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1.
Erscheinungsdatum:
10.04.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
„Ich traute mir eine Rettung des Autostandortes zu″
Zwischenüberschrift:
Christian Wulff zur Karmann-Insolvenz
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Als
der
Osnabrücker
Autobauer
Karmann
vor
zehn
Jahren
in
die
Knie
ging,
stand
Christian
Wulff
als
Osnabrücker
Abgeordneter
und
Ministerpräsident
besonders
unter
Druck.
Karmann
konnte
er
nicht
retten,
aber
den
Autostandort
im
Fledder.
Wie
war
das
damals,
Herr
Wulff?
Herr
Wulff,
wie
ist
es
für
Sie,
wenn
Sie
heute
durch
den
Fledder
fahren
und
das
VW-
Zeichen
sehen?
Es
ist
jedes
Mal
ein
besonderes
Gefühl.
Es
macht
mich
froh.
Die
Karmann-
Insolvenz
war
emotional
sicher
die
schwierigste
Herausforderung
als
Osnabrücker
Abgeordneter
in
meiner
Amtszeit
als
niedersächsischer
Ministerpräsident.
Ich
hatte
immer
die
betroffenen
Arbeitnehmer
und
ihre
Familien
vor
Augen.
Ich
kannte
viele
Karmänner
und
wusste,
was
die
Standortschließung
für
sie
und
die
Region
bedeutet.
Das
Befriedigende
an
politischem
Engagement
ist
dann,
dass
Sie
später
häufig
sagen
können:
Ich
durfte
an
einer
Lösung
mitwirken.
Sie
hatten
als
Osnabrücker,
als
Ministerpräsident
und
Mitglied
des
Aufsichtsrates
von
VW
eine
Schlüsselposition
in
der
Karmann-
Krise.
Wie
war
das
für
Sie?
Eine
extreme
Verantwortung.
Nach
Beendigung
der
Verbindung
VW/
Karmann
2001
war
absehbar,
dass
Karmann
ein
großes
Problem
hatte.
VW
hatte
große
Kostensenkungsprogramme
durchgeführt
und
Produktion
auch
auf
Druck
von
deren
Betriebsräten
in
die
eigenen
Werke
geholt.
Karmann-
Geschäftsführer
Rainer
Thieme
hatte
Mercedes
und
Kia
gewonnen.
Zu
ihm
und
später
Bernd
Lieberoth-
Leden
stand
ich
in
ständigem
Kontakt.
Der
Crossfire,
den
ich
noch
in
Hannover
mit
der
US-
Generalkonsulin
vorstellen
konnte,
scheiterte
am
zu
hohen
Preis
wegen
des
Dollarverfalls.
Leider
wurde
der
bei
Karmann
entwickelte
IDEA-
Sportwagen
danach
von
keinem
Hersteller
gebaut.
Die
Suche
nach
Investoren
in
der
arabischen
Welt
blieb
auch
erfolglos.
Sie
standen
damals
mächtig
in
der
Kritik,
weil
Sie
im
Wahlkampf
Hoffnungen
schürten,
die
sich
nicht
erfüllten.Alle
haben
sich
aber
eben
erst
später
erfüllt.
Ich
traute
mir
eine
Rettung
des
Automobilstandortes
Osnabrück
mit
Piëch
und
Winterkorn
zu.
Eine
entsprechende
Äußerung
damals
bei
einem
Gespräch
mit
dem
Betriebsrat
im
Haus
Rahenkamp
kurz
vor
der
Landtagswahl
2008
brachte
mich
allerdings
schwer
in
die
Kritik,
auch
ein
NOZ-
Kommentar
ist
mir
da
noch
in
unangenehmer
Erinnerung.
Und
dann
kam
auch
noch
die
große
Finanz-
und
Wirtschaftskrise
2008
und
2009.
So
merkwürdig
es
klingen
mag:
Die
Wirtschaftskrise
hat
ihren
Anteil
daran,
dass
wir
den
Automobilstandort
Osnabrück
langfristig
retten
konnten.
Das
müssen
Sie
erklären.
Porsche
war
mit
einem
strategischen
Plan
darangegangen,
den
VW-
Konzern
zu
übernehmen.
Und
hatte
eine
besondere
Feindseligkeit
gegen
Karmann.
Karmann
hatte
Porsche
verklagt
wegen
Ideenklaus
aus
dem
IDEA-
Projekt,
durch
die
Instanzen
gewonnen
und
aus
dem
Urteil
Schadenersatz
vollstreckt.
Porsche-
Chef
Wiedeking
wollte
den
Standort
Osnabrück
nun
untergehen
sehen.
Vor
der
Finanzkrise
war
Porsche
kraftstrotzend
mit
enormen
Kreditzusagen
der
Banken.
In
der
Finanzkrise
bekam
auch
Porsche
mit
Banken
Probleme.
In
dieser
Situation
gelang
es
in
einem
erbitterten
–
öffentlich
ausgetragenen
–
Streit,
gemeinsam
mit
dem
Golfemirat
Katar,
dass
VW
als
zwölfte
Konzernmarke
Porsche
integrierte.
Der
Angriff
war
abgewehrt
und
ins
Gegenteil
verkehrt.
Das
war
ein
großer
Erfolg,
der
bis
heute
Früchte
trägt.
Es
hieß,
dass
VW
das
Karmann-
Werk
gekauft
hat,
war
der
Dank
von
Ferdinand
Piëch
an
Sie
für
die
Unterstützung
im
Abwehrkampf
gegen
Wiedeking.
Stimmt
das?
Bei
allen
Beratungen
waren
mir
zwei
Punkte
wichtig:
Niedersachsen
bekommt
unabhängig
vom
VW-
Gesetz
dauerhaft
zwei
Sitze
im
VW-
Aufsichtsrat
in
der
Konzernsatzung
durch
Beschluss
der
Hauptversammlung
zugesprochen,
und
in
Osnabrück
bleibt
das
Automobilwerk
erhalten.
Beides
konnte
in
der
Gesamtlösung
durchgesetzt
werden.
Die
Entscheidung
fiel
in
einer
Aufsichtsratssitzung
im
November
2009.
Können
Sie
sich
an
die
Sitzung
erinnern?
Natürlich,
so
etwas
vergisst
man
nie.
Die
Entscheidung
wurde
auf
den
zweiten
Sitzungstag
an
den
Schluss
verschoben.
Später
hat
sich
Martin
Winterkorn
dann
immer
wieder
lobend
über
den
neuen
VW-
Standort
geäußert.
VW
hatte
ganz
schnell
gemerkt,
welch
hohe
Kompetenz
Karmann
hatte,
wie
unglaublich
flexibel
das
Unternehmen
war
und
wie
fantastisch
die
Ausbilder
und
die
Ausbildungswerkstatt
arbeiteten.
VW
bekam
günstig
exzellent
ausgebildete
Arbeitnehmer
und
ein
modernes
Werk
mit
einer
fast
neuen
Lackierstraße.
Wen
haben
Sie
nach
der
Aufsichtsratssitzung
als
Erste
angerufen?
Nachdem
der
Konzern
den
Beschluss
veröffentlicht
hatte,
Gerhard
Schrader,
den
damaligen
stellvertretenden
Betriebsratsvorsitzenden
von
Karmann,
und
Fritz
Brickwedde.
Übrigens:
Die
Gewerkschaft
hat
in
dem
ganzen
Prozess
eine
sehr
wichtige
und
konstruktive
Rolle
gespielt.
Dafür
bin
ich
den
Spitzenleuten
sehr
dankbar,
die
ja
auch
unter
hohem
Druck
ihrer
Kollegen
standen,
von
denen
manche
mit
härteren
Maßnahmen
ihre
Interessen
durchsetzen
wollten.
Diese
hätten
eine
Lösung
erschwert.
Es
ging
nur
so
im
Konsens
aller
Beteiligten.
Später
habe
ich
in
meiner
Antrittsrede
als
Bundespräsident
im
Reichstag
berichtet,
dass
ich
Gewerkschaften
sehr
schätzen
gelernt
habe,
und
auch
bei
drei
Gewerkschaftstagen
in
meiner
kurzen
Amtszeit
lobende
Worte
gefunden.
Wie
war
die
Zusammenarbeit
mit
dem
Insolvenzverwalter?
Zu
Ottmar
Hermann
hatte
ich
von
Anfang
an
einen
engen
vertrauensvollen
Kontakt
aufgebaut.
Aus
meiner
Perspektive
ist
das
Insolvenzverfahren
positiv
verlaufen,
weil
alle
Beteiligten
–
Belegschaft,
Insolvenzverwalter,
Politik,
Arbeitsagentur,
Gewerkschaften
–
sehr
vertrauensvoll
und
zielgerichtet
zusammengearbeitet
haben.
Es
ist
damals
auch
mit
Förderung
der
Europäischen
Union
eine
Beschäftigungsgesellschaft
gegründet
worden,
die
viele
Karmänner
aufgefangen
hat.
Für
viele
gab
es
aber
auch
große
Härten,
weil
sie
dann
bei
VW
keine
Beschäftigung
fanden.
Was
Osnabrück
bis
heute
fehlt,
ist
ein
eigenes
Fahrzeug,
das
hier
gebaut
wird
und
Identität
stiften
kann.
Etwas,
auf
das
man
als
Osnabrücker
und
VWler
zeigen
kann.
Wie
sehen
Sie
die
Zukunft
des
Werkes?
Da
hätte
ich
tatsächlich
Ideen,
aber
dazu
sind
heutige
Aufsichtsräte
und
die
jetzige
Landesregierung
in
der
Pflicht.
Ich
kann
mir
nicht
vorstellen,
dass
die
meine
Ideen
in
der
Zeitung
lesen
wollen.
Bildtexte:
Er
war
Ministerpräsident,
Abgeordneter
und
Mitglied
des
VW-
Aufsichtsrates:
Christian
Wulff
trug
in
der
Karmann
Krise
vor
zehn
Jahren
besondere
Verantwortung.
Bei
einer
Karmann-
Demo
2007
auf
dem
Markt.
Fotos:
dpa/
Peter
Steffen,
dpa/
Friso
Gentsch
Autor:
Wilfried Hinrichs