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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Mehr Wertschätzung für die grünen Finger
Zwischenüberschrift:
Gemeinsames Projekt von Stadt und Hochschule soll den Blick schärfen
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück Auf die grünen Finger ist man in Osnabrück stolz. Aber viele Stadtbewohner wissen gar nicht, dass ihr Lieblingsplatz Bestandteil eines grünen Fingers ist und dass dieses System an vielen Stellen in Gefahr ist. Mit ihrem Projekt Grüne Finger″ wollen die Stadt und die Hochschule Osnabrück diesen Blick aufs Ganze schärfen. Eine wichtige Rolle fällt dabei der Landwirtschaft zu.

1, 12 Millionen Euro stellt das Bundesministerium für Bildung und Forschung über einen Zeitraum von drei Jahren bereit, um die Bedeutung der grünen Finger für das Stadtklima und die Lebensqualität der Menschen in Osnabrück zu untersuchen. Weitere 140 000 Euro fließen dem Projekt vom Bundesumweltministerium für die Entwicklung eines Freiraumentwicklungskonzepts zu. Mit den Geldern werden vor allem Jobs in der Hochschule Osnabrück finanziert.

Leiter des Projekts ist Hubertus von Dressler, der als Professor für Landschaftsplanung und Landschaftspflege auf der Gehaltsliste des Landes steht. Die Projektkoordination übernehmen zwei Frauen, die sich eine Stelle teilen. Mit jeweils einem 50-Prozent-Vertrag wurden auch die Bereiche Landwirtschaft und Pflanzenbau bedacht, dazu kommt ein Arbeitsplatz für die Raumanalyse. Eine weitere Stelle, ebenfalls auf drei Jahre befristet, wurde bei der Stadt eingerichtet.

Dabei gehe es auch um eine Mittlerfunktion innerhalb der Fachdienste, etwa der Bauleitplanung, sagt Christiane Balks-Lehmann vom städtischen Fachbereich Umwelt und Klimaschutz. Ein wichtiges Ziel sei die Neuaufstellung des Flächennutzungsplans, in dem die grünen Finger das Grundgerüst für die Stadtgliederung bilden sollten. Ein Hauptanliegen des Projekts sieht sie aber darin, Konflikte zu entschärfen und Akteure zusammenzubringen. Das könnten zum Beispiel Landwirte, Reiter und Hundebesitzer sein Menschen mit sehr unterschiedlichen Interessen, die sich aber auf gemeinsame Schnittmengen einigen könnten.

Wenn es um den Erhalt der Freiräume geht, schreibt Projektleiter Hubertus von Dressler der Landwirtschaft eine Schlüsselrolle zu. Ermutigt fühlt er sich von Begegnungen mit Bauern aus dem Stadtgebiet: Auch die Jüngeren hätten ihm versichert, dass sie ihre Flächen innerhalb der grünen Finger weiterhin als Felder und Wiesen sähen und nicht als Bauerwartungsland. Jetzt komme es darauf an, Bedingungen zu schaffen, um die Landwirtschaft und den Gartenbau in diesen sensiblen Zonen langfristig zu sichern, gibt der Professor zu bedenken. Da sei es kontraproduktiv, wenn der Pachtvertrag immer nur für kurze Zeit verlängert werde.

Eine Chance für die Existenzsicherung stadtnaher Betriebe sieht er in der Direktvermarktung. Die Hochschule will Landwirten dabei mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ein weiteres Feld für die Unterstützung könnte die pfluglose Bearbeitung des Ackers sein, um den Boden vor Austrocknung zu bewahren. Ein Thema, das angesichts der steigenden Erderwärmung immer mehr an Bedeutung gewinne, meint von Dressler.

Wer die grünen Finger langfristig sichern wolle, müsse die Äcker und das Grünland erhalten, lautet seine Devise. Als Leitbahn für frische Kaltluft in heißen Sommernächten haben Klimagutachter diesen Flächen eine herausragende Bedeutung bescheinigt, aber auch für die Naherholung und die Lebensqualität vieler Quartiere gelten sie als unverzichtbar.

Alles eine Frage der Wertschätzung, findet der Landschaftsplaner. Deshalb gehören auch öffentlichkeitswirksame Aktionen zum Projekt. Bei gemeinsamen Spaziergängen werden die vielfältigen Funktionen der Freiflächen erkundet. 500 nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Stadtbürger wurden gefragt, ob sie bereit seien, in einem Bürgerbeirat mitzuarbeiten. 60 von ihnen haben zugesagt. In einer Arbeitsgruppe soll gemeinsam mit Politikern ausgelotet werden, wie die grünen Finger weiterentwickelt werden können. Das Auftakttreffen sei erfreulich verlaufen, sagt Almuth Bennett, eine der beiden Projektkoordinatorinnen. Ihre Aufgabe beschreibt sie so: Das Projekt bestehe zwar nur für drei Jahre, aber alle Beteiligten verfolgten das Ziel, die grünen Finger dauerhaft zu erhalten.

Bildtexte:
Die Saat ist aufgegangen: Dieses Bild vom grünen Finger Westerberg zeigt, dass auch ein Maisacker einen ästhetischen Reiz haben kann.
Ein grüner Finger aus der Luft betrachtet: Im Vordergrund der Gartlager Wald und das Sandbachtal, rechts die Eisenbahnlinie Richtung Bremen und der Schinkelberg.
Fotos:
Hubertus v. Dressler, Gert Westdörp
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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