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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Das Ratsgymnasium muss weiter warten
Zwischenüberschrift:
Schulausschuss schickt Thema Anbau in den Rat
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück Das hatten sich die Vertreter des Ratsgymnasiums sicherlich anders vorgestellt: Sie hätten aus ihrem Besuch im Schulausschuss wohl gerne eine Vorentscheidung zur Erweiterung ihrer Schule mitgenommen. Dazu kam es am Donnerstag jedoch nicht, da die SPD sich nicht zu einer Entscheidung durchringen konnte. Stattdessen müssen sich die Schulvertreter bis zur nächsten Ratssitzung am Dienstag gedulden und hoffen, dass dort endlich Klarheit geschaffen wird. Denn die Zeit drängt.

Durch die vom Land beschlossene Umstellung der gymnasialen Schulzeit von acht auf neun Jahre drängt zum Schuljahr 2020/ 21 ein zusätzlicher Jahrgang an die Gymnasien. So auch am Rats, dessen räumliche Kapazitäten aber nicht ausreichen, um die etwa 150 zusätzlichen Schüler aufzunehmen. Neue Räume müssen gebaut werden.Drei Varianten

Nach nunmehr über einjähriger Diskussion stehen seit etwa Herbst vergangenen Jahres drei Varianten für eine mögliche Erweiterung im Raum: Variante 1: ein Anbau an den historischen Baukörper, den Lehmann-Bau″, mit voraussichtlichen Kosten in Höhe von 3, 1 Millionen Euro; Variante 2: ein zweigeschossiger Solitärbau auf dem Schulhof an der Grenze zum Schlossgarten mit voraussichtlichen Kosten in Höhe von 3, 44 Millionen Euro; Variante 3: ein dreigeschossiger Solitärbau an gleicher Stelle mit grob geschätzten Kosten in Höhe von 3, 64 Millionen Euro. Diese drei in einer Verwaltungsvorlage zusammengefassten Varianten lagen dem Schulausschuss am Donnerstag zur Abstimmung vor.

Der aber tat sich schwer mit einem konkreten Beschluss und verwies die Vorlage auf Vorschlag seiner Vorsitzenden Heidrun Achler (SPD) ohne Entscheidung in den Rat weiter. Achler hatte für ihre Fraktion weiteren Beratungsbedarf geltend gemacht.

Vorausgegangen war eine Diskussion, die einmal mehr die Positionen der Anhänger von Anbau und Solitärbau wiedergab. Während sich SPD und Grüne der Verwaltungsmeinung und damit der Anbauvariante anschlossen, waren es vor allem CDU und BOB, die für einen Solitärbau plädierten und sich damit an die Seite der Schule stellten. Die Schulmeinung hatte zu Beginn der Sitzung noch einmal der stellvertretende Leiter des Ratsgymnasiums, Manfred Huesmann, deutlich gemacht. Huesmann wies neben den Schwierigkeiten, die ein Anbau während des laufenden Schulbetriebs mit sich bringen würde, vor allem auf die Entzerrung des schulischen Alltags durch einen Solitärbau hin. Die räumliche Konzentration des größten Teils der Schüler in den Altbau lehnte Huesmann mit deutlichen Worten ab. Dem hatte auch schon die Gesamtkonferenz der Schule widersprochen, die sich bereits vor einigen Wochen mit 99 Stimmen bei lediglich einer Gegenstimme für einen Solitärbau ausgesprochen hatte. Dass das gesamte Kollegium gegen einen Anbau plädiere und damit auf ein neues und größeres Lehrerzimmer verzichte, zeigt in Huesmanns Augen, wie wichtig der Schule die Solitärlösung sei.Klima und Licht

Dem hielt Stadtbaurat Frank Otte neben den Mehrkosten für einen Solitär die durch einen Anbau kostengünstigere behindertengerechte Erschließung der gesamten Schule entgegen. Die Verwaltung sei auf alle Bedenken der Schule eingegangen, so Otte. Für den reibungslosen Abfluss der Schüler aus Altbau und Anbau werde durch ein zusätzliches Treppenhaus gesorgt. Die von Lehrern und Schülern befürchtete Staubildung sei so zu verhindern.

Für Thomas Klein (Grüne) steht eine mögliche Staubildung zu Beginn und zum Ende der Pausen″ in der Abwägung mit den Mehrkosten für einen Solitärbau, für die an anderer Stelle eine Mensa errichtet werden könne, in keinem Verhältnis. Kleins Parteikollegin Birgit Strangmann räumte ein, dass sie vor einer schweren Entscheidung stehe. Aber alle Schulen müssten gleichbehandelt werden, führte auch sie das Kostenargument ins Feld.

Geld sollte bei dieser Entscheidung nicht der wichtigste Punkt sein″, konterte Birgit Neumann (CDU). Die Schule müsse so aufgestellt werden, dass sich die Menschen darin wohlfühlten. Tobias Gieschen (hinzugewähltes Mitglied der CDU/ BOB-Gruppe) erinnerte an die klimatischen und lichttechnischen Bedingungen, die in einem durch die Bäume im Schlosspark natürlich beschatteten Solitärbau besser seien als in einem Anbau. Jutta Hilgers (hinzugewähltes Mitglied für die allgemeinbildenden Schulen) verwies mit Blick auf die eigenen Erfahrungen als Lehrerin auf die Bedeutung einer Entzerrung, wie sie an der KGS Schinkel der Fall sei.

Mit dem Verweis in den Rat hätte der Ausschuss den stimmberechtigten hinzugewählten Mitgliedern, von denen an diesem Abend vier vertreten waren, die Möglichkeit genommen, ihr Votum abzugeben. Um dies zu verhindern, fragte Achler das Meinungsbild″ dieser Ausschussmitglieder ab. Das Ergebnis: eine Stimme für die Anbaulösung, drei für einen Solitärbau. Alles weitere wird der Rat am Dienstag entscheiden. Auch dann wohl wieder unter großer Beteiligung der Lehrer und Schüler, die sich am Donnerstag schon nach Karten für die Ratssitzung erkundigten.

Bildtext:
Auf dem Schulhof an der Grenze zum Schlossgarten soll nach den Wünschen der Schule ein Solitärbau entstehen.
Foto:
Martens

Kommentar
Unnötiger Aufschub

Sicher es ist ein guter und berechtigter Brauch, eine Entscheidung bis zur nächsten Ausschusssitzung oder bis zum Rat zu vertagen, wenn eine Fraktion weiteren Beratungsbedarf anmeldet. Dafür aber müssen gute Gründe vorliegen. Am Donnerstagabend gab es diese Gründe nicht.

Die Vorlage der Verwaltung war umfangreich und lag lange vor der Sitzung vor. Die Argumente, die ausgetauscht wurden, sind seit Wochen hinlänglich bekannt und haben zu keinen neuen Erkenntnissen geführt. Warum also diese Drückebergerei? Der Bezeichnung Fach″-Ausschuss wird die Politik so nicht gerecht.

Fachausschüsse sollen die endgültigen Entscheidungen im Rat vorbereiten. Dazu gehört auch ein klares Votum. Dass die Ausschussvorsitzende Heidrun Achler (SPD) wenigstens noch das Meinungsbild der stimmberechtigten hinzugewählten Mitglieder abgefragt hat, ehrt sie, ist aber nicht mehr als ein Feigenblatt. Weil ohne Sitz im Rat, haben Hinzugewählte außerhalb des Ausschusses keine Chance, ihre Fachkompetenz, derentwegen sie schließlich hinzugewählt wurden, in einen Beschluss einzubringen. Die Vertagung einer Ausschussentscheidung ohne hinlänglichen Grund könnte deshalb auch schnell als eine Missachtung ihres ehrenamtlichen Engagements gewertet werden.

Bleibt die Frage, warum sich die SPD im Ausschuss nicht klar positioniert hat. Fehlte der Mut, sich gegen die Schulmeinung zu stellen? Das kann ja eigentlich nicht sein. Ihr Fraktionsvorsitzender Frank Henning hat sich doch schon klar gegen den Solitär und für den Anbau ausgesprochen. d.kroeger@ noz.de
Autor:
Dietmar Kröger


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