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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
„Müßiggänger″ macht es sich im Jäger bequem
Zwischenüberschrift:
Künstler enthüllt aus Holz der gefällten Kastanie geschnitzte Skulptur
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück Ein Stück der alten Kastanie, die im Biergarten der Osnabrücker Traditionskneipe Grüner Jäger″ gefällt werden musste, ist dort wieder aufgetaucht. Der Osnabrücker Holzbildhauer Franz Greife hat daraus die lebensgroße Skulptur Der Müßiggänger″ gemacht.

Vor eineinhalb Jahren musste die rund 150 Jahre alte Kastanie im Zentrum des Wintergartens schweren Herzens gefällt werden. Nun taucht zumindest ein Teil von ihr an fast selber Stelle und in anderer Form wieder auf. Denn der Osnabrücker Holzbildhauer Franz Greife hat aus einen etwa zwei Meter hohen, unteren Stammstück eine lebensgroße Skulptur gefertigt. Genau dort, wo lange Zeit der markante Baum stand, liegt nun ein Mann, der aus demselben feinen, alten Holz geschnitzt ist. Das passt, denn ebenso, wie mancherorts Kastanien vom Aussterben bedroht sind, gilt dies auch für Kneipen und die Kneipenkultur.

Die Schaffung sogenannter dritter Orte″ der Begegnung und des Austauschs neben der Familie und dem Arbeitsplatz ist daher in aller Munde. In dem seit 1859 als Biertränke″ bestehenden Traditionslokal im Schatten der Katharinenkirche rennt man damit allerdings drei Jahrhunderte offene Türen ein. Bis heute ist der Grüne Jäger″ ein florierender Treffpunkt für die unterschiedlichsten Bewohner der Stadt. Der Müßiggänger″ hat Greife denjenigen genannt, der nun dort quasi eingezogen ist. Damit möchte der Künstler, der seinerzeit als Abiturient selbst Stammgast im Jäger″ gewesen ist, auf den Aspekt nicht nur der physischen Einkehr in eine Kneipe, sondern auch der inneren Einkehr″, des Innehaltens und der Besinnung vom Alltag″ hinweisen. Das Thema Müßiggang sei schon immer ein weltweites Thema der Kunst und Kultur gewesen und nicht zuletzt selbst eine Kunst, betont er.

Seit mehr als 30 Jahren arbeitet Greife mit Holz in den ersten zehn Jahren noch in der Möbelproduktion, bevor er das Material als Rohmasse für Skulpturen entdeckt hat. Das Stück Jäger-Kastanie hat sich dabei als recht tückisch erwiesen. Zum einen musste es von allerlei Eisenteilen befreit werden, die unter anderem als Führungselemente für Stromkabel gedient haben. Und zum anderen stellte sich schon beim ersten Zuschnitt des Rohlings mit der Kettensäge heraus, dass der Stamm innen hohl ist und der Künstler somit weniger Volumen zur Verfügung hatte als ursprünglich gedacht. Das führte dazu, dass der Müßiggänger nun buchstäblich ein Hohlkreuz hat, welches aber nicht zu sehen ist, da er in 2, 30 Meter Höhe in seiner Gänze selbst unübersehbar auf einem Podest an einer Wand liegt.

Dabei wirkt er alles andere als hölzern, sondern zutiefst menschlich. Nicht nur dem Künstler, sondern auch Jäger-Chef Pascal Rupp war es wichtig, dass der neue Stammgast aus dem Holzstamm nicht als müder und verstrahlter Trunkenbold erscheint, sondern offenen Auges bei Sinnen ist, positiv wach und entspannt aussieht, Ruhe, Zufriedenheit und Friedlichkeit ausstrahlt. Er selbst habe Modell gestanden und das sei ihm nicht schwergefallen″, verriet der Gaststättenbetreiber augenzwinkernd bei der feierlichen und gefeierten Enthüllung der neuen Holzskulptur am Sonntagmittag.

Die geladenen Gäste und die zufällig anwesende Frühschoppengesellschaft bekamen im Anschluss auch einen Film zum Arbeitsprozess zu sehen. Auch erinnerte Rupp daran, dass aus anderen Teilen der Kastanie bereits ein Wandbrett und zwei Tische gemacht worden sind und Frühstücksbrettchen, die zugunsten einer Baumpatenschaft zum Verkauf angeboten wurden. Der liegende, dabei aber über allen thronende Mann wie ein Baum″ ist nun jedoch das Herz- und Prunkstück der Wiederverwertung und könnte zum neuen Markenzeichen des Jägers″ werden.

Bildtexte:
Enthüllt von Fuß bis Kopf von Holzbildhauer Franz Greife: In unmittelbarer Nähe von dem Ort, an dem im Grünen Jäger″ früher die Kastanie stand, liegt nun ein entspannter Mann.
Die Kastanie im Grünen Jäger″ war krank und musste vor anderthalb Jahren gefällt werden.
Fotos:
Thomas Osterfeld, Archiv/ Gert Westdörp
Autor:
Matthias Liedtke


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