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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Wer will noch im Flüchtlingshaus arbeiten?
Zwischenüberschrift:
Diakonie räumt Probleme in der Kantine ein und sagt, warum es schwierig ist, Personal zu finden
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück Die schweren Vorwürfe von Wachleuten zu den Arbeitsbedingungen im Osnabrücker Flüchtlingshaus betreffen auch die Diakonie, die dort für den laufenden Betrieb zuständig ist. Unfreundliches Küchenpersonal sei schuld daran, dass es bei der Essensausgabe immer wieder zu Konflikten komme, sagen die Wachleute.

Zwei Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes WSO hatten unserer Redaktion die Zustände in dem Standort der Landesaufnahmebehörde (LAB) am Natruper Holz geschildert. Geflüchtete, die im Land ankommen, werden dort registriert und untergebracht, bis ihr Asylverfahren einen Schritt weiter ist. In der Regel leben rund 400 Menschen im Flüchtlingshaus.

Nicht nur Marathonschichten mit 288 Arbeitsstunden im Monat und den Einsatz von unzureichend qualifizierten Kollegen bemängeln die beiden Wachleute. Bei der Essensausgabe in der Kantine komme es regelmäßig zu Auseinandersetzungen. Das Essen wird auf die Teller geklatscht″, schildert ein Mitarbeiter. Und die Teller seien dann meist unappetitlich übervoll. Außerdem behandelten die Küchenmitarbeiter, die hinter einer Glasscheibe stehen, die Geflüchteten häufig von oben herab.

Das kann ständig eskalieren″, so der Wachmann. Und dann müssen da drei bis vier Sicherheitsdienstmitarbeiter stehen.″ Bei seinen Kollegen fehle es auch oft an Respekt. Ich habe immer allen , Guten Morgen′ gesagt″, berichtet der andere Mitarbeiter. Viele Kollegen machen das nicht.″

Bewohner des Flüchtlingshauses haben keine Möglichkeit, sich selbst Mahlzeiten zuzubereiten, sie sind auf die Kantine angewiesen. Und für den Betrieb der Kantine ist die Osnabrücker Diakonie verantwortlich ebenso wie beispielsweise für die Reinigung und die sozialpädagogische Betreuung.

Der theologische Geschäftsführer der Diakonie, Friedemann Pannen räumt ein: Ja, wir hatten ein paar Probleme in der Küche, vor allem Ende 2018.″ Dass die Teller oft sehr voll seien, liege daran, dass viele Bewohner sich möglichst viele Sättigungsbeilagen wünschten, so Pannen. Es könne sein, dass in Ausnahmefällen auch mal Essen auf den Teller geklatscht worden sei. Es habe dann jedoch einige Nachschulungen gegeben und die Diakonie habe erfahrene Mitarbeiter sowie eine zusätzliche Fachkraft in der Kantine eingesetzt. Es gibt aktuell erkennbar für uns keine Rückmeldung mehr, dass das Personal unfreundlich sei″, so Pannen. Die Bewohner würden regelmäßig befragt.

Die Landesaufnahmebehörde antwortete unserer Redaktion schriftlich, dass wöchentlich eine Besprechung zwischen WSO- und Kantinenmitarbeitern stattfinde. Am Haupteingang gebe es außerdem einen Briefkasten für Wünsche und Anregungen. Die beiden Wachleute hatten jedoch kritisiert, dass sie mit Anregungen und Verbesserungsvorschlägen stets auf taube Ohren stoßen würden.

Der theologische Diakonie-Geschäftsführer gibt aber noch einen ganz anderen Punkt zu bedenken: Es sei schwieriger geworden, Personal für das Flüchtlingshaus zu gewinnen, sei es nun für die Küche oder im Bereich der Reinigung. Willkommenskultur weg

Der gesamtgesellschaftliche Niedergang der Willkommenskultur hat auch für uns Auswirkungen″, so Pannen. Ende 2014 waren die ersten Bewohner im Flüchtlingshaus eingezogen. 2014 und 2015 waren die Mitarbeiter stolz, hier zu arbeiten″, sagt Pannen. Das sei nicht mehr durchgängig so, im Gegenteil: Manche müssten sich im privaten Umfeld sogar rechtfertigen.

Er kritisiert die systemischen Rahmenbedingungen unter der derzeitigen Asylpolitik von Innenminister Horst Seehofer (CSU). Bezogen auf die europäische Flüchtlingspolitik und die Seenotrettung im Mittelmeer, spricht Pannen sogar von einem Systemversagen. Wenn sich die Diakonie rechtfertigen müsse, warum sie durch den Betrieb des Flüchtlingshauses trotzdem Teil des Systems bleibe, sagt Pannen: Mein Auftrag als Christenmensch ist es, in diesen Rahmenbedingungen so viel Menschlichkeit wie möglich einzubringen.″

Bildtext:
Die Kantine des Flüchtlingshauses: Wachleute kritisieren, das Küchenpersonal klatsche das Essen auf die Teller und behandle die Bewohner von oben herab.
Foto:
Archiv/ Swaantje Hehmann
Autor:
Sandra Dorn


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