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1.
Erscheinungsdatum:
15.06.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Abgesaugt
Zwischenüberschrift:
Wie der Landkreis dem Eichenprozessionsspinner an die Brennhaare geht
Artikel:
Originaltext:
Fürstenau
Er
ist
klein,
äußerst
behaart
und
stellt
die
Behörden
vor
große
Herausforderungen:
Der
Eichenprozessionsspinner
ist
zurück
und
hat
in
der
Region
Osnabrück
bereits
Tausende
Bäume
besetzt.
Anti-
Raupen-
Kommandos
sollen
dem
Schädling
den
Garaus
machen.
Ein
Ortsbesuch
in
Fürstenau.
15,
7,
18,
24
–
Lars
Hellmann
dokumentiert
die
Zahl
der
abgesaugten
Nester
pro
Baum
in
der
Gewissheit,
dass
noch
weitere
unweigerlich
folgen
werden.
Eiche
für
Eiche
nimmt
sich
der
Fachmann
mit
seinem
Kollegen
Mirco
Sperlich
vor,
ein
mühsames
und
zeitaufwendiges
Verfahren:
Hellmann
inspiziert
vom
Boden
aus,
Sperlich
steht
über
ihm
in
etwa
fünf
Meter
Höhe
auf
einer
Arbeitsbühne.
Die
beiden
Spezialisten
von
den
Firmen
Römer
Biotec
und
Baranowski
Schädlingsbekämpfung
sind
im
Auftrag
des
Landkreises
Osnabrück
unterwegs.
Ihre
Mission:
dem
Eichenprozessionsspinner
den
Garaus
zu
machen.
Zumindest
ein
bisschen.
Es
ist
ein
trüber
Morgen
am
Ortsausgang
von
Fürstenau.
Hellmann
nimmt
mit
strengem
Blick
die
Eichen
am
Neuenkirchener
Damm
in
den
Fokus.
Sperlich
steht
auf
der
Arbeitsbühne
und
saugt
die
Raupen
mit
einem
Industriesauger
ab.
Für
ungeübte
Beobachter
sind
die
Nester
nicht
immer
direkt
zu
erkennen.
Für
Hellmann
schon:
„
Man
bekommt
mit
der
Zeit
einen
Blick
dafür
und
weiß,
wo
man
hinschauen
muss.″
Damit
sein
Nacken
nicht
zu
sehr
leidet
vom
ganztägigen
Nach-
oben-
Schauen,
hat
der
Fachmann
eine
Kletterbrille
auf,
die
ihm
einen
Blick
über
90
Grad
nach
oben
erlaubt,
ohne
den
Kopf
nach
hinten
zu
legen.
Schutzanzug
Kategorie
3
Doch
die
Brille
ist
nicht
der
einzige
Ausrüstungsgegenstand,
den
die
Fachleute
zwingend
dabeihaben
müssen.
Beide
tragen
einen
Schutzanzug
der
Kategorie
3,
der
sie
gegen
die
Brennhaare
der
Raupe
schützen
soll.
Die
Gummihandschuhe
sind
mit
Klebeband
am
Schutzanzug
verklebt.
Sperlich
hat
zudem
eine
Maske
auf,
die
seine
Atemluft
filtert
–
zu
groß
ist
die
Gefahr,
dass
er
beim
Absaugen
der
Tiere
Brennhärchen
einatmen
könnte.
Dass
damit
nicht
zu
spaßen
ist,
weiß
auch
Simon
Meyer
von
der
Kreisstraßenmeisterei
Nord.
Er
selbst
hat
schon
leidliche
Bekanntschaft
mit
den
Haaren
gemacht,
an
Haut
und
Atemwegen:
„
Eigentlich
haben
fast
alle
Kollegen
schon
Kontakt
gehabt.
Ich
habe
im
vergangenen
Jahr
Haare
eingeatmet
und
hatte
anschließend
eine
Rachenentzündung.″
Meyer
macht
keinen
Hehl
daraus,
dass
der
Neuenkirchener
Damm
nur
einer
von
vielen
Orten
ist,
an
denen
sich
der
Eichenprozessionsspinner
eingenistet
hat.
Allein
im
Bereich
der
Kreisstraßenmeisterei
Nord
zwischen
Wallenhorst
und
Menslage
gibt
es
6500
Eichen.
Nicht
alle
werden
in
diesem
Jahr
von
der
Raupe
heimgesucht,
wohl
aber
die
meisten.
Vor
dem
Hintergrund
dieser
Dimension
ist
klar,
dass
Meyer
und
seine
Kollegen
das
Problem
nicht
flächendeckend
lösen
können,
sondern
lediglich
punktuell.
„
Wir
konzentrieren
uns
vor
allem
auf
sensible
Bereiche
wie
Schulen
und
Kindergärten
sowie
auf
Radwege″,
sagt
Meyer.
Eben
überall
dort,
wo
die
Brennhaare
der
Raupe
zum
Risiko
für
Kinder
und
Erwachsene
werden.
In
der
kommenden
Woche
soll
eine
zweite
Kolonne
an
anderer
Stelle
mit
dem
Absaugen
beginnen.
Dort,
wo
Raupenpopulationen
bekannt
sind,
aber
noch
nicht
entfernt
wurden,
werden
zunächst
Warnschilder
aufgestellt.Arbeitskraft
fehlt
Zwar
beseitigen
Fachunternehmen
wie
Römer
Biotec
und
die
Firma
Baranowski
die
Tiere,
dennoch
bindet
das
Vorhaben
auch
Kapazitäten
bei
den
Mitarbeitern
der
Kreisstraßenmeisterei.
Zwei
von
Meyers
Kollegen
übernehmen
die
Verkehrssicherung
der
Arbeitsbühne.
Ein
weiterer
Mitarbeiter
fährt
die
Eichenbestände
an
den
Kreisstraßen
ab,
um
sich
einen
ersten
Überblick
über
das
Ausmaß
des
Befalls
zu
verschaffen.
Meyer
sagt:
„
Die
Manpower
fehlt
dann
natürlich
an
anderer
Stelle.″
Wer
am
Fürstenauer
Ortsausgang
entlang
des
Neuenkirchener
Damms
nach
Süden
blickt,
der
ahnt,
wie
viel
Arbeit
Hellmann
und
Sperlich
alleine
hier
noch
bevorsteht.
Im
Abstand
von
20
Metern
reiht
sich
Eiche
an
Eiche,
fast
jede
hat
ein
oder
mehrere
Nester.
„
Wir
betreiben
hier
quasi
Asbestabsaugung
am
Baum″,
sagt
Marcus
Römer
von
Römer
Biotec.
„
Das
ist
natürlich
Sisyphos-
Arbeit
für
die
Kollegen.″
Doch
dank
des
Eichenprozessionsspinners
sind
die
Bücher
von
Römers
Firma
momentan
gut
gefüllt.
Geht
es
denn
nicht
anders,
als
die
Nester
mit
großem
Aufwand
abzusaugen?
Je
nach
Umfang
ist
Sperlich
rund
eine
halbe
Stunde
pro
Baum
beschäftigt.
Viele
Möglichkeiten
gebe
es
nicht,
sagt
Römer,
zumal
natürliche
Feinde
wie
der
Kuckuck
nicht
gerade
in
Scharen
aufträten.
„
Abflammen
ist
sicherlich
die
schlechteste
Lösung.
In
Sommern
wie
dem
des
vergangenen
Jahres
erzeugt
man
damit
eine
große
Brandgefahr.
Außerdem
werden
durch
den
Druck
des
Gases
die
Brennhaare
aufgewirbelt.
Das
will
man
ja
eben
nicht.″
Alternativ
lassen
sich
die
Nester
abkratzen,
doch
auch
hier
besteht
die
Gefahr,
dass
die
Haare
der
Raupen
aufgewirbelt
werden.
Ein
Einsatz
von
chemischen
Mitteln
dagegen
ist
nicht
gerade
populär
–
auch
weil
die
Kollateralschäden
in
der
Tierwelt
als
zu
hoch
eingeschätzt
werden.
Dann
eben
absaugen:
Am
Fürstenauer
Ortsausgang
ist
der
Sauger
schon
nach
fünf
Bäumen
erstmals
voll.
Sperlich
fährt
die
Arbeitsbühne
herunter,
leert
den
giftigen
Inhalt
vorsichtig
in
einen
blauen
Kunststoffsack.
Später
werden
die
Schädlingsbekämpfer
die
Raupen
in
200-
Liter-
Fässern
sammeln.
Letzte
Station
der
Tiere
ist
dann
eine
Verbrennungsanlage.
Im
vergangenen
Jahr
hat
seine
Firma
rund
4500
Bäume
im
Nordwesten
abgesaugt,
sagt
Römer.
Er
rechnet
in
diesem
Jahr
mit
einer
noch
höheren
Zahl,
die
Kapazitäten
des
Unternehmens
bei
der
Bekämpfung
des
Eichenprozessionsspinners
sollen
daher
ausgeweitet
werden.
„
Mit
dem
Thema
können
wir
verlässlich
planen″,
sagt
Römer.
Allerdings
habe
sich
das
Unternehmen
auch
erst
einmal
auf
das
neue
Aufgabengebiet
einlassen
müssen.
„
Das
machen
Sie
nicht
mal
eben
so
aus
der
Hosentasche″,
sagt
Römer.
Die
Mitarbeiter
mussten
sich
schulen
lassen,
damit
die
Brennhaare
eben
nicht
den
Weg
in
die
Kleidung
und
auf
die
Haut
finden.
„
Wir
mussten
uns
Gedanken
machen,
wie
die
Luftversorgung
gewährleistet
ist,
und
nicht
zuletzt,
wie
man
sich
die
Schutzkleidung
richtig
auszieht.″Dermatitis
als
Folge
Für
Mirco
Sperlich
ist
der
Job
auf
der
Hebebühne
ziemlich
anstrengend
–
vor
allem
wenn
die
Temperaturen
auf
jenseits
der
20-
Grad-
Marke
ansteigen:
„
Man
muss
schon
hart
im
Nehmen
sein.
Abends
juckt
es,
da
wird
das
Einschlafen
schwer.″
Trotz
aller
Schutzkleidung
hat
auch
er
mit
der
sogenannten
Raupendermatitis
zu
kämpfen.
Bis
in
den
August
werden
Sperlich
und
Hellmann
noch
gut
zu
tun
haben.
Erst
dann
schlüpft
der
Nachtfalter
aus
der
Familie
der
Zahnspinner
aus
der
Raupe.
Die
Arbeit
endet
dann
jedoch
keinesfalls.
Auch
nach
dem
Schlüpfen
bleiben
die
Nester
gefährlich,
denn
die
Brennhaare
verbleiben
in
den
Gespinstern
und
entfalten
über
Jahre
hinweg
ihre
unselige
Wirkung.
Für
Meyers
Kollegen
wird
es
dann
kritisch,
wenn
sie
die
Bankette
der
Kreisstraßen
abmähen
und
die
abgefallenen,
alten
Nester
aufwirbeln.
„
Das
ist
eine
Never-
Ending
Story″,
bilanziert
Lars
Hellmann.
Bildtexte:
Klein
und
haarig:
Der
Eichenprozessionsspinner
hat
sich
im
Landkreis
breitgemacht.
Lars
Hellmann
nimmt
mit
seiner
Kletterbrille
die
Tiere
von
unten
ins
Visier.
100
bis
200
Exemplare
leben
in
einem
Nest.
Fotos:
David
Ebener
Autor:
Sebastian Philipp