)
.
Da
derart
schmale
Platten
ohne
massive
Bewehrung
zu
Rissen
führen,
mussten
die
Planer
einen
neuen
Weg
beim
Betonieren
finden,
wie
Werner
sagt.
Die
Lösung:
Beton
im
Verbund.
Die
Methode
stammt
aus
dem
Brückenbau.
Dabei
werden
zwei
Schichten
nicht
frisch
auf
frisch
verlegt,
sondern
zeitlich
versetzt.
Erst
wenn
der
Unterbau
abgetrocknet
ist,
folgt
die
zweite
Lage
aus
farbigen,
schmalen
Platten.
Die
Betondecke
auf
dem
Rosenplatz
ist
26
Zentimeter
dick
(17
Zentimeter
Unterschicht,
9
Zentimeter
Oberschicht)
.
Entscheidend
ist,
dass
die
beiden
Schichten
auch
mithilfe
von
Dübeln
und
Ankern
optimal
aneinanderhaften.Klüger
geworden
Rolf
Werner
schrieb
2013
in
der
Fachzeitschrift:
„
Dank
der
hervorragenden
Zusammenarbeit
sämtlicher
Beteiligter
an
diesem
außerordentlichen
Projekt
ist
mit
der
Um-
und
Neugestaltung
des
Rosenplatzes
ein
qualitativ
hoch
stehendes,
dauerhaftes
und
europaweit
einmaliges
Bauwerk
realisiert
worden.″
–
Heute
sind
wir
klüger.
Wenn
der
Stadt
Osnabrück
die
Rosenplatz-
Bauweise
zu
unsicher
ist,
könnte
sich
Beton-
Experte
Werner
für
den
Neumarkt
eine
Lösung
mit
einer
einzigen
Betonschicht
aus
großen
Platten
vorstellen,
die
deutlich
größer
sind
als
die
schmalen
auf
dem
Rosenplatz.
Auf
dem
Bahnhofsvorplatz
in
Zug
in
der
Schweiz
liegen
nach
Werners
Angaben
auch
großformatige
Platten,
in
die
aus
optischen
Gründen
sogenannte
„
Pseudofugen″
eingeschnitten
wurden,
um
optisch
eine
kleinteilige
Oberfläche
zu
erzielen.
Ein
Farbspiel
ist
auch
bei
diesem
Verfahren
nicht
möglich.
Anderes
Beispiel:
Der
Leopoldsplatz
in
Baden-
Baden
ist
mit
Platten
im
Maß
3,
60
Meter
mal
3,
60
Meter
betoniert.
Die
Quadrate
sind
in
unterschiedlichen
Grautönen
gefärbt.
Eine
kleinteiligere
Farbgebung,
wie
sie
für
den
Neumarkt
vorgesehen
ist,
wäre
damit
aber
nicht
erreichbar.60
Grad
heiß
600
Busse
queren
täglich
den
„
Leo″
im
Herzen
von
Baden-
Baden.
Bisher
hat
der
Boden
die
Belastung
spurlos
weggesteckt,
wie
der
Baden-
Badener
Pressefotograf
Klaus
Schultes
sagt,
der
seit
Jahren
die
Entwicklung
des
zentralen
Platzes
dokumentiert.
Von
offizieller
Seite
werde
der
neue
Belag
gelobt,
sagt
Schultes,
viele
Bürger
aber
seien
der
Meinung:
Schöner
geworden
ist
er
nicht.″
Und:
Der
graue
Beton
heize
sich
im
Sommer
extrem
auf
und
strahle
bis
zu
60
Grad
Hitze
ab.
„
Wir
wollten
dort
schon
für
ein
Foto
Spiegeleier
braten.″
Kommentar
Jetzt
nichts
überstürzen
Es
wird
Zeit,
klar.
Osnabrück
hat
genug
von
der
Trostlosigkeit
am
Neumarkt
und
in
der
Johannisstraße.
Die
Menschen
wollen
nach
über
einem
Jahrzehnt
der
Diskussionen
und
Desillusionierungen,
des
Streits
und
Stillstands
endlich
Fortschritte
sehen.
Aber:
Die
Betonfrage
ist
so
essenziell
wichtig,
dass
nichts
überstürzt
werden
sollte.
Wenn
es
nur
um
die
Haltbarkeit
ginge,
würde
eine
Panzerstraße
nach
Art
der
Vehrter
Landstraße
genügen.
Aber
das
würde
wohl
selbst
die
radikale
Autofraktion
nicht
wollen,
die
den
Neumarkt
gern
als
Durchgangsstraße
erhalten
möchte.
Wenn
es
nur
um
die
Optik
ginge,
könnten
die
Busse
ausgesperrt
werden,
um
die
Last
von
der
Straße
zu
nehmen.
Aber
da
sagen
die
Stadtwerke:
Nein!
Die
Planer
sind
um
die
Aufgabe
unter
den
veränderten
Voraussetzungen
nicht
zu
beneiden.
Sie
sind
in
der
Pflicht,
die
optimale
Betonmischung
zu
finden:
richtig
schön
und
richtig
hart.
Sie
sollten
dafür
die
Zeit
bekommen,
die
sie
brauchen.
Gründlichkeit
geht
vor
Eile.
Denn
hier
in
der
Mitte
von
Osnabrück,
wo
sich
täglich
so
viele
Menschen
begegnen
wie
an
keiner
anderen
Stelle
der
Stadt,
muss
etwas
entstehen,
das
für
mindestens
eine
Generation
Bestand
hat.Der
Platz
darf
nicht
einer
Laune
des
sich
wandelnden
Zeitgeistes
oder
dem
physischen
Druck
der
schweren
Busse
vorzeitig
zum
Opfer
fallen.
w.hinrichs@
noz.de
Autor:
Wilfried Hinrichs