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1.
Erscheinungsdatum:
07.05.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Landesarchiv zeigt zum 150-Jährigen seine Schätze
Zwischenüberschrift:
An diesem Freitag Tag der offenen Tür / Wie sich Erich Maria Remarque mit einem Dorfpfarrer stritt
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Vor
150
Jahren
schlug
die
Geburtsstunde
des
Königlich
Preußischen
Staatsarchivs
am
Standort
Osnabrück.
Namen
und
Dienstherren
wechselten,
aber
im
Kern
hat
das
heutige
Niedersächsische
Landesarchiv
(NLA)
die
gleichen
Aufgaben
wie
zur
Gründungszeit.
Sie
auch
in
der
breiteren
Öffentlichkeit
bekannter
zu
machen
ist
das
Ziel
des
Jubiläumsprogramms.
An
diesem
Freitag
laden
das
Archiv
und
der
Historische
Verein
zu
einem
Kolloquium
ein:
Vormittags
geht
es
im
Schloss
mit
Vorträgen
zur
Archivtheorie
und
-
geschichte
eher
theoretisch
zu
(siehe
hvos.hypotheses.org/
3015)
.
Aber
am
Nachmittag
öffnet
das
Archiv
in
der
Schlossstraße
29
von
14
bis
17
Uhr
seine
Türen.
Standortleiterin
Birgit
Kehne
und
ihr
Team
warten
einerseits
mit
praxisbezogenen
Vorträgen
auf,
andererseits
dürfen
die
Besucher
sich
einen
Eindruck
davon
verschaffen,
was
so
alles
in
den
10,
5
Regal-
Kilometern
und
den
Tausenden
von
Schubfächern
verborgen
ist.
Was
gehört
dazu?
Thomas
Brakmann
als
stellvertretender
Standortleiter
weiß
es:
„
Generell
kann
man
sagen:
Unterlagen,
die
einmalig
sind
und
Fragen
zur
Vergangenheit
beantworten
können.
Also
Akten,
Amtsbücher,
Karten,
Pläne,
Fotografien,
Filme,
Tonträger,
Urkunden,
Siegel.″
In
erster
Linie
handelt
es
sich
um
ausgesuchtes
Schriftgut
der
Landesbehörden,
die
in
der
Stadt
Osnabrück
sowie
in
den
Landkreisen
Osnabrück,
Emsland
und
Grafschaft
Bentheim
ihren
Sitz
haben.
Neben
dem
Behördenschriftgut
übernimmt
das
NLA
auch
Nachlässe
bedeutender
Persönlichkeiten,
Familien-
,
Guts-
und
Adelsarchive
sowie
Schriftgut
aus
dem
Bereich
der
Wirtschaft.
Eine
Besonderheit
des
Standortes
Osnabrück
ist,
dass
hier
über
Kooperationsverträge
auch
Archivalien
der
Stadt
und
des
Landkreises
Osnabrück
sowie
der
Osnabrücker
Hochschulen
verwahrt
werden.
Nicht
jedes
Landgerichtsurteil
und
nicht
jede
Personalakte
eines
Lehrers
wird
für
die
Ewigkeit
aufbewahrt.
Aber
wenn
es
um
später
prominent
gewordene
Persönlichkeiten
geht
wie
etwa
Erich
Maria
Remarque,
dann
schon.
Dem
Prüfungszeugnis
des
Katholischen
Lehrerseminars
darf
man
entnehmen,
dass
Seminarist
Erich
Remark
–
so
schrieb
er
sich
1919
noch
–
im
Fach
Deutsch
nicht
über
ein
„
Genügend″
hinauskam,
dafür
sich
im
folgenden
Jahr
umso
heftiger
mit
dem
Pfarrer
Brand
aus
Klein
Berßen
kabbelte,
der
als
Schulvorstand
ihm
die
Gehaltszahlung
verweigern
wollte.
„
Eine
Gerichtsverhandlung
würde
mir
Gelegenheit
geben,
Ihre
lügnerischen
Angaben
aufzudecken″,
schrieb
Remark
im
November
1920
an
den
Pfarrer,
und:
„
Nur
auf
zum
Kampf!
Ich
fürchte
mich
nicht!
Bis
jetzt
ist
mir
jeder
Gegner
unterlegen!
Ich
habe
Recht
und
führe
deshalb
den
Kampf
öffentlich!
Ich
erwarte
lächelnd
Ihren
ersten
Hieb.″
Von
einem
anderen
Osnabrücker
Prominenten
ist
die
Entnazifizierungsakte
erhalten,
von
Rechtsanwalt
Hans
Calmeyer.
Darin
finden
sich
Schreiben
mehrerer
Angehöriger
des
niederländischen
Widerstands,
die
Calmeyers
untadelige
Haltung
hervorheben
und
bedauern,
dass
das
Verfahren
gegen
ihn
sich
so
lange
hinziehe.
Das
liege
nicht
nur
an
der
hohen
Stellung,
die
Calmeyer
im
Deutschen
Generalkommissariat
für
die
besetzten
Niederlande
innegehabt
habe,
sondern
auch
an
seiner
„
seltenen
Charakterfestigkeit″,
mit
der
er
„
jede
Erleichterung
oder
Vergünstigung
ablehnte
mit
der
Begründung,
dass
er
lediglich
seine
Pflicht
getan
habe″
.
Am
Beispiel
einer
Familie
Reffelt
aus
Ankum
lässt
sich
die
Not
der
Landbevölkerung
im
19.
Jahrhundert
ablesen.
Der
Briefwechsel
mit
in
die
USA
ausgewanderten
Familienmitgliedern
enthält
Fotos
aus
dem
Jahr
1869,
also
aus
der
Gründungszeit
des
Archivs.
In
den
Auswanderungsakten
finden
sich
Verträge
der
Auswanderer
mit
der
Reederei
oder
deren
Agenten.
Ein
Agent
Fortmann
aus
Engter
war
1853
in
den
Ruf
geraten,
er
habe
daran
mitgewirkt,
Militärpflichtige
gegen
Bezahlung
außer
Landes
zu
bringen.
Schmunzeln
darf
man
beim
Studium
einer
Verwaltungsgerichtsakte
aus
dem
Jahr
1951,
in
der
ein
Filmverleih
aus
Hamburg
gegen
den
Kreistag
des
Kreises
Lingen
klagt
wegen
Aufführungsverbots
des
Tonfilms
„
Die
Sünderin″.
In
Lingen
hatte
der
Film
mit
der
kurzzeitig
unbekleideten
Hildegard
Knef
in
der
Hauptrolle
nicht
gezeigt
werden
dürfen
„
wegen
Verstoßes
gegen
Sitte
und
Moral″
und
„
Bedrohung
der
öffentlichen
Ordnung
und
Sicherheit″.
Als
Gutachter
äußert
sich
unter
anderen
Dr.
Josef
Schwetje,
damals
Leiter
des
Carolinums.
Er
sieht
darin
eine
„
verlogene
Romantisierung
der
Prostitution″
und
urteilt:
„
Ich
muss
die
Gesamtwirkung
des
Films
als
destruktiv
bezeichnen
und
ihn
aus
künstlerischen
und
vor
allem
aus
ethischen
Gründen
ablehnen.″
Der
Fall
wurde
schließlich
vom
Bundesverwaltungsgericht
zugunsten
des
Filmverleihs
entschieden
–
und
ging
als
„
Sünderin-
Fall″
in
die
Rechtsgeschichte
ein.
In
den
Archivalien
der
Fachhochschule
stößt
man
auf
eine
weitere
Verfügung,
die
aus
heutiger
Sicht
eher
amüsiert:
1976
spricht
der
Rektor
ein
allgemeines
Rauchverbot
in
den
Räumen
der
FH
aus.
Er
begründet
dies
auf
zwei
Seiten
mit
medizinischen
Argumenten.
Ausgenommen
sind
Kantinenräume
und
Flure.
Jeder
Dozent
hatte
eine
Quittung
zu
unterschreiben,
mit
der
er
seine
persönliche
Verantwortung
dafür
anerkennt,
dass
in
seinen
Lehrveranstaltungen
nicht
geraucht
wird.
Diese
wenigen
Beispiele
sollen
einen
Eindruck
davon
vermitteln,
welch
unterschiedliche
Archivalien-
Gattungen
und
welch
enorme
Bandbreite
an
Themen
in
den
Regalen
schlummern.
Aber
Vorsicht!
Wer
einmal
eintaucht,
beißt
sich
fest.
Bildtext:
Das
Niedersächsische
Staatsarchiv
hieß
zunächst
Königlich
Preußisches
Staatsarchiv.
10,
5
Regal-
Kilometer
stehen
im
Staatsarchiv
zur
Verfügung.
Aufgehoben
wird
alles,
was
für
Forscher
vielleicht
noch
einmal
eine
Bedeutung
hat.
Fotos:
David
Ebener
Autor:
Joachim Dierks