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1.
Erscheinungsdatum:
28.03.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Langjährige Bewohner nicht mehr erwünscht
Zwischenüberschrift:
Für das Bauprojekt Jahnplatz/Herderstraße werden zwei Häuser entmietet
Artikel:
Originaltext:
20
Eigentumswohnungen
plant
ein
Investor
an
der
Ecke
Jahnplatz/
Herder-
straße,
dafür
sollen
zwei
Häuser
mit
zehn
Wohnungen
von
der
Bildfläche
verschwinden.
Die
meisten
Mieter
sind
inzwischen
ausgezogen
–
der
Druck
auf
die
letzten
wächst.
Osnabrück
„
Als
ich
hier
eingezogen
bin,
war
ich
27″,
erzählt
Susanne
Zobel
(Name
von
der
Redaktion
geändert)
aus
der
Dachgeschosswohnung
des
Hauses
am
Jahnplatz,
Bautyp
„
Oldenburger
Hundehütte″.
Inzwischen
sind
35
Jahre
vergangen,
und
der
Mieterin
ist
anzusehen,
dass
sie
ihre
besten
Jahre
hinter
sich
hat.
Nach
einer
Krebserkrankung
fühlt
sich
das
Leben
nicht
mehr
so
an
wie
früher.
Wegen
ihrer
Beeinträchtigungen
sah
sich
die
Bilanzbuchhalterin
schon
vor
über
20
Jahren
gezwungen,
ihren
Beruf
aufzugeben.
Dass
sie
als
Frührentnerin
mit
1000
Euro
im
Monat
auskommen
muss,
konnte
sie
verkraften,
weil
für
ihre
44
Quadratmeter
große
Wohnung
nur
323
Euro
Miete
zu
zahlen
sind.
Immer
wieder
hat
Sabine
Zobel
betont,
dass
sie
an
der
Herderstraße
bleiben
will.
„
Ausziehen?
Kommt
nicht
infrage!
″,
hatte
sie
vor
zwei
Jahren
trotzig
erklärt,
als
schon
klar
war,
dass
der
neue
Eigentümer
die
Häuser
Herderstraße
54
und
56
entmieten
und
abreißen
würde.
Das
war
auch
als
Durchhalteappell
an
die
„
Jungs″
im
Haus
gemeint.
Zwei
gar
nicht
mehr
so
junge
Männer,
die
es
mit
ihrer
angeschlagenen
Gesundheit
kaum
noch
vor
die
Tür
schafften.
Den
einen
hat
ein
Hirninfarkt
aus
der
Bahn
geworfen,
den
anderen
ein
Arbeitsunfall,
dem
zwei
Schlaganfälle
folgten.
Schwacher
Trost
für
beide:
Mit
einer
Warmmiete
um
die
300
Euro
konnten
sie
über
die
Runden
kommen.
Nicht
so
schnell
aufgeben,
sagten
sich
die
drei
und
beschlossen,
für
ihre
Wohnungen
zu
kämpfen.
Unterstützung
bekamen
sie
von
mehreren
Nachbarn,
die
der
Gen-
trifizierung
ihres
Viertels
nicht
tatenlos
zusehen
wollen.
Also
einer
Verdrängung
der
angestammten
Mieter
durch
besser
Betuchte.
Sabine
Zobel
und
ihre
„
Jungs″
traten
dem
Mieterverein
bei
und
legten
Widerspruch
ein,
als
der
Postbote
die
schon
erwarteten
Kündigungen
brachte.
Die
Anspannung
wuchs,
das
Vertrauen
bekam
Risse.
Wer
würde
als
Erster
aufgeben?
Das
Trio
vom
Jahnplatz
erlebte,
wie
sich
das
Nachbarhaus
Her-
derstraße
54
langsam
leerte.
Ende
2018
zogen
dort
die
letzten
Mieter
aus.
Auch
in
der
Oldenburger
Hundehütte
bröckelt
der
Widerstand.
Die
juristischen
Schlachten
sind
zwar
noch
nicht
endgültig
geschlagen,
aber
die
Räumungsklagen
zeigen
Wirkung.
Sabine
Zobel
hat
jetzt
nur
noch
einen
Mitstreiter
im
Haus.
Der
andere
ist
in
den
Schinkel
gezogen.
Jetzt
liest
sie
sich
schon
mal
Wohnungsanzeigen
durch
und
erschrickt,
wenn
sie
die
Preise
sieht,
die
mittlerweile
obligatorisch
sind.
Im
Nebenhaus
sollen
die
Mieter
1000
Euro
Abfindung
bekommen
haben,
allerdings
nach
einer
deutlich
kürzeren
Wohndauer.
Damit
komme
sie
nicht
aus,
sagt
die
62-
Jährige:
„
Den
Umzug
kriege
ich
nicht
alleine
hin″,
da
brauche
sie
Hilfe.
Und
dann
schüttelt
sie
den
Kopf
und
murmelt:
„
Ich
bleib
jetzt
einfach
hier!
″
Das
Eckgrundstück
mit
den
zum
Abriss
bestimmten
Häusern
gehört
der
Bövingloh
Immobilien
Gruppe
aus
Münster.
Auf
ihrer
Internetseite
kündigt
sie
den
Neubau
von
20
Eigentumswohnungen
an,
für
die
schon
jetzt
Käufer
gesucht
werden.
Ein
Vorhaben,
das
von
der
Stadt
Osnabrück
befürwortet
wird,
weil
die
Schaffung
von
Wohnraum
ganz
oben
auf
der
Agenda
steht.
Dass
dafür
zehn
preiswerte
Wohnungen
vom
Markt
verschwinden,
wird
als
Kollateralschaden
in
Kauf
genommen.
Stadtbaurat
Frank
Otte
vertritt
den
Standpunkt,
dass
soziale
Probleme
nicht
durch
das
Baurecht
gelöst
werden
können.
Der
Stadt
liegt
ein
Bauantrag
vor,
der
gerade
die
letzten
Prüfungen
absolviert,
wie
Franz
Schürings,
der
Leiter
des
Fachbereichs
Städtebau,
bestätigt.
Eigentlich
nur
eine
Formsache,
denn
die
Grundsatzentscheidung
ist
vorab
gefallen.
Bövinglohs
Bauvoranfrage
hatte
die
Stadt
positiv
beschieden,
allerdings
erst,
nachdem
die
ursprünglichen
Dimensionen
seines
Projekts
deutlich
zusammengeschmolzen
waren.
Auf
ihre
Baugenehmigung
muss
die
Immobiliengesellschaft
aber
noch
warten.
Eine
Anliegerin
klagt
vor
dem
Verwaltungsgericht
gegen
den
Bescheid
zur
Bauvoranfrage,
genauer
gesagt,
gegen
dessen
aufschiebende
Wirkung.
Dahinter
steht
die
Sorge,
dass
von
dem
viergeschossigen
Komplex
eine
erdrückende
Wirkung
auf
das
Umfeld
ausgehen
könnte.
Und
dass
damit
zugleich
das
Startsignal
für
die
Gentrifizierung
des
Viertels
gegeben
werde.
Das
Verwaltungsgericht
hat
noch
keinen
Termin
für
eine
Verhandlung
anberaumt.
Für
Susanne
Zobel
ein
kleiner
Hoffnungsschimmer,
dass
ihr
noch
etwas
Zeit
in
ihren
vertrauten
vier
Wänden
beschieden
sein
könnte.
Als
Einzige
im
Haus
hat
sie
noch
keinen
Räumungsbescheid
erhalten.
Bildtext:
Ihre
Tage
sind
gezählt:
Die
Häuser
Herderstraße
54
und
56
sollen
einem
Neubaukomplex
weichen.
Inzwischen
sind
die
meisten
Mieter
ausgezogen.
Foto:
Rainer
Lahmann-
Lammert
Kommentar
Neues
vom
Baggerzahn
Komfortable
Eigentumswohnungen
in
bester
Lage
–
die
Stadt
kann
sich
freuen,
dass
es
Investoren
gibt,
die
solche
Projekte
planen.
Wohnungsbau
hat
schließlich
Priorität.
Aber
als
Erfolgsmeldung
lässt
sich
diese
Nachricht
nicht
verkaufen,
weil
langjährige
Mieter
auf
der
Strecke
bleiben.
Von
Gentrifizierung
wird
gesprochen,
wenn
preiswerter
Wohnraum
luxussaniert
oder
vernichtet
wird.
Am
Jahnplatz
ist
das
der
Fall.
Und
es
zeichnet
sich
schon
ab,
dass
die
nächsten
Häuser
entmietet
werden.
Wenn
es
um
die
Rendite
geht,
räumt
der
Baggerzahn
nicht
nur
marode
Gemäuer
aus
dem
Weg,
sondern
auch
gut
erhaltenen
Wohnraum.
Halb
so
schlimm,
hieß
es
bislang
vonseiten
der
Stadt,
das
seien
Einzelfälle.
Es
ist
höchste
Zeit,
die
Augen
aufzumachen
und
umzudenken.
Neue
Wohnungen
ja,
aber
nicht
auf
Kosten
der
Schwächsten!
rll@
noz.de
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert