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1.
Erscheinungsdatum:
10.07.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitgeschichte
Überschrift:
Sitz der Verwaltung statt Hotel oder Einkaufszentrum
Zwischenüberschrift:
Vor 25 Jahren wurde das Ex-Klinik-Hochhaus zum „Stadthaus I″
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Andere
Städte
nennen
so
etwas
„
technisches
Rathaus″.
Osnabrück
ist
bescheidener
und
sagt
„
Stadthaus
I″
dazu.
Auch
damit
es
nicht
zu
Verwechslungen
mit
dem
historischen
Rathaus
am
Markt
kommt.
Vor
25
Jahren
zogen
große
Teile
der
Stadtverwaltung
ins
ehemalige
Bettenhaus
der
Städtischen
Krankenanstalten
am
Natruper-
Tor-
Wall
ein.
Das
siebengeschossige
Hochhaus
mit
der
schlichten
Klinkerfassade
gehört
zu
den
wenigen
erhaltenen
Vertretern
des
Bauhaus-
Stils
in
Osnabrück.
Die
äußere
Gestalt
des
1928/
29
nach
dem
Entwurf
des
Stadtbaurats
Friedrich
Lehmann
errichteten
Zweckbaus
steht
für
das
„
Neue
Bauen″
der
Weimarer
Republik
und
genießt
folglich
Denkmalschutz.
1991
zogen
die
Städtischen
Krankenanstalten
in
den
Neubau
auf
dem
Finkenhügel,
das
vier
Hektar
große
Altgelände
am
Fuße
des
Westerbergs
und
am
Rande
der
Altstadt
wurde
frei.
Die
Stadt
hielt
damit
eine
Perle
in
der
Hand,
die
zu
den
schönsten
städtebaulichen
Fantasien
anregte.
Allerdings
erlaubte
der
Denkmalschutz
für
das
Hochhaus
wie
auch
für
die
Alte
Apotheke
keine
Tabula
rasa.
Bereits
1987,
als
die
kommende
Auslagerung
feststand,
meldete
Projektentwickler
ECE
Interesse
an,
hier
unter
Einbeziehung
des
Hochhauses
ein
Einkaufszentrum
entstehen
zu
lassen.
Rat
und
Verwaltung
gaben
dieser
Idee
aber
keine
Chance.
1988
preschte
die
Hotelkette
Holiday
Inn
vor.
Sie
wollte
aus
dem
Hochhaus
ein
180-
Betten-
Haus
machen,
stieß
aber
ebenfalls
nicht
auf
Gegenliebe.
Dabei
mag
eine
wichtige
Rolle
gespielt
haben,
dass
die
Stadtverwaltung
selbst
schon
seit
1986
Pläne
verfolgte,
viele
ihrer
über
die
Stadt
verstreuten
Dienststellen
in
dem
Gebäude
zusammenzufassen.
Das
würde
Mietzahlungen
in
der
Größenordnung
von
800
000
DM
jährlich
vermeiden,
wurde
argumentiert,
zudem
die
Verwaltung
durch
kürzere
Wege
effizienter
machen
und
vor
allen
Dingen
auch
den
Bürgern
„
Stadtrundfahrten″
ersparen,
wenn
sie
verschiedene
Ämter
aufsuchen
müssten.
So
war
das
Sozialamt
etwa
im
Nikolaizentrum
untergebracht,
das
Einwohnermeldeamt
am
Markt,
das
Amt
für
öffentliche
Ordnung
in
der
Lohstraße
und
die
Bauverwaltung
gleich
an
drei
verschiedenen
Orten.
Man
konnte
auf
das
Vorbild
der
Kreisverwaltung
verweisen,
die
vor
dem
Umzug
zum
Kreiszentrum
am
Schölerberg
auf
14
verschiedene
Dienststellen
an
14
Orten
verteilt
gewesen
war
und
nun
großes
Lob
für
ihre
Bürgernähe
bekam.
Oberstadtdirektor
Dierk
Meyer-
Pries
sprach
von
einer
einmaligen
–
und
der
wohl
letzten
–
Chance
für
ein
derartiges
städtisches
Vorhaben.
Denn
für
einen
Neubau
gebe
es
kein
geeignetes
zentrumsnahes
Grundstück
mehr,
ganz
abgesehen
von
den
fehlenden
Finanzmitteln.
Ein
Neubau
wurde
grob
mit
100
Millionen
DM
veranschlagt,
während
der
Umbau
des
Bettenhauses
für
rund
35
Millionen
zu
haben
sei.
Die
CDU-
und
mehrheitlich
auch
die
SPD-
Fraktion
im
Rat
stellten
sich
hinter
den
Verwaltungsvorschlag.
Anders
die
FDP:
Sie
wollte
kein
neues
„
Mammut-
Rathaus″,
Investitionsmittel
sollten
lieber
für
die
Schaffung
neuer
Arbeitsplätze
aufgewendet
werden
und
nicht
für
„
mehr
Komfort
für
die
Bürokratie″.
Die
Grünen
waren
zunächst
ebenfalls
gegen
einen
„
Verwaltungspalast″.
Ihnen
schwebte
eine
Nutzung
des
Hochhauses
durch
Initiativen,
Bürgervereinigungen
und
Kulturverbände
vor,
später
auch
für
studentisches
Wohnen.
Nähere
Untersuchungen
führten
außerdem
zu
dem
Ergebnis,
dass
sich
das
Hochhaus
nicht
für
die
Umwandlung
in
ein
Hotel
eignete.
Der
dafür
notwendige
nachträgliche
Einbau
von
Bädern
etwa
war
praktisch
unmöglich.
Die
bis
zu
60
Zentimeter
dicken
Innenwände
sind
tragend,
die
Raumaufteilung
nicht
veränderbar.
1990
beschloss
der
Rat
den
Umbau
des
Hochhauses
zum
Verwaltungszentrum
und
die
weitere
Verwertung
des
Geländes
durch
den
Neubau
eines
Hotels,
einer
Tiefgarage,
eines
Dienstleistungszentrums
und
einer
Wohnbebauung
zur
Lürmannstraße
hin.
Allerdings
fehlten
der
Stadt
die
finanziellen
Möglichkeiten,
selbst
als
Bauherr
aufzutreten.
Die
Heidelberger
Unternehmensgruppe
Roland
Ernst
wurde
als
„
Generalübernehmer″
zwischengeschaltet.
Sie
richtete
ab
1992
das
ehemalige
Bettenhaus
als
„
Stadthaus
I″
her
und
vermietete
es
anschließend
an
die
Stadt.
Die
400
Verwaltungsmitarbeiter,
die
das
Hochhaus
und
die
beiden
viergeschossigen
Anbauten
bezogen
hatten,
waren
überwiegend
sehr
zufrieden
mit
ihren
neuen,
größeren
und
helleren
Arbeitsbereichen
und
genossen
die
„
Panorama-
Ausblicke″
auf
die
Stadt.
Ebenso
Tausende
von
Osnabrückern,
die
am
16.
Juli
1994
die
feierliche
Übergabe
im
Rahmen
eines
Tages
der
offenen
Tür
erlebten.
Im
Bürgeramt
liefen
Testprogramme,
die
Bürger
konnten
sich
selbst
–
oder
ihren
Hund
–
zum
Spaß
einmal
an-
und
dann
wieder
abmelden.
Für
Kinderbelustigung
war
ebenso
gesorgt
wie
für
öffentlich-
rechtliche
Prominenz:
ARD-
„
Tagesschau″-
Sprecher
Werner
Veigel
verlas
zu
jeder
vollen
Stunde
mit
amtlichem
Ernst
in
der
Stimme
„
Nachrichten″
–
etwa
über
die
erweiterten
Öffnungszeiten
des
Bürgeramtes
oder
die
280
Stellplätze
in
der
Tiefgarage,
aber
auch
über
das
Bratwurstangebot
an
den
Imbissständen.
In
der
Folgezeit
gab
es
nicht
immer
so
viel
zu
lachen.
Es
zeigte
sich,
dass
die
Stadt
mit
der
Wahl
des
Projektträgers
Roland
Ernst
keine
glückliche
Hand
bewiesen
hatte.
Das
wurde
spätestens
deutlich,
als
er
mit
dem
Bau
von
Hotel,
Dienstleistungszentrum
(das
spätere
„
Stadthaus
II″)
und
Wohnhäusern
nicht
weiterkam
und
diese
Teilbereiche
an
die
Stadt
zurückgab.
2002
rutschte
der
Baulöwe
auch
mit
seiner
Osnabrücker
Projektgesellschaft
in
die
Pleite.
Die
Stadt
stoppte
die
Mietzahlungen
und
kaufte
das
Stadthaus
I
zurück.
Weil
bei
Ernst
nichts
mehr
zu
holen
war,
blieb
die
Stadt
auch
auf
gravierenden
Baumängeln
sitzen.
Schimmel
an
den
Wänden
und
hohe
Luftschadstoffbelastungen,
die
auf
ungeeigneten
Dämmmaßnahmen
und
Ausdampfungen
aus
der
alten
Teerpappen-
Abdeckung
des
Flachdachs
beruhten,
machten
das
Gebäude
vorübergehend
unbenutzbar.
Von
2012
bis
2015
mussten
alle
Bediensteten
in
Ausweichquartiere
umziehen,
während
das
Stadthaus
I
einer
millionenschweren
Komplettsanierung
unterzogen
wurde.
Bildtexte:
Das
Bettenhaus
der
Städtischen
Krankenanstalten
wurde
1928/
1929
im
Stil
der
"
Veuen
Sachlichkeit"
errichtet
und
blieb
im
Krieg
unzerstört.
In
den
1950ern
entspannt
auf
diesem
Foro
aus
unserem
Archiv
ein
unbekannter
Patient
auf
dem
frisch
angelegten
Pergola-
Wandelgang.
Seit
1994
beherbergt
das
umgebaute
Betten-
Hochhaus
als
„
Stadthaus
I″
große
Teile
der
Stadtverwaltung.
Zu
beiden
Seiten
ergänzen
viergeschossige
Flügelbauten
das
Raumangebot.
Bis
1991
waren
die
Städtischen
Kliniken
auch
Notfall-
Krankenhaus.
Vor
dem
Bettenhaus
landeten
Hubschrauber.
Bevor
es
die
ADAC-
Luftrettung
gab,
sprang
häufig
die
britische
Luftwaffe
ein.
Die
Rückseite
des
Hochhauses,
gesehen
von
der
Lürmannstraße,
auf
einem
ebenfalls
etwa
1931
entstandenen
Foto
von
Rudolf
Lichtenberg.
Es
entstammt
der
fotografischen
Sammlung
des
Museumsquartiers
Osnabrück.
Eine
Liegeterrasse
war
auf
dem
Dach
des
Hochhauses
eingerichtet,
bevor
in
den
1950ern
ein
Staffelgeschoss
für
Schwesternwohnungen
aufgesetzt
wurde.
Das
Foto
von
Rudolf
Lichtenberg
(um
1931)
entstammt
dem
NOZ-
Archiv.
Fotos:
Joachim
Dierks,
Archiv
Rolf
Fricke/
Walter
Fricke
Autor:
Joachim Dierks