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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Fillep: Stadt kann sich Stadion leisten
Zwischenüberschrift:
Neubau sinnvoller als Sanierung? / Kommune und VfL unterzeichnen Absichtserklärung
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück Am Dienstag hat der Osnabrücker Stadtrat den Weg frei gemacht für eine Investition von rund 3, 2 Millionen Euro in die Bremer Brücke. Am Mittwochmorgen wurde eine entsprechende Absichtserklärung von Vertretern der Stadt und des VfL unterzeichnet. Womöglich war es nicht das letzte Mal, dass die Stadt Geld in die Hand nimmt, um die Grundlagen für den Profifußball zu verbessern.

Das Geld kommt von der städtischen Tochtergesellschaft OBG, die mit fünf Prozent an der VfL Osnabrück Stadion GmbH & Co. KG beteiligt ist. Den Rest der Anteile hält der Verein. Mit der Millionensumme soll die Bremer Brücke erst einmal so hergerichtet werden, dass der VfL die Lizenzbedingungen für die 2. Bundesliga einhält. Als Miteigentümer haben wir die Verpflichtung, das Stadion in einem so guten Zustand zu erhalten, dass es spielbereit ist″, sagt Thomas Fillep (SPD), Finanzvorstand der Stadt Osnabrück. Mit den ersten Arbeiten könnte das Stadion zweitligatauglich ertüchtigt werden, aber es wäre dadurch nicht auch zugleich zukunftsfähig.

Diese feine Unterscheidung treibt die Verantwortlichen des VfL Osnabrück um. Mit einer Machbarkeitsanalyse soll das Potenzial der Bremer Brücke ermittelt werden. Die Tendenz der Fachleute dürfte bestätigen, was Beobachter seit Jahren ahnen: Am aktuellen Standort ist mit aktuell 16 000 Zuschauern das Limit erreicht.

So schön die Lage mitten im Wohngebiet ist, sie schränkt die baulichen Erweiterungsmöglichkeiten ein. Falls die Deutsche Fußball-Liga eines Tages eine höhere Mindestkapazität vorschreiben sollte, stünde der VfL vor Problemen. Hinzu kommt: Für eine Nutzung außerhalb des Fußballs, zum Beispiel für Konzerte, ist die Arena bislang aus technischen Gründen nicht geeignet.

Nicht zu vergessen: Nach den ersten Akutmaßnahmen in diesem Jahr wird es weiteres Geld kosten, um das Stadion dauerhaft auf Vordermann zu bringen. Ein zweistelliger Millionenbetrag ist im Gespräch. An den grundsätzlichen Einschränkungen würde sich dadurch nichts ändern.

Die Kosten der Grundsanierung der Bremer Brücke werden noch ermittelt. Wie wir bei der Osnabrück-Halle gesehen haben, war die Sanierung dort nur unwesentlich billiger als ein Neubau″, sagt Fillep. Als mögliche Referenz für das Stadion führt er Regensburg an. Dort wurde 2015 die Continental-Arena eröffnet multifunktional nutzbar, mit Platz für 15 000 Zuschauer und einem Erweiterungskonzept. Kosten: 28 Millionen Euro. Wenn ich so viel Geld in die Hand nehme, will ich auch in 20 Jahren noch etwas davon haben″, erklärt Fillep die Sicht des Stadtkämmerers.

Für den Finanzvorstand liegt auf der Hand: Wenn die Politik entscheidet, dass es Profifußball in Osnabrück geben soll, dann muss die Stadt dafür die Infrastruktur für einen angemessenen Mietzins zur Verfügung stellen″. In vielen anderen Städten sind die Kommunen Inhaber der Stadien. In Osnabrück gehört das Grundstück der Stadt, die Aufbauten dem VfL und der OBG. Die Konstellation stammt aus der Präsidentschaft von Hartwig Piepenbrock. Der langjährige Präsident, Mäzen und Sponsor trieb Mitte der 90er-Jahre die Übernahme des Stadions durch den VfL voran und setzte dabei auch das Recht durch, über den Stadionnamen verfügen zu können. Die Zustimmung zur Umbenennung fiel dem Rat 1995 viel schwerer als die Übergabe des Stadions an den Verein; die Stadt war froh, von den jährlichen Unterhaltskosten von 300 000 DM befreit zu werden. .

Die Kosten für die Instandhaltung hängen seitdem wie ein Mühlstein am Hals des VfL, der die Verantwortung für die Arena gerne längst wieder abgegeben hätte. Seit dem Zweitligaaufstieg 2000 hat der Verein nach eigenen Angaben etwa zehn Millionen Euro (inklusive der Nordtribüne) in die Bremer Brücke investiert; dazu kommen die laufenden Betriebskosten.

Nach Filleps Ansicht gehört ein Stadion, in dem nicht nur Fußball gespielt wird, sondern auch Konzerte stattfinden könnten, zu den positiven Standortfaktoren einer Stadt, genau wie das Theater″. Je attraktiver die Stadt, desto eher rechnen sich Leuchtturm-Investitionen, lautet die Kalkulation: Wenn mehr Menschen in Osnabrück leben und arbeiten, steigen auch die Steuereinnahmen und die Schlüsselzuweisungen vom Land.

Die Stadt Münster will 40 Millionen Euro in die Modernisierung des Preußenstadions stecken. In Karlsruhe soll der Umbau des Wildparks insgesamt rund 123 Millionen kosten. Auf solch einem Niveau will sich Fillep nicht bewegen, aber wir brauchen den Vergleich grundsätzlich nicht zu scheuen″. Da Osnabrück konsequent seine Verschuldung zurückfahre, könne sich die Stadt grundsätzlich ein neues Stadion leisten, wenn sie es wolle. Die Finanzkraft ist derzeit noch da, und wir würden damit in die Zukunft unserer Stadt investieren.″

Das Vorhaben müsste allerdings zunächst geplant, kalkuliert und im Rat der Stadt intensiv beraten werden. Es stehe außerdem unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Rats und der Kommunalaufsicht. Der Verein und seine Sponsoren sollen dem Rat dann auch eine angemessene Eigenbeteiligung dafür vorschlagen″, sagt Fillep. Die Ratspolitiker hatten am Dienstag schon deutlich gemacht, dass sie bei einem weiteren Investitionsschritt auch ein Engagement des Landes, des Landkreises, des VfL und seiner Sponsoren erwarten würden.

Ein neues Jugendleistungs- und Trainingszentrum könnte perspektivisch auch im Landkreisliegen. An der Illoshöhe seien die Bedingungen alles andere als ideal. Die Trainingsplätze seien kleiner als im Stadion; einer habe zudem ein Gefälle. Ein Umzug in eine nahe Landkreisgemeinde würde zudem eine Brücke schlagen zwischen Stadt und Landkreis, wobei ich da eh keine Grenzen sehe, sondern alles als eine Region verstehe″. Oft werde zwischen den kommunalen Ebenen streng unterschieden. In der Politik sei es aber genau wie im Fußball: Wenn wir zusammenarbeiten, dann sind wir auch erfolgreich.″ Falls das Jugendleistungs- und Trainingszentrum an den Landkreis gehe, sei dies auch nicht als lästige Pflicht oder Belastung zu verstehen, sondern als ausgestreckte Hand und ein Geschenk an den Landkreis″, sagt Fillep. Schließlich sei der VfL nicht nur Markenbotschafter der Stadt, sondern der ganzen Region.

Das sind alles noch Gedankenspiele. Außer den Erwartungen an die Infrastruktur muss der VfL auch die sportlichen Voraussetzungen für eine weitere Zugehörigkeit in der 2. Liga erfüllen. Wie es dann mit dem Stadion weitergeht, wird erneut ein Thema für die Politik sein. Die grundlegende Frage, die die Ratspolitiker beantworten müssen, hat Fillep schon formuliert: Will die Stadt einen Profifußballverein haben?

Bildtext:
Das Stadion an der Bremer Brücke muss modernisiert werden, um den Zweitliga-Ansprüchen zu genügen.
Foto:
Gert Westdörp
Autor:
Johannes Kapitza, Harald Pistorius


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