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1.
Erscheinungsdatum:
02.07.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Vor
100
Jahren
Überschrift:
Gassperrstunden sorgen für Aufregung
Zwischenüberschrift:
Juni 1919: Kohlemangel, Viehdiebstähle und ein Lob der Kochkiste
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Der
Juni
1919
ist
ein
Monat
schwerster
politischer
Entscheidungen
und
epochaler
Ereignisse:
Deutschland
wird
zum
Unterzeichnen
des
Versailler
Friedensvertrages
genötigt,
das
Kabinett
Scheidemann
tritt
zurück,
Separatisten
rufen
die
„
Rheinische
Republik″
aus,
die
in
Scapa
Flow
internierte
deutsche
Hochseeflotte
versenkt
sich
selbst.
Im
Politikteil
des
„
Osnabrücker
Tageblattes″
findet
das
selbstverständlich
seinen
Niederschlag.
Im
Lokalen
ist
das
Echo
auf
die
große
Politik
zunächst
aber
erstaunlich
gering.
Lediglich
eine
„
Zweigstelle
Osnabrück
des
Bundes
deutscher
Männer
und
Frauen
zum
Schutze
der
persönlichen
Freiheit
und
des
Lebens
Wilhelms
II.″
lässt
von
sich
hören.
Sie
schickt
ein
Telegramm
an
das
niederländische
Außenministerium,
in
dem
sie
„
auf
das
Schärfste
gegen
die
von
den
Feinden
Deutschlands
beabsichtigte
Forderung
auf
Auslieferung
des
ehemaligen
deutschen
Kaisers″
protestiert.
Sie
bittet
die
niederländische
Regierung,
diese
Forderung
„
mit
aller
Entschiedenheit
zurückweisen
zu
wollen,
weil
sie
in
schreiendem
Widerspruch
zum
geltenden
Völkerrecht
steht″.
Man
hofft,
„
dass
die
gastfreien
Niederlande
das
Asylrecht
auch
dem
unglücklichen
ehemaligen
Kaiser
nicht
verweigern
werden″.
Gas
ist
Mangelware:
Für
deutlich
mehr
Aufregung
in
Osnabrück
sorgen
indessen
verschärfte
Gassperrstunden:
Zusätzlich
zu
der
Nachmittags-
und
Abend-
Sperrzeit
muss
nun
auch
morgens
von
8
bis
10
Uhr
der
Schieber
geschlossen
werden.
Ausbleibende
Kohlenlieferungen
lähmen
die
städtische
Gasanstalt,
die
seit
1857
aus
Steinkohle
in
eigener
Kokerei
den
begehrten
Energieträger
produziert.
Nach
ausgedehnten
Streiks
fördern
die
Zechen
des
Ruhrgebiets
zwar
wieder,
aber
„
infolge
der
Arbeitsunlust″
sei
die
Fördermenge
um
die
Hälfte
geringer
als
in
den
Kriegsmonaten,
berichtet
das
„
Tageblatt″.
Dazu
komme,
dass
bedeutende
Mengen
an
die
Siegermächte
abzuliefern
seien
und
das
Saarland
gänzlich
ausfalle.
Für
die
kleineren
regionalen
Kohlenreviere
Barsinghausen,
Obernkirchen
und
Ibbenbüren
meldet
der
Kohlenbericht,
dass
sich
die
Arbeitsleistung
infolge
der
Einführung
der
siebenstündigen
Arbeitszeit
noch
mehr
verschlechtert
habe.
„
Die
Kohlenlage
ist
noch
niemals
so
hundsmiserabel
gewesen″,
erklärt
Betriebsdirektor
Schwers
vor
dem
Bürgervorsteherkollegium.
Zeitweise
reichten
die
Vorräte
nur
für
drei
Tage.
Er
anerkenne
durchaus
die
Unbequemlichkeiten,
die
die
Gassperren
mit
sich
brächten,
aber
durch
Pflicht
und
Gewissen
sei
er
zu
den
getroffenen
Maßnahmen
gezwungen.
Die
Bürgervorsteher
lassen
in
ihren
Redebeiträgen
Verständnis
für
die
Lage
erkennen,
diskutieren
aber
ausführlich,
ob
sich
nicht
durch
eine
Vorverlegung
der
Polizeistunde
ein
ähnlicher
Einspareffekt
erzielen
lasse.
Schwers
erwähnt
noch,
dass
auf
Anordnung
des
Reichskommissars
bei
Neubauten
zurzeit
nur
Leuchtgasanschlüsse,
jedoch
keine
Kochgasanschlüsse
hergestellt
werden
dürften.
Die
Kochkiste:
Für
das
„
Tageblatt″
ist
die
Notlage
Anlass,
wieder
einmal
ein
„
Loblied
auf
die
Kochkiste″
anzustimmen.
Das
ist
ein
wärmedämmend
ausgekleidetes
Behältnis,
in
das
Töpfe
mit
erhitzten
Speisen
eingestellt
werden
können,
damit
diese
dann
ohne
weitere
Energiezufuhr
über
Stunden
langsam
fertig
garen.
Sie
erspare
„
Kohlen
und
Zeit″.
„
Die
Hausfrau,
die
die
Kochkiste
benutzt,
genießt
eine
verhältnismäßig
große
Freiheit,
während
sie
sonst
sozusagen
die
Sklavin
des
Kochtopfes
ist″,
lobt
die
Zeitung.
Die
Hausfrau
könne
etwa
Besorgungen
machen
und
werde
beim
Heimkommen
alles
in
bester
Ordnung
und
die
Speisen
ohne
weiteres
Zutun
fertig
finden.
Auch
eine
Kochlehrerin
kommt
zu
Wort:
„
Ich
bereite
z.
B.
den
Nachmittagskaffee
gleich
nach
dem
Mittagessen
und
stelle
ihn
in
die
Kochkiste.
Gibt
es
abends
eine
Suppe,
so
wird
auch
diese
gleich
nach
dem
Mittagstisch
vorbereitet
und
in
der
Kochkiste
untergebracht.″
Ähnlich
verfahre
man
mit
dem
Spülwasser
für
den
Abendabwasch,
um
abends
nicht
extra
wieder
anheizen
zu
müssen.
Pferdedieb:
Einem
Pferdehändler
ist
von
seiner
Weide
in
Hellern
ein
wertvolles
Pferd
gestohlen
worden.
Die
Kripo
ermittelt
als
Dieb
einen
„
hiesigen
Koppelknecht″,
der
sich
durch
„
beträchtliche
Geldausgaben
in
den
letzten
Tagen
bemerkbar
gemacht″
hat.
Das
Pferd,
welches
zwischenzeitlich
schon
zweifach
weiterverkauft
worden
war,
kann
aus
Ibbenbüren
wieder
herbeigeschafft
und
seinem
rechtmäßigen
Eigentümer
übergeben
werden.
Mehlpanscher:
Kaum
ist
das
angekündigte
amerikanische
Weizenmehl
eingetroffen,
ist
es
schon
verfälscht
worden.
Die
Gewerbepolizei
hat
zwei
Kolonialwarenhändler
überführt,
die
das
Weizenmehl
mit
10
beziehungsweise
20
Prozent
Kriegsmehl
gestreckt
und
dann
als
reine
Ware
verkauft
haben.
Die
Zeitung
nennt
die
betrügerischen
Geschäfte
mit
vollem
Namen
und
Adresse
und
gibt
weiterhin
bekannt,
welchen
Geschäften
nun
ersatzweise
der
Verkauf
des
US-
Mehls
übertragen
wurde.
Kunstgenuss:
Die
Osnabrücker
haben
eine
Freilichtbühne
auf
dem
„
romantisch
schönen
Ziegenbrink″
angelegt
bekommen.
Eine
Hütte,
die
für
Innenszenen
benutzt
wird,
ist
aus
rohem
Tannenholz
und
Schwartenbrettern
gezimmert
worden.
Die
„
Germanenhalle″,
welche
für
die
Inszenierung
von
Ibsens
„
Nordischer
Heerfahrt″
benötigt
wird,
ist
durch
einen
von
vier
dicken
Säulen
getragenen
Bau
angedeutet.
Holzbänke
mit
Rückenlehnen
sind
aufgestellt
und
ergeben
770
nummerierte
Plätze.
Die
Intendanz
weist
darauf
hin,
dass
die
Straßenbahn
Sonderfahrten
zu
Beginn
und
Ende
der
Aufführungen
zum
Schölerberg
durchführt.
Die
Wagen
tragen
weiße
Wimpel.
Wenn
das
Publikum
sie
fahren
sieht,
hat
es
gleichzeitig
die
Gewissheit,
dass
die
Aufführung
wetterbedingt
auch
stattfindet.
Der
Rezensent
des
„
Tageblattes″
wertet
die
Premiere
als
vollen
Erfolg,
sowohl
was
den
Publikumsandrang
angeht
als
auch
die
Qualität
des
Dargebotenen.
Er
schreibt:
„
Ich
bin
überzeugt,
dass
mancher
anfänglich
wohl
etwas
enttäuscht
gewesen
ist
über
die
Einfachheit
dieses
Naturtheaters
und
seiner
prunklosen
Bühne.
Als
dann
aber
Ibsens
Gestalten
vor
dem
natürlichen
Hintergrunde
im
Schatten
lebender
Bäume
am
Auge
vorüberzogen,
diese
nordischen
Reckengestalten
so
mächtig
und
naturecht
verkörpert
[...],
da
hat
tiefster
Kunstgenuss
die
Herzen
erfüllt.
Es
ist
ein
gar
anheimelndes,
idyllisches
Plätzchen
auf
der
Schützenburg,
den
die
Freilichtbühne
für
sich
in
Anspruch
nimmt.
Ein
prächtiger
Blick
bietet
sich
dem
Auge
von
dort
oben
auf
unsere
alte
Stadt.″
Eine
Chance
für
die
Liebe:
An
Verlobungen
und
Eheschließungen
scheint
man
jetzt
nachholen
zu
wollen,
was
während
des
Krieges
versäumt
worden
ist.
„
Die
Zahl
der
Pfingstverlobungen
ging
wohl
in
die
Hunderte,
und
im
Kasten
am
Rathaus
sind
gegenwärtig
nicht
weniger
als
51
Aufgebote
für
Eheschließungen
ausgehängt″,
schreibt
der
Zeitungsreporter
und
vermutet
weiter:
„
Es
scheint,
als
ob
in
absehbarer
Zeit
auch
der
Storch
seine
auf
Mutterglück
und
Kinderfreuden
gerichtete
Tätigkeit
wieder
in
lebhafterem
Tempo
aufnehmen
wollte.″
Bildterxt:
Die
städtische
Gasanstalt
an
der
Luisenstraße
hat
mit
stockenden
Kohlelieferungen
zu
kämpfen.
Dieses
in
den
1930er-
Jahren
entstandene
Foto
aus
dem
Archiv
der
Stadtwerke
Osnabrück
zeigt
einen
Blick
in
den
Gaswerkshof.
Autor:
Joachim Dierks