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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Überschrift:
Osnabrücks Fort Knox wird 25
Zwischenüberschrift:
Am 12. April 1994 wurde die Bundesbank-Filiale Schlagvorder Straße eröffnet
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück An den Sicherheitsstandard des legendären Fort Knox im US-Bundesstaat Kentucky kommt es natürlich nicht heran aber auch an diesem Osnabrücker Gebäude würden sich Panzerknacker die Zähne ausbeißen: Fast auf den Tag genau vor 25 Jahren wurde der Neubau der Osnabrücker Landeszentralbank-Filiale an der Schlagvorder Straße 27 eingeweiht.

Erste Pläne für einen Neubau der regionalen Bank der Banken″ gehen allerdings sogar auf die späten 1970er-Jahre zurück. Zwischen Baubeginn im November 1988 und Fertigstellung lagen dann aber nochmals fünfeinhalb Jahre die Gründung des Bauwerks an der Hase warf Probleme auf. Die konnten aber überwunden werden, und am 12. April 1994 feierte die Landeszentralbank (LZB) die Fertigstellung.

Eine der Hauptaufgaben der LZB war und ist die Bargeldversorgung der Geschäftsbanken und Sparkassen. Sie bringt Münzen und Scheine in Umlauf und nimmt den Überschuss an physischem Geld entgegen, der sich bei anderen Banken angesammelt hat. Sie ist außerdem dafür verantwortlich, beschädigte Geldscheine und Münzen auszutauschen und Falschgeld aus dem Verkehr zu ziehen. Sie muss große Geldmengen sicher verwahren und Bargeldtransporte durchführen.Einladung für Gangster?

Hier lag auch das Problem des alten LZB-Gebäudes an der Möserstraße 33/ 35. Der alte Kasten″ war 1905 als Reichsbankfiliale errichtet, nach Kriegszerstörung wiederaufgebaut und mehrfach erweitert und modernisiert worden. An dem Haupt-Dilemma ließ sich aber nichts ändern: Die Zu- und Abfahrten waren ungesichert. Die Geldtransporter fuhren durch einen Gebäudedurchlass auf den Hof der Bank. Zahlreiche Mieter in den umliegenden Häusern konnten von ihren Balkonen aus in aller Ruhe zuschauen, wie große Geldmengen be- und entladen wurden. Die Sorge stieg, dass Verbrecher diese Situation als Einladung für einen Coup missverstehen könnten.

Schon im Januar 1979 stellte Julia Dingwort-Nusseck, damals Präsidentin der LZB in Niedersachsen, erste Pläne für einen Neubau vor. 1980 wurde das 4100 Quadratmeter große Eckgrundstück Schlagvorder Straße/ Kollegienwall erworben. Noch stand dort eine Shell-Tankstelle. Die hatte jedoch keine große Zukunft mehr vor sich. Das Tankstellensterben war im Gange, fast alle Innenstadt-Standorte fielen ihm zum Opfer. Nur den Tankstellen an den Ausfallstraßen und Autobahnzubringern erging es besser.

Noch konnten die Kunden allerdings in Ruhe weiterzapfen. Es dauerte bis 1985, bis Dingwort-Nusseck das Büro Langer, Friess und Partner aus Hannover als Sieger des Architektenwettbewerbs präsentieren konnte. Die Architekten hatten einen kompakten dreieinhalbgeschossigen Block entworfen, der die Fluchten und Höhen der Bebauung des Kollegienwalls aufnimmt, zur Schlagvorder Straße hin jedoch etwas zurückweicht, sodass sich eine platzartige Situation gegenüber dem damals entstehenden Neubau der Staatsanwaltschaft ergibt und durch die Baumreihe eine natürliche Verbindung zum Haseufer auftut.60 Arbeitsplätze

Die unaufdringliche″ Verblendklinkerfassade der Bank soll einen sparsamen und bescheidenen Eindruck″ machen, durch wenige herausragende Elemente wie die Erkerausbildung gleichwohl Akzente setzen. Wir werden auf Zuwachs bauen, um damit unser Vertrauen in die Dynamik der Osnabrücker Wirtschaft zu dokumentieren″, sagte die LZB-Präsidentin. 60 Arbeitsplätze und vier Dienstwohnungen werden vorgesehen.

Die rasant fortschreitende Sicherheitstechnik löst immer wieder Planänderungen aus. So wird es April 1988, ehe die Tankstelle endlich fällt. Im November beginnen dann die Gründungsarbeiten. Sie gestalten sich schwierig, weil das alte Stromgebiet der Hase ein schlechter Baugrund ist. Mit Spundwänden muss die Baugrube gegen das drückende Grundwasser abgesichert, müssen die Nachbargebäude abgestützt werden. Zunächst ist von 180 Betonpfählen die Rede, die das Gebäude tragen sollen, dann sind es 275 und schließlich sogar 400 Pfähle, die bis zu 21 Meter tief in den Mahlsand des alten Flussbetts eingerammt werden.Riesiger Tresor

Der Tresor in der Tiefetage ist ein riesiger Betonklotz und wiegt 5000 Tonnen, während die etwaige Langfinger entmutigende, einen Meter dicke Tür es allein auf 17 Tonnen bringt. Rund ein Drittel des 42 Millionen DM teuren Baus entfallen auf die Sicherheitstechnik, also auf den Tresor, die Sicherheitsschleusen für die Geldtransporter und alle Überwachungssysteme.

Nachdem der Rohbau praktisch abgeschlossen ist, wird nochmals in die Planung eingegriffen. Das Bauteil zur Hase hin wird um ein Geschoss aufgestockt. Die Bauabteilung in der LZB-Zentrale in Hannover kann nicht alle Planungsanforderungen rechtzeitig erfüllen, da sie kurz nach der Wiedervereinigung mit Projekten in Sachsen-Anhalt überlastet ist. Technische Neuerungen, etwa bei Geldzählautomaten und Banknoten-Schreddern, überholen die älteren Detailplanungen beständig.

Am 12. April 1994 ist es dann endlich so weit: Die neue Filiale wird an das Osnabrücker Team übergeben, das nun den Umzug von der Möserstraße einleiten kann. Im Keller der Bank rattern seither die Geldbearbeitungsmaschinen, die täglich 200 000 Banknoten auf Echtheit und Beschädigungen überprüfen und 1, 5 Tonnen Münzgeld rollieren″, also abgezählt in Papierrollen verpacken können.

Durch die Strukturreform der Bundesbank fällt zum 1. Mai 2002 der Name Landeszentralbank weg. Seitdem heißt die Osnabrücker Bankstelle Filiale der Deutschen Bundesbank″, bleibt aber ansonsten ungerupft. Osnabrück profitiert dabei von der Schließung benachbarter Filialen wie Münster, Rheine, Lingen und Minden.

Seitdem sind 17 Jahre vergangen. Muss befürchtet werden, dass durch weitere Aufgabenverlagerungen auf die Ebene der Europäischen Zentralbank das Filialnetz erneut ausgedünnt wird? Aber nein, keine Bange, lautet die aktuelle Auskunft der Hauptverwaltung in Hannover: Die Bargeldversorgung der Wirtschaft zählt unverändert zu den Kernaufgaben der Deutschen Bundesbank, die sie maßgeblich über ihre Filialen wahrnimmt. Der Fortbestand der Filiale Osnabrück steht nicht infrage.″

Bildtexte:
Tankstelle und Parkplatz nahmen zuvor die Fläche der Bundesbank-Filiale ein. Im Januar 1988, als dieses Foto entstand, war die Tankstelle bereits nicht mehr in Betrieb. Im April begann ihr Abriss.
Die Optik der Osnabrücker Bundesbank-Filiale wurde extra so gestaltet, dass sie einen sparsamen und bescheidenen Eindruck″ machen soll.
Fotos:
Archiv/ Michael Münch, Jörn Martens
Autor:
Joachim Dierks


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