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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Neuer Bürokomplex am Berliner Platz
 
Der Denkmalschutz sieht′s nicht so eng
Zwischenüberschrift:
Neuer Bürokomplex soll am Hannoverschen Bahnhof entstehen
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück Am Berliner Platz kommt einiges in Bewegung: Zwei Wohnprojekte sind geplant, und jetzt kommt ein großer Bürokomplex am Hannoverschen Bahnhof dazu. Der Neubau rückt allerdings ungewöhnlich nah an das Baudenkmal heran.

Am Berliner Platz bahnt sich das nächste Bauprojekt an: Ein Investor plant einen zweiteiligen Bürokomplex, und der kommt dem Hannoverschen Bahnhof sehr nahe. Zu nahe, könnte man meinen. Aber die Stadtplaner finden das in Ordnung.

Osnabrück Büro/ Forschung und Gastronomie″ gibt die BRI GmbH & Co. KG aus Recke als Nutzungszweck für ihr Bauprojekt an. Den Entwurf dazu hat das Osnabrücker Architektur- und Ingenieurbüro Hüdepohl.Ferner geliefert. Er soll die Grundlage für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan werden, über dessen Aufstellung der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt am Donnerstag entscheidet.

Schon die Form ist ungewöhnlich: Eine geschwungene Brücke″ im dritten von vier Geschossen verbindet die unterschiedlich großen Würfel über Eck. Sie bildet damit einen Torbogen über der Zufahrt, die in den Hof vor dem Nordwestflügel des Hannoverschen Bahnhofs führt. Unbefangenen Betrachtern stellt sich auf Anhieb die Frage, ob ein Neubau so eng an das denkmalgeschützte Gebäude von 1855 heranrücken darf.

Ja, sagt Franz Schürings, der Leiter des Fachbereichs Städtebau, und erinnert an den Architektenwettbewerb von 2015, mit dem die Stadt einen Neuanfang für das Viertel am Berliner Platz eingeleitet hat. Schon der Siegerentwurf des Berliner Büros SMAQ habe darauf abgezielt, die Fläche zu bebauen. Im damaligen Konzept sei der Abstand zum Hannoverschen Bahnhof sogar noch kürzer gewesen als im aktuellen Entwurf.

Aus denkmalpflegerischer Sicht ist vor allem der mittlere Teil des Bahnhofsgebäudes wertvoll, dessen Formensprache erkennbar auf das 19. Jahrhundert zurückgeht. Ihm zuliebe hat die Stadt bereits in einem anderen Bebauungsplan festgelegt, dass die Gebäudekante von zwei neuen Wohnprojekten am Berliner Platz abgeschrägt werden muss. So soll die Sichtachse auf das historistische Juwel freigehalten werden.

Bei der Formgebung für die neuen Baukörper wurde Wert auf den Erhalt der großen Stieleiche und auf die Blickbeziehungen aus verschiedenen Richtungen gelegt. Deshalb haben die Architekten das Erdgeschoss des größeren Würfels an der Rückseite arkadenartig eingeschnitten und die Gebäudekanten an verschiedenen Stellen abgerundet.

Der Fachbereich Städtebau will jetzt den Bebauungsplan auf der Basis des von der BRI GmbH eingereichten Entwurfs entwickeln. Weil es sich um eine Maßnahme der Innenentwicklung″ handelt, soll das mit verkürzter Bürgerbeteiligung und ohne Umweltprüfung geschehen, in einem beschleunigten Verfahren. Dessen Ausgang ist zwar offen, weil am Ende der Rat die Entscheidung treffen muss. Die Unterlagen für den Stadtentwicklungsausschuss lassen aber schon sehr viel Wohlwollen erkennen. Und das Fazit wird den Architekten überlassen, die ihrem eigenen Entwurf huldigen dürfen.

Das Gebäude nehme sich gegenüber dem historischen Bestand zurück, heißt es da, und es schaffe immer wieder neue, sich wechselnde Blickbeziehungen″. Von einer organisch anmutenden Form″ ist die Rede und von der Kreierung spannender Räume mit hohem Aufenthaltswert″. Segensreich sei aber vor allem die Nutzung der beiden Blöcke, heißt es in der Eigenlaudatio. Sie biete eine große Strahlkraft″ für die Weiterentwicklung und Förderung des Quartiers.

Bildtexte:
Der Hannoversche Bahnhof aus der Vogelperspektive: Während die Grünanlage vor dem historischen Gebäude erhalten bleiben soll, sieht die Planung eine Überbauung der hinteren Flächen vor.
Ein Baudenkmal ist der Hannoversche Bahnhof (rechts) zwar, aber die Denkmalpflege hat kein Problem damit, dass der geplante Bürokomplex sehr nah an den Nordflügel heranrückt.
Ein Innenhof soll zwischen dem Hannoverschen Bahnhof (unten) und dem zweiteiligen Neubau entstehen. Die Brücke im zweiten Obergeschoss wird in den Plänen als Torbogen bezeichnet.
Foto:
Google Kartendaten, GeoBasis-DE/ BKG
Zeichnungen:
Hüdepohl.Ferner

Kommentar
Frischer Wind beflügelt

Darf der das? Was der Investor an der Karlstraße plant, hat Aufregerpotenzial. Müssen es denn so moderne Formen und Materialien sein? Gebietet nicht der Respekt vor dem denkmalgeschützten Hannoverschen Bahnhof, mehr Abstand zu halten? Müsste da nicht die Baupolizei…? Keine Panik, das Projekt steht Osnabrück gut zu Gesicht. Das Viertel zwischen Remarque-Ring und Bahn wird zu einer guten Adresse. Und auch jenseits der Wittekindstraße dürfte es bald vorangehen.

Es war ein cleverer Zug von der Stadt, dass sie 2015 einen städtebaulichen Ideenwettbewerb für das Gebiet rund um den Berliner Platz auslobte. Mutig forderte das Siegerteam SMAQ sogar den Abriss eines sechsstöckigen Wohngebäudes, um der Hässlichkeit den Kampf anzusagen. So weit konnten sich die Architekten aus Berlin zwar nicht durchsetzen, aber vom frischen Wind ihrer Ideen beflügelt, gehen jetzt mehrere Bauprojekte an den Start. Und die werden dem Viertel großstädtisches Flair geben.

Wo Neues entsteht, sollte es sichtbarer Ausdruck seiner Zeit sein und nicht Vergangenes imitieren. Deshalb wäre es abwegig, einem Neubau am Hannoverschen Bahnhof mit Sandsteinfassade und Rundbogenfenstern das Gesicht des 19. Jahrhunderts zu geben. rll@ noz.de
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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