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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Erste Kiesgarten-Verbote in der Region
 
Sag mir, wo die Blumen sind
Zwischenüberschrift:
Kommunen gehen gegen Steinwüsten-Trend vor / Nabu: Besser Eigentümer zum Begrünen motivieren
 
Pflegeleicht oder bedenklich? Kommunen in der Region gehen gegen Steingärten vor. Was können sie tun?
Artikel:
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Originaltext:
Vorgärten aus Kies und Schotter werden zum Politikum. In Neubaugebieten in Dortmund und Heilbronn gibt es erste Verbote, Kommunen im Nordwesten Deutschlands wollen nachziehen. Bundesagrarministerin Julia Klöckner appelliert, jeder könne einen Beitrag zur Artenvielfalt leisten.

Osnabrück Der Trend zu steinernen Beeten lässt sich seit einigen Jahren in deutschen Vorgärten beobachten. Für die meisten Besitzer von Kiesgärten gelten sie als zeitgemäß, modern und pflegeleicht. Doch das schiere Ausmaß an solchen ökologisch toten Flächen ist immer mehr Städten und Gemeinden im Ringen um Arten- und Klimaschutz ein Dorn im Auge.

Nun will auch Bremen als erster Stadtstaat Steinwüsten in Vorgärten per Verordnung verhindern. Der Gesetzentwurf des rot-grünen Senats soll in der zweiten Maiwoche verabschiedet werden. Er sieht vor, dass Außenflächen zu begrünen oder zu bepflanzen sind″, sollte dies nicht einer anderen zulässigen Verwendung entgegenstehen.

Insekten und Vögel finden auf Geröllschichten keine Nahrung mehr. Die Steinlandschaft heizt sich im Sommer auf, speichert Hitze und strahlt sie wieder ab. Wichtige Kaltluftschneisen für das Klima in der Stadt fallen damit weg, so die Kritik. Artenvielfalt braucht bunte Blumenbeete, keine grauen Steingärten. Denn wo nichts blüht, gibt es für die Bienen nichts zu sammeln″, mahnt nun Bundesagrarministerin Julia Klöckner. Vor der eignen Haustür oder auf dem Balkon kann jeder seinen Beitrag leisten und Bienen-Buffets säen″, erklärte sie unserer Redaktion.

Biodiversität ist zunehmend ein Thema in den Städten und Gemeinden″, bestätigte auch Bernd Düsterdiek, Leiter des Referats Stadtentwicklung beim Deutschen Städte- und Gemeindebund. In diesem Zusammenhang könnten Kommunen gegen sogenannte Steinwüsten oder Schottergärten in erster Linie in Neubaugebieten eingreifen, wo noch kein Bestandsschutz gilt. Die Gestaltung von Vorgärten einschließlich konkreter Vorgaben zur Begrünung kann durch entsprechende Festsetzungen in Bebauungsplänen vorgeschrieben werden″, erklärte Düsterdiek. Diese Möglichkeit sei ein wichtiger Mosaikstein″ im Rahmen vielfältiger Maßnahmen zum Artenschutz, die Kommunen ergreifen″.

Statt Verbote auszusprechen, sei der bessere Weg, Eigentümer zu motivieren, einen Garten zu begrünen″, sagte Marja Rottleb, Referentin beim Bundesverband Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Laut der Gartenexpertin geht mittlerweile mindestens einmal in der Woche eine Anfrage zum Thema Kiesgärten beim Nabu ein. Darunter seien Anrufer, die sich über den Steingarten ihres Nachbarn beschwerten. Der Nabu-Landesverband Berlin forderte unlängst ein Verbot von Schottergärten″ in der Hauptstadt.

Um Lebensräume für Insekten und Wildbienen zu erhalten, sagen Parteien und Verwaltungen der grauen Gestaltung auch in Niedersachsen den Kampf an: Im Osnabrücker Land und im Emsland wird über Betonwüsten″ diskutiert. In Dissen am Teutoburger Wald folgen bereits Konsequenzen: In einem ersten Bebauungsplan heißt es, die Anlage von flächigen Stein-, Schotter- oder Kiesbeeten ist nicht zulässig″.

Das emsländische Papenburg macht in neuen Baugebieten Auflagen bei der Grundstückseinfriedung. Als Sichtschutz sind nur noch Hecken erlaubt. Noch weiter ist man in der Nachbarschaft: In der Grafschaft Bentheim setzt die Samtgemeinde Neuenhaus ein Kiesgartenverbot in neuen Bebauungsplänen um. Die Stadt Nordhorn schreibt künftigen Grundstücksbesitzern vor, Vorgärten unversiegelt anzulegen und gärtnerisch zu gestalten″. In der Gemeinde Wietmarschen zählen Steingärten seit Kurzem zur versiegelte Fläche.

Doch Kommunen können nach Ansicht der Nabu-Expertin Rottleb noch etwas anderes tun, etwa ihre eigenen Grundstücke naturnah umgestalten: Öffentliche Flächen haben eine große Vorbildfunktion als Inspiration für Privatleute″, so Rottleb.

Komentar:
Dieser Schotter macht weder reich noch froh

Reich an Schotter im Vorgarten sind manche Neubausiedlung und Straßenviertel in den letzten Jahren geworden. Doch dieser Schotter macht weder reich noch froh: Denn vielerorts hat sich einerseits ein Haufen Unmut über die Tristesse in Nachbars Vorgarten angesammelt, befeuert von der Dringlichkeit zum Arten- und Klimaschutz. Andererseits staut sich gerade bei überzeugten Besitzern von Kiesgärten eine Abwehr gegen alles auf, was nach Reglementierung auf ihrem privaten Grund riecht. Das zeigen die ersten Verbote und Diskussionen darüber. Doch so verlockend Gestaltungsvorschriften per Bebauungsplan klingen und so sinnvoll sie in Ballungsgebieten sein können, die unter dem Druck stehen, schnell Wohnraum zu schaffen: Ein Verbot ist im wahrsten Sinne nur eine Notlösung. Unabhängig davon, dass es schwer zu kontrollieren ist. Idealerweise lässt sich Einsicht bewirken.

Der bessere Weg bleibt der, Eigentümer über pflegeleichte blühende Beete aufzuklären sowie als Kommune mit vorbildhaften Grünflächen voranzugehen. Es gibt genug gute Gründe gegen Steinwüsten. Selbst bei Eigentümern, bei denen die Argumente Umwelt und Klima im Sinne der Allgemeinheit kein Gehör finden, vermag es vielleicht ein Appell an das individuelle Interesse: Ein begrünter Vorgarten fördert die Attraktivität seines Viertels und dürfte den Wert seiner Immobilie steigern.

e.schroeder@ noz.de

Immer mehr Vorgärten im Nordwesten Deutschlands setzen auf Pflaster statt auf Pflanzen. Doch Städten und Gemeinden sind die Gesteinswüsten ein Dorn im Auge. Über einen Trend, den viele praktisch, einige chic und manche höchst gefährlich finden.

Bissendorf/ Wilsum Wasser und Strom: Mehr braucht Andreas Hahn nicht, um seinen Vorgarten im Osnabrücker Land nach einem langen Winter in Schuss zu bringen. Er schließt dann den Hochdruckreiniger an und befreit die Pflasterritzen von allem, was lebt. Der Wasserdruck entwurzelt Moos oder Löwenzahn und spült die grünen Überbleibsel in den nächsten Gully. Weiße Steine und hellblauen Glasbruch in Gabionen und Kiesbeeten diagonal angeordnet muss Hahn nur einmal abspritzen, schon glänzt alles wie neu. Abends knipst er die eingebaute LED-Beleuchtung an. Wie Eiskristalle leuchten die Glassteine, findet er. Ich gehe frühmorgens zur Arbeit und komme abends wieder. Am Wochenende will ich nicht noch im Garten buddeln müssen″, sagt der Hausbesitzer.

Sein Eigenheim steht in einem Bissendorfer Neubaugebiet, in dem offensichtlich viele Häuslebauer eine ähnlich pragmatische Ästhetik bevorzugten wie Andreas Hahn. In ganzen Straßenzügen dominieren dort in den Vorgärten Schattierungen von Anthrazit, Grau und Beige. Ab und an sitzt mal eine grüne Pflanze inmitten von Schotter, Splitt und Kies. Wo Eigenheimbesitzer das Gießen vergessen und nur noch verkümmerte Strünke auf Erlösung warten, erweitert Braun die monotone Farbpalette. Wir müssen nicht über Geschmack diskutieren″, sagt der Osnabrücker Garten- und Landschaftsbauer Nils Grage, für den das Bissendorfer Neubaugebiet ein Paradebeispiel ist. Für einen Gestaltungstrend, den immer mehr Immobilieneigentümer auf die Spitze treiben. Wir müssen über die ökologischen und mikroklimatischen Folgen sprechen.″

Grage hat sich der Initiative Rettet den Vorgarten″ des Bundesverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau angeschlossen. Er will darüber aufklären, wie Schotter im Sommer die Hitze speichert und zurückstrahlt, statt sie wie Pflanzen aufzunehmen. Wie Vögel, Insekten und bedrohte Wildbienen auf gepflastertem Boden ähnlich viel Nahrung finden wie auf einer viel befahrenen Autobahn. Und wie sich aus der Summe vieler einzelner versteinerter Vorgärten eine riesige Gesteinswüste ergibt, die sich über Wohnsiedlungen in der gesamten Region erstreckt. Kritik übt Grage wohlgemerkt an Geröllbeeten, in denen kein Kraut wachsen darf. Naturnahe Steingärten mit Alpenpflanzen oder japanische Zen-Gärten beanstandet er nicht.

Die Zunahme an vegetationsbefreiten Vorgärten indes halten vielerorts inzwischen auch Parteien und Verwaltungen für problematisch. In immer mehr Kommunen landet die Beetgestaltung als Thema auf der Tagesordnung. Der Steingarten wird zum Politikum auch in Niedersachsen.

Die Geister scheiden sich dabei vor allem an einer Frage: Darf und sollte sich die Politik in die Auswahl der Stoffe einmischen, die Grundstücksbesitzer in ihrem Vorgarten verbauen? Nein, sagen die einen. Jeder so, wie er mag. Gärten sind schließlich Privateigentum. Ja, sagen die anderen. Denn Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen″, heißt es schließlich in Artikel 14 des Grundgesetzes.

Mit diesem Argument ging auch die SPD in Melle ins Rennen. Die Sozialdemokraten starteten mit einem Antrag im Stadtrat die Initialzündung zur kommunalen Debatte. Nicht ausgeschlossen, dass Melle eine der ersten Städte in Niedersachsen wird, die Kies- und Splittbeeten in Neubaugebieten einen Riegel vorschiebt. Durch Flächenversiegelung geht wertvolle Naturlandschaft verloren. Auch in vielen Meller Stadtteilen sieht man immer mehr Schotterflächen. Dem Thema müssen wir uns stellen″, sagt Wilhelm Hunting, der SPD-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat.

So knackig sein Appell klingt, so bürokratisch kämen entsprechende Regelungen daher. Konkret sind in Melle wie in allen Kommunen zwei Hebel denkbar, über die Eingriffe möglich sind: über die Anrechnung als Versiegelungsfläche oder über Gestaltungsvorschriften.

Im ersten Fall müssten Bauherren Steingärten auf die Fläche anrechnen, die sie maximal versiegeln dürfen. Haben sie beispielsweise schon Zufahrt, Terrasse und Autostellplatz gepflastert, bleibt bei kleineren Grundstücken kaum noch Versiegelungsfläche übrig und der Vorgarten hat grün zu sein. Wobei selbst der Naturschutzbund Deutschland einräumt, dass nicht jedes Splittbeet automatisch einen Komplettverschluss des Bodens bedeutet. Ob es sich tatsächlich um eine Versiegelung handelt oder nicht, das kann schwer festgestellt werden, da alle Flächen individuell sind″, sagt Referentin Marja Rottleb. Das Bundesumweltamt hat es gleichwohl so formuliert: Steinwüsten″, die lediglich ein paar Ziergräser beheimaten, liegen im ökologischen Wert nicht viel höher als versiegelte Flächen.″

Eine Gestaltungsvorschrift in neuen Bebauungsplänen würde noch einen Schritt weitergehen: Das Anlegen von Kiesbeeten ist verboten″, könnte dort in etwa stehen. Im Herbst will die Meller Stadtverwaltung den ersten Entwurf eines Maßnahmepakets in den Rat einbringen, in dem sie ökologische Belange bei der Stadtplanung bündelt. Künftige Kaufinteressenten eines Grundstücks in Melle sollte dann der Passus zu Vorgärten besonders interessieren. Für bereits angelegte Gärten gilt hingegen der Bestandsschutz.

Wer in Dissen am Teutoburger Wald baut, bekommt direkt mit den Grundstücksverträgen ein Infoblatt mit Hinweisen für Bauherren″ zugeschickt. Darin appellieren Rat und Verwaltung, Vorgärtenbereiche mit Pflanzen zu gestalten. Überall, wo Steine die Vorgärten versiegeln, finden Tier und Natur keinen Lebensraum″, heißt es zur Begründung.

Wir wollen nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen″, sagt Heinrich Kocks vom Fachbereich Planen und Bauen. Mit einem Weckruf an die Vernunft komme man im Zweifel weiter als mit Verboten. Dennoch rang sich die Stadt im südlichen Osnabrücker Land genau zu einem solchen durch. In künftigen Bebauungsplänen soll ein Passus zu lesen sein, der faktisch ein Steinbeetverbot im Vorgarten bedeutet: Die Anlage von flächigen Stein-, Schotter- oder Kiesbeeten und/ oder Folienabdeckungen ist im Vorgartenbereich nicht zulässig.″ Lediglich mit den Konsequenzen bei Zuwiderhandlung hat sich die Kommune noch nicht befasst. Dass künftig die Pflanzenpolizei patrouilliert, sei aber unwahrscheinlich, sagt Kocks.

Das emsländische Papenburg handelte sich im vergangenen Sommer eine zweifelhafte Auszeichnung ein. Die Facebook-Seite Gärten des Grauens″ verlieh der Stadt den Terror Gardening Award″ im Monat August für ihre Zitat – „ suizidale Anbiederung als atomares Endlager nationalen Ranges″. Der Berliner Biologe Ulf Soltau hat mit Gärten des Grauens″ eine Art Onlinepranger für Schotterbeete in dem sozialen Netzwerk errichtet. Begleitet von satirischen Texten, postet er für seine knapp 35 000 Fans täglich Bildmaterial aus den toten Vorgärten der Nation. Ich weiß gar nicht, wann ich all die Fotos bringen soll, die mir täglich zugeschickt werden″ sagt er. Mengenmäßig besonders gut vertreten: der Nordwesten Deutschlands.

In Papenburg gelang dem spöttischen Einzelkämpfer für naturnahes Gärtnern genau das, was er erreichen will: Sein Prangerpreis setzte eine Debatte in Gang. Das vorläufige Ergebnis wiederum dürfte dem radikalen Verbotsbefürworter missfallen: Obwohl aufmerksame Spaziergänger vor jedem zweiten Neubau in der Fehnstadt auf die umstrittene Kiesoptik stoßen, will es die Politik vorläufig bei Appellen belassen. Wir wollen die Bürger nicht gängeln″, erklärt Ralf Uchtmann von der Fraktion der Unabhängigen Wählergemeinschaft. Lediglich bei der Einfriedung von Grundstücken gibt es künftig Auflagen.

Wer sich noch weiter nach Westen bewegt, landet kurz vor der holländischen Grenze im Landkreis Grafschaft Bentheim. Auch hier hat die Debatte um Steingärten Einzug gehalten mit spürbaren Folgen. In der Kreisstadt Nordhorn heißt es in einem aktuellen Bebauungsplan, Vorgärten seien unversiegelt anzulegen und gärtnerisch zu gestalten″ eine Vorschrift, die de facto einem Steingartenverbot gleichkommt, was die Stadtverwaltung aber nicht als solches verstanden wissen will. Ein Verbot müssten wir kontrollieren. Wir haben abgemildert formuliert in der Hoffnung, dass sich auf freiwilliger Basis viele Grundstückskäufer erreichen lassen″, sagt Gerwin Rademaker vom Amt für Stadtentwicklung.

In der Samtgemeinde Neuenhaus lässt die Verwaltung erst gar keinen Interpretationsspielraum zu: Kiesbeete werden in neuen Baugebieten verboten. Man muss sich nicht vorstellen, dass wir damit die Welt retten″, sagt Michael Kramer, der Erste Samtgemeinderat. Aber die kommunale Bauleitplanung schreibe sich seit Jahren auf die Fahnen, einen Beitrag gegen das Insekten- und Wildbienensterben zu leisten. Wo immer es geht, würden stadteigene Kleinflächen zu Blühstreifen. Die örtliche Politik beobachte die Verwaltungsinitiative mit Wohlwollen. Nun werden auch private Bauherren in die Pflicht genommen.

In der Gemeinde Wietmarschen wählt man einen anderen Weg. Die Kommune wächst. Neue Grundstücke seien kleiner als früher, die Häuser aber blieben groß, sagt Bürgermeister Manfred Wellen. Die Konsequenz: Immer mehr Fläche werde versiegelt. Als die Vorgartengestaltung in Grau überhandzunehmen drohte, entschied sich der Gemeinderat einstimmig zur Regulierung und zwar per Versiegelungsquote. Wer in Wietmarschen mehr als die erlaubten 60 Prozent seiner Grundstücksfläche überbaut etwa mit einem Kiesbeet –, muss mit Konsequenzen rechnen, betont Wellen. Notfalls muss zurückgebaut werden.″

Fabian Wendland beobachtet all diese Entwicklungen mit Sorge. Denn jedes neue Baugebiet mit Kiesbeetverbot fällt als Umsatztreiber weg. Wendland ist für den Verkauf beim Naturstein-Großhandel GHS aus Wilsum zuständig, der sozusagen Schotter mit Kies macht oder andersherum.

Wer begreifen will, welche Splittmengen in norddeutschen Beeten landen, der muss sich die Lagerflächen des Händlers anschauen. 250 bis 300 Tonnen Gesteinsmaterial aus aller Welt″ werden hier in der Hauptsaison täglich abgefüllt und in Lastwagen vom Hof gekarrt. 30 Festangestellte arbeiten im Betrieb. Sind Jobs in Gefahr, wenn die Politik das Ende des Kiesgartens proklamiert?

Wendland will das nicht ausschließen, denn GHS erwirtschaftet seinen gesamten Umsatz mit Natursteinen, die in Parks und Gärten aufgebracht werden. Der Kaufmann ist kein dogmatischer Steinwüsten-Verteidiger. Wenn ihr ein Kiesbeet anlegt, pflanzt Grün dazu″, rät er. Aber er will gehört werden, bevor Gemeinderäte und Verwaltungen Entscheidungen fällen. In einem Schreiben an die Bürgermeister und Bauämter der Region bot der 32-jährige Kaufmann seine Expertise an und wurde ignoriert. Was kommt als Nächstes?″, fragt er. Verbieten wir bald Rasenmähroboter, weil sie alles abrasieren, was blüht?

Schotter ist der neue Diesel″, schrieb die FAZ neulich zur deutschen Verbotsdiskussion. Doch für Wendland gibt es einen entscheidenden Unterschied: Beim Diesel-Gipfel durften die Autohersteller immerhin mitdiskutieren.

Bildtexte:
Gabionen nennt sich der Sichtschutz aus Gestein in Körben. Manche Stadt verbietet sie.
Unter den Beeten liegt meist Folie. Ob die Fläche damit als versiegelt gilt, ist umstritten.
Wenn im Herbst Blätter und im Frühling Samen auf dem Kies landen, sprießt wieder Grün.
Steinbeete gelten als pflegeleicht. Aber die Natur sucht sich ihren Weg.
Fotos:
Gert Westdörp

Tipps für einen naturnahen, pflegeleichten Vorgarten

Wer einen naturnahen, pflegeleichten Garten haben möchte, muss nicht gleich zu Kies und Schotter greifen, meint der Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Hier ein paar Nabu-Tipps:

Bodendeckende Pflanzen punkten, weil ihr langsames Wachstum den Arbeitsaufwand erleichtert. Da sich die Pflanzen dicht über größere Flächen ausbreiten, unterdrücken sie zudem nicht nur unerwünschte Kräuter, sondern bieten Nahrung und Unterschlupf für wild lebende Tiere.

Für trockene und sonnige Standorte sind Polster- dost Origanum vulgare oder auch blaues Silbergras Festuca geeignet. Sie brauchen nur wenig Wasser und Pflege. Zudem finden Insekten am Dost Nektar und Pollen.

Heimische Sträucher wählen, wie Kornelkirsche oder Eibe. Generell rät Nabu-Gartenexpertin Marja Rottleb zu heimischen Pflanzen, denn die brauchen, im Gegensatz zu standortfremden Pflanzen, weniger Pflege.

FOTO:
Ludger Jungeblut
Autor:
Meike Baars, Dirk Fisser, Elke Schröder


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