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1.
Erscheinungsdatum:
12.06.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
Aus Möbelfabrik wurde Kreativquartier
Zwischenüberschrift:
Wo Friedrich August Hagedorn Wohnungsausstattungen baute, wird heute im „Kesselhaus″ für Gourmets gekocht
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Das
hätte
sich
Tischlermeister
Friedrich
August
Hagedorn
1934
sicherlich
nicht
träumen
lassen:
dass
aus
dem
Kesselhaus
an
der
Neulandstraße
12,
in
dem
er
die
Energie
zum
Antrieb
seiner
Sägen,
Fräsen
und
Hobelbänke
erzeugte,
einmal
ein
Gourmettempel
werden
würde.
„
Konversion″
ist
in
Osnabrück
nicht
auf
die
Nachnutzung
der
ehemaligen
Briten-
Kasernen
beschränkt.
Immer
wieder
geschieht
es,
dass
alte
Industriegebäude
ein
neues
Leben
eingehaucht
bekommen
–
für
Dienstleistungen
jeglicher
Art,
meist
in
pfiffigem,
unverwechselbarem
Design.
Ein
schönes
Beispiel
dafür
ist
die
Möbelfabrik
Hagedorn,
die
im
Fledder
zwischen
1929
und
etwa
1965
existierte.
Danach
wurden
die
Räume
aufgeteilt
und
wechselnden
Mietern
für
diverse
kleingewerbliche
Nutzungen
überlassen.
Zwei
von
ihnen
haben
dort
ein
besonders
spektakuläres
Start-
up-
Unternehmen
etabliert:
Thayarni
Garthoff
und
Sven
Schipp
riefen
2018
im
unscheinbaren
Industrieambiente
das
Feinschmecker-
Restaurant
„
Kesselhaus″
ins
Leben.
Garthoff,
vielen
Feinschmeckern
noch
unter
ihrem
Geburtsnamen
Kanagaratnam
bekannt,
leitete
zuvor
an
der
Seite
Thomas
Bühners
als
Servicechefin
den
Restaurantbetrieb
im
Drei-
Sterne-
Laden
„
la
vie″.
Schipp
kennt
die
Neulandstraße
12
schon
länger.
2005
zog
er
hier
mit
seiner
Tischlerei
„
Con3″
ein.
Der
41-
jährige
Multitasking-
Spezialist
ist
nicht
nur
Tischlermeister,
sondern
auch
studierter
Schlagzeugmusiker
und
leitete
bis
vor
Kurzem
zusammen
mit
einem
Partner
die
Schlagzeugschule
„
Ecole
de
Batterie″.
Nun
ist
er
auch
Gastro-
Unternehmer.
An
den
Kochtöpfen
steht
er
aber
natürlich
nicht
selbst.
Dafür
haben
Garthoff
und
er
die
früheren
„
la
vie″-
Köche
Jeffrey
Thomer
und
Randy
De
Jong
sowie
Frederic
Rumpenhorst
engagiert.
Sie
sorgen
für
eine
„
junge
Küche″,
modern
und
international
inspiriert.
Die
monatlich
wechselnden
Menüs
kosten
zwischen
69
und
99
Euro.
Das
Platzangebot
ist
überschaubar:
32
Personen
passen
in
den
Gastraum,
der
tatsächlich
einst
das
Kesselhaus
der
Möbelfabrik
Hagedorn
war.
„
Das
erkennt
man
unter
anderem
an
den
hohen
Fensterwänden
und
den
dünnen
Metallsprossen″,
erklärt
Sven
Schipp,
„
denn
wenn
ein
Kessel
wirklich
mal
explodiert,
dann
soll
die
Druckwelle
die
Fensterwände
herausdrücken
und
nicht
die
massiven
Mauern
zum
Einsturz
bringen.″
Im
Gegensatz
zu
Schipp
hat
Helga
Hagedorn-
Voss
den
leibhaftigen
Kessel
noch
erlebt.
Die
heute
in
Meerbusch
wohnende
Urenkelin
des
Firmengründers
verbrachte
Kindheit
und
Jugend
in
Osnabrück.
„
Als
Kinder
durften
wir
gaaaanz
vorsichtig
mal
auf
die
Dampfmaschine
hochsteigen.
Die
Wärme,
die
Geräusche
–
das
war
sehr
eindrucksvoll″,
erinnert
sie
sich.
Und
dann
zeigte
der
Heizer
ihnen
das
Feuerloch.
„
Er
sagte
uns:
„
Wenn
ihr
nicht
artig
seid,
kommt
ihr
da
rein.
Das
war
pädagogisch
natürlich
nicht
so
ganz
in
Ordnung″,
merkt
die
86-
Jährige
schmunzelnd
an,
die
in
ihrem
Berufsleben
Psychotherapeutin
für
Kinder
und
Jugendliche
war.
Befeuert
wurde
der
Kessel
mit
Holzabfällen
und
Spänen.
Der
erzeugte
Dampf
trieb
die
Maschinen
nicht
direkt
an,
sondern
erzeugte
Strom
über
einen
Generator.
Wo
heute
die
Küche
ist,
wurden
früher
die
Späne
eingeblasen.
In
den
ehemaligen
Spänebunker
wurde
eine
Zwischendecke
eingezogen.
Oben
ist
das
Schlagzeugstudio
eingerichtet.
Draußen
vor
dem
Kesselhaus
steht
nach
wie
vor
der
Schornstein.
Er
hat
heute
die
Funktion
eines
Mobilfunkmasts.
Helga
Hagedorn-
Voss
verwaltet
das
alte
Firmenarchiv.
Urgroßvater,
Großvater
und
Vater
hießen
alle
Friedrich
August
mit
Vornamen.
Das
hatte
den
Vorteil,
dass
über
Generationen
hinweg
der
Firmenname
zugleich
der
Name
des
Inhabers
war
und
der
etablierte
Markenname
„
F-
A-
H-
Möbel″
einfach
immer
passte.
Gründungsstandort
war
in
der
Turmstraße
24.
Am
28.
März
1870
meldete
Friedrich
August
I.
dort
sein
Gewerbe
als
„
Tischler
ohne
Gehülfe″,
sprich
als
Einmannbetrieb,
an.
Friedrich
August
II.
war
nicht
nur
Firmenchef,
sondern
auch
Zeichenlehrer
an
der
Gewerbeschule,
vereidigter
Sachverständiger
und
Aufsichtsrat
in
der
Osnabrücker
Holzindustrie
(OHI)
.
Er
ging
mit
den
Trends
der
Zeit.
In
den
Notjahren
des
Ersten
Weltkriegs
ließ
er
massenhaft
Holzsandalen
fertigen.
Als
die
Zwanzigerjahre
goldener
wurden,
verlegte
er
den
Schwerpunkt
auf
hochwertigen
Innenausbau
und
die
Komplettausstattung
von
Herrenzimmern
und
Speisezimmern.
Im
Kunstgewerbehaus
Carl
Schäffer
unterhielt
man
eine
eigene
Ausstellung.
Er
vollzog
den
Umzug
zur
Luisenstraße
31–33
und,
kurz
vor
seinem
Tod
1929,
die
Etablierung
des
Neubaus
Neulandstraße
12.
In
die
Zeit
Friedrich
Augusts
III.
fiel
dann
der
Bau
des
Kesselhauses
mit
der
Dampfmaschine
im
Jahr
1934
–
und
zehn
Jahre
später
die
totale
Zerstörung
im
Bombenkrieg.
Der
Neubeginn
stand
im
Zeichen
platzsparender
Anbaumöbel
–
die
Zeiten
verschnörkelten
Kunsthandwerks
waren
passé,
die
Wohnverhältnisse
beengt.
Im
Katalog
der
Kollektion
„
Hagos″
(für
Hagedorn
Osnabrück)
heißt
es:
„
Neue
Zeit
schafft
neue
Möbel.
Unsere
Lösung
,
1
Form
für
2
x
Wohnen′
bietet
die
Möglichkeit,
Wohnzimmer-
und
Schlafzimmer-
Möbel
zu
kombinieren.
Es
gibt
keine
Trennung
mehr
zwischen
Wohnraum
und
Schlafraum.″
Um
1965
stellte
Hagedorn
den
Betrieb
ein,
nachdem
die
Konkurrenz
großer
Möbelfabriken
mit
ihren
Kostenvorteilen
bei
Großserien
übermächtig
geworden
war.
In
der
Folgezeit
vermietete
die
Hagedorn-
Voß
GmbH
die
Immobilie
an
verschiedenste
Gewerbetreibende,
darunter
Tischler,
Ergotherapeuten,
Händler
für
Berufsbekleidung,
eine
Autowerkstatt,
eine
Malschule,
Restauratoren
und
Designer.
Die
Hinterhof-
Atmosphäre
scheint
ein
kreatives
und
gutes
Miteinander
zu
fördern.
Seit
Ende
2018
sorgt
das
kulinarisch
hoch
ambitionierte
Gourmet-
Restaurant
„
Kesselhaus″
dort
für
zusätzliche
Anziehungskraft.
Bildtexte:
Möbel
für
Amerika:
In
Überseekisten
verpackt,
verlässt
ein
Exportauftrag
in
den
1930er
Jahren
die
Neulandstraße
12.
„
Wohnungsausstattungen
in
gediegener
Ausführung″
waren
eine
Spezialität
der
Firma
Hagedorn.
Industrieambiente
für
Feinschmecker:
das
„
Kesselhaus″
in
der
Neulandstraße
12.
Auch
im
Inneren
des
Gourmet-
Restaurants
spiegelt
sich
die
industrielle
Vornutzung.
Foto:
Archiv
Hagedorn-
Voß,
Jörn
Martens
Autor:
Joachim Dierks