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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
„Kein Lkw-Fahrer fährt gerne durch Osnabrück″
Zwischenüberschrift:
Logistiker testen Verkehrssituation auf dem Wall – mit dem Rad
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück Perspektivwechsel extrem: Mehrere Spediteure aus Osnabrück haben sich am Freitag auf das Rad geschwungen und eine Tour durch die Stadt unternommen. Es macht keine Freude, mit dem Rad über den Wall zu fahren″, resümierte Rolf Meyer, geschäftsführender Gesellschafter des Textillogistikers Meyer & Meyer, anschließend.

Die Tour war Teil des 1. Osnabrücker Bike Day″ für mehr Sicherheit im Innenstadtverkehr, organisiert von der Allianz für Sicherheit, einem Aktionsbündnis Osnabrücker Logistiker. Denn allein seit 2014 starben in Osnabrück fünf Radfahrer sowie drei Fußgänger bei Unfällen mit Lkw. Alle fünf Radfahrer waren unter rechts abbiegende Lkw geraten, die ihnen die Vorfahrt genommen hatten.

Kein Lkw-Fahrer fährt gerne durch die Stadt Osnabrück, so wie es uns heute keine Freude bereitet hat, mit dem Rad über den Wall zu fahren″, sagte Meyer nach den elf Kilometern. Rund 20 Vertreter der großen lokalen Speditionen wie Meyer & Meyer, Hellmann, Nosta und Koch sowie der Stadt Osnabrück hatten eine Runde auf dem Wall zurückgelegt. Wolfgang Driehaus vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club Osnabrück (ADFC) führte die Tour an und informierte an drei Stationen über die Gefahrenstellen für Radfahrer.

Und er hatte viel zu berichten. Die Radwege auf dem Wall seien an vielen Stellen zu schmal. Wo Radfahrer an parkenden Autos vorbeifahren müssen, fahre die Angst vor sich plötzlich öffnenden Autotüren stets mit, sagte Driehaus an der Einmündung zu Katharinenstraße, dem ersten Haltepunkt.

Die rund 20 Teilnehmer machten aber offenbar Eindruck, denn die meisten Auto- und Lkw-Fahrer hielten beim Überholen genügend Abstand. Anders verhalte es sich, wenn ein Radfahrer alleine auf dem Wall unterwegs sei. Als Gruppe sind wir einigermaßen sicher″, sagte Driehaus. Solange kein Lkw kommt″, entgegnete daraufhin ein Teilnehmer.

Wie schwer es Radfahrer teilweise auf dem Wall haben, wurde am Natruper-Tor-Wall deutlich. Dort kam es zu brenzlichen Situationen, als die Gruppe vom Radweg am Fahrbahnrand auf die Radspur in Richtung Heger-Tor-Wall wechselte und zwangsläufig die Autospur kreuzen musste. Fast kam es zur Kollision. Nicht umsonst hatte es in der Einladung zum Bike Day″ geheißen: Die Teilnahme an der Radtour erfolge auf eigene Gefahr″.Halt an Todeskreuzung″

An der Ecke Johannistorwall und Kommenderiestraße, der zweiten Station, stehen zwei sogenannte Ghost Bikes, die an getötete Radfahrer erinnern. Hier müssten eigentlich drei stehen″, sagte Driehaus. Drei Radfahrer waren dort in den vergangenen Jahren unter abbiegenden Lkw ums Leben gekommen. Damit hat die Kreuzung traurige Berühmtheit erlangt, doch die Stadt tat, was nötig war″, so Driehaus.

Denn die Stadt hatte den Radweg vor der Kreuzung an die Fahrbahn geholt und für Autos und Lkw eine reine Abbiegerspur eingerichtet. Radfahrer erhalten nicht mehr gleichzeitig Grün mit dem abbiegenden Verkehr. Wir haben hier absolute Sicherheit″, sagte Stadtbaurat Frank Otte. Da seien die vermehrten Blechschäden nach dem Umbau der Kreuzung zu vernachlässigen.

Sicherheit gebe es aber nur, solange Radfahrer nicht bei Rot abbiegen″, ergänzte der Stadtbaurat; denn wenige Sekunden zuvor war ein Radfahrer vor den Augen der Teilnehmer bei Rot abgebogen.

Am Goethering, der dritten Station, mahnte Driehaus die Parkreihe vor dem Berliner Platz an. Radfahrer würden dahinter aus dem Sichtfeld der Auto- und Lkw-Fahrer verschwinden. Das könne tödlich enden wie im Oktober 2016, als ein abbiegender Lkw eine 59-jährige Radfahrerin unter sich begrub. Zur Vermeidbarkeit des Unfalls kam an dieser Stelle eine Diskussion zwischen ADFC-Funktionär Driehaus und Logistiker Meyer auf, wobei die Meinungen durchaus auseinandergingen.Selbstverpflichtungen

Stadtbaurat Otte kündigte an, Radfahrern dort mehr Platz verschaffen zu wollen. Die Parkplätze sollen zugunsten eines breiteren Radwegs weichen, der Radweg soll direkt vor der Kreuzung an den Fahrbahnrand verlegt werden. Eine getrennte Ampelschaltung wie an der Kommenderiestraße soll Unfälle verhindern. Derzeit werde die Umsetzbarkeit dieser Ideen geprüft. Mit ein wenig Farbe und ein paar Pollern wäre in dem Abschnitt gar ein breiter geschützter Radweg möglich eine sogenannte Protected Bike Lane, sagte Otte.

Nach der gemeinsamen Rundfahrt tauschten sich die Vertreter des Transportgewerbes aus, wie der innerstädtische Verkehr sicherer gestaltet werden könne. Einige lokale Logistiker hatten sich hierzu längst Selbstverpflichtungen auferlegt: die Meidung der Innenstadt, sofern möglich, sowie die Installation von Abbiegeassistenten in ihren Lkw.

Bildtext:
Im Oktober 2016 starb eine Radfahrerin am Berliner Platz unter diesem Lkw.
Foto:
Archiv/ David Ebener
Autor:
Jörg Sanders


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