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1.
Erscheinungsdatum:
02.05.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Vor
100
Jahren
Überschrift:
Als die „Eierfrage″ die Gemüter erhitzt
Zwischenüberschrift:
April 1919: Reservelazarett wird geschlossen, Kaiser-Bilder bleiben abgehängt
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Im
April
1919
gibt
es
in
Osnabrück
wie
auch
in
anderen
deutschen
Städten
kaum
noch
Eier.
Über
die
Zwangsbewirtschaftung
von
Nahrungsmitteln
ist
zuvor
zwar
viel
geschimpft
worden.
Doch
die
jetzt
erfolgte
Handelsfreigabe
für
Hühnereier
zeigt
die
Kehrseite:
Eier
sind
für
Normalverdiener
nicht
mehr
erschwinglich.
40
Pfennig
werden
1919
für
ein
Ei
verlangt,
und
das
bei
einem
Arbeiterstundenlohn
von
deutlich
unter
einer
Mark.
Zum
Vergleich:
Heute
kann
sich
ein
Facharbeiter
für
seinen
Stundenlohn
locker
50
Eier
leisten,
sogar
aus
Freilandhaltung.
„
Von
rücksichtslosen
Händlern
und
Hamsterern
werden
den
Erzeugern
für
die
beliebte
Ware
Phantasiepreise
geboten,
die
beim
Weiterverkauf
ins
Ungemessene
gesteigert
werden″,
führt
man
im
„
Osnabrücker
Tageblatt″
Klage.
Das
sei
umso
dramatischer,
als
die
Hauptnährmittel
für
die
städtische
Bevölkerung
auch
immer
knapper
würden.
„
Vollmilch
kennen
die
meisten
Städter
nur
dem
Namen
nach
–
Magermilch
kann
alle
14
Tage
nur
½
Liter
pro
Kopf
geliefert
werden.″
Fleisch
wird
laufend
knapper.
Der
Fettmangel
zwingt
die
Hausfrauen,
Wassersuppen
und
magere,
mit
Brühwürfeln
hergestellte
Gemüsespeisen
auf
den
Tisch
zu
bringen.
Der
Hausfrauenbund
wendet
sich
daher
mit
einem
Appell
an
die
Landfrauen:
„
Habt
ein
Einsehen!
Helfet
den
Hunger
bekämpfen,
indem
Ihr
gewissenlose
Aufkäufer
und
Großhamsterer
abweist,
indem
Ihr
Eure
Erzeugnisse
der
notleidenden
städtischen
Bevölkerung
über
die
bisherigen
Sammelstellen
zuführt,
indem
Ihr
für
Euch
ausreichende,
für
die
Städter
aber
erträgliche
Preise
fordert!
″
Hunger
gehöre
bekanntlich
–
wie
die
Arbeitsscheu
und
die
Arbeitslosigkeit
–
zu
den
tieferen
Ursachen
des
aufkeimenden
Bolschewismus.
Zugverkehr
eingeschränkt:
Im
besetzten
Ruhrgebiet
streiken
die
Bergarbeiter.
Das
hat
ausbleibende
Kohlenzufuhr
für
die
Bahn
zur
Folge.
Die
Bahn
muss
den
Zugverkehr
stark
einschränken,
auch
den
Güterverkehr.
Private
Bahnreisen
dürfen
nur
angetreten
werden,
wenn
man
eine
amtliche
Dringlichkeitsbescheinigung
vorlegt
über
Anlass
und
Unaufschiebbarkeit
der
Reise.
Die
Bescheinigung
wird
auf
der
Fahrkartenausgabe
abgestempelt
und
muss
am
Zielbahnhof
zugleich
mit
der
Fahrkarte
abgegeben
werden.
Die
Einschränkungen
auf
der
Schiene
wiederum
führen
zu
Beeinträchtigungen
der
städtischen
Lebensmittelversorgung.
Die
Verteilung
der
Butterrationen
und
der
Marmelade
wird
in
der
Karwoche
auf
Karsamstagnachmittag
verschoben.
Entlastung
verspricht
die
Nachricht,
dass
bald
mit
dem
Eintreffen
von
amerikanischen
Lebensmitteln
zu
rechnen
ist.
Für
Osnabrück
wird
die
Ausgabe
von
125
Gramm
amerikanischem
Speck,
50
Gramm
amerikanischem
Schmalz
und
einem
halben
Pfund
Weizen-
Auszugsmehl
pro
Kopf
und
Woche
angekündigt.
„
Mit
Freude
ist
der
Beginn
der
fremden
Zufuhr
zu
begrüßen,
handelt
es
sich
doch
dabei
nicht
allein
um
die
Bekämpfung
der
Lebensmittelnot,
sondern
auch
um
die
Wiederanknüpfung
der
Handelsbeziehungen
zwischen
den
Völkern″,
schreibt
die
Zeitung.
Haus
Leffers:
Das
Reserve-
Lazarett
des
Vaterländischen
Frauenvereins
im
Kaufhaus
Leffers
in
der
Johannisstraße
wird
geschlossen.
Die
Vorbereitungen
zur
Eröffnung
in
seiner
eigentlichen
Zweckbestimmung
als
Textilkaufhaus
können
beginnen.
Das
vom
Bremer
Architekten
Georg
Rehberg
im
Stil
des
„
Neuen
Bauens″
entworfene
Kaufhaus
war
schon
1914
fertig
und
bereits
mit
Ware
bestückt,
konnte
dann
aber
wegen
des
Kriegsausbruchs
nicht
eröffnet
werden.
Die
männlichen
Beschäftigten
mussten
an
die
Front.
Schon
bald
zeichnete
sich
ab,
dass
die
Kapazitäten
in
den
etatmäßig
vorgehaltenen
Militärlazaretten
angesichts
der
Masse
der
Kriegsverwundeten
nicht
ausreichen
würden.
Der
Vaterländische
Frauenverein
richtete
ein
Reservelazarett
im
Haus
Leffers
ein.
Nun
wird
Abschied
gefeiert.
Die
letzten
Patienten,
Schwestern,
Ärzte
und
die
Damen
vom
Frauenverein
nehmen
an
einer
blumengeschmückten
Tafel
„
im
großen
Saal,
der
sonst
so
viel
Leid
und
Not
gesehen
hat″,
Platz.
Mehr
als
3000
Soldaten
haben
hier
Aufnahme,
Pflege
und
Heilung
oder
wenigstens
Linderung
gefunden.
Der
Rotkreuz-
Vorstand
spricht
an
erster
Stelle
der
Vorsitzenden
des
Frauenvereins,
Agnes
Schoeller,
den
Dank
für
die
geleisteten
„
Liebesdienste″
aus.
Man
trennt
sich
dann
„
mit
dem
schönen,
aber
auch
wehmütigen
Gefühl,
daß
eine
große
reiche
Aufgabe
des
Vereins
hiermit
ihr
Ende
gefunden
hat″.
Ehrung
für
„
Afrikaner″:
Generalmajor
Paul
von
Lettow-
Vorbeck
übernimmt
Anfang
April
im
Rahmen
der
in
Gründung
befindlichen
Reichswehr
die
Marine-
Division,
in
die
auch
die
Überlebenden
seiner
Ostafrika-
„
Schutztruppe″
eingegliedert
sind.
Später
beim
Kapp-
Putsch
wird
diese
Division
noch
eine
unrühmliche
Rolle
spielen.
Noch
im
März
ist
Lettow-
Vorbeck
mit
den
heimgekehrten
„
Helden
Deutsch-
Ostafrikas″
in
Osnabrück
begeistert
empfangen
worden.
Die
Feier
hat
sich
nicht
auf
dem
Hauptbahnhof
abgespielt,
sondern
in
der
Verband-
und
Erfrischungsstelle
im
alten
Bremer
Bahnhof,
die
„
unter
reichster
Verwendung
von
Girlanden
und
Tannengrün
in
eine
freundliche
Festhalle
umgewandelt″
wurde.
Die
Spitzen
der
Stadt,
des
Militärs,
Landräte
und
auch
Bischof
Berning
danken
„
unseren
Afrikanern″
für
ihr
„
Heldentum
im
fernen,
von
der
Heimat
abgeschnittenen
afrikanischen
Erdteil″.
Mehrere
Redner
unterstreichen
die
Notwendigkeit
deutscher
Kolonien.
Lettow-
Vorbeck,
wie
all
seine
Soldaten
in
Tropen-
Uniform
mit
Tropenhelm,
trägt
sich
ins
Goldene
Buch
der
Stadt
ein.
Leserbrief:
Ein
Leser
aus
Sutthausen
beschwert
sich
im
„
Tageblatt″:
„
Es
wäre
endlich
mal
an
der
Zeit,
daß
die
Sutthauserstraße
abends
besser
beleuchtet
und
daß
vor
allem
der
Bürgersteig
gepflastert
wird,
denn
so
kann
man
sich
Arme
und
Beine
brechen.
Aber
in
all
diesen
Sachen
werden
wir
zum
Landkreis
gerechnet,
nur
im
Steuerzahlen
nicht.″
Verbotener
Kaiserkult:
Der
preußische
Kultusminister
Haenisch
weist
in
einem
Erlass
darauf
hin,
dass
es
verboten
ist
und
bleibt,
in
den
Schulräumen
Bilder
oder
Büsten
des
Kaisers
oder
des
früheren
Kronprinzen
anzubringen.
Die
Bilder
sind
nach
der
„
Novemberumwälzung″
aus
den
Schulen
entfernt
worden.
In
letzter
Zeit
soll
es
vorgekommen
sein,
dass
Kreisschulinspektoren
auf
die
Lehrer
eingewirkt
haben,
diese
Bilder
wieder
hervorzuholen
und
aufzuhängen.
Die
neue
Regierung
müsse
streng
darauf
halten,
dass
die
Schulen
nicht
zu
Kundgebungen
missbraucht
würden,
die
sich
gegen
die
neue
Staatsordnung
richteten.
Wie
spät
ist
es?
Noch
gibt
es
keine
Rundfunkprogramme
und
damit
auch
keine
Zeitansagen.
Besonders
die
Seefahrer
brauchen
für
die
Navigation
aber
eine
exakte
Zeitübermittlung.
Sie
wird
über
drahtlose
Telegrafie
von
großen
Stationen
wie
Nauen
oder
Eiffelturm
besorgt.
Aber
auch
das
breite
Publikum,
das
häufig
mit
Uhren
von
geringer
Ganggenauigkeit
auskommen
muss,
wünscht
sich
Derartiges.
Dazu
schlägt
ein
Dr.
von
Gutfeld
in
der
„
Umschau″
vor:
„
Die
Elektrizitätszentralen
sollten
zu
bestimmten
Zeiten,
etwa
abends
8
Uhr,
etwa
dreimal
hintereinander
den
Strom
kurz
unterbrechen.
Die
beiden
ersten
Unterbrechungen
würden
zur
Aufmerksamkeit
auffordern,
die
dritte
gibt
genau
8
Uhr
an.″
Der
Vorschlag
verdiene
ernsthafte
Empfehlung,
meint
die
Zeitung.
Bildtext:
Das
Kaufhaus
Leffers
in
der
Johannisstraße
diente
im
Ersten
Weltkrieg
als
Reservelazarett.
Im
Frühjahr
1919
zog
das
Lazarett
aus.
Foto
(um
1921)
:
Archiv
Museum
Industriekultur/
Rudolf
Lichenberg
jr.
Autor:
Joachim Dierks