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1.
Erscheinungsdatum:
03.07.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Proteste der Kulturszene verhallten ungehört
Zwischenüberschrift:
Vor 25 Jahren begann nach dem umstrittenen Weymann-Abriss der Bau der Salzmarkt-Tiefgarage
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Als
Auftakt
zur
Sanierung
der
südlichen
Innenstadt
gilt
der
erste
Rammschlag,
mit
dem
im
Juni
1994
der
Bau
der
Salzmarkt-
Tiefgarage
begann.
Osnabrücks
sechste
Großraum-
Parkgarage
mit
440
Stellplätzen
ging
planmäßig
zum
„
Westfalentag″
an
Allerheiligen
1995
in
Betrieb.
„
Da
haben
wir
30
Jahre
lang
drauf
gewartet″,
sagte
Buchhändler
Georg
Leiber
als
Sprecher
der
Kaufmannschaft
in
der
südlichen
Johannisstraße.
Der
ehemalige
Salzmarkt
war
zuvor
zu
einem
unansehnlichen
Hinterhofgelände
verkommen.
Der
Stadt
gelang
es,
das
Areal
als
„
Sanierungsgebiet
IV
Neustadt/
Salzmarkt″
ins
Städtebauförderprogramm
zu
bekommen.
Die
Ausgaben
von
20
Millionen
DM
trugen
überwiegend
Bund
und
Land.
Davon
wurden
Grunderwerb,
Abbruch,
Altlastensanierung,
Erschließung
und
Planungskosten
bezahlt.
Diesen
öffentlichen
Ausgaben
folgten
115
Millionen
an
privaten.
„
Sie
sehen,
jede
Mark
aus
der
Städtebauförderung
zieht
Investitionen
der
freien
Wirtschaft
von
sechs
Mark
nach
sich″,
freute
sich
Oberbürgermeister
Hans-
Jürgen
Fip.
Dabei
hatte
es
viele
Jahre
gedauert,
bis
diese
Lösung
zustande
kam.
Mehrfach
waren
zuvor
interessierte
Bauherren
abgesprungen.
Erst
mit
heimischen
Investoren
gelang
die
„
Osnabrücker
Lösung″,
wie
Fip
sie
bezeichnete.
Darunter
waren
OWG,
Awo,
Caritas,
Osmo-
Anlagenbau
und
Architekt
Hülsmeier,
die
für
eine
Altenwohnanlage,
Gewerbeflächen,
400
Wohnungen
und
ein
Kulturzentrum
in
der
ehemaligen
Weymann-
Halle
sorgten.
Und
natürlich
die
Osnabrücker
Parkstätten-
Betriebsgesellschaft
(OPG)
als
Bauherr
der
Salzmarkt-
Tiefgarage.
Sie
ließ
es
sich
17
Millionen
DM
kosten,
auf
12
000
Quadratmeter
Grundfläche
440
Einstellplätze
zu
schaffen.
Man
sprach
von
„
Osnabrücks
größtem
Loch″,
das
die
Bagger
im
Herbst
1994
buddelten.
Es
ging
zwar
nur
sechs
Meter
in
die
Tiefe,
weil
die
Garage
nur
ein
Geschoss
hat,
aber
über
die
große
Grundfläche
kamen
80
000
Kubikmeter
Boden
zusammen,
die
in
6000
Lkw-
Ladungen
abgefahren
werden
mussten.
Die
Bauzeiten
wurden
exakt
eingehalten,
aber
ansonsten
lief
nicht
alles
programmgemäß.
Kurz
nach
der
Eröffnung
zeigten
sich
Risse
in
der
Decke,
durch
die
Regenwasser
eintrat.
Die
Baufirmen
hatten
vorher
Bedenken
geäußert
und
eine
zusätzliche
Verklebung
der
Decke
empfohlen,
weil
geringe
Schwundrisse
im
Beton
normal
seien.
Doch
die
Fachingenieure
setzten
sich
darüber
hinweg,
zumal
die
Garage
ja
überbaut
werden
würde.
Dummerweise
kam
die
Bebauung
aber
nicht
sofort.
OPG-
Geschäftsführer
Siegfried
Hoffmann
vertrat
den
Standpunkt:
„
Wir
haben
eine
trockene
Garage
bestellt″
–
und
keine
mit
Fußbad.
So
musste
für
mehr
als
eine
halbe
Million
DM
nachträglich
verklebt
werden.
Die
üblichen
Auseinandersetzungen
um
die
Kostentragung
folgten.
Friktionen
entstanden
auch
bei
einem
anderen
Element
der
Salzmarkt-
Sanierung:
beim
Umgang
mit
den
alten
Weymann-
Werksanlagen.
Das
Gebäude
der
Mechanischen
Werkstatt
längs
des
Petersburger
Walls
engte
den
Straßenraum
so
ein,
dass
hier
der
letzte
Engpass
des
ansonsten
durchgehend
vierspurigen
inneren
Rings
verblieb.
Die
Stadt
hatte
das
Weymann-
Gelände
schon
in
den
1970er-
Jahren
mit
einer
Veränderungssperre
belegt,
damit
nicht
durch
Neubauten
ein
späterer
Abriss
verteuert
würde.
Für
die
Firmenleitung
stand
damit
fest,
dass
keinerlei
Modernisierungen
oder
Umbauten
möglich
oder
sinnvoll
waren
und
der
Standort
keine
Zukunft
hatte.
1986
verlagerte
Weymann
seinen
Gießereibetrieb
in
die
Räume
der
stillgelegten
Gießerei
von
Brück,
Schlösser
&
Co
in
der
Klosterstraße.
1989
verließen
auch
Maschinenbau
und
Aufzugsfertigung
den
Petersburger
Wall
und
zogen
ins
Industriegebiet
Sutthausen.
Noch
im
selben
Jahr
erwarb
die
Stadt
über
den
Sanierungsträger
Neue
Heimat
Niedersachsen
das
alte
Weymann-
Areal,
voller
Vorfreude
darauf,
nun
endlich
die
Ringstraße
vierspurig
vollenden
zu
können.
Doch
dann
entdeckte
die
Kunstszene
die
von
Ruß
und
Öl
geschwärzte
Halle.
Das
Ambiente
von
Kränen
und
Arbeitsbühnen
bot
sich
für
Ausstellungen,
Tanz-
und
Musikveranstaltungen
an.
Allerlei
buntes
Treiben
bereicherte
daraufhin
den
Kulturkalender
im
Herbst
1990.
Die
Akteure
gründeten
die
„
Weymann-
Initiative″
mit
dem
Ziel,
den
Abriss
der
Mechanischen
Werkstatt
von
1899
mit
ihrer
eindrucksvollen
Jugendstilfassade
und
den
markanten
Rundbogenfenstern
zu
verhindern.
Zu
den
Aktivisten,
die
in
Diskussionsveranstaltungen
vehement
die
Stimme
gegen
den
Abriss
erhoben,
gehörte
auch
der
Architekt
und
heutige
Stadtbaurat
Frank
Otte.
Bei
Planern
und
Politikern
biss
die
Initiative
auf
Granit.
Die
Halle
musste
weg,
sonst
wären
das
von
dem
Stuttgarter
Städteplaner
Hans-
Joachim
Aminde
entwickelte
Nutzungskonzept
für
das
Salzmarktviertel
und
das
städtebauliche
Ziel
der
Engpassbeseitigung
nicht
zu
erreichen
gewesen.
Am
7.
Februar
1991
stimmte
der
Rat
mit
29
zu
17
Stimmen
für
den
sofortigen
Abriss.
CDU
und
Teile
der
SPD
waren
dafür,
FDP,
Grüne
und
der
andere
Teil
der
SPD
dagegen.
Mitte
März
holte
sich
das
noch
im
Aufbau
befindliche
Museum
Industriekultur
heraus,
was
es
gebrauchen
konnte:
gusseiserne
Säulen,
Sprossenfenster,
Lampen,
eine
ganze
Meisterbude.
Abrissgegner
befestigten
in
einem
letzten
Verzweiflungsakt
am
Schornstein
ein
Transparent
mit
der
Aufschrift
„
Kultur
statt
Verkehr″.
Am
8.
April
fiel
der
Schlot
nach
gezielten
Sprengungen
in
sich
zusammen
und
begrub
das
Transparent
unter
seinen
Trümmern.
Nicht
vom
Abriss
betroffen
waren
die
beiden
Gießereihallen
von
1850,
die
weiter
nördlich
auf
dem
Grundstück
liegen.
Etwa
gleichzeitig
mit
dem
Bau
der
Tiefgarage
entstand
in
dem
mit
Millionenaufwand
renovierten
alten
Gemäuer
die
„
Markthalle
Salzmarkt″.
Leider
ging
das
Konzept
nicht
auf.
Auch
einige
Nachfolgenutzungen
wie
etwa
ein
Möbelgeschäft
waren
nicht
von
langer
Dauer
–
bis
ein
Fitness-
Center
einzog
und
mit
dem
Industrie-
Ambiente
offensichtlich
den
Geschmack
des
Publikums
traf.
Bildtexte:
Das
Baufeld
für
die
Tiefgarage
und
das
Sanierungsgebiet
Salzmarkt
ist
im
August
1994
vorbereitet.
Der
Blick
vom
Baukran
geht
nach
Nordwesten
mit
den
Türmen
von
St.
Katharinen
und
St.
Johann
im
Hintergrund.
Bau
der
Salzmarktgarage:
Im
Oktober
1994
sind
die
Spundwände
sichtbar,
die
das
Areal
der
Tiefgarage
umgrenzen.
Für
die
einen
eine
abbruchreife
Schrottimmobilie,
für
die
anderen
ein
erhaltenswertes
Industriekultur-
Ensemble:
die
Hofeinfahrt
zur
bereits
verlassenen
Gießerei
Weymann
im
März
1991.
Heute:
Die
Wassermannstraße
durchzieht
das
Sanierungsgebiet.
Unter
dem
Komplex
rechts
liegt
die
Tiefgarage.
Die
Mechanische
Werkstatt
der
Firma
Carl
Weymann
im
März
1991
kurz
vor
dem
Abriss.
Das
Denkmalschutz-
Symbol
rechts
ist
kein
offizielles,
sondern
ein
von
Aktivisten
aufgemaltes.
Fotos:
K.
Lindemann,
Joachim
Behrens,
Dierks
Autor:
Joachim Dierks