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1.
Erscheinungsdatum:
06.06.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
„Ein Haus des Friedens für alle Völker″
Zwischenüberschrift:
Die Synagoge in der Weststadt gibt es seit 50 Jahren
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Vor
50
Jahren
wurde
die
Synagoge
in
der
Weststadt
eingeweiht.
Sie
besteht
somit
heute
bereits
18
Jahre
länger
als
die
von
den
Nationalsozialisten
zerstörte
Synagoge
in
der
Rolandstraße
(1906–1938)
.
Warum
der
Neubeginn
des
jüdischen
Gemeindelebens
weit
außerhalb
des
Stadtzentrums
stattfand,
ist
eine
eigene
Geschichte
mit
vielen
Akteuren.
Jüdische
Bürger
sind
in
Osnabrück
seit
dem
13.
Jahrhundert
bezeugt.
Versammlungs-
und
Beträume
wechselten
häufig,
Standorte
waren
unter
anderem
in
der
Schweinestraße
(heute
Marienstraße)
,
Redlingerstraße,
Hakenstraße
und
Bierstraße.
Einen
großen
Fortschritt
bedeutete
1872
–
zeitgleich
mit
der
rechtlichen
Gleichstellung
aller
Juden
–
der
Erwerb
des
Hauses
Barfüßerkloster
6/
7
im
Schatten
der
Katharinenkirche,
in
dem
Synagoge
und
Schule
Platz
fanden.
1905
lebten
474
Juden
in
Osnabrück,
was
den
bisherigen
zahlenmäßigen
Höhepunkt
darstellte.
Auch
die
Finanzkraft
war
mitgewachsen.
Die
Gemeinde
beschloss
den
Bau
einer
repräsentativen
Synagoge
in
der
Rolandstraße
(heute:
Alte
Synagogenstraße)
im
Stil
der
Neuromanik.
Mit
seinem
34
Meter
hohen
Mittelbau
und
der
mächtigen
Kuppel
darüber
verkörperte
das
Gotteshaus
den
selbstbewussten
Anspruch
der
jüdischen
Gemeinde,
in
der
deutschen
Gesellschaft
angekommen
zu
sein.
Nicht
ohne
Grund
hatte
man
einen
Bauplatz
neben
der
Königlich
Preußischen
Regierung
gewählt.
In
der
Reichspogromnacht
am
9.
November
1938
setzten
SA-
Männer
die
Synagoge
in
Brand.
Durch
die
zuvor
eingeworfenen
Scheiben
drangen
die
Männer
in
den
Innenraum
ein,
zerstörten
liturgisches
Gerät,
warfen
Talmud
und
Talar
des
Kantors
auf
die
Straße,
zerhackten
das
Mobiliar
und
zündeten
es
an.
Die
Feuerwehr
durfte
nicht
löschen.
Oberbürgermeister
Erich
Gaertner
kam
die
Zerstörung
der
Synagoge
durchaus
gelegen,
wie
Forschungen
des
Historikers
Michael
Gander
beweisen.
Gaertner
hatte
schon
ein
halbes
Jahr
zuvor
versucht,
der
jüdischen
Gemeinde
das
Grundstück
Rolandstraße
3
abzukaufen
und
die
Synagoge
entfernen
zu
lassen.
Er
wollte
den
staatlichen
Stellen
einen
Anbau
an
die
Regierung
ermöglichen,
damit
sie
von
ihren
Plänen
abließen,
Schloss
und
Schlossgarten
zu
verunstalten.
Die
Gestapo
als
Hausherr
des
westlichen
Schlossflügels
hatte
nämlich
zusätzlichen
Platzbedarf
angemeldet,
der
durch
einen
Schuppen-
Anbau
am
Schloss
verwirklicht
werden
sollte.
Nun
sank
die
Synagoge
in
Schutt
und
Asche,
ohne
dass
Gaertner
etwas
dafür
hätte
tun
müssen.
Um
die
geschaffenen
Fakten
zu
zementieren,
verfügte
er
gleich
am
nächsten
Tag
den
Abbruch
der
Brandruine.
Offiziell
aus
baupolizeilichen
Gründen,
weil
die
Standsicherheit
der
Umfassungsmauern
nicht
mehr
gegeben
sei.
In
Wahrheit
sollte
die
Erinnerung
an
die
jüdische
Gemeinde
schnell
und
gründlich
ausgelöscht
werden
mit
dem
von
Gaertner
gewünschten
Nebeneffekt,
der
Staatspolizei
den
Weg
für
einen
Anbau
frei
zu
machen.
Im
Wege
einer
fragwürdigen
Zwangsversteigerung
und
eines
Grundstückstauschs
kamen
erst
die
Stadtsparkasse
und
danach
die
Regierung
1939
in
den
Besitz
des
Synagogengrundstücks
Rolandstraße
3
und
des
Schulgebäudes
und
-
grundstücks
Rolandstraße
5.
Das
geräumte
Grundstück
blieb
dann
aber
während
des
Krieges
doch
unbebaut,
weil
der
Platzbedarf
der
Gestapo
auf
andere
Weise
gelöst
worden
war.
Sie
hatte
das
in
Konkurs
gefallene
Hotel
Schaumburg
am
Schillerplatz
beschlagnahmt.
Im
August
1945
wurde
mit
Unterstützung
der
britischen
Besatzungsmacht
ein
ehemaliger
Klassenraum
in
dem
stehen
gebliebenen
Schulgebäude
Rolandstraße
5
als
provisorische
Synagoge
eingeweiht
–
für
die
wenigen
jüdischen
Holocaust-
Überlebenden,
die
nach
Osnabrück
zurückgekehrt
waren.
1949
stellte
die
Synagogengemeinde
einen
Rückerstattungsantrag
für
die
gesamte
Liegenschaft,
der
nach
komplizierten
Verhandlungen
1952
auch
Erfolg
hatte.
Sie
plante,
zwischen
Regierung
und
ehemaliger
Schule
ein
neues
Zentrum
jüdischen
Lebens
mit
23
Wohnungen
zu
errichten.
Fundamente
und
Kellergeschoss
waren
schon
fertiggestellt,
als
Regierung
und
Stadt
mit
städtebaulichen
Argumenten
den
Bau
ausbremsten.
Nach
Ansicht
Ganders
hatten
sie
dabei
im
Hinterkopf,
einen
Anbau
an
die
Regierung
auf
dem
Synagogengrundstück
doch
noch
durchzusetzen.
Sie
nutzten
Differenzen
zwischen
der
Jüdischen
Treuhandgesellschaft
und
der
jüdischen
Gemeinde
Osnabrück
geschickt
aus,
um
einen
Teil
des
Synagogengrundstücks
1953
zum
zweiten
Mal
zu
erwerben
–
dieses
Mal
rechtssicher
–
und
1956
darauf
den
schon
lange
beabsichtigten
Erweiterungsbau
zu
verwirklichen.
Die
jüdische
Gemeinde
beerdigte
ihre
Wohnbaupläne
im
wahrsten
Sinn
des
Wortes:
Sie
ließ
die
begonnenen
Kellergeschosse
wieder
zuschütten.
Ihr
war
ein
Ersatzgrundstück
angeboten
worden.
Sie
übertrug
auch
das
restliche
wiedererlangte
Eigentum
an
der
Rolandstraße
per
Ringtausch
an
das
Land
Niedersachsen,
um
in
der
Weststadt
zwischen
Ernst-
Sievers-
Straße
und
In
der
Barlage
auf
dem
Gelände
der
früheren
Sandkuhle
der
Firma
Peters
eine
neue
Synagoge
errichten
zu
können.
Am
1.
Juni
1969
wurde
diese
mit
dem
Entzünden
des
Ewigen
Lichts
und
der
Aufnahme
der
Thorarollen
feierlich
eingeweiht.
Der
Vorsitzende
des
Landesverbandes
der
jüdischen
Gemeinden
Niedersachsens,
Siegmund
Fischel,
stellte
sie
unter
das
Motto,
„
ein
Haus
des
Betens
und
ein
Haus
des
Friedens
für
alle
Völker″
zu
werden.
Der
für
1,
4
Millionen
D-
Mark
errichtete
Komplex,
zu
dem
auch
Gemeindezentrum
und
Wohnhaus
gehörten,
war
der
zweite
Synagogenneubau
in
Niedersachsen
nach
dem
Krieg.
Die
eigentliche
Synagoge
unter
der
Kuppel
im
Grundriss
eines
Davidsterns
bot
50
Gläubigen
Platz,
wobei
die
Emporen
den
Frauen
vorbehalten
waren.
Albert
Rose,
Vorsteher
einer
aus
69
Seelen
bestehenden
jüdischen
Gemeinde
im
Regierungsbezirk,
davon
25
aus
der
Stadt,
hatte
sich
maßgebend
für
den
Bau
eingesetzt.
Sein
Vorgänger
war
Philipp
Münz,
sein
Nachfolger
Ewald
Aul.
Heute
ist
es
Michael
Grünberg.
Nach
1991
nahm
Osnabrück
zahlreiche
Juden
aus
der
ehemaligen
Sowjetunion
als
Kontingentflüchtlinge
auf.
Die
kleine
Gemeinde
verfünfzehnfachte
ihre
Mitgliederzahl
in
wenigen
Jahren
auf
heute
mehr
als
1000.
Die
längst
viel
zu
klein
gewordene
Synagoge
wurde
2010
umfassend
umgestaltet.
Um
den
Kern
der
alten
Synagoge
legte
man
hufeisenförmig
einen
Erweiterungsbau.
Bildtexte:
Die
Synagoge
In
der
Barlage
bei
der
Einweihung
vor
50
Jahren.
Seit
dem
Umbau
2010
ist
die
Synagoge
von
einer
hufeisenförmigen
Erweiterung
umringt.
Die
Thora-
Rolle
präsentieren
bei
der
Weihe
1969
(von
links)
:
Gemeindevorsteher
Albert
Rose,
Siegmund
Fischel
(Vorsitzender
des
Landesverbandes
der
jüdischen
Gemeinden
)
und
Landesrabbiner
Zvi
Assaria.
Fotos:
Archiv/
Emil
Harms,
Joachim
Dierks,
Archiv/
Paul
Petschkuhn
Autor:
Joachim Dierks