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1.
Erscheinungsdatum:
17.07.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
Schauspiel unter Sternen
Zwischenüberschrift:
In den 1960ern und 1970ern waren die Osnabrücker Rathausspiele Höhepunkte im Veranstaltungskalender
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Zwischen
1961
und
1977
verwandelte
sich
der
Markt
in
den
Sommermonaten
fast
regelmäßig
in
ein
Freilufttheater.
Die
„
Rathausspiele″
nutzten
Rathaus,
Stadtwaage
und
Marienkirche
als
attraktive
Kulisse.
Die
historischen
Gebäude
waren
„
mitspielende
Elemente″
in
den
Inszenierungen
bewährter
Bühnenklassiker,
die
oftmals
vom
Intendanten
persönlich
an
die
Eigenarten
der
Spielstätte
angepasst
worden
waren.
Anfänglich
war
die
tausendsitzige
Holztribüne
stets
ausverkauft.
Die
Osnabrücker
und
ihre
Gäste
erlebten
große
Theatermomente,
wie
sie
sich
in
geschlossenen
Räumen
niemals
einstellen
können.
Besonders
wenn
die
Dämmerung
einsetzte
und
mit
zunehmender
Dunkelheit
die
von
Scheinwerfern
angestrahlte
historische
Kulisse
der
Spielhandlung
eine
besondere
Authentizität
verlieh.
Das
umso
mehr,
wenn
die
Handlungszeit
des
Stückes
zum
Baustil
der
umgebenden
Gebäude
passte
und
die
Illusion
unterstützte.
Bisweilen
verstärkte
das
Wolkenspiel
am
Himmel
die
Dramatik
allerdings
allzu
sehr.
Wenn
der
Wetterbericht
Dauerregen
voraussagte,
stand
die
Spielleitung
vor
der
Frage,
ob
die
Aufführung
in
die
als
Ersatzspielstätte
bereitstehende
Halle
Gartlage
zu
verlegen
sei.
Osnabrück
ist
nun
einmal
nicht
Verona,
wo
man
die
Arena
ohne
großes
Risiko
den
ganzen
Sommer
über
bespielen
kann.
Das
unbeständige
niedersächsische
Wetter
war
denn
auch
einer
der
Gründe,
warum
die
Ära
der
Rathausspiele
im
Sommer
1977
mit
der
15.
Saison
zu
Ende
ging.
Andere
Gründe
waren
die
Kosten
des
Tribünenaufbaus
und
ein
gewisser
Abnutzungseffekt.
Alle
theaterbegeisterten
Osnabrücker
hatten
irgendwann
einmal
ein
Rathausspiel
gesehen.
„
Das
Neue
war
davon
ab″,
wie
man
hier
so
sagt.
Osnabrück
ist
eben
auch
nicht
Salzburg
oder
Schwäbisch
Hall
oder
Jagsthausen,
wo
sich
wechselnde
Touristenmassen
jedes
Jahr
wieder
aufs
Neue
einfangen
lassen.
Bei
der
Premiere
am
21.
Juni
1961
aber
war
alles
noch
aufregend.
Spielleute
und
Publikum
standen
unter
gespannter
Erwartung,
als
eine
Bläsergruppe
unter
Leitung
von
Gustl
Huuck
mit
Fanfarenklängen
vom
Turm
der
Marienkirche
die
ersten
Rathausspiele
eröffnete.
Es
gab
das
„
Salzburger
Große
Welttheater″
von
Hugo
von
Hofmannsthal
nach
Calderón.
Peter
Maßmann
war
gerade
als
Intendant
neu
ans
Theater
am
Domhof
gekommen.
„
Bei
meiner
Vorstellung
und
Wahl,
die
im
Rathaus
erfolgte,
ließ
der
Marktplatz
mit
der
Marienkirche
und
der
Stadtwaage
in
mir
sofort
den
Gedanken
aufkommen,
hier
Freilichtaufführungen
zu
veranstalten″,
schrieb
Maßmann
später
in
einem
Rückblick.
Er
brachte
aus
seinen
bisherigen
Engagements
Freilicht-
Erfahrungen
mit.
Keinesfalls
sei
es
ihm
darum
gegangen,
eine
Konkurrenz
zur
Freilichtbühne
in
Tecklenburg
aufzubauen.
Dort
in
der
Burgruine
lasse
sich
praktisch
alles
aufführen,
vom
Drama
bis
zu
Operette
und
Musical,
während
in
Osnabrück
die
„
einmalige
Strenge
des
Rathauses
als
Hintergrund
mit
der
Rathaustreppe
und
der
Kanzel
stilistisch
zu
dominant″
sei.
Es
komme
daher
auf
eine
sorgfältige
Stückeauswahl
an.
Die
war
Maßmann
mit
dem
Salzburger
Welttheater
nach
Meinung
der
Kritik
offensichtlich
gut
gelungen.
Die
Rathaustreppe
fungierte
als
Oberbühne,
auf
der
die
symbolischen
Gestalten
–
die
Welt,
die
beiden
Engel,
der
Widersacher,
der
Tod
und
der
Vorwitz
–
eher
statisch
angeordnet
waren.
Auf
dem
Podest
darunter
entwickelte
sich
das
konkrete
Spiel
des
Lebens.
Die
Eingänge
zu
Stadtwaage
und
Marienkirche
fungierten
als
Tore
des
Lebens
und
des
Todes.
Das
breite
Dreieck
zwischen
den
Gebäuden
bot
vielfältige
weitere
Auftritts-
und
Abgangsmöglichkeiten.
Marienkantor
Traugott
Timme
saß
in
der
Marienkirche
an
der
Orgel.
Durch
die
geöffnete
Tür
drangen
die
gedämpften
Klänge
seines
Spiels,
das
ebenso
wie
die
Marien-
Glocken
wirkungsvoll
in
die
Inszenierung
einbezogen
wurde.
„
Die
Zuschauer
verharrten
am
Schluß
in
ergriffenem
Schweigen″,
bevor
der
Applaus
einsetzte,
schrieb
der
Zeitungskritiker.
Er
sprach
von
einer
„
geradezu
idealen
Stätte
für
dieses
allegorische
Spiel
des
menschlichen
Lebens″
im
Stil
mittelalterlicher
Mysteriendarstellungen.
Der
NDR
hatte
bereits
während
der
Hauptprobe
Szenen
aufgenommen
und
brachte
sie
im
Hörfunkprogramm
„
Umschau
am
Abend″.
Auch
im
Regionalprogramm
des
Fernsehens
tauchte
das
Osnabrücker
Große
Welttheater
auf.
1962
folgte
der
„
Jedermann″
und
1963
der
„
Götz
von
Berlichingen″,
jeweils
von
Maßmann
in
Szene
gesetzt.
1964
sparte
Rezensent
Hanns-
Gerd
Rabe
zwar
nicht
an
Lob
für
die
herrliche
Kulisse,
machte
aufgrund
der
Weiträumigkeit
aber
auch
„
technische
Probleme
aller
Art″
aus.
Die
Dialoge
seien
über
die
zehnte
Reihe
hinaus
kaum
zu
verstehen.
„
Warum
setzt
man
nicht
Mikrofone
und
Lautsprecher
ein?
″,
fragte
er.
1966
in
den
„
Räubern″
und
1967
im
„
Prinz
von
Homburg″
wirkte
Jürgen
Prochnow
mit,
der
damals
am
Anfang
seiner
Karriere
stand.
Später
wurde
er
insbesondere
dank
seiner
Rolle
als
Kommandant
in
der
Verfilmung
von
„
Das
Boot″
zum
Weltstar.
1968
folgte
Jürgen
Brock
auf
dem
Intendantenstuhl.
Er
hielt
zunächst
an
den
Rathausspielen
fest,
inszenierte
„
Faust
I″
1972/
73
gar
selbst.
Noch
davor
war
1969
die
„
Zähmung
der
Widerspenstigen″
über
alle
sieben
Aufführungen
ein
Kassenschlager.
Im
Planwagen
rollte
die
Komödiantentruppe
auf
den
Markt.
Während
die
Pferde
abgeschirrt
wurden,
zupfte
das
Osnabrücker
Original
Willi
Schröer
als
„
wohlbeleibter
Spielmann″
auf
seiner
Gitarre.
Es
war
die
erste
Komödie
bei
den
Rathausspielen.
„
Der
historische
Platz
lässt
sich
auch
dies
gefallen″,
schrieb
Manfred
Böhmer
im
„
Tageblatt″.
Zwei
Jahre
später
folgte
mit
Hauptmanns
„
Schluck
und
Jau″
ein
weiteres
Lustspiel,
ein
„
praller
Sommernachtsulk″.
Was
bei
öffentlichen
Proben
so
alles
passieren
kann:
Der
Darsteller
des
Biersäufers
Jau,
noch
nicht
im
Kostüm,
übt
mehrmals
einen
tiefen
Rülpser,
wie
ihn
das
Textbuch
fordert.
Da
wendet
sich
eine
ältere
Dame
an
den
Rathausdiener
und
beschwert
sich:
„
Was
ist
denn
das
für
ein
unanständiger
Mensch?
″
1973
wurde
für
„
Faust
I″
eine
neue
Tribüne
mit
bequemeren
Sitzen
gebucht.
Der
Faust
kam
gut
an,
die
Sitze
auch,
doch
das
Wetter
machte
immer
wieder
Striche
durch
die
nicht
gerade
niedrige
Rechnung.
Während
sich
die
Rathausspiele
in
der
Anfangszeit
noch
selbst
trugen,
also
der
Kartenverkauf
den
Tribünenaufbau
und
die
sonstigen
Kosten
abdeckte,
war
das
in
den
1970ern
nicht
mehr
der
Fall.
Das
Theater
litt
unter
massiven
Sparzwängen
und
musste
um
den
Erhalt
seiner
drei
Sparten
bangen.
Da
war
ein
Verlustbringer
auf
dem
Spielplan
nicht
länger
zu
verantworten.
Mit
Brechts
„
Herr
Puntila
und
sein
Knecht
Matti″
fanden
die
Spiele
in
der
15.
Saison
ihr
Ende.
Bildtexte:
Festbankett
unter
den
Augen
des
todes
im
Mysterienspiel
"
Jedermann"
im
Sommer
1962.
Fast
immer
ausverkauft
waren
die
Vorstellungen
in
den
1960er-
Jahren,
hier
bei
der
Aufführung
der
„
Jungfrau
von
Orleans″
im
Sommer
1964.
Für
Osnabrück
etwas
völlig
Neues:
Premiere
der
Rathausspiele
im
Juni
1961
mit
dem
Stück
„
Salzburger
Großes
Welttheater″.
Fotos:
Archiv
Presseamt
der
Stadt
Osnabrück,
Kurt
Löckmann
Autor:
Joachim Dierks