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1.
Erscheinungsdatum:
12.04.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
„Karmann würde heute gut dastehen″
Zwischenüberschrift:
Der frühere Vorstandsvorsitzende Peter Harbig blickt zurück
Originaltext:
Osnabrück
Es
war
für
ihn
eine
„
echte
Lebenserfahrung″:
Am
8.
April
2008
betrat
Karmann-
Chef
Peter
Harbig
über
einen
Nebeneingang
das
Gebäude
des
Amtsgerichts
Osnabrück
und
besiegelte
das
Ende
von
Osnabrücks
bis
dahin
größten
Arbeitgeber.
Ein
Gang,
der
auch
sein
Leben
veränderte.
Der
57-
Jährige
ehemalige
Vorstandssprecher
der
Wilhelm
Karmann
GmbH
nimmt
sich
Zeit
für
ein
Gespräch
in
unserer
Redaktion.
Er
lebt
in
Bad
Essen,
verdient
heute
sein
Geld
als
selbstständiger
Unternehmensberater
und
ist
Herr
seines
Terminkalenders.
Am
Nachmittag
hebt
sein
Flieger
ab
zu
einem
Termin
bei
einem
Kunden
in
Süddeutschland.
„
Ich
genieße
es,
nicht
mehr
sieben
Tage
die
Woche
gefordert
zu
sein″,
sagt
der
frühere
Manager.
In
den
drei
Jahren
bei
Karmann
muss
es
genauso
gewesen
sein,
sieben
Tage
die
Woche:
„
Wir
strampelten
in
einem
Hamsterrad
bis
zur
letzten
Stunde″,
sagt
Harbig.
Die
letzte
Stunde
–
die
schlug
für
Karmann
am
Morgen
des
8.
April
vor
zehn
Jahren,
als
Harbig
in
seiner
Funktion
als
Vorsitzender
der
Geschäftsführung
dem
Amtsgericht
die
drohende
Zahlungsunfähigkeit
des
Autobauers
anzeigte.
„
Es
gab
keine
Alternative.
Ich
wüsste
nicht,
was
wir
hätten
anders
machen
können.″
Karmann
hatte
Harbig
im
Sommer
2006
vom
österreichischen
Konkurrenten
Magna
Steyr
abgeworben.
Der
damals
47-
Jährige
kam
als
Hoffnungsträger,
denn
Magna
Steyr
machte
es
offensichtlich
besser
als
Karmann.
Die
Österreicher
zogen
neue
Aufträge
für
Komplettfahrzeuge
an
Land,
während
beim
Autobauer
im
Fledder
die
Not
immer
größer
wurde.
Die
Nachfrage
nach
dem
Chrysler
Crossfire
brach
ein,
ein
Folgeauftrag
war
nicht
in
Sicht.
1000
Arbeitsplätze
waren
gerade
abgebaut
worden.
Harbig,
der
in
Osnabrück
studiert
hatte
und
in
Borgholzhausen
wohnte,
sollte
mit
seiner
Magna-
Erfahrung
das
Blatt
wenden.
„
Ich
wusste,
es
wird
schwierig.
Aber
ich
war
überzeugt,
das
kriegen
wir
gewuppt.″
Bei
Magna
sei
stets
„
sehr
respektvoll″
über
Karmann
gesprochen
worden.
„
Man
wusste
in
Österreich,
was
die
Osnabrücker
können.″
Karmann
konnte
vor
allem:
Entwicklung,
Dach
und
Flexibilität.
Doch
das
reichte
nicht
mehr,
6700
Menschen
mit
Arbeit
auszulasten.
Denn
das
Geschäftsmodell,
komplette
Fahrzeuge
von
der
Entwicklung
bis
zur
Schlusskontrolle
zu
liefern,
funktionierte
nicht
mehr.
Die
Autokonzerne
–
in
der
Branchensprache
die
OEMs
(Original
Equipment
Manufacturer)
–
hatten
genug
damit
zu
tun,
ihre
eigenen
Werke
auszulasten.
Außerdem
erlaubten
moderne
Fertigungsprozesse
es
ihnen
inzwischen,
auch
Kleinserien
wirtschaftlich
am
eigenen
Band
zu
produzieren.
Harbig
sagt,
der
Fahrzeugbau
sollte
„
als
Herzstück
von
Karmann″
unbedingt
erhalten
bleiben.
Mit
VW-
Chef
Winterkorn
habe
er
damals
ständig
in
Kontakt
gestanden.
Die
Überlegungen,
den
Polo
und
Golf
als
Cabrios
auf
den
Markt
zu
bringen,
zerschlugen
sich.
Karmann
habe
mit
allen
potenziellen
Auftraggebern
gesprochen
– „
mit
den
Franzosen,
Koreanern,
Japanern″,
sagt
Harbig.
Und
natürlich
mit
Daimler,
Opel,
BMW.
„
Mit
BMW
waren
wir
so
dicht
davor″,
versichert
Harbig
und
führt
Zeigefinger
und
Daumen
millimeternah
zusammen.
Harbig
hält
sich
zugute,
der
Belegschaft
„
immer
die
Wahrheit″
gesagt
zu
haben.
Schon
früh
habe
er
in
einer
Betriebsversammlung
die
akuten
Gefahren
für
Karmann
dargelegt.
Es
gab
aber
auch
den
anderen
Plan:
Karmanns
Fahrzeugbau
einzufrieren,
bis
die
Flaute
überstanden
ist.
Wäre
das
gelungen,
würde
Karmann
„
heute
sehr
gut
dastehen″,
ist
Harbig
überzeugt.
Man
müsse
doch
nur
auf
die
einstigen
Mitbewerber
Magna
und
Valmet
(Finnland)
schauen,
die
derzeit
bestens
ausgelastet
seien.
Dieses
sogenannte
Zwei-
Säulen-
Modell
hätte
für
Karmann
bedeutet,
die
Dach-
Sparte
und
die
Entwicklungsabteilung
mit
einem
überschaubaren
Prototypenbau
zu
erhalten.
Damit
wären
nur
wenige
Hundert
Arbeitsplätze
geblieben.
Die
Karmann-
Insolvenz
bedeutete
auch
für
Harbig
einen
tiefen
Einschnitt:
„
Das
war
prägend.″
Er
sehe
heute
vieles
gelassener.
„
Für
viele
Dinge
gibt
es
einen
Ausweg,
man
muss
nur
weiter
daran
arbeiten
und
Geduld
haben.″
Drei
Monate
nach
der
Insolvenzanmeldung
schied
Harbig
ebenso
wie
Finanzchef
und
Mitgesellschafter
Wilhelm
Dietrich
Karmann
(Spitzname:
„
WD″)
im
Dissens
mit
dem
Insolvenzverwalter
bei
Karmann
aus.
Harbig
heuerte
später
beim
börsennotierten
Metallzulieferer
Honsel
in
Meschede
an,
wo
er
nur
ein
Jahr
blieb.
Bei
einem
Manfred-
Mann-
Konzert
in
Bad
Essen
traf
er
zufällig
einen
früheren
Kollegen
aus
der
Autobranche,
der
zu
der
Zeit
ebenfalls
ohne
Job
war.
Die
beiden
gründeten
2012
die
Beratungsgesellschaft
„
Trinus
notum″
mit
Hauptsitz
im
Torhaus
von
Gut
Krietestein
in
Bad
Essen-
Linne.
Das
heute
sechsköpfige
Team
berät
vor
allem
mittelständische
Automotive-
Unternehmen.
Der
Beratungsbedarf
scheint
hoch:
„
Viele
Mittelständler
haben
eine
panische
Angst
vor
dem,
was
die
E-
Mobilität
bringt.″
Was
bewegt
ihn,
wenn
er
heute
durch
den
Fledder
fährt
und
das
VW-
Logo
sieht?
„
Das
ist
zweischneidig″,
antwortet
Harbig,
„
für
die
Region
ist
das
eine
gute
Sache,
als
ehemals
Verantwortlicher
spüre
ich
eine
Menge
Wehmut.″
Bildtexte:
Im
Dezember
2007
rollte
im
Karmann-
Werk
der
letzte
Crossfire
vom
Band.
850
Beschäftigte
verloren
anschließend
ihren
Arbeitsplatz.
Peter
Harbig,
ehemaliger
Vorstandschef
der
Wilhelm
Karmann
GmbH.
Fotos:
Gert
Westdörp,
tn
Autor:
Wilfried Hinrichs