User Online: 2 |
Timeout: 05:53Uhr ⟳ |
Ihre Anmerkungen
|
NUSO
|
Info
|
Auswahl
|
Ende
|
A
A
A
Mobil →
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Themen ▾
Baumschutz (112)
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (360)
Die Arbeit der Stadtgaertner seit 1891 (975)
Die Hase und ihre Nebengewaesser (3007)
Gartenprojekte (22)
Klimageschichte (seit 1874) (162)
Konflikte um Kleingarten (25)
Konversionsflaechen (245)
Kooperation Baikal-Osnabrueck (25)
Umweltbildungszentrum(UBZ)1997-2018 (108)
Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrueck (324)
Suche ▾
Einfache Suche
Erweiterte Suche
Listen ▾
Themenauswahllisten
Erscheinungsdatum (Index)
Ergebnis
Merkliste ▾
Merkliste zeigen
Merkliste löschen
Datensätze des Ergebnis
Suche:
Auswahl zeigen
Treffer:
1
Sortierungen:
Datum vorwärts
Datum rückwärts
1.
Erscheinungsdatum:
26.06.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
Immer wieder neue Namen und Domizile
Zwischenüberschrift:
„Förderschule Lernen″ an der Rolandsmauer wird 120 Jahre alt
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Die
Stadt
Osnabrück
hat
schon
früh
ein
differenziertes
Schulsystem
geschaffen,
das
lernschwache
Schüler
nicht
einfach
aufgab,
sondern
sie
förderte.
Die
Schule
an
der
Rolandsmauer
steht
in
dieser
Tradition.
Sie
feiert
am
morgigen
Donnerstag
ihr
120-
jähriges
Bestehen.
Bildungspolitische
Umwälzungen
–
jüngstes
Stichwort:
Inklusion
–
hat
die
Schule
bislang
unbeschadet
überstanden.
2018
wurde
ihr
als
„
Förderschule
Lernen″
ein
Bestandsschutz
zugesichert.
Ihr
wuchsen
sogar
zusätzliche
Funktionen
zu,
indem
sie
als
„
Förderzentrum″
Schaltzentrale
für
alle
Förderlehrer
ist,
die
an
den
Regelschulen
im
Rahmen
der
Inklusion
Kinder
mit
erhöhtem
Förderbedarf
unterrichten.
„
Das
Wahlrecht
der
Eltern
ist
so
auf
jeden
Fall
gewährleistet″,
sagt
dazu
Schulleiter
Frank
Böttger,
„
für
einige
Kinder
ist
der
Besuch
der
Förderschule
hier
an
der
Rolandsmauer
die
passendere
Lösung,
für
andere
die
Inklusion
in
Regelschulen
mit
der
Zusatzbetreuung
durch
unsere
ausgebildeten
Förderlehrer.″
Dass
dennoch
nicht
alles
beim
Alten
bleibt,
dafür
sorgt
schon
das
Wesen
der
Schulpolitik,
die
gleichbedeutend
ist
mit
einer
Aneinanderreihung
von
Reformen.
So
wird
die
Eigenständigkeit
der
Rolandsmauer-
Schule
wahrscheinlich
bald
enden.
In
diesen
Tagen
steht
im
Rat
der
Stadt
die
Neugestaltung
der
Sekundarstufe
I
auf
der
Tagesordnung.
Bislang
sieht
es
so
aus,
als
ob
die
„
Neue
Schule
Innenstadt″
(NSI)
eine
Mehrheit
bekommen
wird.
In
ihr
sollen
Möser-
Realschule,
Hauptschule
Innenstadt
und
Schule
an
der
Rolandsmauer
aufgehen.
Doch
bei
den
Feiern
in
dieser
Woche
wird
Schulleiter
Frank
Böttger
den
Blick
zunächst
in
die
Vergangenheit
richten.
„
Gleich
um
die
Ecke″
vom
jetzigen
Schulstandort
Rolandsmauer
4–6
aus
gesehen,
schlug
1899
die
Geburtsstunde
der
Einrichtung.
In
der
Hakenstraße
11
im
ehemaligen
Adelshof
von
Voigt,
bis
1794
Wohnsitz
Justus
Mösers,
brachte
Stadtsyndikus
Julius
Rißmüller
eine
evangelische
„
Hülfsklasse
für
schwachbegabte
Kinder″
unter.
Am
15.
August
1899
begann
der
Unterricht
mit
20
Kindern.
Ein
erster
Umzug
stand
an,
weil
der
alte
Adelshof
abgerissen
wurde,
um
der
neuen
evangelischen
Bürgerschule
(später
Möser-
Mittelschule)
Platz
zu
machen.
Die
auf
drei
Klassen
angewachsene
Förderschule
muss
mehrfach
ihren
Standort
wechseln:
in
das
ehemalige
Einquartierungshaus
in
der
Großen
Gildewart
6,
in
die
alte
Töpferschule
An
der
Katharinenkirche
3
in
der
Nachbarschaft
des
„
Grünen
Jägers″
(1901–1907
und
ab
1919)
,
in
die
alte
Marienschule
in
der
Sackstraße
(1907–1919,
heute:
Gemeindehaus
St.
Marien)
.
1927
wird
der
Schweizer
Reformpädagoge
Johann
Heinrich
Pestalozzi
(1746–
1827)
zum
Namensgeber
der
Schule
bestimmt.
1938
verfügen
die
Nationalsozialisten
die
Zusammenlegung
der
evangelisch
geprägten
Pestalozzi-
Schule
mit
der
katholischen
Detmarschule
in
der
Pfaffenstraße
13.
Beide
Schulgebäude
werden
im
Zweiten
Weltkrieg
zerstört.
Wieder
beginnt
eine
Zeit
intensiver
Wanderschaft:
in
das
Gebäude
der
Taubstummenanstalt
Alte
Münze
14–16,
in
die
Möser-
Mittelschule
und
ins
Jugendheim
Eversburg.
Ostern
1949
wird
der
Pestalozzi-
Schule
eine
Baracke
in
der
Heinrichstraße
(heute
Parkplatz
der
Schlosswallhalle)
zugewiesen.
Die
Baracke
war
zuvor
das
Notquartier
des
ebenfalls
ausgebombten
Hotels
Hohenzollern.
Hier
stehen
den
300
Kindern
in
insgesamt
14
Klassen
jetzt
sechs
Räume
zur
Verfügung.
Unterrichtet
wird
in
zwei
Schichten.
Die
Zustände
sind
nach
heutigen
Maßstäben
menschenunwürdig:
Unter
den
Dielen
hausen
Ratten,
die
Kinder,
die
an
den
Fenstern
sitzen,
frieren
erbärmlich,
während
die
Kinder
in
der
Nähe
der
Öfen
es
vor
Hitze
kaum
aushalten.
1952
beschließt
der
Rat
den
Neubau
der
Pestalozzischule
an
der
Rolandsmauer.
Dafür
wird
ein
Grundstückstausch
eingefädelt:
Die
Schule
erhält
das
frühere
Grundstück
der
Freimaurerloge
Zum
Goldenen
Rade
an
der
Rolandsmauer
6,
und
die
Loge
zieht
in
das
heutige
Lortzinghaus
An
der
Katharinenkirche
3,
weil
die
dortige
kleinere
Grundfläche
ihren
Ansprüchen
genügt.
Als
die
330
Kinder
und
ihre
Lehrer
im
Oktober
1954
den
Neubau
beziehen,
kommt
es
ihnen
wie
der
Eintritt
ins
Paradies
vor.
Alle
loben
die
„
soziale
Tat″
der
Stadt,
die
im
ersten
Bauabschnitt
für
elf
„
lichte
und
gesunde
Räume″
gesorgt
hat,
wie
es
damals
heißt.
In
den
Folgejahren
kommen
Gymnastikhalle
und
Funktionsräume
hinzu.
Die
Werkräume
gelten
als
die
modernsten
und
am
besten
eingerichteten
in
Westdeutschland.
Nicht
von
ungefähr,
denn
dem
Werkunterricht
komme
in
dieser
Schulform
besondere
Bedeutung
zu,
manuelle
Betätigung
ist
Unterrichtsprinzip:
„
Im
Werken
verwirklicht
sich
die
höchste
Stufe
der
Anschauung
durch
das
eigene
Gestalten.″
Was
das
Werken
für
die
Jungen
ist
die
Nadelarbeit
für
die
Mädchen
–
und
zwar
nur
für
sie,
während
keine
Schülerin
etwas
im
Werkraum
verloren
hat.
So
ist
das
eben
damals:
Keine(
r)
fällt
aus
den
gesellschaftlich
vorgegebenen
Geschlechterrollen,
die
vorsehen,
dass
sich
verheiratete
Frauen
um
den
Haushalt
kümmern,
während
ihre
Männer
(oftmals
körperliche)
Erwerbsarbeit
leisten
und
so
das
Auskommen
der
Familie
sichern.
Rektor
Arthur
Arndt
(Amtszeit
1928–1959)
wird
von
namhaften
Wegbereitern
der
Heilpädagogik
in
Osnabrück
abgelöst:
von
Heinrich
Gerdom
(1959–
1967)
und
Horst
Koesling
(1967–1984)
.
1962
ist
die
Schülerzahl
auf
360
gestiegen,
sodass
eine
Teilung
der
Schule
angezeigt
ist.
Eine
größere
Anzahl
wechselt
an
die
neue
Fröbelschule
in
Haste.
1973
spricht
man
noch
von
einer
„
Sonderschule
für
Lernbehinderte″.
Aber
es
beginnt
schon
das
Bemühen
um
Durchlässigkeit,
es
wird
eine
Sammelklasse
eingerichtet,
die
zum
regulären
Hauptschulabschluss
führt.
Die
Hausmeisterwohnung
wird
nicht
mehr
benötigt,
2002
zieht
dort
das
Osnabrücker
Schulmuseum
ein.
2010
beantragt
die
Schule
nach
langen
internen
Diskussionen
die
Umbenennung
in
„
Schule
an
der
Rolandsmauer″.
Pestalozzi
kann
nichts
dafür,
er
war
ein
verdienstvoller
Pädagoge,
hält
Rektorin
Rita
Feldkamp
fest,
aber
in
Osnabrück
sei
sein
Name
nun
einmal
mit
einer
Stigmatisierung
verbunden.
„
Mag
die
Umbenennung
auch
nur
als
Kosmetik
empfunden
werden
–
es
ist
eine
Grunderfahrung,
dass
auch
Kosmetik
das
Selbstbewusstsein
stärkt″,
so
Feldkamp
zur
Begründung.
Der
Rat
folgt
dem
Wunsch
der
Schule.
Nach
übereinstimmender
Meinung
ist
der
Schule
inhaltlich
und
auch
nach
außen
damit
ein
Neuanfang
geglückt.
Sie
wird
heute
als
„
Förderzentrum
Lernen
mit
Förderschule″
als
offene
Ganztagsschule
und
Hauptschulzweig
geführt
und
betreut
rund
100
Kinder
in
den
Schuljahrgängen
5
bis
10.
Rund
die
Hälfte
eines
Jahrgangs
erreicht
den
uneingeschränkten
Hauptschulabschluss.
Durch
Kooperationen
mit
Berufsbildenden
Schulen,
Wirtschaftsbetrieben
und
Jugendwerkstätten
pflegt
die
Schule
ihr
besonderes
Profil
in
Richtung
einer
Berufsorientierung
und
Berufseinstiegsbegleitung.
Bildtexte:
Hier
begann
die
evangelische
Hilfsschule
vor
120
Jahren:
in
der
Hakenstraße
11
im
ehemaligen
Adelshof
von
Voigt,
der
bis
1794
Wohnsitz
Justus
Mösers
war.
Die
Schule
an
der
Rolandsmauer
präsentiert
sich
heute
mit
ihrem
zweigeschossigen
Hauptbau
von
1954
und
dem
eingeschossigen
Anbau
rechts
daneben.
Schüchterne
erste
Gehversuche
unternahmen
die
Schüler
1954
im
neuen
Gebäude,
das
ihnen
nach
fünf
Jahren
Barackendasein
paradiesisch
vorkam.
Fotos:
Rudolf
Lichtenberg
jr.,
aus:
Spratte,
Bildarchiv
Alt-
Osnabrück,
Band
I,
Verlag
Wenner,
Joachim
Dierks,
Kurt
Löckmann
Autor:
Joachim Dierks