User Online: 2 |
Timeout: 22:46Uhr ⟳ |
Ihre Anmerkungen
|
NUSO-Archiv
|
Info
|
Auswahl
|
Ende
|
A
A
A
Mobil →
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Themen ▾
Baumschutz (112)
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (360)
Die Arbeit der Stadtgaertner seit 1891 (975)
Die Hase und ihre Nebengewaesser (3007)
Gartenprojekte (22)
Klimageschichte (seit 1874) (162)
Konflikte um Kleingarten (25)
Konversionsflaechen (245)
Kooperation Baikal-Osnabrueck (25)
Umweltbildungszentrum(UBZ)1997-2018 (108)
Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrueck (324)
Suche ▾
Einfache Suche
Erweiterte Suche
Listen ▾
Orte in Osnabrück
Themen zu Umwelt und Nachhaltigkeit
AkteurInnen
Bildung
Auswahllisten für wichtige Themen (im Aufbau)
Erscheinungsdatum (Index)
Ergebnis
Merkliste ▾
Merkliste zeigen
Merkliste löschen
Datensätze des Ergebnis
Suche:
Auswahl zeigen
Treffer:
1
Sortierungen:
Datum vorwärts
Datum rückwärts
1.
Erscheinungsdatum:
12.07.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Kritik an Situation im Flüchtlingshaus
Marathon-Schichten im Flüchtlingshaus
Zwischenüberschrift:
Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes kritisieren Arbeitsbedingungen / DGB spricht von Ausbeutung
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Schwere
Vorwürfe
haben
der
Deutsche
Gewerkschaftsbund
(DGB)
und
Wachleute
des
Sicherheitsdienstes
WSO
an
den
Arbeitsbedingungen
im
Osnabrücker
Flüchtlingshaus
geäußert.
Zwei
Mitarbeiter
sagten
im
Gespräch
mit
unserer
Redaktion,
dass
diese
Arbeitsbedingungen
negative
Folgen
für
das
Haus
und
seine
Bewohner
hätten.
Das
Flüchtlingshaus
am
Natruper
Holz
ist
eine
Einrichtung
der
Niedersächsischen
Landesaufnahmebehörde
(LAB)
,
in
der
rund
400
Geflüchtete
leben.
Die
Firma
WSO
ist
vom
Land
beauftragt,
sich
dort
um
die
Sicherheit
zu
kümmern.
Der
DGB
kritisiert,
dass
Mitarbeiter
monatlich
bis
zu
288
Stunden
im
Einsatz
seien
und
dass
ihnen
Freizeit
verweigert
würde.
Er
spricht
von
„
Ausbeutung
auf
die
übelste
Weise″.
Der
WSO
weist
die
Anschuldigungen
zurück.
Osnabrück
Im
Osnabrücker
Flüchtlingshaus
sind
die
Mitarbeiter
des
Sicherheitsdienstes
WSO
in
ihren
gelben
Sicherheitswesten
omnipräsent.
Doch
hinter
den
Kulissen
herrscht
großer
Unmut.
Die
Vorwürfe
wiegen
schwer:
Dienstpläne
mit
274
bis
288
Arbeitsstunden
pro
Monat
seien
im
Flüchtlingshaus
üblicher
Standard,
kritisiert
der
Deutsche
Gewerkschaftsbund
(DGB)
in
einer
Ende
Juni
verbreiteten
Pressemitteilung.
Sieben
WSO-
Mitarbeiter
aus
dem
Flüchtlingshaus
hätten
sich
an
den
DGB
gewandt,
sagt
Gewerkschaftssekretär
Olaf
Cramm.
Er
spricht
von
„
permanenter
Ausreizung
und
Überforderung″,
von
„
verweigerter
Freizeit″
und
„
vorenthaltenem
Urlaub″
–
von
„
skrupelloser
Ausbeutung
unter
den
Augen
und
im
Wissen
der
Landesaufnahmebehörde″
(LAB)
.
Zwei
Mitarbeiter
haben
gegen
den
Sicherheitsdienst
geklagt.
Unsere
Redaktion
hat
mit
zwei
anderen
Mitarbeitern
gesprochen.
Sie
bestätigen
die
Vorwürfe
und
bemängeln
außerdem,
dass
unzureichend
qualifizierte
Kollegen
oder
solche,
die
kaum
schnell
laufen
könnten,
in
sensiblen
Bereichen
wie
der
Brandmeldezentrale
eingesetzt
würden.
„
Eine
richtige
Einarbeitung
neuer
Kollegen
findet
gar
nicht
statt″,
sagt
ein
Mitarbeiter.
Es
herrsche
untereinander
ein
Klima
des
Misstrauens.
Und:
„
Einzelnen
Kollegen
ist
alles
scheißegal.″
Bei
vielen
fehle
die
Empathie.
Wegen
der
hohen
Fluktuation
der
Wachleute
schwinde
außerdem
der
Respekt
der
Bewohner.
Außerdem
seien
Schichten
unterbesetzt,
sodass
tagsüber
bisweilen
statt
15
nur
11
Wachleute
im
Einsatz
seien.
Und
dann
habe
es
Zeiten
gegeben,
wo
die
Wachleute
den
gesamten
Tag
über
stichsichere
Westen
hätten
tragen
und
vollgeschwitzt
an
den
Kollegen
der
nächsten
Schicht
weitergeben
müssen
–
denn
Westen
für
jeden
persönlich
habe
es
nicht
gegeben.
Die
Mitarbeiter,
die
tagtäglich
mit
den
Bewohnern
zu
tun
haben,
bemängeln
außerdem,
dass
es
kein
Miteinander
im
Haus
gebe,
dass
ihre
Verbesserungsvorschläge
auf
taube
Ohren
stoßen
würden.
WSO-
Geschäftsführer
Axel
Mauersberger
reagierte
„
mit
Bestürzung
und
großem
Unverständnis″.
Die
Vorwürfe
seien
„
durchweg
nicht
nachvollziehbar
und
im
Grunde
falsch″.
Die
LAB
antwortete
unserer
Redaktion
schriftlich,
dass
die
Anschuldigungen
an
den
WSO
bekannt
und
dass
mehrere
Gespräche
mit
den
Verantwortlichen
geführt
worden
seien.
Ergebnis:
„
Aus
Sicht
der
Landesaufnahmebehörde
wird
derzeit
kein
weiterer
Handlungsbedarf
gesehen.″
Zu
den
einzelnen
Vorwürfen
geht
die
LAB
auf
Anfrage
nicht
ein,
betont
aber,
die
Behörde
„
legt
Wert
auf
eine
vertrauensvolle
Zusammenarbeit.″
Arbeitszeiten:
Die
Wachleute
im
Flüchtlingshaus
sind
grundsätzlich
in
Zwölf-
Stunden-
Schichten
eingeteilt
–
eine
Tag-
und
eine
Nachtschicht.
Jede
halbe
Stunde
müssen
sie
GPS-
gestützte
Kontrollgänge
machen.
Die
Firma
WSO
zahlt
nach
Tarif,
das
sind
in
Niedersachsen
10,
10
Euro
pro
Stunde,
plus
40
Cent
für
den
Einsatz
im
Flüchtlingshaus.
„
Im
Schnitt
muss
ich
264
Stunden
im
Monat
arbeiten,
um
bei
Steuerklasse
eins
auf
1400
Euro
netto
zu
kommen″,
berichtet
ein
Mitarbeiter.
Eine
40-
Stunden-
Woche
liegt
bei
173
Stunden,
rechnet
der
DGB
vor.
Tariflich
erlaubt
sind
228
Stunden
im
Monat.
„
Das
ist
allerdings
im
Jahresschnitt
zu
betrachten,
sagt
Frank
Pschorn,
der
beim
WSO
für
Personalfragen
zuständig
ist.
Es
gebe
Kollegen,
die
so
viele
Schichten
wie
möglich
annähmen,
weil
sie
Kinder
hätten
und
das
Geld
benötigten,
berichten
die
beiden
Mitarbeiter.
Andere,
etwa
solche
mit
Fluchthintergrund,
würden
aus
Angst
vor
Sanktionen
widerspruchslos
Zusatzschichten
annehmen.
Dass
es
Wachleute
gibt,
die
288
Stunden
im
Monat
arbeiten,
ist
der
LAB
bekannt,
die
Behörde
äußert
sich
aber
auch
dazu
nicht.
Dem
Sicherheitsdienst
ist
die
Situation
bewusst.
Frank
Pschorn
sagt:
„
Bei
280
Stunden
haben
Sie
eine
Auslastung,
mit
der
wir
nicht
leben
wollen
und
können.″
Es
gebe
Mitarbeiter,
die
gebremst
werden
müssten,
weil
sie
förmlich
um
Schichten
„
bettelten″.
Freischichten
könnten
nicht
immer
nach
Wunsch
gewährt
werden,
„
aber
dann
gibt
es
Ersatz″,
betont
Pschorn.
Und
dass
Urlaub
gestrichen
werde,
sei
eine
Lüge,
so
Mauersberger.
Personalmangel
und
unterbesetzte
Schichten:
„
Wir
müssen
mit
einer
dünnen
Personaldecke
alle
Schichten
besetzen″,
sagt
Pschorn.
Wenn
ein
Mitarbeiter
sich
für
Zusatzschichten
anbiete,
nehme
der
„
Schichtführer″
das
Angebot
gerne
an.
„
Für
diesen
Auftrag
könnte
ich
gut
und
gerne
noch
10
bis
15
Mitarbeiter
mehr
gebrauchen″,
so
Pschorn.
Doch
der
WSO,
der
insgesamt
rund
300
Mitarbeiter
beschäftigt,
stehe
bei
der
Personalgewinnung
in
Konkurrenz
mit
Sicherheitsfirmen
im
benachbarten
NRW
–
und
dort
erhalten
Mitarbeiter
nach
Tarifvertrag
rund
zwei
Euro
mehr
pro
Stunde
als
in
Niedersachsen.
„
Wir
haben
uns
für
eine
Tariferhöhung
in
Niedersachsen
eingesetzt,
kämpfen
aber
gegen
Windmühlen″,
so
Pschorn.
WSO-
Chef
Mauersberger
sagt:
„
Ich
könnte
den
Mitarbeitern
mehr
zahlen,
wir
kriegen
aber
nicht
mehr
Geld
vom
Kunden.″
Und
der
Kunde
ist
die
Landesaufnahmebehörde.
Dass
bisweilen
Schichten
im
Flüchtlingshaus
unterbesetzt
seien,
will
Mauersberger
nicht
dementieren.
„
Wenn
überhaupt,
dann
ist
das
aber
eine
große
Ausnahme.″
Der
Sicherheit
von
Bewohnern
und
Mitarbeitern
gereiche
das
nicht
zum
Nachteil.
Ohnehin
sei
der
Tagesablauf
im
Haus
recht
entspannt,
sagt
Valentin
Hein
vom
Team
Einsatzleitung.
„
Dass
da
jemand
übelst
randaliert,
kommt
fast
nicht
vor.″
Qualifikation
der
Wachleute:
Das
Flüchtlingshaus
ist
ein
sensibler
Bereich,
jeder
Mitarbeiter
muss
daher
nicht
nur
ein
polizeiliches
Führungszeugnis
vorlegen,
sondern
wird
auch
vom
Verfassungsschutz
überprüft.
Dann
bekämen
sie
eine
objektspezifische
Einweisung
durch
einen
der
vier
Schichtleiter.
Die
Vorwürfe
der
Mitarbeiter,
dass
diese
oft
unzureichend
sei,
weisen
WSO-
Chef
Mauersberger
und
sein
Kollege
Pschorn
zurück.
„
Ich
würde
in
Abrede
stellen,
dass
da
Mitarbeiter
eingesetzt
werden,
die
nicht
in
der
Lage
sind,
ihre
Aufgaben
zu
erfüllen.″
Auftreten
der
Wachleute:
Früher
trugen
die
Wachleute
stichsichere
Westen
nur
in
Gefahrensituationen,
schildern
die
beiden
Mitarbeiter
im
Gespräch
mit
unserer
Redaktion
–
und
den
Bewohnern
sei
der
Unterschied
bewusst
gewesen.
Seit
einigen
Wochen
müssten
sie
die
Westen
dauerhaft
tragen.
„
Unser
Job
ist
es,
deeskalierend
zu
wirken
und
mit
den
Bewohnern
zu
kommunizieren″,
sagt
der
Mitarbeiter.
„
Wenn
ich
eine
Weste
und
Handschuhe
trage,
wirke
ich
nicht
deeskalierend,
sondern
habe
ein
martialisches
Auftreten.″
Die
Landesaufnahmebehörde
äußert
sich
dazu
nicht.
Nach
Informationen
unserer
Redaktion
gibt
es
im
Flüchtlingshaus
derzeit
allerdings
vermehrt
Probleme
mit
Waffen,
aber
auch
mit
Drogenhandel.
Vor
zwei
Wochen
hatte
der
DGB
seine
Anschuldigungen
öffentlich
gemacht,
parallel
war
es
sehr
heiß.
Jetzt
bekomme
jede
Stammkraft
am
Standort
ihre
eigene
Weste,
sagt
Mauersberger.
Bildtext:
Seit
Juli
2016
ist
der
Osnabrücker
Sicherheitsdienst
WSO
im
Flüchtlingshaus
im
Einsatz.
Foto:
Atchiv/
Swaantje
Hehmann
Kommentar
Sensibler
Standort
braucht
motivierte
Mitarbeiter
Wie
der
Sicherheitsdienst
WSO
nun
tatsächlich
mit
seinen
Mitarbeitern
umgeht,
ist
von
außen
schwer
nachzuvollziehen.
Fakt
ist:
Wer
288
Stunden
im
Monat
arbeitet,
wird
irgendwann
unaufmerksam
und
krank.
Dass
solche
Marathondienste
im
Osnabrücker
Flüchtlingshaus
geleistet
werden,
ist
inakzeptabel.
Der
Sicherheitsdienst
erfüllt
dort
eine
wichtige
Aufgabe,
schließlich
sind
die
Mitarbeiter
tagtäglich
in
Kontakt
mit
den
Geflüchteten.
Man
kennt
sich
–
und
im
Idealfall
respektiert
man
sich.
Das
funktioniert
aber
nur
mit
motivierten
Wachleuten.
Wenn
diese
mehr
als
264
Stunden
im
Monat
arbeiten
müssen,
um
bei
einem
Stundenlohn
von
gerade
einmal
10,
50
Euro
auf
ein
halbwegs
akzeptables
Gehalt
zu
kommen,
und
wenn
noch
dazu
eine
hohe
Fluktuation
herrscht,
dann
ist
das
für
das
Miteinander
im
Haus
sicher
nicht
förderlich.
Dass
es
über
drei
Jahre
nicht
einmal
persönliche
Sicherheitswesten
für
die
Mitarbeiter
gab,
auch
das
ist
nicht
gerade
ein
Zeichen
von
Wertschätzung.
Der
eigentliche
Skandal
ist,
dass
das
Land
Niedersachsen
von
den
Bedingungen
weiß
und
nichts
dagegen
tut.
In
einem
derart
sensiblen
Bereich
wie
dem
Flüchtlingshaus,
in
dem
rund
400
Menschen
aus
aller
Herren
Länder
leben,
sollte
alles
dafür
getan
werden,
dass
die
Mitarbeiter
gute
Arbeitsbedingungen
vorfinden
und
nicht
zu
Dumpinglöhnen
arbeiten
müssen
–
dass
diese
tariflich
akzeptiert
sind,
macht
es
nicht
besser.
Da
ist
das
Land
in
der
Pflicht.
s.dorn@
noz.de
Hintergrund
zum
LAB-
Standort
Das
nach
Erich
Maria
Remarque
benannte
Flüchtlingshaus
an
der
Sedanstraße
nahe
dem
Rubbenbruchsee
ist
eine
Erstaufnahmeeinrichtung
des
Landes
Niedersachsen.
Geflüchtete
kommen
dort
an,
werden
registriert
und
leben
im
Haus,
bis
ihr
Asylverfahren
so
weit
ist,
dass
sie
einer
Kommune
zugewiesen
werden
–
oder
bis
sie
das
Land
wieder
verlassen
müssen.
Ende
2014
zogen
die
ersten
Geflüchteten
in
das
Haus
ein.
Früher
wurden
die
Gebäude
als
Bundeswehrkrankenhaus
genutzt.
In
der
Regel
sind
dort
um
die
400
Geflüchtete
untergebracht,
bis
zu
600
Menschen
können
aufgenommen
werden.
Die
Leitung
hat
die
Landesaufnahmebehörde
(LAB)
,
für
den
laufenden
Betrieb
und
die
Sozialarbeit
ist
die
Osnabrücker
Diakonie
zuständig.
Seit
Juli
2016
stellt
die
Osnabrücker
Firma
WSO
das
Sicherheitspersonal,
das
rund
um
die
Uhr
vor
Ort
ist,
unter
anderem
an
der
Pforte,
aber
auch
auf
den
Fluren.
Autor:
Sandra Dorn